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Ich setzte mich ans Steuer des A-Mobils und zündete mir genüsslich eine Zigarette an. Innerhalb der Stadt fuhr ich recht langsam, doch als wir die Wacharibäume passiert hatten, war ich nicht mehr zu bremsen. Ich fuhr mindestens hundert Meilen pro Stunde. Kaum zu glauben, dass unsere Klapperkiste dieses Tempo schaffte! Und das war erst der Anfang.

Schürf saß reglos auf dem Rücksitz. Ich konnte mich nicht mal umdrehen, war mir aber sicher, dass er vor Begeisterung strahlte. Die Fahrt war ungemein angenehm! Wir flogen beinahe über unbekannte Straßen. Ich sah weder die Drahtseilbahn noch die Stadt aus meinen Träumen, spürte aber den angenehm warmen Wind von Kettari. Irgendwann aber verschwand auch er.

»Ich hab Juffin gerade per Stummer Rede erreicht«, sagte Lonely-Lokley.

Ich hob die Brauen. »Das ist ja eine wunderbare Nachricht. Richte ihm bitte aus ... Ach was, es ist besser, wenn du ihm deine Version unserer Abenteuer schilderst. Bei diesem Tempo muss ich mich konzentrieren, und ich bringe es einfach nicht übers Herz, langsamer zu fahren. Sagst du ihm das bitte?«

»Natürlich. Ich weiß ja schon, dass du dich ungern der Stummen Rede bedienst. Nach meiner Schätzung erreichen wir Echo schon vor dem Morgengrauen, wenn du nicht müde wirst.«

»Wozu haben wir denn noch Kachar-Balsam? Ich weiß - du hast mir schon erklärt, dass dieses Zeug für A-Mobilfahrer nicht gerade geeignet ist, aber mich hält es topfit.«

»Ja, du solltest dich stärken«, pflichtete Lonely-Lokley mir unerwartet bei.

Dann schwieg er. Offenbar hatten Sir Juffin und er nach der langen Trennung genug Gesprächsstoff. Ich war nicht neidisch - dazu genoss ich die Fahrt viel zu sehr. Und am nächsten Tag würde auch ich Juffin jede Menge zu erzählen haben. Der Arme hätte mein Gerede sicher irgendwann satt.

Nach zwei Stunden tippte Lonely-Lokley mir vorsichtig auf die Schulter. Ich zuckte zusammen, weil der Geschwindigkeitsrausch mich die Welt und meinen schweigsamen Mitfahrer hatte vergessen lassen.

»Was ist?«, fragte ich, ohne mich umzudrehen.

»Das Gespräch mit Juffin ist beendet, und ich habe einen Bärenhunger. Vielleicht können wir irgendwo einkehren?«

»Sieh doch mal in meine Reisetasche. Dort dürfte Gebäck sein. Auch wenn du das nicht kennst - es ist durchaus genießbar. Und gib mir was davon. Ich muss auch was essen.«

Lonely-Lokley wühlte in meiner Tasche und reichte mir eine Tüte Knabberzeug. Dann begann auch er, behaglich zu futtern.

»Kommt das alles aus der anderen Welt?«

»Genau. Schürf, ich hab eine wunderbare Idee.«

Ich hielt und schob die Hand unter den Sitz. Nach zwei Minuten zog ich meinen Fang hervor und musste lachen.

»Was ist, Max?«, fragte Schürf interessiert.

»Nichts Besonderes. Als ich gestern Abend unbedingt Zigaretten angeln wollte, hab ich die ganze Zeit Lebensmittel gefischt, und jetzt, wo ich etwas essen will, finde ich das hier unterm Sitz«, sagte ich und hielt ihm eine Stange Zigaretten unter die Nase. »Zehn Schachteln, Schürf, stell dir das vor! Von meiner Lieblingssorte -heute hab ich wirklich Glück.«

»Hallo, Max!« Die Stimme von Machi Ainti erwischte mich so unerwartet, dass ich beim Zurücklehnen in den Sitz seufzte. Es war keine angenehme Überraschung -eher so, als würde ich unter die Ladung eines Kippers geraten.

»Ich muss mich bei dir bedanken«, sagte Machi und klang recht schuldbewusst. Vermutlich wusste er, wie ich mich fühlte. »Ich hoffe, du freust dich, dass ich mich bei dir melde - auch wenn du es vermutlich kaum erträgst, dich mit mir zu unterhalten.«

»Ganz im Gegenteil«, sagte ich per Stummer Rede und bemühte mich, gelassen und freundlich zu klingen. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, von dir zu hören.«

»Das kann ich mir ganz gut vorstellen«, meinte Machi belustigt und verschwand aus meinem Bewusstsein. Ich atmete erleichtert auf. Auch wenn ich eine Schwäche für ihn haben mochte - alles in allem fand ich ihn recht schwer erträglich.

»Sollte das ein Geschenk sein?«, fragte Lonely-Lokley. »Du hättest jedenfalls eins verdient. Schließlich hast du in Kettari schönere Sachen zurückgelassen als bekommen.«

»Hast du unser Gespräch mitgekriegt?«, fragte ich erstaunt.

»Irgendwie ja ... Seitdem ich mich der Attacken von Kiba Azach nicht mehr erwehren muss, kann ich meine Kräfte wieder anders verwenden. Manches passiert bei mir ganz von allein. Momentan fällt es mir leicht zu verfolgen, was dir widerfährt. Und deine ausgeprägte Mimik erleichtert das noch.«

Ich zuckte gleichgültig die Achseln. »Vielleicht finde ich ja noch was Leckeres unterm Sitz.«

Eine halbe Stunde später waren wir stolze Besitzer dreier Flaschen Mineralwasser und vieler Jetons für Spielautomaten.

»All das hat mir mein Leben lang gefehlt«, brummte ich ärgerlich.

Beim letzten Versuch zog ich eine halbe Kirschtorte unterm Sitz hervor und aß den Großteil davon. Gestärkt und guter Dinge ließ ich das A-Mobil wieder an, und wir fuhren weiter.

»Hör mal, Schürf, hast du Juffin zufällig gefragt, was los war, als ich mich kurz vor Kettari mit Lukfi Penz unterhalten habe und die Verbindung plötzlich abbrach?«

»Nein, aber er hat es mir erzählt. Er hatte wohl wieder mal den Eindruck, du bräuchtest nicht alles zu wissen. Du hast mit deinen Ansichten über die andere Welt richtiggelegen, und Sir Lukfi ist ein zerstreuter Mensch, der einfach nicht gemerkt hat, dass ihn meine Stumme Rede von einem Ort aus erreichte, von dem aus sie ihn eigentlich nicht hätte erreichen können. Diesmal hat seine Zerstreutheit unsere Mission begünstigt. Und dann ist etwas passiert, das dich zum Lachen bringen mag. Sir Juffin hat gleich gewusst, wohin wir beide geraten sind, und hat uns das erklären wollen. Lukfi hat Juffins Erklärung hinsichtlich der anderen Welt vernommen und wortgetreu an dich weitergegeben, bis ihm endlich klar wurde, dass die Verbindung mit dir unter solchen Umständen eigentlich unmöglich war. Und prompt ist euer Kontakt abgebrochen. Warum lachst du nicht, Max?«

»Keine Ahnung«, sagte ich achselzuckend. »Ich versuche, die Situation zu begreifen. Woher willst du wissen, dass mich so was zum Lachen bringt? Übrigens hast du dich in Kettari sehr verändert, Schürf, weißt du das?«

»Das ist durchaus verständlich«, antwortete Lonely-Lokley nachdenklich und schien darüber zu grübeln, wie er sich am besten aus der Affäre ziehen konnte.

»Zuerst hast du das Gesicht von Glama Eralga bekommen. Dann hast du die wunderbare Lady Marilyn - die Magister seien ihrer armen Seele gnädig! - ertragen müssen. Obendrein hast du in eine andere Welt reisen und dort einen Joint rauchen müssen. Und als Zugabe hattest du noch mit Kiba Azach zu kämpfen. Mein armer Schürf - all das hast du tapfer ertragen.«

»Du kannst wirklich wunderbar erzählen«, meinte Lonely-Lokley, und seine Stimme klang so seltsam, dass ich mich umdrehen musste. Schürf lächelte, wenn auch nur mit den Mundwinkeln. Er lächelte! Ehrenwort!

»Trotz all dieser Erfolge und Erlebnisse solltest du auf dem Teppich bleiben, Freundchen«, meinte ich und zwinkerte ihm zu. »Schließlich haben wir noch mit einem zweiten Toten zu tun. Wie heißt er eigentlich?«

»Juk Jugari. Aber der ist weit weniger gefährlich. Ich hab nicht mal vor, mit ihm zu kämpfen, Max. Ich muss mich nämlich auf das Wesentliche konzentrieren.«

»Wie dem auch sei - wenn der Tote dich belästigen sollte, kannst du auf mich zählen«, antwortete ich leichthin. »Ich werde in seine Träume eindringen, und er wird alles bereuen.«