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»Wir haben gewonnen«, sagte der Hinterste. »Louis, du hast mich für eine Aufgabe eingespannt, deren Größe sich nur mit dem Bau dieser Welt vergleichen läßt. Dafür hast du mein Leben aufs Spiel gesetzt. Ich kann jetzt, da wir gewonnen haben, deine Arroganz akzeptieren, aber selbst meiner Toleranz sind Grenzen gesetzt. Ich erwarte jetzt, daß du mir gratulierst, oder ich schneide dir die Luftzufuhr ab.«

»Ich gratuliere«, sagte Louis Wu.

Die Frau und der Junge neben ihm begannen zu weinen.

Chmeee schnaubte: »Es ist das Recht des Siegers zu triumphieren. Belasten dich die Toten und die Sterbenden? Denn jene, die deinen Respekt verdienten, hätten sich freiwillig gemeldet.«

»Ich habe ihnen dazu keine Chance gegeben. Zudem verlange ich nicht, daß du deswegen Gewissensbisse empfindest.« »Warum sollte ich auch? Ich will dich nicht beleidigen, aber die Toten und Sterbenden sind alles hominide Wesen. Sie gehören nicht zu deiner Gattung, Louis, und schon gar nicht zu meiner oder der des Hintersten. Ich bin ein Held. Ich habe die Bevölkerung von vergleichsweise zwei Planeten gerettet, und diese Bevölkerung gehört zu meiner Gattung, oder ist ihr zumindest außerordentlich ähnlich.«

»Schon gut. Ich verstehe ja deinen Standpunkt.«

»Und jetzt, mit Hilfe meiner überlegenen Technologie, beabsichtige ich, hier auf dieser geretteten Welt ein Imperium zu erschaffen.«

Louis mußte jetzt doch lächeln. »Sicher, warum nicht? Auf der Weltkarte der Kzin?«

»Ich hatte daran gedacht, aber ich glaube, ich ziehe die Weltkarte der Erde vor. Teela erzählte uns, daß die Kzinti-Forschungsreisenden jetzt über die Weltkarte der Erde herrschen. In geistiger Beziehung stehen mir diese Welteroberer der Kzinti viel näher als die dekadenten Einwohner der Weltkarte von Kzin.«

»Du hast vermutlich recht.«

»Zudem haben jene, die über die Weltkarte der Erde herrschen, einen uralten Tagtraum meiner Rasse in die Tat umgesetzt.«

»Oh?«

»Indem sie die Erde eroberten, du Idiot.«

Es waren schon viele Tage vergangen, seit Louis Wu zuletzt gelacht hatte. Sie hatten eine Welt voll Affen erobert! »Sic transit gloria mundi. Aber wie willst du zur Weltkarte der Erde gelangen?«

»Es wäre keine große Heldentat, die Heiße Nadel von ihrem Basalt-Panzer zu befreien und sie zurückzulenken auf den Mons Olympus.«

»Mein Schiff«, sagte der Hinterste mit sanfter Stimme. Trotzdem schien sie irgendwie lauter als die von Chmeee zu sein: »Meine Steuereinrichtungen. Die Heiße Nadel fliegt dorthin, wo ich will.«

Die Stimme von Chmeee hatte einen gereizten Unterton: »Und wo, wenn ich fragen darf, soll das sein?«

»Nirgendwohin. Ich habe nicht das dringende Bedürfnis, mich zu rechtfertigen«, erwiderte der Hinterste. »Ihr gehört nicht zu meiner Gattung, und wie wollt ihr mir schaden? Wollt ihr vielleicht meinen Hyperdrive-Motor noch einmal verbrennen? Trotzdem seid ihr meine Verbündeten. Ich werde es euch erklären.«

Chmeee stand an der Trennwand und starrte den Puppetier mit ausgefahrenen Krallen und gesträubtem Fell um den Hals an. Erklärlich.

»Ich habe gegen die Tradition verstoßen«, sagte der Hinterste. »Ich habe nicht aufgehört zu funktionieren, als mich der Tod jede Sekunde ereilen konnte. Mein Leben stand fast zwanzig Jahre lang auf dem Spiel, wobei das Risiko fast asymmetrisch zunahm. Das Risiko ist nun vorüber. Ich bin im Exil, aber ich lebe. Ich möchte mich ausruhen. Könnt ihr vielleicht nachempfinden, wie nötig ich eine lange Ruhepause habe? In der Heißen Nadel habe ich fast so viel Komfort wie zu Hause, wenn ich mein Zuhause jemals wiedersehen werde, heißt das. Mein Schiff ist sicher in einem Felsen eingebettet zwischen zwei Schichten von Scrith, deren Widerstandsfähigkeit sich nur mit dem Rumpf der Heißen Nadel vergleichen läßt. Hier habe ich meine Ruhe und die nötige Sicherheit. Wenn ich später das Bedürfnis empfinden sollte, auf Forschungsreisen zu gehen — nun, eine Milliarde Kubikmeilen des Ringwelt-Reparaturzentrums warten direkt vor meiner Haustür. Ich bin genau dort, wo ich sein will, und dort werde ich auch bleiben.«

Louis und Harkabeeparolyn trieben in dieser Nacht Rishathra (Nein: sie liebten sich). Das hatten sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr getan. Louis hatte schon gefürchtet, daß ihm dazu jedes Bedürfnis verlorengegangen war. Danach sagte sie es ihm:

»Ich habe mich mit Kawaresksenjajok gepaart.«

Das hatte er bereits bemerkt. Aber sie meinte, daß sie sich auf die Dauer mit ihm gepaart hatte, nicht wahr? »Meine Gratulation.«

»Das ist nicht der geeignete Ort, ein Kind großzuziehen.« Sie hatte sich die Mühe gegeben, ihn aufzuklären, daß sie schwanger war. Natürlich war sie schwanger.

»Es muß überall auf der Ringwelt Städtebauer geben. Du kannst dich überall niederlassen. Tatsächlich würde ich gerne mit dir kommen«, sagte Louis. »Wir retteten die Welt. Wir werden alle Helden sein, vorausgesetzt, alle glauben uns, was wir ihnen erzählen.«

»Aber Louis, wir können diesen Ort doch nicht verlassen! Wir können nicht einmal atmen, wenn wir die Oberfläche des Mars betreten! Unsere Druckanzüge sind in Fetzen, und wir befinden uns in der Mitte des Großen Ozeans!«

»Kein Grund, zu verzweifeln«, erwiderte Louis. »Du redest so, als wären wir zwischen den Magellanschen Wolken nackt ausgesetzt. Die Heiße Nadel ist nicht unser einziges Transportmittel. Hier gibt es Tausende von diesen Flugscheiben. Und wir haben ein Raumschiff gefunden, das so groß ist, daß der Hinterste nur mit dem Tiefenradar die Einzelheiten zu erkennen vermag. Wir werden uns irgend etwas heraussuchen, was zwischen einer Transportscheibe und diesem Raumschiff liegt.«

»Wird unser zweiköpfiger alliierter Bundesgenosse versuchen, uns zurückzuhalten?«

»Ganz im Gegenteil. Hinterster, hörst du uns zu?« Die Decke sagte: »Ja«, und Harkabeeparolyn zuckte zusammen.

Louis sagte: »Du befindest dich auf dem sichersten Ort, den man sich auf der Ringwelt vorstellen kann. Das hast du selbst gesagt. Die größte, nicht vorhersehbare Bedrohung, der du dich jetzt noch gegenübersiehst, sind die fremden Wesen an Bord deines eigenen Schiffes. Wie gefiele dir das, wenn du sie loswürdest?«

»Es gefiele mir. Ich habe Vorschläge zu machen. Soll ich Chmeee wecken?«

»Nein, wir werden morgen darüber reden.«

Es war knapp vor dem Rand der Klippe, wo das Wasser sich zu kondensieren begann. Von dort strömte es bergab. Es wurde zu einem senkrechten Fluß, einem zwanzig Meilen hohen Wasserfall. Am Fuße dieses Wasserfalles war ein Nebelmeer, das Hunderte von Meilen auf den Ozean hinausreichte.

Die Kamera der Sonde, die auf diese Seite der Weltkarte des Mars gerichtet war, zeigte ihnen nichts außer stürzendem Wasser und weißem Nebel.

»Aber das infrarote Lichtbild sieht ganz anders aus«, sagte der Hinterste. »Schaut mal.«

Der Nebel verbarg ein Schiff. Ein schmales Dreieck von einem Schiff. Ein eigenartiges Design. Keine Mäste. Moment mal, dachte Louis. Zwanzig Meilen tiefer . . . »Das Ding muß fast eine Meile lang sein!«

»Fast«, stimmte der Hinterste zu. »Teela verriet uns sie habe ein Kolonialschiff der Kzinti gestohlen.«

»Okay.« Louis hatte sich bereits entschlossen. So rasch.

»Ich baute einen intakten Deuterium-Filter aus der Sonde aus, die Teela später zerstörte«, fuhr der Hinterste fort. »Ich kann damit dieses Schiff mit Treibstoff versorgen. Teelas Seereise war eine schreckliche Strapaze. Deine muß es nicht sein. Du kannst dir Transportscheiben für Forschungsreisen mitnehmen und als Handelsgut, wenn du an einer Küste landest.«