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»Und was erwarten Sie sich von der Landung? Was suchen Sie auf dem Raumhafen?«

»Ich bin überrascht, daß Ihr Gedächtnis in diesem Punkt versagt.« Der Hinterste wendete sich wieder seiner Instrumentenkonsole zu. »Louis, Sie haben sich lange genug in Wonne gebadet.«

»Noch nicht.«

Das Wonnefeld in seinem Gehirn brach zusammen.

5. Entzugserscheinungen

Louis beobachtete durch das Querschott, wie der Puppetier an seinem Wonnestecker arbeitete. Er dachte an den Tod solcher Massen, daß ihm der Kopf schwindelte, an den Tod als eine sehr eigene persönliche Erfahrung, an den Tod, den er fremden Wesen zudachte, die den Strom für die Lustzentren seines Gehirnes kontrollierten.

Zwei flache Köpfe drehten und schraubten an einem kleinen schwarzen Gehäuse herum, als wäre es ein Happen von zweifelhaftem Geschmack. Lange bewegliche Zungen und tastempfindliche Lippen arbeiteten in dem Gehäuse. In ein paar Minuten hatte der Puppetier die Schaltuhr neu eingestellt, sie auf einen Tageszyklus von dreißig Stunden eingerichtet und die Stromstärke um fünfzig Prozent reduziert.

Der nächste Tag war eitel Wonne. Kein menschliches Trübsal war ihr beigemischt. Nichts konnte ihn jetzt mehr stören, aber. Louis vermochte seine Gefühle nicht mehr richtig zu definieren. Als an diesem Abend der Strom zu früh abgeschaltet wurde, überfiel ihn die Depression wie eine Wolke von Senfgas.

Alsdann fiel der Schatten Chmeees über ihn, der den Stecker aus seinem Schädel entfernte und ihn auf die Transportscheibe stellte, damit er hinüberglitt auf das Flugdeck. Für eine Neueinstellung. Schon wieder.

Louis schrie und sprang das Tigerwesen an. Er zog sich an dem Fell an seinem Rücken hinauf und versuchte ihm die Ohren abzureißen. Der Kzin wirbelte herum. Louis hielt sich an einem fellbedeckten Arm fest, doch der Arm schleuderte ihn herum, und er fand sich an einer Wand wieder. Halb betäubt und mit tiefen Kratzwunden auf der Haut ging Louis erneut zum Angriff über.

Diesmal wich Chmeee zurück und sprang auf die Transportscheibe, während der Hinterste in der Kommandozentrale die Schalter mit dem Mund bediente.

Chmeee kauerte sich auf der schwarzen Scheibe zusammen. Er sah gefährlich und lächerlich zugleich aus.

Der Hinterste sagte: »Eine so schwere Masse kann von diesen Scheiben nicht bewegt werden. Halten Sie mich für einen Idioten, daß Sie von mir erwarten, ich würde mir einen Kzin in den Leitstand holen?«

Chmeee fauchte: »Wie intelligent kann ein Wesen sein, das die Blätter von den Bäumen frißt?« Er warf Louis den Wonnestecker wieder zu und trottete zu seinem Wasserbett.

Ein Scheinmanöver. Chmeee hatte den Wonnestecker aus Louis' Schädel herausgerissen, als der Wonnestrom gerade abgeschaltet wurde. Er hatte Louis Wus Jähzorn herausgefordert, um die Aufmerksamkeit des Puppetiers abzulenken. Und dann hatte er sich auf die Transportscheibe gestellt. Der Hinterste sagte: »Das nächstemal ändere ich die Schaltzeit, ehe Sie den Stecker bekommen. Ist Ihnen das lieber?«

»Sie wissen ganz genau, daß mir das lieber ist!« Louis hielt den Stecker mit beiden Händen fest umklammert. Aber der Stecker war tot — erst wenn die Schaltuhr ihn wieder aktivierte, erwachte er zum Leben.

»Ihre Lebenserwartung ist doch fast so groß wie unsere. Wie vergänglich ist der Genuß dieser Droge«, fuhr der Hinterste fort. »Und bald werden Sie so reich sein, als würde ein Märchen Wirklichkeit. Die Ringwelt-Raumschiffe verfügten über Werkzeuge, mit denen sie Materie in großen Mengen billig umwandeln konnten. Nach dem gleichen Verfahren müssen sie die Ringwelt gebaut haben!«

Louis blickte überrascht auf.

»Ich wünschte mir nur, wir würden die Masse und den Umfang dieser Maschinen kennen«, fuhr der Puppetier fort. »Die Raumfahrzeuge der Ringwelt waren riesige Flugapparate. Aber wir müssen diese Maschinen nicht transportieren. Es genügt, wenn wir ein Hologramm mit Hilfe von Tiefenradar anfertigen und Hologramme von der Arbeitsweise dieser Maschinen. Das würde genügen, meine Untertanen zu überzeugen. Dann brauchen wir nur noch einen Mark 4 General-Products-Raumer, um so eine Maschine auf der Ringwelt zu bergen.«

Der Fremdling konnte nicht erwarten, daß ein Mann, der sich in Wonnestrom-Verzückung befand, auf jede kleine Bemerkung reagierte. Louis beobachtete lediglich den Kzin, wie er sich zu dem Vortrag des Puppetiers stellte.

Der Kzin verhielt sich bewundernswert. Einen Moment war er wie erstarrt. Dann sagte er: »Sie sprachen eben von Ihren Untertanen. Aber ich dachte, Sie haben Ihre Vorrechte verloren?«

»Das stimmt.«

»Wie konnte das geschehen?«

»Wir haben eine Strecke von elf Milliarden Meilen im freien Fall zurückzulegen und müssen unterwegs eine Geschwindigkeit von zweiundfünfzigtausend Meilen pro Sekunde kontinuierlich verzögern. Bisher ist nur ein Tag im freien Fall vergangen. Wir haben also sehr viel Zeit.«

»Das ist richtig. Wir können die Zeit auch nicht mit nützlicher Arbeit ausfüllen. Also gut. Man muß wissen, daß das Zweiparteiensystem der Konservativen und Experimentalisten eine sehr lange Tradition besitzt. Meistens waren die Konservativen die regierende Partei. Doch als unsere Welt sich zu sehr als Folge ausgedehnter Industrialisierung erhitzte, schoben die Experimentalisten unsere Welt weiter nach außen in den Kometenring hinein. Ein Regime der Experimentalisten beendete und kolonisierte zwei Ackerbau-Planeten. Eine spätere Regierung bewegte zwei weitere Welten von einer äußeren Umlaufbahn, wo sie sich als Monde eines weit entfernten Eisgiganten entwickelt hatten, in unser Planetensystem hinein.«

Inzwischen hatte Chmeee genügend Zeit gehabt, seine Erregung zu unterdrücken und sich seine nächste Frage zu überlegen. Sehr gut. Vielleicht hatte der Kzin sogar die Position verdient, die er einst ausfüllte: Vermittler zu sein zwischen den Kzin und den Menschen, »Dolmetscher« seiner Rasse, Gesandter auf der Erde.

».wir tun, was nötig ist, und dann werden wir wieder entmachtet. Das war ein historisches Gesetz. Die Experimentalisten kamen an die Macht, als unsere Sonden das Imperium der Kzinti entdeckten. Ich glaube, Nessus hat Ihnen bereits berichtet, wie wir das Problem gelöst haben.«

»Sie unterstützten die Menschheit.« Chmeee verhielt sich seltsam ruhig. Louis hätte eigentlich erwartet, daß er jetzt die Wände hochging. »Die vier Kriege mit der Menschheit vernichteten vier Generationen unserer besten Krieger, damit die friedfertig Veranlagten unserer Rasse sich um so besser vermehren konnten.«

»Wir hofften, Sie damit in die Lage zu versetzen, mit anderen intelligenten Lebewesen besser zurechtzukommen. Meine Partei errichtete auch ein Handelsimperium in dieser Region. Trotz unserer Erfolge verloren wir stetig an Autorität. Dann entdeckten unsere Sonden, daß der Kern unserer Galaxis explodiert war. Die Schockwelle würde in zwanzigtausend Jahren unser Planetensystem erreichen. So blieb unsere Partei an der Macht, um den Exodus unserer Planeten zu organisieren.«

»Wir vorteilhaft für Sie! Doch trotzdem hat man Sie abgesetzt?«

»Ja.«

»Warum?«

Der Puppetier blieb eine Weile die Antwort schuldig. Dann: »Eine Vielzahl meiner Entscheidungen waren nicht populär. Ich manipulierte das Schicksal zweier Rassen — das der Kzinti und der Menschen. Irgendwie sickerte unser Geheimnis durch, wie wir die Geburtenregelung auf der Erde sabotiert hatten, um mehr glückliche Menschen heranzuzüchten. Wie wir den Verlauf des Ersten Menschheits-Kzin-Krieges manipulierten, um mehr vernünftige Kzinti heranzuzüchten. Meine Vorfahren gründeten General Products, das interstellare Handelsimperium. Dadurch geriet meine Partei in den Verruf, daß sie aus dem Wahnsinn eine Tugend machte, denn nur die Wahnsinnigen unter meinen Artgenossen riskieren ihr Leben mit der Raumfahrt. Als ich Ihre Expedition zur Ringwelt organisierte, wurde ich selbst für verrückt erklärt, daß ich eine Kontaktaufnahme mit so einer fortgeschrittenen Technologie riskierte. Aber man darf nie die Augen vor einer Gefahr verschließen!«