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Mit Halrloprillalars Unterstützung gelang es Louis, dem Dolmetscher und Nessus, die Rotationsgeschwindigkeit der Ringwelt zu einem Notstart ihres beschädigten Raumfahrzeuges auszunützen, die sie in den interstellaren Raum hinauskatapultierte, wo sie ihren Hyperdrive-Motor wieder einschalten konnten. Nur Teela Brown zog es vor, auf der Ringwelt zu bleiben.

Seither sind dreiundzwanzig Jahre vergangen...

I. Teil

1. Im Wonnefeld

Louis Wu stand unter Strom, als die beiden Männer in seine Privatsphäre eindrangen.

Er saß in tadelloser Lotus-Position auf dem üppigen gelben Innen-Gras-Teppich. Sein Lächeln war verträumt, wonnetrunken. Die Wohnung war klein, bestand nur aus einem großen Raum. Er konnte beide Ausgänge zugleich sehen. Aber in dem Wonnerausch, der nur dem Süchtigen vertraut ist, sah er sie nicht hereinkommen. Plötzlich standen sie vor ihm: zwei blasse junge Männer, beide fast zwei Meter zwanzig groß, die Louis mit verächtlichem Lächeln musterten. Der eine schnaubte und ließ einen wie eine Waffe geformten Gegenstand in die Tasche gleiten. Sie rückten noch einen Schritt vor, als Louis sich aus dem Gras erhob.

Es war nicht allein dieses glückselige Lächeln, das sie täuschte. Vielmehr verließen sie sich auf den faustgroßen Wonnestecker, der aus dem Scheitel von Louis Wus Kopf hervorschaute wie eine schwarze Plastikgeschwulst. Sie hatten mit einem Strom-Süchtigen zu tun und wußten, was sie von ihm zu erwarten hatten. Seit Jahren mußte dieser Mann sein Gehirn abgeschaltet und sein ganzes Bewußtsein von diesem Stromleiter abhängig gemacht haben, der das Wollust-Zentrum in seiner Gehirnrinde mit elektrischen Impulsen anregte. Die Süchtigen verwahrlosten und verfielen körperlich. Man konnte es ihm ansehen:

Er war schmächtig und fast einen halben Meter kleiner als die beiden. Er.

Als sie sich Louis greifen wollten, lehnte sich dieser weit zur Seite, um die richtige Hebelwirkung zu erreichen, und schlug einmal, zweimal, dreimal mit dem Bein zu. Der eine von den beiden Eindringlingen lag auf dem Boden, um sich selbst gewickelt, atemlos, ehe der andere seine Geistesgegenwart wiederfand und zurückwich.

Louis folgte ihm.

Was den jungen Mann fast lähmte, war diese fast wollüstige Andacht, mit der Louis ihn in den Tod schicken wollte. Zu spät griff er nach dem Lähmungsstrahler, den er wieder in die Tasche gesteckt hatte. Louis schlug ihm die Waffe mit dem Fuß aus der Hand. Mit einem wuchtigen Faustschlag traf er die Kniescheibe, noch einmal die Kniescheibe (der blasse Riese blieb mit betäubten Nerven stehen), die Leistengegend, das Herz (der Riese knickte mit einem pfeifenden Schrei nach vorne), die Kehle (der Schrei riß ab).

Der andere Eindringling kauerte auf Händen und Knien im Gras und holte gurgelnd Luft. Louis schlug ihm zweimal mit der gestreckten Hand ins Genick.

Beide Eindringlinge lagen jetzt regungslos im üppigen gelben Gras.

Louis Wu ging zur Wohnungstür, um sie wieder abzusperren. Nicht einen Moment hatte sich der wonnetrunkene Ausdruck seines Gesichts verändert, auch jetzt nicht, als er feststellen mußte, daß die Tür zweimal abgesperrt und der Alarm eingeschaltet war. Er überprüfte die Balkontür. Sie war ebenfalls verriegelt und alarmgesichert.

Wie in aller Welt waren sie in das Zimmer gekommen?

Verwirrt versank er an Ort und Stelle wieder in seine Lotus-Stellung und bewegte sich über eine Stunde lang nicht von der Stelle.

Dann schaltete eine Zeituhr den Wonnestecker ab.

Die Wonnestrom-Sucht gehört zu den jüngsten Lastern der Menschheit. Fast alle Kulturen des vom Menschen besiedelten Universums haben irgendwann in ihrer Geschichte dieses Laster zu einer gefährlichen Seuche erklärt. Die Süchtigen gingen dem Arbeitsmarkt verloren und fielen ihrer Verwahrlosung zum Opfer.

Aber die Zeiten ändern sich. Einige Generationen später betrachteten dieselben Kulturen dieses Laster als eine problematische Errungenschaft. Suchtgewohnheiten aus historisch älterer Zeit — Alkoholismus, Rauschgifte und Wettleidenschaften können nicht damit konkurrieren. Leute, die für Drogen anfällig sind, kommen mit dem Wonnestrom viel besser auf ihre Kosten. Die Lebensspanne eines Wonnesüchtigen war viel größer, und sie neigten zur Kinderlosigkeit.

Und die Droge kostete praktisch nichts. Ein Ekstase-Händler könnte natürlich den Preis seiner Ware erhöhen, aber wozu? Der Wonnesüchtige wird erst von dem Laster abhängig, wenn der Stromleiter in das Lustzentrum seines Hirnes eingepflanzt worden ist. Und dann hat der Händler keine Gewalt mehr über ihn, denn der Süchtige kann sich seinen Rausch aus der Steckdose zu Hause in seiner Wohnung holen.

Und das Wonneerlebnis ist absolut rein, ohne nachteilige Nebenwirkung und ohne Kater.

Und so kam es, daß zu Louis Wus Lebzeiten alle Vertreter der menschlichen Rasse, die sich von der Wonnestrom-Sucht oder anderen selbstmörderischen Lastern versklaven ließen, kraft Vererbungsgesetze bereits seit achthundert Jahren ausgestorben waren.

Heute gibt es sogar schon Geräte, mit denen man aus der Entfernung das Wollustzentrum eines Opfers erregen kann. Tasps oder Wonnegeißeln sind auf den meisten Welten gesetzwidrig. Zudem sind sie teuer herzustellen, aber es gibt sie. (Ein verbittert aussehender Fremder kommt an dir vorbei. Zorn oder Depression sind auf sein Gesicht geschrieben. Du stehst hinter einem Baum und drückst auf einen Knopf. Hing! Sein Gesicht verklärt sich und strahlt. Einen Moment lang vergißt er alle seine Sorgen.) Die Lustgeißel führt in der Regel nicht zu einer verheerenden Abhängigkeit. Die meisten Menschen sind widerstandsfähig genug, sie ertragen zu können.

Die Schaltuhr unterbrach den Stromkreis.

Louis schien in sich zusammen zu sinken. Er griff unter den langen schwarzen geflochtenen Zopf auf seinem kahlgeschorenen Schädel und zog den Wonnestecker aus der Fassung heraus. Er hielt ihn auf der Handfläche und betrachtete ihn. Und dann ließ er ihn wie gewöhnlich in eine Schublade fallen und versperrte sie. Die Schublade verschwand. Der Schreibtisch, anscheinend ein antikes Stück aus massivem Holz, bestand in Wahrheit aus papierdünnem Raumschiffmetall, in dem unendlich viele Geheimfächer Platz fanden.

Es war natürlich immer verlockend, die Schaltuhr neu aufzuziehen. Er hatte das in den ersten Jahren seiner Sucht routinemäßig getan, bis er zum Skelett abgemagert und in seinem eigenen Schmutz fast erstickt war. Schließlich hatte er die Reste seiner vormals sprichwörtlichen Zielstrebigkeit dazu verwendet, eine Schaltuhr zu bauen, die man nur mit einer zwanzigminütigen konzentrierten Fummelei einzustellen vermochte. Zur Zeit schaltete sie nach fünfzehn Stunden Wonnestrom für zwölf Stunden ab, damit er zwölf Stunden schlafen und sich, wie er es nannte, regenerieren konnte.

Die Leichen lagen immer noch im Zimmer. Louis hatte keine Ahnung, was er mit ihnen anstellen sollte. Hätte er die Polizei sofort verständigt, wäre es nicht ohne unerwünschtes Aufsehen abgegangen; aber was sollte er ihnen jetzt sagen, anderthalb Stunden nach der Tat? Daß er von den Eindringlingen bewußtlos geschlagen worden war? Dann würden sie mit Tiefenradar seinen Schädel nach Brüchen absuchen.

Jedenfalls konnte er in der abgrundtiefen Depression, die der Wonnephase folgte, keine Entscheidungen treffen. Er befolgte die Regenerationsanweisungen wie ein Roboter. Selbst sein Essen war vorprogrammiert.

Er trank ein ganzes Glas Wasser. Er stellte die Küche neu ein. Er ging in das Badezimmer. Er machte zehn Minuten Freiübungen und verausgabte sich dabei, bekämpfte die Depression mit Erschöpfung. Er vermied es, die Toten anzusehen, bei denen bereits die Leichenstarre eintrat.