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Der Riese antwortete bereitwillig: »Ja, Louis. Wenn wir großen Hunger haben, pirschen wir uns nachts an die Grenze ihres Reiches heran und mähen sie um. Bei Tagesanbruch müssen wir wieder weit weg sein! Denn diese Pflanzen können meilenweit sehen und uns auch auf große Entfernung verbrennen. Dazu drehen sie uns alle gleichzeitig die Köpfe zu und verwenden die Sonnenstrahlen als Waffe, bis wir verbrannt sind!«

»Aber ihr könnt sie essen, wenn die Sonne nicht scheint.«

»Ja.«

»Weißt du, wie die Winde dort wehen?«

»Winde?. In der Nähe der Sonnenblumen blasen sie spinnwärts. Gleichgültig, aus welcher Richtung man sich dem Reich der Sonnenblumen nähert, alle Winde scheinen sich über dem Reich der Sonnenblumen zu vereinigen.«

»Weil die Pflanzen die Luft erhitzen?«

»Bin ich ein Gott, daß ich so etwas wüßte?«

Nicht alle Teile der Pflanzen kamen in den Genuß des Sonnenlichtes. Sie fingen zwar die Sonnenstrahlen mit ihren Blüten ab und erhitzten damit die Luft über und neben den Blütenständen. Doch das Sonnenlicht konnte niemals die silbernen Blüten passieren und den Boden oder die Wurzeln erreichen. Tau bildete sich auf dem kalten Boden unter den Blüten. So versorgten sich die Pflanzen mit dem nötigen Wasser. Und die aufsteigende heiße Luft sorgte dafür, daß neue, feuchtigkeitsgesättigte Luft von allen Seiten nachströmte.

Die Pflanzen verbrannten alles, was sich bewegte, und verwandelten Vögel und pflanzenfressende Tiere in Dünger für ihre Felder.

Er konnte es schaffen. Ja, da gab es eine Möglichkeit.

»Den größten Teil der Arbeit mußt du selbst leisten«, sagte Louis. »Schließlich gehört der Stamm dir, und du willst ihn ja retten. Später wirst du und dein Stamm das Reich der sterbenden Feuerpflanzen durchwandern. Ihr könnt sie entweder essen oder unterpflügen und auf dem Boden, den sie bisher beherrscht haben, alles anbauen, war ihr gerne eßt.« Louis grinste, als er Chmeees betroffenes Gesicht sah, und fuhr fort: »Aber du darfst niemals meine Jünger, das rote Volk der Hirten, belästigen.«

Der gepanzerte Riese strahlte über sein ganzes bärtiges Gesicht: »Das alles ist für mich eine hochwillkommene Botschaft. In Zukunft kannst du auch uns zu deinen Anbetern zählen. Wir müssen das heilige Bündnis mit Rishathra besiegeln.«

»Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank!«

»Wie bitte? Nein, das habe ich vorhin schon erwähnt, aber Chmeee wollte mich einfach nicht verstehen. Alle Verträge müssen mit Rishathra besiegelt werden, auch die Bündnisse zwischen den Menschen und Göttern. Chmeee, das ist überhaupt kein Problem. Für meine Frauen hast du genau die richtige Größe.«

»Ich bin dir nicht ganz so ähnlich, wie du glaubst«, erwiderte Chmeee.

Soweit das Louis durch sein optisches Guckloch an der Decke feststellen konnte, schien Chmeee jetzt seinem Gefangenen zu zeigen, daß er an einer bestimmten Stelle doch ganz anders gebaut war. Denn sonst hätte der Riese nicht so ein dämliches Gesicht gemacht. Louis konnte es egal sein. Tanj, dachte er, ich hab doch tatsächlich eine Lösung für unser Problem gefunden. Und nun das. Ihm mußte noch etwas einfallen...

Ja. »Ich werde ein Wesen erschaffen, das stellvertretend für mich den Bund besiegelt«, sagte Louis. »Da ich in Eile bin, reicht es nur zu einem Zwerg, der eurer Sprache nicht mächtig ist. Nenne ihn Wu. Chmeee, ich brauche dich, um dich mit meinem göttlichen Rat zu erleuchten.«

11. Die Gras-Riesen

Als das Landungsboot niederging, wurde es von einem bösartigen weißen Licht empfangen. Der gleißende weiße Lichtkegel, der von dem Langhaus ausging, hielt noch eine Minute an, als das Landungsboot schon unbeweglich auf dem abgemähten Grasboden stand. Dann verlosch es endlich. Sofort ging die Rampe nieder. Der König der Riesen ließ sich in voller Rüstung von der Rampe auf die Erde hinuntertragen. Er hob den Kopf und brüllte. Seine Stimme mußte man noch in fünf Meilen Entfernung hören können.

Riesen trabten von allen Seiten auf das Landungsboot zu.

Chmeee kam die Rampe herunter, dann Wu. Wu war klein, größtenteils unbehaart und sah recht harmlos aus. Er lächelte nach allen Seiten; er blickte mit bezauberndem Enthusiasmus um sich, als sähe er die Welt zum ersten Mal.

Das Langhaus war ein beträchtliches Stück vom Landeplatz entfernt. Es bestand aus einem Tragegerüst aus Holz, dessen Zwischenräume mit Lehm und Gras ausgefüllt waren. Die Sonnenblumen, die auf dem Dach des Langhauses gepflanzt waren, bewegten ihre Köpfe ruhelos hin und her, richteten ihre konkaven Spiegel-Blüten mit den grünen photosynthetischen Stempeln bald auf die Sonne, bald auf die Riesen, die aus allen Richtungen zusammenströmten.

Chmeee fragte: »Was geschieht, wenn ein Gegner das Dorf am Tag angreift? Wie könnt ihr dann noch rechtzeitig das Langhaus erreichen? Oder bewahrt ihr eure Waffen woanders auf?«

Der Riese bewegte nachdenklich den Kopf hin und her, ehe er das Geheimnis ihrer Verteidigung ausplauderte. Aber Chmeee war Louis Prophet, und es war nicht ratsam, ihn zu beleidigen. »Siehst du den Holzstapel antispinnwärts vom Langhaus? Wenn Gefahr droht, muß sich ein Mann gebückt dem Holzstoß nähern und mit einem Laken winken. Dann setzen die Sonnenblumen das feuchte Holz in Brand. Im Schutz der starken Rauchentwicklung eilen wir dann zum Langhaus und bewaffnen uns.« Er warf einen Seitenblick auf das Landungsboot und fügte hinzu: »Wenn uns ein Feind beim Wettlauf zu unseren Waffen schlägt, ist er sowieso zu stark für uns. Vielleicht sind dann noch die Sonnenblumen für ihn eine unangenehme Überraschung.«

»Darf Wu sich seine Partnerin selbst aussuchen?«

»Hat er denn soviel Willensfreiheit? Ich hatte daran gedacht, ihm meine Frau Reeth zu leihen, die schon früher Rishathra ausgeübt hat. Sie ist klein, und die Maschinen-Menschen unterscheiden sich kaum von Wu.« — »Akzeptiert«, erwiderte Chmeee, ohne Wu eines Blickes zu würdigen.

Ungefähr hundert Riesen waren jetzt um sie versammelt. Sie schienen keinen Zulauf mehr zu bekommen. Der Kzin fragte: »Sind das alle?«

»Es fehlen noch meine Krieger. Sie und diese Leute bilden meinen Stamm. In diesem Lager wohnen sechsundzwanzig Stämme. Die Stämme bleiben an einem Ort zusammen, soweit das möglich ist —; aber keiner spricht für alle«, erläuterte der Riesenkönig.

Von den hundert Gaffern waren acht männlichen Geschlechtes. Man konnte alle acht als Krüppel bezeichnen; denn sie hatten kaum noch eine heile Stelle an ihrem Körper oder alle ihre Glieder beisammen. Doch keiner von ihnen zeigte schon die Spuren des Alters wie ihr König. Nur er hatte eine faltige Gesichtshaut und weiße Strähnen im Haar.

Die restlichen vierundneunzig waren Damen; Frauen vielmehr. Keine von ihnen war unter zweieinhalb Meter; wirkten aber neben ihren Männern immer noch zierlich. Sie hatten eine braune Haut, die nirgends von einem Kleidungsstück bedeckt war und trugen ihr goldenes Haar, das bis zu ihren Pobacken hinunterfiel, mit Würde. Die Haarflut war so groß, daß sie als Kleidung durchaus genügte. Keine von den Frauen trug Schmuck. Ihre Beine waren so dick wie Säulen, ihre Füße so groß wie Gehsteigplatten und mit dicker Hornhaut überwachsen. Ein paar von den Frauen hatten auch weiße Haare. Ihre schweren Brüste hingen mehr oder weniger durch und gaben einen Hinweis auf ihr Alter. Sie betrachteten ihre Gäste mit wohlwollender Neugier, während der gepanzerte Riese berichtete, was er von ihnen wußte.