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Der Riesenkönig kam mit einem mächtigen Felsblock herbei, den er kaum mit beiden Armen zu fassen vermochte. Chmeee wollte ihm den Stein abnehmen, zögerte jedoch einen Moment, als er dessen Größe sah, und griff dann doch zu. Er drehte sich um, den Riesenstein auf den Armen, und fragte mit gepreßter Stimme: »Was muß ich mit diesem Stein tun, Louis?«

Louis spielte mit dem Gedanken, Chmeee zappeln zu lassen. Oh, es gibt so viele Möglichkeiten... Laß mich mal nachdenken... Aber Götter zaudern nicht zu lange, und er konnte nicht dulden, daß Chmeee der Stein auf die Zehen fiel, während der Riese zusah.

»Setze ihn auf das Superleitertuch ab und wickle ihn darin ein. Binde ihn mit Superleiterdraht fest. Geize nicht mit dem Draht, damit der Stein nicht herunterfallen kann. Okay, nun brauche ich noch einen stärkeren Draht, der Hitze vertragen kann.«

»Wir haben die Sinclair-Molekularkette.«

»Aber sie muß kürzer sein als der Superleiterdraht. Also keine Länge von zwanzig Meilen.« Louis war jetzt ganz froh, daß er die Arbeit überprüft hatte. Er hatte die Möglichkeit übersehen, daß der Superleiterdraht vielleicht reißen könnte, wenn er die Repulsionsplatte hinter sich herschleppte. Aber diese Sinclair-Molekularkette war eine fantastische Sache. Die Kette hielt etwas aus.

12. Sonnenblumen

Louis flog in großer Höhe und hohem Tempo spinnwärts. Die Prärie unter ihm war viel zu braun: das Gras, das zuerst von den grünen Elefanten abgeweidet und dann von den Riesen gemäht worden war, hatte Mühe, nachzuwachsen. Vor ihm zeigte sich ein gleißendes Licht am entfernten Ufer. Der Riesenkönig beobachtete den See durch die durchsichtigen Luftschleusenschotts.

»Vielleicht hätte ich doch meinen Panzer mitnehmen sollen«, sagte er.

»Um mit Sonnenblumen zu kämpfen?« schnaubte Chmeee. »Metall wird heiß.«

»Woher hast du deine Rüstung?« fragte Louis.

»Wir bauten eine Straße für das Maschinen-Volk. Dafür schenkten sie uns das Gras, durch das die Straße führte, und als sie fertig war, schmiedeten sie eine Rüstung für die Stammeskönige. Wir zogen weiter. Die Luft behagte uns nicht.«

»Was störte euch an der Luft?«

»Sie schmeckt schlecht und riecht schlecht, Louis. Sie riecht nach dem Zeug, das die Maschinen-Leute manchmal trinken. Sie gießen dasselbe Zeug manchmal in ihre Maschinen, aber sie verdünnen es vorher nicht.«

Chmeee sagte: »Es fiel mir auf, daß dir die Rüstung gar nicht paßt. Ich meine, sie ist dir nicht auf den Leib geschmiedet. Weshalb nicht?«

»Sie soll Angst und Ehrfurcht erwecken. Tut sie das nicht?«

»Nicht ganz«, erwiderte Chmeee. »Hatte diese Rüstung vielleicht den Leuten gepaßt, die diese Planeten bauten?«

»Wer weiß?«

»Ich weiß es«, sagte Louis. Der Blick des Riesen ging nervös zur Kabinendecke.

Gras, das wieder nachgewachsen war, wich plötzlich einem Wald. Die Sonnenblumen richteten schon ihre Blüten auf. Louis ließ das Raumschiff bis auf eine Höhe von dreißig Metern absacken und drosselte die Geschwindigkeit erheblich.

Der Wald endete vor einem breiten Sandstrand. Louis schlich jetzt förmlich über dem Boden dahin und ging so tief herunter, daß er mit dem Rumpfboden fast das Wasser berührte. Die Sonnenblumen verloren ihr Interesse an ihm.

Er flog auf das erlöschende Licht zu. Das Wasser war ruhig, seine Oberfläche von einer sanften Brise, die von achtem kam, mit flachen Rillen überzogen. Der Himmel war blau und wolkenlos. Sie flogen an Inseln vorbei, deren Ufer ebenfalls reich gegliedert waren. Weißer Sand fiel sanft zum Wasser ab. Die Kuppeln der Inseln waren schwarz verkohlt. Zwei von ihnen waren von Sonnenblumen erobert worden.

Fünfzig Meilen vor dem Ufer, das die Sonnenblumen besetzt hielten, erwachte wieder das Interesse der silbernen Pflanzen. Louis hielt das Landungsboot in der Luft an. »Sie können sich doch nicht einbilden, daß sie uns als Dünger verwenden könnten«, sagte er. »Wir sind viel zu weit von ihnen entfernt und fliegen viel zu tief.«

»Diese Pflanzen haben kein Hirn«, meinte Chmeee mit einem verächtlichen Hüsteln.

Der Riesenkönig sagte: »Sie sind gerissen. Sie lösen sogar Buschbrände aus. Und auf den verbrannten, mit Asche bedeckten Boden versprühen sie ihre Samen.«

Aber sie waren doch jetzt über dem Wasser!. Was soll's. »König der Grasesser-Riesen, jetzt ist deine Stunde gekommen! Wirf den großen Stein über Bord. Paß auf, daß sich der Draht nicht verheddert.« Louis öffnete die Luftschleuse und ließ die Rampe hinunter. Der Riesenkönig trat hinaus in das gleißende Licht. Der Stein fiel in das sechs Meter tiefe Wasser, nahm den schwarzen und den silbernen Draht mit hinunter auf den Grund.

Scheinwerfer schienen vom Ufer aus nach ihnen zu greifen. Einzelne Pflanzengruppen versuchten, das Landefahrzeug zu verbrennen, gaben dann aber wieder auf. Die Bewegung reizte sie, aber sie würden doch nicht auf laufendes Wasser zielen. Oder doch? Etwa auf einen Wasserfall? Seines Wissens entwickelten sich diese Pflanzen am besten auf halbtrockenen Planeten. »Chmeee. Du stellst jetzt die Repulsionsplatte auf achtzehn Meilen ein und wirfst sie über Bord. Paß auf, daß die Drähte sich nicht verhedddern.«

Das schwarze Rechteck stieg in den Himmel hinauf. Schwarzer und silberner Draht spulte sich ab. Die Sinclair-Molekularkette hätte eigentlich unsichtbar dünn sein müssen, aber sie glitzerte im gleißenden Licht, und ein greller Lichthof bildete sich um die rasch kleiner werdende Repulsionsplatte. Jetzt war die Platte nur noch ein schwarzer Fleck am Himmel, kaum noch zu erkennen, wenn nicht dieser helle Lichthof ihren Standort markiert hätte. Auf dieser Höhe bildete sie ein gutes Ziel für Tausende von Sonnenblumenblüten.

Ein Superleiter läßt Strom ohne Widerstand passieren. Deswegen ist er ja so wertvoll für die Industrie. Und er hat noch eine zweite, außerordentlich wertvolle Eigenschaft. Ein Superleiter behält überall die gleiche Temperatur bei.

Die Luft, Staubpartikel und die Sinclair-Kette glühten im Licht der Sonnenblumen auf. Aber das Superleiter-Tuch und der Superleiter-Draht blieben schwarz. Gut. Louis blinzelte, weil ihm das grelle Licht die Tränen in die Augen trieb, und blickte dann hinunter auf das Wasser. »König der Grasesser«, sagte er, »komm zurück ins Schiff, weil du dir sonst die Füße verbrennst.«

Wo die beiden Drähte im See verschwanden, fing das Wasser an zu kochen. Dampf stieg auf und zog auf das weiße Licht zu, das spinnwärts über den Sonnenblumen glitzerte. Louis ließ das Landungsboot nach Steuerbord abdriften. Schon kochte das Wasser auf einer Länge von mehreren hundert Metern.

Die Ringwelt-Ingenieure hatten nur zwei tiefe Ozeane auf dem Kunstplaneten angelegt. Diese beiden Weltmeere balancierten sich gegenseitig aus. Die übrigen Binnenseen der Ringwelt hatten eine Standardtiefe von acht Metern. Wie die Menschen, hatten die Ringwelt-Ingenieure offenbar nur die Meeresoberfläche benützt. Das war ein Vorteil, den Louis jetzt für sich ausnützte. Es war verhältnismäßig leicht, so einen Binnensee zum Kochen zu bringen.

Die Dampfwolken erreichten die Küste.

Götter lachen nicht schadenfroh. Das war bedauerlich. »Wir werden jetzt zuschauen, bis du zufriedengestellt bist«, sagte er zu dem Riesenkönig.

»Ahem«, sagte Chmeee.

»Ich beginne zu verstehen«, sagte der Riesenkönig, »aber.«

»Sag, was dich bedrückt.«

»Die Feuerpflanzen verbrennen die Wolken.« Louis schluckte seine Nervosität hinunter. »Wir werden weitersehen. Chmeee, du darfst unserem Gast Salat anbieten. Vielleicht wollt ihr beide etwas essen, allerdings durch eine Tür voneinander getrennt.«

Der Felsblock, an dem der Superleiter-Draht im Wasser befestigt war, befand sich jetzt fünfzig Meilen an der Backbordseite von ihnen entfernt. Das Raumschiff versteckte sich hinter einer hohen, kahlen Insel, die wie ein Schirm einen Teil der gleißenden Strahlen aus dem Sonnenblumenfeld abfing. Die Pflanzen hatten immer noch die Absicht, das Landungsboot in Asche zu verwandeln. doch die meisten Sonnenblumen hatten Wichtigeres zu tun. Einige richteten ihre gebündelten Strahlen auf das schwarze Rechteck am Himmel, andere wieder auf die Dampfwolken.