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Phssthpok entdeckte diese Dokumente von dem Notschrei in einer uralten Pak-Bibliothek. Und Phssthpok durchquerte nun dreißigtausend Lichtjahre lang das Universum, ganz allein in einem Raumschiff, das langsamer war als das Licht, um das Planetensystem Sol zu suchen. Die geistigen und materiellen Mittel, die ihm den Bau seines Raumschiffes und die Ausrüstung seiner Expedition ermöglichten, gehörten zu der Beute eines Kriegszuges. Seine Ladeduchten waren mit den Wurzeln und Samenkapseln des Lebensbaumes vollgestopft, und außerdem fand man Säcke voller Thalliumoxyd. Die Entdeckung dieses ungewöhnlichen, dem Erdreich beizugebenden Düngemittels verdankte er seiner eigenen Forschung.

Dabei mochte es ihm auch geschwant haben, daß die fortpflanzungsfähigen Paks sich inzwischen durch Mutation erheblich verändert harten.

Bei den Pak selbst hatte ein Mutant nicht die geringste Chance. Wenn die Enkelkinder für die Protektor-Großeltern nicht den richtigen Körpergeruch ausströmten, wurden sie getötet. Auf der Erde — vielleicht hatte Phssthpok mit einer viel geringeren Mutations-Rate gerechnet, da dieser Planet doch so weit von der mörderischen Dichte kosmischer Strahlen der galaktischen Kern-Sonnen entfernt war. Deshalb versprach er sich wahrscheinlich etwas von seinem gewagten Alleingang.

Die geschlechtsreifen Paks hatten sich in der Tat durch Mutationen verändert. Zu Lebzeiten von Phssthpok hatten sie nur noch eine geringe Ähnlichkeit mit den zeugungsfähigen Paks — wenn man von gewissen Veränderungen im mittleren Lebensalter absah, die Produktion von Eiern aufhörte und beide Geschlechter Falten bekamen, die Zähne verloren, ihre Glieder anschwollen und sie eine Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit überkam — offenbar Symptome des ursprünglichen Hungers nach den Lebensbaum-Pflanzen. Mit fortschreitendem Lebensalter kam es dann zu einem Herzversagen, weil ihnen kein zweites Herz gewachsen war.

Phssthpok sollte allerdings die Wahrheit, was aus der Nachkommenschaft der ehemaligen Kolonie geworden war, niemals erfahren. Er, der als Heiland einem uralten Notruf gefolgt war, starb fast schmerzlos und nur mit einem leisen Verdacht, daß diejenigen, die er hatte retten wollen, inzwischen zu Monstern entartet waren und seiner Schirmherrschaft gar nicht bedurften.

So lautete die Geschichte, die Jack Brennan den Vertretern der Vereinten Nationen erzählte, ehe er verschwand. Aber Phssthpok war damals bereits tot, und Jack Brennans Bericht wenig glaubwürdig. Er hatte selbst von dem Lebensbaum gegessen. Er war zu einem Monster geworden. Sein Schädel hatte sich ungewöhnlich erweitert und war seltsam mißgestaltet. Vielleicht war er durch diese Verwandlung verrückt geworden.

Die Bergflanke sah aus, als wäre ein Flugzeug mit einer Ladung Spinatnudeln an der Felswand zerschellt. Dort, wo sich Erdreich in den Felsspalten angesammelt hatte, klebten länglichgrüne Streifen, die sich klebrig anfühlten. Wolken von Insekten summten in Knöchelhöhe um sie herum, hielten sich immer wenige Zentimeter über dem Boden auf.

»Pak-Protektoren«, sagte Louis. »Das war das Endprodukt meiner Überlegungen, obwohl ich Mühe hatte, mich mit dieser Theorie anzufreunden.«

»Die Raumanzüge«, erwiderte Chmeee, »und die Rüstung des grasessenden Riesen: sie zeigten die gleiche Form. Die Form eines Humanoiden, aber mit vergrößerten Gelenken und einem vorgewölbten Gesicht. Und ich habe noch mehr Beweise gefunden. Betrachten wir nur die vielen verschiedenartigen menschenähnlichen Wesen, denen wir bisher begegnet sind. Sie mußten von einem gemeinsamen Ahnherren abstammen: deinem eigenen Ahnherrn, den Pak-Geschlechtswesen in der zweiten Phase ihres Lebenszyklus.«

»Das ist richtig. Das gibt uns auch Aufschluß, wie Prill ihren Tod fand.«

»Tatsächlich?«

»Boosterspice, unsere Verjüngungsdroge, war auf den Stoffwechsel von Homo Sapiens abgestimmt. Für Halrloprillalar war diese Droge wirkungslos. Sie hatte ihr eigenes Lebenselexier, das für eine Reihe von Spezies wirksam war. Da kam mir der Gedanke, daß Prills Artgenossen ihr Lebenselixier vielleicht aus Pflanzenteilen des Lebensbaumes herstellten.«

»Wieso?«

»Nun, die Protektoren lebten mehrere Jahrtausende. Es läßt sich denken, daß irgend ein Faktor dieser Lebensbaum-Pflanze oder eine subkritische Dosis davon genügt, um das Leben eines Hominiden zu verlängern. Und der Hinterste behauptet doch, daß man Prills Vorrat an Lebenselixier gestohlen hätte.«

Chmeee nickte. »Ja, ich erinnere mich jetzt. Eines von euren Transportschiffen, die für die Bergwerksgesellschaft auf dem Asteroidengürtel Erze abholen wollte, inspizierte das aufgegebene Pak-Raumschiff. Der älteste Mann von der Besatzung bekam den Geruch des Lebensbaumes in die Nase und wurde davon verrückt. Er aß so viel von dem Zeug, bis sein Magen platzte, und starb daran. Seine Kollegen konnten ihn selbst mit Gewalt nicht daran hindern, von dem Zeug zu essen.«

»Ja. Läßt sich nicht analog dazu vermuten, daß einen Laboranten der Vereinten Nationen die gleiche Versuchung überkam? Prill betritt die Zentrale der Vereinten Nationen und hat eine Flasche des Ringwelt-Lebenselixiers bei sich. Die Vereinten Nationen wollen eine Probe von dem Lebenselixier haben. Ein junger Mann, der vielleicht gerade das Alter für seine erste Dosis Verjüngungsdroge erreicht hat — vierzig oder fünfundvierzig Jahre alt — öffnet die Flasche. Er möchte eine Pipette eintauchen, und der Geruch des Elixiers steigt ihm in die Nase. Sofort trinkt er die ganze Flasche aus.«

Chmeees Schwanz peitschte die Luft. »Ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, daß ich Halrloprillalar mochte. Aber sie war eine Verbündete.«

»Ich mochte sie.«

Der heiße Wind hüllte sie jetzt mit Staub ein. Louis wurde nervös. Sie würden nicht noch einmal die Gelegenheit bekommen, sich unter vier Augen zu unterhalten. Die Sonde, die als Relaisstation diente, würde bald hoch oben auf dem Bogen der Ringwelt stehen, so daß der Hinterste im Raumschiff ihr Gespräch mithören konnte.

»Kannst du dich mir zuliebe in die Situation eines Pak versetzen, Chmeee?«

»Ich kann es versuchen.«

»Sie haben ihre Großen Ozeane mit den Landkarten aller Welten ausgestattet. Statt nun die Heimatplaneten der Kzinti, Downs, den Mars und Jinx in ihren Weltmeeren nachzugestalten, hätten sie doch einfach die Kzinti, Grogs, Marsianer und Bandersnatchi ausrotten können, oder etwa nicht?«

»Hmm. Warum nicht? Die Pak kannten wohl keine Skrupel, wenn man Brennans Berichten Glauben schenken darf. Sie rotteten rücksichtslos alle fremden Rassen aus.«

Chmeee ging auf und ab, während er über dieses Problem nachdachte.

Dann fuhr er fort: »Vielleicht rechneten sie damit, daß andere Paks ihnen nachfolgten. Vielleicht hatten sie einen Krieg verloren. Vielleicht erwarteten sie, daß die Sieger sie durch das Universum verfolgten. Für einen Pak bedeutete ein Dutzend zerstörter Welten im Umkreis von einem Dutzend Lichtjahren, daß ein anderer Pak in der Nähe war.«

»Hmm, vielleicht. Aber nun sage mir mal, warum sie überhaupt die Ringwelt erbauten. Wie, zum Kuckuck, hätten sie denn dieses Kunstprodukt gegen Invasoren verteidigen wollen?«

»Ich würde so ein gebrechliches Gebilde nicht zu verteidigen versuchen. Vielleicht lernen wir noch dazu. Ich wunderte mich auch, warum die Pak sich in diese Region des Universums zurückgezogen haben. Zufall?«

»Unmöglich! Dafür liegt die Ringwelt zu weit entfernt.«

»Nun?«

»Oh, wir verlegen uns aufs Raten. Nehmen wir an, ein Haufen von diesen Pakwesen wollte so schnell und so weit wie möglich flüchten. Nehmen wir weiter an, daß sie einen Krieg verloren und von der Pak-Welt vertrieben wurden. Nun, da gab es eine sichere Fluchtroute in die galaktischen Arme, die durch Planeten markiert war. Die erste Expedition, die die Erde besiedelte, erreichte das Planetensystem von Sol, ohne nennenswerte Gefahren bestehen zu müssen. Jedenfalls keine, die sie nicht zu meistern vermochten. Sie schickten entsprechende Nachrichten an ihre Heimatwelt. So kam es, daß die Verlierer der folgenden Kriege ihren Spuren folgten. Dann errichteten sie in einer sicheren Entfernung vom Planetensystem unserer Sonne ihre Werkstatt.«