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Sie hatten Städte. Was hatten sie noch? Falls sie eine Industrie entwickelt hatten, brauchten sie. Seehäfen? Bergwerksstädte? Er mußte weiter suchen.

Hier war der Dschungel nur noch ein gelichteter Buschwald. Das Gelb-Braun der nackten Erde schimmerte zwischen den Bäumen in einem Muster, das keinesfalls eine Stadt sein konnte. Es glich einer Armbrust-Zielscheibe, die sich bei zu großer Hitze etwas verworfen hatte. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine sehr alte und sehr große Tagebau-Mine.

Vor einer halben Million Jahren oder zu einer noch weiter zurückliegenden Zeit hatte man hier ein paar Kzinti als Muster ausgesetzt. Louis rechnete nicht damit, eine Bergwerksstadt zu finden. Sie konnten froh sein, wenn es dort überhaupt noch etwas abzubauen gab. Eine halbe Million Jahre waren sie auf eine einzige Welt beschränkt gewesen — eine Welt, deren Oberfläche schon nach dreißig oder vierzig Metern zu Ende war. Aber offenbar hatten die Kzinti auf dieser Welt ihre Zivilisation bewahren können.

Diese Katzenwesen waren keine Dummköpfe. Sie hatten eine eindrucksvolle interstellare Zivilisation beherrscht. Tanj, es waren die Kzinti gewesen, die den Menschen den Gebrauch von Schwerkraft-Generatoren lehrten. Und Chmeee mußte schon vor Stunden die Landkarte der Kzin erreicht haben auf der Suche nach Bundesgenossen gegen den Hintersten.

Louis war dem Fluß bis zum Meer gefolgt. Nun huschte er mit seinem »Gottesauge« nach »Süden«, an der Küste des größten Kontinents der Kzin-Karte entlang. Er erwartete, dort Häfen zu entdecken, obgleich die Kzinti sich nicht gerne Schiffen anvertrauten. Sie mochten das Meer nicht. Ihre Seehäfen waren eher Industriezentren. Keiner von den Kzinti wohnte zu seinem Vergnügen an der Küste.

Aber das galt auch für das echte Imperium der Kzinti, wo man Schwerkraftgeneratoren schon seit Jahrtausenden verwendete. Louis blickte jetzt durch sein »Gottesauge« auf einen Hafen hinunter, der durchaus mit New York konkurrieren konnte. Da schlugen die Wellen an die Molen, von Schiffen erzeugt, die mann gerade noch zu erkennen vermochte. Das Hafenbecken war so rund wie ein Meteorkrater.

Louis ging mit der Vergrößerung wieder hinunter, rückte den Blickpunkt höher in den Himmel hinauf, um eine bessere Übersicht zu erhalten.

Seine Augenlider zuckten. Hatte sein Unvermögen, Entfernungen zu schätzen, ihm wieder einen Streich gespielt? Oder hatte er die Hebel falsch bedient?

Da war ein Schiff, das quer im Hafenbecken vertäut lag. Im Vergleich zur Größe des Schiffes sah das Hafenbecken aus wie eine Badewanne.

Aber die Bugwellen der kleineren Schiffe waren immer noch zu erkennen. Das Schiff war also echt. Er sah auf einen Ozeandampfer hinunter, der so groß war wie eine Stadt. Mit diesem Schiff konnte man die Mündung dieses Naturhafens vollkommen versperren.

Sie würden diesen Dampfer nicht oft bewegen, dachte Louis. Die Schiffsschrauben mußten den Schlamm vom Meeresboden aufwirbeln. Wenn das Schiff den Hafen verließ, mußte sich auch das Wellenmuster im Hafenbecken verändern. Und wie wollten die Kzinti so ein riesiges Seefahrzeug mit Treibstoff versorgen? Hatten sie überhaupt den Treibstoff für so ein gewaltiges Schiff? Und woher hatten sie das Metall für diesen Giganten genommen?

Weshalb hatten sie das Ding überhaupt gebaut?

Louis hatte sich bisher keine ernsthaften Gedanken darüber gemacht, ob Chmeee auf der Landkarte von Kzin finden würde, was er suchte. Doch jetzt glaubte er fast daran.

Er drehte wieder an den Bedienungseinrichtungen der Optik. Sein Blickpunkt wich hinter die Atmosphäre bis ins All zurück, daß die Landkarte von Kzin nur noch ein Muster kleiner Punkte auf einer riesigen blauen Fläche war. Andere Weltkarten tauchten am Rande des Schirmes auf.

Die Weltkarte, die der Topographie von Kzin am nächsten lag, stellte sich als runder rosiger Punkt dar. Das war die Weltkarte des Mars. und sie war von der Weltkarte der Kzin genauso weit entfernt wie der Mond von der Erde.

Wie konnte man solche Entfernungen überhaupt bewältigen? Selbst mit einem Teleskop konnte man höchstens zweihunderrtausend Meilen Atmosphäre optisch bewältigen. Wenn man sich vorstellte, daß man diese Entfernung mit einem Schiff zurücklegen wollte — selbst mit einem Schiff von der Größe einer Kleinstadt — tanj!

»Ich rufe den Hintersten. Louis Wu ruft den Hintersten.« Die Zeit brannte Louis Wu auf den Nägeln, während ein Heer von Monteuren sich auf die Heiße Nadel zubewegte und Chmeee die Weltkarte von Kzin nach Kriegern absuchte. Louis hatte nicht vor, den Hintersten über diese Vorgänge zu unterrichten. Damit würde er den Puppetier nur aufregen.

Aber was lenkte den Hintersten so sehr ab, daß er nicht einmal einen Funkruf beantworten konnte?

Doch was wußte ein Mensch schon davon, was ein Puppetier trieb, wenn er sich unbeobachtet fühlte.

Also setze deine Beobachtungen fort.

Louis schraubte den Maßstab so weit herunter, bis er beide Ringmauern zugleich sehen konnte. Er suchte nach der »Faust Gottes« in der Nähe der Mittellinie der Ringwelt, die sich auf der Backbordseite des großen Ozeans befand. Er vermochte den Berg nicht zu entdecken. Er vergrößerte den Maßstab. Eine Wüste, deren Fläche größer war als die Erde, gehörte auf diesem Planeten immer noch zu den kleinen topografischen Erscheinungen. Aber da war sie — rötlich und kahl. Und der Fleck in der Mitte war. die »Faust Gottes«, tausend Meilen hoch, der Gipfel ein Krater, von nacktem Scrith umgeben.

Er suchte die Backbordseite des riesigen Berges ab, entdeckte die Schleifspur, die bei der Notlandung der Liar entstanden war. Und dann erreichte er wieder die Küste, ein weit vorgeschobener Seitenarm des Großen Ozeans. Damals hatten sie an der Küste der Bucht gestanden. Louis suchte nun nach dem Orkanauge unter der »Faust Gottes«.

Aber die Wolke, die zu diesem Wirbelsturm gehörte, war verschwunden.

»Ich rufe den Hintersten! Im Namen von Kdapt und Finagle und Allah rufe ich den Hintersten! Tanj, ich rufe.«

»Ich bin hier, Louis.«

»Okay! Ich befinde mich in einer Bibliothek in der fliegenden Stadt. Sie haben hier ein Kartenzimmer. Ich verweise auf die Aufzeichnungen von Nessus, die sich auf das Kartenzimmer beziehen, welches wir.«

»Ich kenne die Aufzeichnungen«, unterbrach ihn der Puppetier kalt.

»Okay. Das Kartenzimmer, das wir damals besuchten, hatte nur alte Videobänder. Aber dieses hier zeigt die Welt der Gegenwart!«

»Bist du dort sicher?«

»Sicher? Oh, verhältnismäßig. Ich benützte das Superleitertuch, um mir Freunde und einen gewissen Einfluß zu verschaffen. Aber ich bin jetzt in der fliegenden Stadt gefangen. Selbst wenn ich mir durch Bestechungsgeschenke den Weg aus der Stadt freikaufe, muß ich noch an der Station der Maschinen-Leute auf dem Himmelshügel vorbei. Ich möchte mir nicht gerne den Fluchtweg freischießen.«

»Sehr klug.«

»Was gibt es Neues bei dir?«

»Zweierlei. Erstens habe ich Hologramme von den beiden anderen Raumhäfen erhalten. Alle elf Schiffe sind ausgeschlachtet.«

»Das bedeutet, alle Bussard-Rammdüsen wurden entfernt, nicht wahr?«

»Ja, alle.«

»Und zweitens?«

»Du kannst keine Hilfe von Chmeee erwarten. Das Landungsboot ist auf der Weltkarte von Kzin im Großen Ozean niedergegangen«, berichtete der Puppetier. »Ich hätte das sofort wissen müssen. Der Kzin ist desertiert und hat das Landungsboot mitgenommen.«

Louis fluchte leise. Er hätte diesen kühlen, leidenschaftslosen Ton sofort durchschauen müssen. Der Puppetier war schrecklich aufgeregt. Er hatte keine Kontrolle mehr über die feinen Nuancen der menschlichen Sprache. »Wo befindet er sich jetzt? Was tut er im Augenblich?«