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»Verwende ja nicht den Wonnestecker«, sagte Chmeee.

»Jawohl, Eure Hoheit.« Louis drehte ihm den Rücken zu. Er wußte, daß er vollkommen den Verstand verloren hatte, falls er wegen dieses Wonnesteckers einen Kzin angreifen würde. Jedenfalls würde die Expedition auch ihre angenehmen Seiten haben. Er klammerte sich an diesen Gedanken.

Aber für Halrloprillalar würde er nichts tun können.

Halrloprillalar was schon ein paar tausend Jahre alt gewesen, als sie sich Louis, Nessus und dem Kzin-Dolmetscher anschloß auf ihrer Suche nach einer Möglichkeit, die Ringwelt wieder zu verlassen. Die Eingeborenen, die unter ihrer schwebenden Polizeistation wohnten, hatten sie verehrt wie eine Göttin, die den Himmel bewohnte. Die ganze Raumschiffbesatzung hatte dieses Spiel mitgemacht. Sie hatten sich mit Halrloprillalars Hilfe als Götter vor den Eingeborenen ausgegeben. Auf diese Weise gelang es ihnen, unbehelligt zu ihrem beschädigten Raumschiff, der Liar zurückzukehren. Und unterwegs hatte sie sich in Louis verliebt.

Die Eingeborenen der Ringwelt — jedenfalls die drei arttypischen Familien, denen die Raumschiffbesatzung begegnet war — waren mit der Menschheit verwandt, wenn auch nicht identisch. Halrloprillalar war fast vollkommen kahl gewesen und ihren Lippen so flach wie bei einem Affen. Manchmal suchen die hundertjährigen nur Abwechslung in ihren Liebesaffären. Louis hatte sich gefragt, ob das auch für ihn zutraf. Er hatte sich in Prill verliebt, obwohl ihm ihre Charakterfehler bewußt gewesen waren. aber, tanj, er sollte lieber vor seiner eigenen Tür kehren!

Und Halrloprillalar war ihm hörig gewesen. Sie hatten ihre Hilfe gebraucht, und Nessus hatte einen für Puppetiers typischen Zwang auf sie ausgeübt. Nessus hatte sie mit einer Lustgeisel gezähmt — mit dem Tasp. Louis hatte ihn gewähren lassen.

Sie war mit Louis in das irdische Universum zurückgekehrt. Sie hatte mit ihm das UN-Gebäude in Berlin besucht und es nie mehr verlassen. Wenn der Hinterste sie jetzt aus ihrem Gefängnis befreien und auf ihren Heimatplaneten zurückbringen konnte, hatte er mehr für sie getan als Louis Wu für sie hätte tun können.

Chmeee sagte: »Meiner Meinung nach belügt uns der Puppetier. Er leidet an Größenwahn. Eine so intelligente Rasse wie die Puppetiers würde sich nie von einem Verrückten regieren lassen.«

»Weshalb nicht? Als Feiglinge scheuen sie das Risiko. Das Regieren ist ein sehr hohes Risiko. Hat nicht früher der Kopf der gekrönten Häupter sehr locker auf ihrem Hals gesessen? Es wäre nur logisch, wenn die Puppetiers sich den Intelligentesten aus einer kleinen Gruppe von Größenwahnsinnigen als Herrscher erwählen. Oder betrachte es einmal von der anderen Seite: Eine lange Reihe von Hintersten unterwies die übrige Bevölkerung in der Kunst, seine Köpfe bedeckt zu halten — nicht nach zuviel Macht zu streben, weil das gefährlich ist. Beide Möglichkeiten sind denkbar.«

»Du glaubst, er sagt uns die Wahrheit, Louis?«

»Bisher wissen wir noch nicht genug. Und wenn er uns belügt? Er hat uns in seiner Gewalt.«

»Er hat dich in seiner Gewalt«, sagte der Kzin. »Er hat dich am Wonnestrom. Warum schämst du dich eigentlich nicht?«

Louis schämte sich. Er kämpfte gegen sein Schamgefühl, damit es nicht seinen Verstand blockierte und ihn vollends in tiefste Verzweiflung trieb. Er war in dieser Zelle eingeschlossen: die Wände, der Boden und die Decke waren Bestandteil eines General-Products-Rumpfes. Aber es gab Elemente.

»Wenn du immer noch daran denkst, aus diesem Gefängnis auszubrechen«, sagte Louis, »dann überlege dir folgendes. Du wirst doch jetzt jünger. In diesem Punkt wird er dich kaum belogen haben. Das hätte keinen Sinn. Was passiert, wenn du jünger wirst?«

»Mein Appetit wird größer. Mehr Ausdauer. Eine größere Streitlust, weswegen du dich eigentlich eher in acht nehmen müßtest, Louis.«

Chmeee hatte mit den Jahren auch an Gewicht zugelegt. Die schwarzen »Brillenränder« um seine Augen waren fast grau geworden, auch sonst entdeckte man überall in seinem Fell die Silberfäden. Harte Muskeln zeichneten sich unter dem Fell ab, wenn er sich bewegte. Kein vernünftiger junger Kzin würde sich mit ihm anlegen. Aber die vielen Narben verrieten sein Alter. Der Pelz und mehr als die Hälfte von Chmeees Haut waren bei ihrer ersten Expedition zur Ringwelt verbrannt worden. Dreiundzwanzig Jahre später war das Fell wieder gewachsen, noch dürftig, unregelmäßig und mit kahlen Stellen dazwischen.

»Mit der Verjüngungsdroge heilen auch deine Narben ab«, sagte Louis. »Dein Pelz wird wieder glatt und dicht werden. Auch die weißen Stellen werden verschwinden.«

»Nun, dann wird ja mein Aussehen besser.« Der Schwanz peitschte die Luft. »Ich muß diesen Laubfresser töten. Narben sind wie Erinnerungen. Narben sind für uns Ehrenabzeichen.«

»Wie wirst du beweisen können, daß du Chmeee bist, wenn du wieder nach Hause kommst?«

Der Schwarze hielt wieder still.

Chmeee sah ihn an.

»Er hat mich mit dem Wonnestromstecker an die Kette gelegt«, sagte Louis. Er sprach es zögernd aus. Schließlich konnten sie von einem Mikrofon überwacht werden. Ein Puppetier hatte selbstverständlich Angst vor einer Meuterei. »Und dich hat er ebenfalls unter der Fuchtel. Mit deinem Harem, deinen Ländereien, deinen Privilegien und dem Namen, der Chmeee, dem alternden Helden, gehört. Der Patriarch wird dich wahrscheinlich für einen Lügner halten — für eine ganz andere Person —, wenn du ihm nicht die Formel der Verjüngungsdroge vorweisen kannst, die der Hinterste dir einflößte.«

»Sei still!«

Plötzlich war es Louis Wu zuviel. Er griff nach dem Wonnestecker, und der Kzin sprang los. Chmeee drehte das schwarze Plastikgehäuse in einer schwarzorangefarbenen Pfote.

»Kann mir auch recht sein«, sagte Louis und warf sich auf den Rücken. Nach seinem alten Schaltuhr-Plan hätte jetzt sowieso seine Ruhezeit begonnen.

»Wie bist du süchtig geworden? Wie?«

»Ich? Das kannst du nur verstehen, wenn du dich an unser letztes Zusammensein erinnerst.«

»Nichts leichter als das. Wenige Menschen sind bisher auf unseren Heimatplaneten eingeladen worden. Und damals verdientest du diese Ehrung.«

»Vielleicht, vielleicht. Erinnerst du dich, wie du mir das Haus der Patriarchen gezeigt hast?«

»Ja. Du versuchtest mir deine Vorstellungen zu verkaufen, wie man die Beziehungen zwischen unseren beiden Rassen verbessern könnte. Du sagtest, wir brauchten nur einem menschlichen Reporterteam die Genehmigung zu erteilen, in unserem Museum mit Holokameras Aufnahmen zu machen.«

Louis lächelte, als er daran zurückdachte. »Das stimmt.«

»Ich hatte meine Zweifel.«

Das Haus der Patriarchen war großartig und weitläufig: ein riesiger Gebäudekomplex, aus dicken Quadern vulkanischen Gesteins, die an den Kanten verschweißt waren. Alles in diesem Gebäude war eckig und kantig, und die vier hohen Ecktürme des Palastes waren mit Laserkanonen bestückt. Die Räume reihten sich endlos aneinander. Chmeee hatte zwei Tage gebraucht, um Louis alles zeigen zu können.

Die offizielle Abstammung des Patriarchen ging bis in die graue Vorzeit zurück. Louis hatte uralte Sthondat-Schenkelknochen gesehen, griffig zurechtgeschnitzt, damit sie von den Steinzeit-Kzinti als Keulen verwendet werden konnten. Er hatte Waffen gesehen, die man als Handkanonen bezeichnen konnte; sie waren so schwer, daß ein Mensch sie wohl kaum vom Boden zu lüpfen vermochte. Er hatte eine mit Silber ausgelegte Rüstung besichtigt, die so dick war wie die Tür eines Geldschrankes. Und ein Zweihänder-Schwert, mit dem man eine kalifornische Riesenföhre mit einem Streich hätte fällen können. Da war ihm die Idee gekommen, daß man ein menschliches Kamerateam hierher schicken sollte, als er auf den ausgestopften Harvey Mossbauer stieß.