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Der Junge fragte ihn jetzt nach dem Geschlechtsverhalten der Kzinti.

Chmeee hatte sich mit einem Weibchen gepaart, das sogar reden konnte! Das hatte ihm ganz neue Aspekte vermittelt. Er beantwortete die Fragen des Jungen und erläuterte ihm die Paarungspraxis der Tigerwesen, was Louis für einen ziemlich langweiligen Vortrag hielt. Dann animierte er den Jungen, über das gleiche Thema zu sprechen und ihm alles über Rishathra zu erzählen.

Kawaresksenjajok hatte wenig Erfahrung mit der Praxis, war aber theoretisch sehr beschlagen: »Wir legen Archive über eine Gattung an, die mit uns Rishathra treiben will. Einige Gattungen üben statt Rishathra irgendeine Ersatzhandlung aus oder sie schauen lieber dabei zu oder reden darüber. Einige paaren sich nur in einer Stellung, andere nur in einer Jahreszeit, und es gibt dafür auch eine Vielzahl von Hilfsmitteln. Alle Praktiken von Rishathra haben Einfluß auf unsere Handelsbeziehungen. Hat Luweewu dir schon von dem Vampir-Parfüm erzählt?«

Sie merkten gar nicht, daß Louis sich fortstahl, um alleine auf die Heiße Nadel zurückzukehren.

Harkabeeparolyn war ziemlich erregt: »Luweewu, er könnte Kawa etwas antun!«

»Die beiden kommen prächtig miteinander zurecht«, beruhigte Louis sie. »Chmeee ist als Besatzungsmitglied mein Partner, und er mag Kinder, ganz gleich, welcher Rasse sie angehören. Der Junge ist gut bei ihm aufgehoben. Wenn du dich mit ihm anfreunden willst, brauchst du ihn nur hinter den Ohren zu kraulen.«

»Wie kam die Wunde auf deiner Stirn zustande?«

»Ich war unvorsichtig. Und ich weiß, wie ich dich wieder zur Ruhe bringen kann.«

Sie liebten sich — trieben Rishathra — auf dem Wasserbett bei angestellter Massage-Mechanik. Die Frau mochte einen Haß auf den Panth-Clan haben, aber sie hatte dort auch eine Menge gelernt. Zwei Stunden später, als Louis sicher war, er könne kein Glied mehr bewegen, streichelte Harkabeeparolyn seine Wange und sagte: »Morgen ist meine Paarungszeit zu Ende. Dann kannst du dich wieder erholen.«

»Ich glaube, ich müßte das sogar bedauern«, erwiderte er mit einem leisen Lachen.

»Luweewu, ich würde mich besser fühlen, wenn du dich jetzt wieder Chmeee und Kawa anschließt.«

»Okay. Schau nur, ich kann kaum noch gerade gehen. Siehst du mich auf der Transportscheibe? Gleich löse ich mich in Luft auf.«

»Luweewu.«

»Oh, schon gut.«

Die Weltkarte des Mars war eine dunkle Linie, die stetig anwuchs, bis sie zu einer Mauer aufragte, die sich ihnen quer in den Weg stellte. Als Chmeee das Tempo verzögerte, fingen die Mikrophone, die im Rumpf des Landungsbootes eingebaut waren, ein flüsterndes Geräusch auf, das lauter war als der Flugwind.

Sie näherten sich einer Wand stürzenden Wassers.

Aus einer Entfernung von einer Meile schien sie senkrecht und unglaublich hoch zu sein. Der Scheitel des Wasserfalles befand sich zwanzig Meilen über ihren Köpfen. Der untere Teil des Wasserfalles war von Nebelschwaden verhüllt. Das Wasser donnerte in ihren Ohren, bis Chmeee die Außenbordmikrophone abschalten mußte. Aber auch dann noch konnte man das Dröhnen des Wassers vernehmen.

»Das sieht aus wie unsere Wasserkondensatoren in der Stadt«, bemerkte der Junge. »Hier mußten meine Leute das Prinzip des Kondensators gelernt haben. Chmeee, habe ich dir schon von diesen Maschinen erzählt?«

»Ja. Wenn die Städtebauer bis zum Mars vorgedrungen sind, muß man sich ja fragen, ob sie den Eingang zur Unterwelt dieser Kuppel fanden. Wird in deinen Märchen auch von einer Unterwelt erzählt?«

»Nein.«

Louis sagte: »Ihre Zauberer waren anatomisch gebaut wie die Pak-Protektoren.«

Der Junge fragte: »Luweewu, dieser große Wasserfall — warum ist er so riesig?«

»Er muß sich um die ganze Oberseite der Weltkarte herumziehen. Damit verhindert er eine Nebelbildung, weil die Kuppel des Mars trocken bleiben muß«, erwiderte Louis. »Hinterster, hörst du zu?«

»Ja. Deine Befehle?«

»Wir werden mit dem Landungsboot die Kuppel umkreisen und den Tiefenradar und die anderen Instrumente einstellen. Vielleicht finden wir einen Zugang unter dem Wasserfall. Mit der Heißen Nadel erforschen wir den Scheitel der Kuppe. Wie steht es mit deinem Treibstoffvorat?«

»Ausreichend, falls wir nicht nach Hause fliegen müssen.«

»Okay. Wir werden auch die Sonde aussetzen und sie so einstellen, daß sie der Heißen Nadel mit zehn Meilen Abstand und in einer Flughöhe dicht über dem Boden folgt. Halte die Transportscheiben-Verbindungen offen und stelle die Mikrophone ein. Chmeee, möchtest du das Landungsboot steuern?«

»Aye, aye«, erwiderte der Kzin.

»Okay. Komm mit, Kawa.«

»Ich möchte aber hier beim Kzin bleiben«, sagte der Junge.

»Harkabeeparolyn würde mich umbringen. Also komm schon.«

Die Heiße Nadel erhob sich zwanzig Meilen über die Weltkarten-Oberfläche, und der rote Mars dehnte sich vor ihnen aus.

Kawaresksenjajok sagte: »Er sieht schrecklich aus.«

Louis ignorierte seine Bemerkung. »Wenigstens wissen wir, wonach wir suchen müssen, nach etwas Großem. Stellen wir uns eine Sicherung vor, die groß genug ist, um den Krater in der ›Faust Gottes‹ zu verstopfen. Weiterhin brauchen wir eine Luke, die groß genug ist, diese Sicherung durchzulassen und das Flugzeug, das so ein Ding tragen kann. Wo würde man so etwas auf der Weltkarte des Mars vermuten? Hinterster?«

»Unter dem Wasserfall«, erwiderte der Hinterste. »Wer würde dort suchen? Der Ozean ist leer. Der Wasserfall würde den Einstieg verdecken.«

»Ja. Das klingt logisch. Aber Chmeee sucht dort bereits. Wo noch?«

»Ich müßte die Umrißlinien einer gewaltigen Luke in einer für den Mars typischen Landschaft verstecken. Vermutlich eine Luke mit unregelmäßigen Konturen, deren Angeln sich in einem langen, geraden Canyon befinden. Vielleicht würde ich den Lukendeckel unter Eis verstecken und die Eiskappe auf dem Nordpol immer abschmelzen und sich neu bilden lassen, damit die Spuren meines Kommens und Gehens verwischt werden.«

»Gibt es irgendwo einen Canyon, der sich dafür eignet?«

»Ja. Ich habe schließlich meine Hausaufgaben gemacht. Louis, die Pole scheinen mir am besten als Tarnung geeignet. Die Marsianer versuchten niemals, sich ihren Polen zu nähern. Wasser war für sie tödlich.«

Die Weltkarte des Mars war eine Polarprojektion; der Südpol befand sich an ihrem äußeren Rand. »Okay. Wenn wir dort nichts finden, werden wir von dort aus spiralförmig den Mars absuchen. Wir bleiben in großer Höhe und schalten alle Instrumente ein. Wir kümmern uns noch nicht darum, ob wir beschossen werden. Chmeee, hörst du zu?«

»Ja.«

»Berichte uns laufend deine Beobachtungen. Vermutlich stehen deine Chancen, das Gesuchte zu finden, am besten. Und versuche nicht auf eigene Faust zu handeln.« Ob er dieser Anweisung auch gehorchte? »Wir wollen nicht mit dem Landungsboot eine Invasion versuchen. Wir sind Diebe. Lieber lassen wir uns in einem General-Products-Raumschiff unter Feuer nehmen.«

Das Tiefenradar drang nur bis zum Scrith-Boden vor. Die Berge und Täler über dem Scrith erschienen als durchsichtige Formationen. Sie entdeckten mit Marsstaub gefüllte Meere, der so fein war, daß er Wellen schlug wie Öl. Unter dem Staub entdeckten sie Siedlungen, die man als Städte bezeichnen konnte: Steingebäude mit runden Wänden und gerundeten Kanten und sehr vielen Öffnungen. Die Städtebauer staunten nicht weniger als Louis Wu. Marsianer waren im menschlichen Universum schon vor Hunderten von Jahren ausgestorben.