Выбрать главу

Stundenlang flogen sie durch diesen unterirdischen Bezirk. Zuweilen trafen sie auf meilenlange schnurgerade Korridore. Sie durchquerten sie mit hoher Geschwindigkeit, und dann kamen sie wieder nur schrittweise und mühsam voran.

Türen blockierten ihren Weg. Chmeee öffnete sie immer auf die gleiche Weise. Er richtete seine Slaver-Doppelflinte darauf, und die Tür löste sich in eine Wolke aus monoatomarem Staub auf.

Als Chmeee den Zerstäuber auf eine besonders große Tür richtete, stäubte es ebenfalls, aber das war nur die oberste Schicht. Eine blanke Fläche blieb zurück, die aus Scrith bestehen mußte.

Chmeee führte sie nach links, umging den Korridor, der von dieser Tür bewacht wurde. Louis ließ Harkabeeparolyn vorangehen und flog ein Stück zurück, um abzuwarten, ob Teela Brown ihnen zu folgen versuchte. Aber die große Tür blieb verschlossen. Wenn Teela Brown sich dahinter versteckte, konnte sie die drei Eindringlinge nicht bemerkt haben. Die Scrith-Tür verhinderte jede Ortung. Selbst Protektoren hatten ihre Grenzen.

Sie hätten dem Tunnel bis zur Heißen Nadel folgen können, indem sie das Stockwerk darüber benützten. Aber sie taten das nicht. Chmeee führte sie ungefähr zwölf Grad nach antispinnwärts von Steuerbord, indem er die Heiße Nadel als Bezugspunkt verwendete. Er führte sie also zu der halbkugelförmigen Höhle, in der sich eine Neutrino-Quelle in halber Höhe der Wand bewegte. Louis konnte das nur recht sein.

Sie wählten den nächsten Korridor, der nach rechts führte. Sie kamen an einer zweiten Scrith-Tür vorbei, aber diesmal blockierte sie nicht ihren Weg. Die Höhle, die sie umrundet hatten, war sehr groß. Vielleicht eine Steuerzentrale für Notfälle? Sie mußten sich diese Tür merken. Vielleicht mußten sie später hierher zurückfinden.

Vierzehn Stunden waren inzwischen vergangen, und sie hatten fast tausend Meilen zurückgelegt, ehe sie eine Ruhepause einlegten. Sie schliefen in einem hüfthohen Metallgefäß, das einem Pfannkuchen glich und sich in der Mitte einer riesigen Fläche befand. Was für einen Zweck dieses Gerät erfüllte, wußten sie nicht; aber hier konnte sie niemand im Schlaf überraschen. Louis bekam einen heftigen Appetit auf eine andere Diät als ihren Nähr-Sirup. Er fragte sich, ob Teela inzwischen ebenfalls gegessen, ihre Vorbereitung getroffen und wieder Hunger bekommen hatte?

Sie flogen weiter. Der Wohnbezirk blieb hinter ihnen zurück, obwohl sie hier und dort noch auf Zellen trafen mit leeren Vorratstruhen für Nahrungsmittel, allen lebensnotwendigen Installationen und einem hübschen flachen Boden für einen kurzen Mittagsschlaf. Aber diese Kabuffs befanden sich in den Seitenwänden riesiger Säle, die alles Mögliche enthalten konnten oder auch gar nichts.

Sie flogen an dem Gehäuse eines Gerätes vorbei, das eine gewaltige Pumpe beherbergen mußte, dem Dröhnen nach zu urteilen, das auf ihre Trommelfelle einstürmte. Chmeee führte sie nach links, sprengte eine Wand, und dahinter gelangten sie in einen Kartensaal, der so riesig war, daß Louis vor Ehrfurcht fast im Boden versank. Als Chmeee eine Bresche in die gegenüberliegende Wand schlug, brach das riesige Hologramm mit einem Blitz in sich zusammen. Sie flogen weiter.

Ein Korridor, dahinter ein Licht und ein Wind, der ihnen in den Rücken blies.

Sie traten unter das Licht.

Die Sonne hatte gerade an einem fast wolkenlosen Himmel den Zenit überschritten. Eine endlose sonnenüberflutete Landschaft dehnte sich vor ihnen aus: Teiche, Haine, Getreidefelder, Reihen von dunkelgrünen Gemüsepflanzen. Louis kam sich wie eine Zielscheibe vor. Eine Schleife aus schwarzem Draht war an seiner Schulter befestigt. Er zog sie jetzt aus dem Stoff und warf sie fort. Das andere Ende war noch mit seinem Anzug verbunden. Der Draht würde die Hitze ableiten, wenn sie jetzt auf ihn schoß.

Wo war Teela Brown?

Offenbar nicht hier.

Chmeee führte sie über eine Hügelgruppe. Er hielt dann auf einen Weiher mit stehendem Wasser zu. Louis folgte ihm. Harkabeeparolyn hielt sich dicht hinter ihm. Der Kzin öffnete seinen Raumanzug. Als Louis sich neben ihm niederließ, drehte Chmeee beide Handflächen nach außen und bewegte sie dann rasch wieder aufeinander zu. Er deutete mit dieser Pantomime an, daß der Anzug hermetisch geschlossen bleiben mußte.

Man hatte ihr schon das Raumschiff erklärt, aber Louis beobachtete sie scharf, bis er überzeugt war, sie würde ihren Anzug nicht öffnen.

Was nun?

Das Land war zu flach. Es eignete sich nicht gut als Versteck — hier ein paar Bäume, dort ein paar sanft gewellte Hügel. Als Versteck viel zu auffällig. Aber vielleicht verbarg sie sich in so einem Teich? Louis rollte den Draht wieder ein, den er weggeworfen hatte. Vermutlich hatten sie ein paar Stunden Zeit, sich auf den Kampf vorzubereiten. Doch wenn Teela kam, würde sie über sie herfallen wie ein Blitz.

Chmeee hatte sich nackt ausgezogen. Nun legte er den Anzug aus Superleiter-Tuch wieder an. Er ging zu Harkabeeparolyn und half ihr, seinen Schutzanzug auszuziehen. Er legte ihn dann selbst an. Damit war sie einer Schutzschicht entkleidet. Louis mischte sich nicht ein.

Ob sie sich hinter der Sonne versteckte? Die kleine fusionsgespeiste, Neutrino aussendende Sonne — dort würde man sie nicht so rasch vermuten. Konnte man sie überhaupt als Versteck verwenden? Wenn er den Superleiter-Draht mit einem Teich verband, konnte er sich nur bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzen. Tanj, das wäre ein raffiniertes Versteck für ihn gewesen, wenn die Sonne sich näher an der Oberfläche des Mars befunden hätte, wo das Wasser schon bei einer erträglichen Temperatur zum Kochen kam. Aber sie befanden sich hier nicht über dem Ringwelt-Boden, wo der Luftdruck fast so hoch war wie auf Meereshöhe.

Vielleicht mußten sie hier tagelang auf Teela warten. Das Wasser in ihren Druckanzügen würde ausreichen, auch der Zuckersirup und vermutlich Louis Wus Geduld ebenfalls. Chmeee hatte sich seinen Anzug bereits ausgezogen. Vielleicht gab es hier Tiere, die er jagen konnte.

Und wie stand es mit Harkabeeparolyn? Wenn sie ihren Druckanzug öffnete, würde sie den Geruch des Lebensbaumes in die Nase bekommen.

Chmeee hatte seinen Druckanzug wieder aufgepumpt. Nun steckte er ihn in sein Fluggeschirr. Er legte einen Stein auf jeden Zeh und bediente das Steuergerät am Gürtel, bis der Anzug senkrecht stand. Das war ein verdammt guter Einfall. Wenn er die Steine zur Seite stieß und die Düsen einschaltete, würde ein leerer Druckanzug wie ein Angreifer in den Himmel hinaufsteigen.

Louis war etwas Vergleichbares noch nicht eingefallen.

Vielleicht kam Teela nur selten hierher, alle paar Wochen einmal. Vielleicht bewahrte sie die Lebensbaumwurzeln woanders auf.

Wie sahen diese Lebensbäume überhaupt aus? Waren es diese dunkelgrünen, glänzenden Pflanzen? Louis zog eine davon auf den Boden. Fette Wurzeln hingen daran, die ihn an Yams oder süße Kartoffeln erinnerten. Er hatte diese Pflanze noch nie gesehen, aber das galt auch für die übrigen Gewächse, die hier unter der künstlichen Sonne lebten. Die meisten Lebewesen der Ringwelt und alle unter der Kuppel des Mars gezogenen Pflanzen mußten vom galaktischen Kern importiert worden sein.

Teela lachte in Louis' Ohr.

32. Der Protektor

Louis zuckte nicht nur zusammen. Er schrie in seinem Helm.

Teelas Stimme war voller Lachen. Sie verschluckte die Konsonanten. Das konnte sie nicht verhindern: Lippen und Gaumen hatten sich zu einem harten Schnabel vereinigt. »Ich möchte nie mehr mit einem Pierson-Puppetier kämpfen! Chmeee, du hältst dich doch für ein gefährliches Wesen, nicht wahr? Dieser Puppetier hätte mich um ein Haar besiegt.«