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»Sei vorsichtig!«, rief ich ihm zu.

»Sie sind die Feiglinge, sie haben Angst vor uns«, presste Maljok hervor. Dann zeigte er herausfordernd mit dem Finger auf die Gestalt, die ihm am nächsten stand. »Du da, nimm deinen Umhang ab! Versteck dich nicht!«

In der anderen Hand hielt Maljok sein Schwert. Der Fremdplanetarier schien keinerlei Waffen zu tragen. Dafür hatte er Krakenarme, deren Biegsamkeit nichts Menschliches an sich hatte. Mit einer blitzartigen Bewegung schoss sein Greifwerkzeug aus dem Umhang hervor, wischte über Maljoks Gesicht und fuhr ebenso schnell wieder zurück. Die gebogenen Krallen an den Fingern hatte ich dennoch bemerkt.

Maljok sackte zusammen.

Wütend stürzte ich mich auf den Außerirdischen.

Mit einem gewaltigen Sprung, zu dem ein Mensch nie imstande gewesen wäre, schraubte er sich in die Luft und entging so meinem Schlag. Allerdings landete er genau in der Klinge von Meloman. Im Kampf verstanden wir uns blind, agierten mit eingespielter Routine, die wir uns in vielen Gefechten auf den Inseln hart erarbeitet hatten. Die Absicherung des Partners war uns dabei zur eisernen Kampfesregel geworden.

Beim vergeblichen Versuch, das Schwert aus dem zu Boden gestürzten massigen Körper seines Gegners zu ziehen, rutschte Meloman aus, rappelte sich aber sofort wieder auf, zog seinen Dolch und sprang mir erneut zur Seite.

Dem zweiten Fremdplanetarier hielt ich nun die Schwertspitze unter den Saum der Kapuze, aus der sein

»Stich zu, Dima«, schnaubte Meloman, dessen Stimme vor Hass bebte. »Töte ihn!«

»Was ist mit Maljok?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

»Blutet wie ein Schwein. Er hat ihm die Kopfschlagader aufgerissen.«

Ich holte aus. Meinem Gegner kam zwar seine übermenschliche Wendigkeit zugute, doch die lange Klinge in meinen Händen verschaffte mir mindestens gleichwertige Chancen.

Die Kapuze wedelte hektisch hin und her, und plötzlich drang eine dünne, piepsige Stimme daraus hervor: »Ich ersuche euch, diesen Schritt zu überdenken. Eure Entscheidung ist inkorrekt.«

Mein Schwert wurde bleischwer.

»Ihr... ähm... du kannst sprechen?«, stammelte ich verdutzt.

»Ich bin Chefexperte für Sprachen. Euren Gefährten habe nicht ich getötet«, roboterte mein Gegner monoton. Dabei schob sich wie ein Greifarm aus den Falten des Umhangs seine spindeldürre, mit runzeliger Haut umspannte Pfote hervor, und mit einem langen, krallenbewehrten Finger deutete er auf den von Meloman getöteten Außerirdischen.

»Er ist Mechaniker«, setzte er hinzu. »Nicht fähig zur Verhaltensänderung. Tot. Niedrigster Anpassungsgrad.«

»Ach ja, und du willst etwas Besseres sein?«, fauchte Meloman zornig, trat zu dem getöteten Mechaniker und

Ohne das Schwert zu senken, ging ich einige Schritte zurück und beugte mich über Maljok.

In seinem Gesicht klaffte eine tiefe Risswunde. Außerdem war sein Hals links und rechts aufgeschlitzt, als hätte man ihn mit einem Messer traktiert. Es war mir ein Rätsel, wie der inzwischen tote Außerirdische es mit einer so flüchtigen Bewegung seiner grässlichen Klaue geschafft hatte, Maljok mit beinahe chirurgischer Präzision das Leben auszuhauchen. Nur noch wenig Blut floss aus den Wunden, sickerte durch das Stahlgitter.

»Nimm endlich den Umhang ab, du Missgeburt!«, brüllte ich, als ich mir Maljoks letzte Worte ins Gedächtnis rief.

»Erregt euch nicht«, erwiderte die Kreatur völlig emotionslos. »Ich werde ihn abnehmen.«

Der Umhang raschelte wie Papier, als das Wesen ihn mit seinen Krakenarmen abstreifte.

Mit einem Menschen hatte der Fremdplanetarier nur entfernt Ähnlichkeit. Seine Beine waren klapperdürr und mit knorrigen Sehnen durchzogen. Die Knie bogen sich nach hinten durch. Der Körper war mit einem eigenartig flaumig flockigen Fell bedeckt. Dieselben Zotteln überwucherten auch den gesamten Kopf, der halslos auf dem Rumpf saß. Und mit einem Mal fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das war überhaupt kein Fell.

Es waren Federn!

Seine kugelrunden Äuglein, die mit schwabbeligen, gallertartigen Häutchen überzogen waren, folgten meinen Bewegungen. Unterhalb der Augen ragte ein kurzes schnabelartiges Gebilde aus dem Gefieder. Es bestand

»Ich habe eurem Wunsch entsprochen. Kann ich den Umhang wieder anlegen? Es ist kalt«, fiepte er.

Abwesend nickte ich. Der schauderhafte Anblick des hässlichen Vogelmenschen hatte mir die letzten Kräfte geraubt. Ein Glück, dass er das nicht bemerkte, der Fremdplanetarier … Der Vogelmensch … Ein Vogel?

»Kannst du fliegen?«, fragte ich misstrauisch.

»Nein. Eine verloren gegangene Fähigkeit.«

»Meloman«, sagte ich, ohne den Außerirdischen aus den Augen zu lassen, »ruf die anderen, sie müssten eigentlich schon unten am Treffpunkt sein.«

Meloman ging zum Rand des Tunnels, der sich zum gefrorenen Meer hin öffnete, hielt sich mit der Rechten am Gestänge des Scheinwerfers fest und beugte sich hinab.

»Hey, Jungs, kommt hierher!«, schrie er, heftig mit der Linken wedelnd.

»Sind sie weit weg?«, erkundigte ich mich.

»Nein, direkt unter uns, vielleicht zwanzig Meter entfernt. Sie haben mich schon gesehen und klettern gleich zu uns herauf.«

Nach wie vor beobachtete ich jede Bewegung des Vogelmenschen, der sich wieder in seinen Umhang gehüllt hatte, mit eiserner Wachsamkeit, denn vor den messerscharfen Krallen, die Maljok zum Verhängnis geworden waren, musste man sich in Acht nehmen.

Offensichtlich konnte er meinen feindseligen Blick genau einordnen, denn sein verkrüppeltes Pfeifwerkzeug

»Auf dem Schiff?«, fragte ich erstaunt.

»Ja. Ihr habt das Versuchsgelände erobert und das Energiezentrum zerstört. Die Techniker sind aber in der Lage, Reserveenergiequellen zu aktivieren. Nicht für lange, aber es würde reichen, um euch zu vernichten.«

»Das ist das Versuchsgelände?«, fragte ich und zeigte mit der Hand durch die Tunnelöffnung, wo sich die Inseln aus der verschneiten Eiswüste erhoben.

»Ja.«

»Und das Schiff?«

»Das hier ist das Schiff«, antwortete der Fremdplanetarier und ließ den Krakenarm über seinem Kopf kreisen. »Auf dem Schiff sind sechzehn Vernunftbegabte. Ich präzisiere: Es waren sechzehn. Jetzt sind es noch vierzehn, mich nicht gerechnet. Ohne mich werdet ihr sie nicht finden. Ich schlage euch eine Abmachung vor.«

Während der Vogelmensch versuchte zu schachern, ertönten vom Tunnelrand scheppernde Geräusche. Chris steckte den Kopf über die Kante; vom Scheinwerferlicht geblendet, kniff er die Augen zusammen. Als er auf die Plattform geklettert war und den Außerirdischen neben mir erblickte, fasste seine Hand instinktiv an den Schwertgriff.

»Darf ich vorstellen, Chris«, begann ich leise, »das ist einer von den sechzehn Bastarden, die uns auf den Inseln festgehalten haben. Jetzt möchte er die Seiten wechseln und sich als Verräter verdingen. Er bietet sich uns als Führer an.«

Die Kapuze schwenkte in meine Richtung. »Verrat ist eine Erfindung des menschlichen Verstandes«, dozierte der Außerirdische mit seiner piepsigen Vogelstimme. »Wir ändern nur unser Verhalten. Es ist eine der merkwürdigen Eigenschaften des menschlichen Verstandes, dass er Verhaltensänderungen nicht akzeptiert.«

Chris antwortete nicht darauf, denn er hatte Maljok entdeckt und schritt nun auf ihn zu, ganz langsam, als wollte er ihm Zeit geben, damit aufzuhören, sich zu verstellen.

»Es ist ein Jammer, Chris«, sagte ich, »aber es sieht so aus, als könnten wir es uns tatsächlich nicht leisten, diese Bestie zu töten.«

Die Kapuze nickte eifrig. »Sehr vernünftig. Seid Ihr der Anführer der Menschen?«

Chris, der neben Maljok auf die Knie gesunken war, drehte sich zu dem Außerirdischen um.