»Doch, das sind sie.«
Sie hob die Peitsche und gab den Musikanten ein Zeichen. Sie fingen an zu spielen. Dann ließ sie die Peitsche erneut knallen, und die Mädchen sprangen auf und fingen an zu tanzen.
»Yartel«, sagte sie, und eines der Mädchen tänzelte nach vorn. Sie war eine üppige Blondine mit heller Haut und kurzen Beinen. Vielleicht ist erwähnenswert, daß sich der Geschmack der Goreaner von dem der Männer auf der Erde auf manche Weise unterscheidet; so sind Goreaner zum Beispiel wesentlich toleranter. Zumindest im Vergleich zu Angehörigen der westlichen Zivilisation. So würde es viele irdische Frauen, die durch die ständige unterschwellige Medienbeeinflussung zu dem Schluß gekommen sind, daß sie die kulturell anerkannten Normen weiblicher Schönheit nicht erfüllen, vermutlich erstaunen und entsetzen, daß sie auf einem goreanischen Sklavenmarkt einen hohen Preis erzielen würden.
»Louise«, sagte die Gastgeberin.
Ein kleine, schlanke, entzückende, hellhäutige und rothaarige Frau tanzte auf mich zu.
Louise ist ein Erdenname. Ich fragte mich, ob sie von der Erde kam. Allerdings verleiht man goreanischen Sklavinnen oft Erdennamen. Ich sah mir das Mädchen genauer an. Ihre Brüste waren klein und schön geformt. Das rötliche Licht mit seinen sich verändernden Schattierungen umschmeichelte die helle Haut auf besonders aufregende Weise.
»Kommst du von der Erde?« fragte ich.
»Ja«, sagte sie überrascht.
»Hör nicht auf zu tanzen«, befahl ich in englischer Sprache.
»Stammst du von der Erde?« stieß sie heftig hervor.
»Ja. Aber das ist lange her.«
»Ich bin eine Frau der Erde! Sieh den Kragen!«
»Er steht dir gut.« Sie ballte die Fäuste und tanzte zurück in die Reihe.
»Birsen.«
Ein hochgewachsenes dünnes Mädchen mit schulterlangem braunen Haar trat vor. Mit ihrer Schönheit hätte sie auf der Erde ein hochbezahltes Model werden können.
»Demet.«
Ein mittelgroßes, fülliges, dunkelhäutiges Mädchen mit langen schwarzen Haaren tanzte nach vorn, an dessen Weiblichkeit kein Zweifel bestand. Sie hatte weiche, volle, zu einem Schmollmund verzogene Lippen von der Art, die für den Kuß eines Mannes wie geschaffen schienen. Ich rief mir mit einiger Mühe ins Gedächtnis zurück, daß ich nur gekommen war, weil man mir eine Botschaft zugespielt hatte. Ich hatte Hurtha zusammen mit Feiqa im Insula zurückgelassen, obwohl er mittlerweile bestimmt unterwegs war. Ich wußte nicht, ob ich in Gefahr schwebte oder nicht, doch ich hatte es nicht für angebracht gehalten, meinen warmherzigen Gefährten in meine Angelegenheiten zu verstricken.
»Ich sehe, daß Demet gefällt«, stellte meine Gastgeberin fest. »Sie war einst in der Tahari eine Lady von hohem Rang.«
Ich betrachtete die Bewegungen ihrer süßen breiten Hüften. »Sie soll zurückgehen«, sagte ich dann. »Sie alle.«
»Ihr habt es gehört!«
»Ja, Herrin«, sagten sie wie aus einem Mund und eilten zurück in die Schatten, um auf den nächsten Kunden zu warten.
»Es tut mir leid.«
»Hast du noch andere anzubieten?« fragte ich und sah mich dabei im Raum um. Bis jetzt hatte noch keiner den Versuch unternommen, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich ging davon aus, daß mich die Unbekannten entweder bei der Audienz am Zentralzylinder gesehen hatten oder eine genaue Beschreibung besaßen. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, ich hätte sie zuerst gesehen.
»Wenn du warten willst«, sagte sie. »Einige der anderen Mädchen, die gerade auf dem Rücken oder dem Bauch auf den Matten liegen, werden irgendwann frei sein.«
»Wer ist diese Frau da?« fragte ich und zeigte auf ein wohlproportioniertes barfüßiges Mädchen in einem knielangen, ärmellosen weißen Gewand mit tiefem Ausschnitt, das an einem Tisch ganz in der Nähe einem Mann Gesellschaft leistete. Sie fiel mir auf, da sie an diesem Ort bekleidet umherlief, obwohl sie offenbar nicht zum Personal gehörte. Sie trug Armreifen aus Gold.
»Sie ist eine freie Frau«, sagte die Gastgeberin.
»Hier?«
»Sie hat ihr Tarskstück bezahlt. Nimm dich vor ihr in acht.«
Die Frau lächelte den Mann an.
»In Ludmillas Freudenhäusern ist jeder willkommen.«
»Wer ist Ludmilla eigentlich?« fragte ich.
»Ich habe sie nie kennengelernt.«
Auf dem Tisch stand eine Flasche Ka-la-na-Wein mit zwei Gläsern. Plötzlich sackte der Mann zusammen, legte den Kopf auf die Arme und schlief ein. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff die Frau nach seinem Geldbeutel, durchtrennte die Schnüre und schob ihn sich ins Gewand. An ihrer linken Hand blitzte ein Ring auf, der mir zuvor nicht aufgefallen war. Ich sah einen solchen Ring nicht zum erstenmal.
»Möchtest du etwas trinken? Eines der Mädchen bringt dir etwas.«
Ich nickte. »Die da«, sagte ich und zeigte auf Louise.
»Gut.« Die Gastgeberin schnippte mit den Fingern, und Louise kam zum Tisch und kniete nieder.
»Was hättest du gern?«
Ich hatte an ein Glas Paga gedacht, aus der Brauerei von Temus, falls das hier zu haben war. Aber als ich an die freie Frau in dem ziemlich freizügigen Gewand dachte, änderte ich meine Meinung.
»Ich glaube«, sagte ich, »ich werde doch etwas warten, bis ich zu trinken bestelle.«
»Wie du wünschst«, sagte die Gastgeberin. Sie wandte sich Louise zu. »Solltest du entlassen werden, kehrst du auf deinen Platz zurück. Vernachlässige deine Pflichten nicht. Wenn unser Gast etwas bestellen möchte, bedienst du ihn.«
»Ja, Herrin«, sagte Louise.
»Vielleicht will ich eine Flasche haben«, sagte ich.
»Der Eintritt hat nur ein Tarskstück gekostet«, erinnerte mich die Frau.
»Entschuldigung.« Ich nahm fünf Kupfertarsk aus meinem Geldbeutel, und zwar ziemlich auffällig. Der freien Frau mit dem tiefen Ausschnitt entging das nicht. Wie ich erwartet hatte. Sie warf dem schnarchenden Kerl neben sich einen Blick zu. Er würde noch lange schlafen, mindestens eine Ahn.
»Oh!« sagte die Gastgeberin. »Du bist großzügig! Für soviel Geld gehört alles dir, was dir in diesem Haus gefallen könnte!«
»Vielen Dank!«
Sie ging. Ich sah Louise an. »Du kannst gehen«, sagte ich. Sie gehorchte sofort, kniete aber in Rufweite nieder.
»Wie ich sehe, hast du eine Sklavin fortgeschickt«, sagte die Frau mit dem tiefen Ausschnitt.
»Ja.«
»Kommst du von außerhalb?«
»Stimmt.« Der Ring steckte nicht länger auf ihrem Finger.
»Und, gefällt dir Ar?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Für einen Fremden kann es hier sehr einsam sein.«
»Möchtest du dich zu mir setzen?«
»Es tut mir leid«, erwiderte sie. »Das wäre nicht schicklich. Ich kenne dich ja nicht einmal.«
»Entschuldige bitte«, sagte ich. »Ich wollte nicht unverschämt sein.«
Sie bewegte den linken Fuß und ließ die Glöckchen an dem Ring klingeln. Die meisten freien Frauen hätten so etwas niemals getragen. Sie schob die Armreifen hoch, dann strich sie mit der Hand das Haar zurück. Es war offen. Normalerweise trugen nur Sklavinnen ihr Haar offen. Sie bewegte sich wie zufällig, und plötzlich schien etwas mit dem Kleid nicht mehr zu stimmen. Beinahe reumütig zog sie einen der Träger zurecht, und sie tat es auf eine Weise, als dächte sie sich nichts dabei, dabei brachte sie mit dieser Bewegung ihre wunderbaren, aufregenden Brüste zur Geltung.
»Schon in Ordnung«, sagte sie.
»Es tut mir wirklich sehr leid.«
»Es war mein Fehler«, sagte sie mit einem Lächeln. »Ich hätte nicht so forsch sein dürfen. Ich hätte dich nicht ansprechen dürfen.«
»Bitte setz dich zu mir«, lud ich sie ein.
Sie kniete sich an den Tisch.
»Ich habe nur etwas gesagt, weil es mich freute, daß du die Sklavin weggeschickt hast. Ich wünschte, sie gäben ihnen etwas zum Anziehen.«
»Sie tragen den Kragen.«
Sie lachte. »Das ist allerdings wahr.«
»Möchtest du wirklich nichts trinken?«
Sie schien darüber nachzudenken, und dann, einige Augenblicke später, lächelte sie. »Also gut.«
»Was hättest du denn gern?«