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»Herzlich willkommen. Man merkt, daß wir wieder in der Heimat sind«, sagte Mark sarkastisch. »England zeigt sich von seiner besten Seite.« Er stellte die beiden Koffer ab, schlug seinen Jackenkragen herunter und sah sich aufmerksam in der Halle um.

Die zweimotorige Cessna des Taylor-Konzerns war bereits vor das Tor gerollt worden. Techniker in orangegelben Monturen bemühten sich um die Maschine. Aus dem Hintergrund der weitläufigen Halle war das dumpfe Dröhnen eines probelaufenden Motors zu hören.

»Dein Telegramm scheint angekommen zu sein«, sagte Vivian erleichtert.

Mark nickte wortlos und winkte einem der Techniker.

Der Mann legte seinen Schraubenschlüssel aus der Hand, wischte sich die Hände an der Hose ab und setzte sein ölverschmiertes Grinsen auf. »Missis Taylor! Mister Taylor! Schön, daß Sie wieder im Lande sind. Ihre Maschine ist fertig.«

»Schon durchgecheckt?«

»Selbstverständlich. Vollgetankt und startbereit. Sie können in fünf Minuten aufsteigen - wenn das Wetter mitspielt.«

Mark reichte dem Mann einen der beiden Koffer und trug den anderen und Vivians Tasche zur Cessna hinüber. Der Regen wurde mit jedem Augenblick stärker. Die Tropfen hämmerten in unablässigem Stakkato auf das Wellblechdach des Hangars, und der Donner wurde lauter und drohender.

»Ich glaube, ich besorge mir noch schnell den neuesten Wetterbericht«, sagte Mark besorgt. »Ich habe keine Lust, direkt in ein Unwetter hineinzufliegen.«

»Das hier ist nur ein kleiner Ausläufer«, sagte der Techniker. »Es kriselt schon den ganzen Tag, aber das Schlimmste spielt sich weiter südlich ab. Über dem Kanal muß es heiß hergehen.«

»Trotzdem.« Mark sprang leichtfüßig auf die Tragfläche hinauf, klappte das Kanzeldach hoch und reichte Vivian die Hand, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein. »Ich laufe noch mal rasch ins Büro und hole mir den letzten Wetterbericht.«

Vivian kletterte ins Cockpit der Cessna und begann routinemäßig, die Instrumente zu überprüfen.

»Das ist schon alles klar«, grinste der Monteur. »Sie müssen nur noch die Starterlaubnis vom Tower einholen.«

»Erledigen Sie das, während ich mich um das Wetter kümmere.« Mark drehte sich herum, sprang auf den Hallenboden zurück und verschwand mit schnellen Schritten zwischen den dicht beieinander abgestellten Flugzeugen.

Die Glaskugel war etwas kleiner als ein Handball und stammte aus Vivian Taylors umfangreicher Sammlung magischer Hilfsmittel, aber Melissa war sich sehr sicher, daß die Einsatzmöglichkeiten der Kugel noch nie richtig ausgeschöpft worden waren, da es Vivian vor der Begegnung mit Ulthar niemals gewagt hatte, den in ihr verborgenen Kräften freien Lauf zu lassen. Weißliche Nebelschwaden schienen dicht unter der Oberfläche der Kugel dahinzutreiben, und dort, wo die untere Wölbung die Tischplatte berührte, hatte sich eine dünne Rauhreifschicht gebildet.

Melissas Gesicht schien zu einer unbeweglichen Maske erstarrt zu sein. Zwischen ihren Brauen stand eine strenge Falte, und die Augen blickten mit einer Mischung aus Konzentration und kaum unterdrückter Ungeduld auf die Glaskugel. Eine knisternde, unsichtbare Aura der Macht schien die reglose Gestalt zu umgeben, eine Macht, die selbst Wärme und Licht aus dem Raum zu verbannen schien und das Zimmer zu einer finsteren, feuchtkalten Höhle werden ließ.

Der Nebel ballte sich im Innern der Kugel zusammen, formte rasch vergängliche Umrisse und Figuren und trieb wieder auseinander. Allmählich veränderte sich die Farbe des Glases. Es wurde milchig, dann schwarz und schließlich blau, dann grün. Winzige Gestalten erschienen auf der gewölbten Oberfläche und verschwanden wieder, wurden von neuen Bildern abgelöst, Bilder, die Menschen und Landschaften zeigten und sich in immer rascherer Folge ablösten.

Schließlich stabilisierte sich das Bild. Die Kugel zeigte jetzt eine hohe, halbrunde Halle, in der scheinbar nur ameisengroße Menschen zwischen bunten Spielzeugflugzeugen umherhasteten.

Melissa lächelte. Ihre Finger bewegten sich sacht, fuhren in kreisenden Bewegungen über das kühle Glas der Kugel. Das Bild wuchs, als drehe ein unsichtbarer Kameramann am Zoom-Objektiv seiner Kamera. Die Wände der Halle glitten rechts und links aus dem Ausschnitt, während im Zentrum ein flaches, zweimotoriges Sportflugzeug heranwuchs. Es war eine Cessna - ein schnittiges, in den schwarz-goldenen Farben des Taylor-Konzerns gestrichenes Sportflugzeug, unter dessen aufgeklappter Kanzel eine dunkelhaarige Gestalt zu erkennen war.

Vivian Taylor.

Melissas Lächeln vertiefte sich. In den letzten zwei Tagen, seit sie in Hillwood Manor angekommen war, hatte sie immer wieder in die Kugel geschaut, um über Vivians gegenwärtigen Aufenthaltsort und ihre Handlungen unterrichtet zu sein. Solange die Taylors sich jenseits des großen Teichs befunden hatten, war die Gefahr, etwas gegen sie zu unternehmen, zu groß gewesen. Die Entfernung war zu groß gewesen, und eine mißglückte Attacke hätte die beiden nur vorzeitig gewarnt. Zudem reichte es nicht, Vivian einfach zu töten. Die Frau mußte verschwinden, und zwar spurlos.

Nun erst war für Melissa die Zeit zum Handeln gekommen. Die Taylors befanden sich in ihrem direkten Einflußbereich, und sie hatte ihre Vorbereitungen fertig getroffen. Die Falle war bereit, zuzuschnappen.

Melissa holte zu ihrem ersten Schlag aus.

»Alles in Ordnung«, sagte Mark, als er aus dem Büro des Flugleiters zurückkam. »Es ist wirklich nur ein kleiner Ausläufer. Im Norden ist der Himmel klar. Das heißt, daß wir in spätestens zehn Minuten durch strahlenden Sonnenschein fliegen.« Er nickte Vivian aufmunternd zu, überzeugte sich davon, daß das Gepäck sicher und ordentlich verstaut war und drückte den beiden Technikern jeweils eine Fünf-Pfund-Note in die Hand. Die Männer bedankten sich und eilten nach vorne, um die Hangartore zu öffnen.

Mark kletterte ächzend auf den Pilotensitz und griff nach oben, um die Plexiglaskanzel zu schließen. »Startfreigabe haben wir auch schon«, sagte er aufgeräumt. »Caveman hat alles erledigt.«

»Du solltest dich bei ihm entschuldigen«, sagte Vivian.

Mark ließ die Kanzel einrasten, kämpfte sekundenlang fluchend mit dem Sicherheitsgurt und schaltete die Zündung ein. Auf dem Armaturenbrett leuchteten ein halbes Dutzend verschiedenfarbiger Lämpchen auf.

»Wofür entschuldigen?« fragte er, ohne Vivian anzusehen.

»Für die Bemerkung, die du vorhin über den Büroschlaf gewisser Leute gemacht hast.«

Mark grinste. »Ich wußte nicht, daß Caveman Dienst hat. Bei ihm klappt alles. Ein tüchtiger Mann. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, ob ich ihn für unseren Konzern engagieren soll.«

»Wozu?«

Mark zuckte mit den Achseln, sah flüchtig auf die verwirrende Anzahl von Instrumenten vor sich und drückte den Anlasserknopf. Die sechshundert PS der Cessna erwachten zu grollendem Leben. »Warum nicht? Tüchtige Männer kann man immer gebrauchen«, rief er über den Lärm der Motoren hinweg. »Außerdem glaube ich nicht, daß Caveman hier sehr glücklich ist. Er wirkt ziemlich verbissen. Wahrscheinlich kann er sich nicht damit abfinden, daß seine Karriere hier zu Ende sein soll. Er war einmal ein tüchtiger Ingenieur.«

»Was heißt war?«

Die Hangartore rollten quietschend nach oben. Die Techniker traten beiseite, und Mark schob den Gashebel um wenige Zentimeter nach vorne. Das Flugzeug setzte sich rüttelnd in Bewegung.

»Er ist es immer noch, soweit ich das beurteilen kann. Aber da war einmal eine dumme Sache, vor ein paar Jahren. Keine Ahnung, was genau. Ich glaube, er ist mit seinem Vorgesetzten aneinandergeraten und hat ihm eine runtergehauen. Jedenfalls war seine Karriere in diesem Moment zu Ende.« Ein helles Piepsen aus dem Funkempfänger unterbrach seinen Gedankengang. Er ließ den Steuerknüppel los, griff nach dem Mikro und drückte die Sprechtaste. »TK-zero-one an Tower. Kommen.«