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„Die Verbindung war sofort abgerissen, nachdem im Hauptsteuerungspult mit Esra und Jumm irgendwas passiert ist“, schaltete sich Eva ein. „Als ich nämlich hier hinunterkam und versucht habe, mit jemandem Funkverbindung zu bekommen, hat schon kein Mensch mehr geantwortet.“

„Das bedeutet also, daß die Energiebarrieren gleich zu Beginn des Orkans entstanden sind oder sogar noch etwas früher“, schlußfolgerte Sven.

„Es spricht doch wohl eher alles für ein gleichzeitiges Entstehen“, ließ sich Nikolais Stimme aus dem Lautsprecher vernehmen. „Andernfalls wäre die Evakuierung zur Zentrale geglückt. Was hat sie eigentlich verhindert? Der Orkan?“

„Stimmt. Ich hörte, wie Esra, als er noch lebte, verlangt hat, alle sollten unverzüglich in die Zentrale zurückkehren.“

„Demzufolge gab es einen Befehl zur raschen Evakuierung!

Warum hast du das vorher nicht erzählt? Folglich wußten einige, daß es eine Katastrophe geben wird!“

„Das war, als ich aus dem Raum des Steuerungspultes ging.“

„Das Zeichen zur unverzüglichen Rückkehr haben sie also gleichzeitig erhalten“, sagte Sven. „Der Orkan kam von Norden. Doch warum ist den Basen das Evakuieren nicht gelungen? Den Basen, die in nächster Nähe der Zentrale lagen, insbesondere aber den im Süden gelegenen? Man kann ja nicht annehmen, daß der Orkan überall zur gleichen Zeit entstanden ist!“

„Richtig, Sven. Ich habe die aufgetürmten, sperrigen Barrikaden nur auf der Nordseite gesehen. Das beweist doch, daß der Orkan von Norden gekommen ist.“

„Aber dann muß man ja auch annehmen, daß die Geschwindigkeit, mit der er sich ausbreitete, etliche tausend, ja zehntausend Kilometer pro Stunde betragen haben muß. Daran kann ich nicht glauben.“

„Du wirst es wohl glauben müssen, Sven“, meinte Erli.

„Denn nur so können wir uns erklären, weshalb sie nicht abfliegen konnten, nachdem sie das Signal zur raschen Rückkehr erhalten hatten!“

„Aber dann ist wieder diese blitzschnelle Geschwindigkeit für die Ausbreitung des Orkans einfach unerklärlich.“

„Einverstanden. Ich würde jedoch trotzdem gerade an dieser Version festhalten“, sagte Erli. „Gleich nachdem Esra an die Basen das Zeichen zur unverzüglichen Rückkehr durchgegeben hatte, sind die Energiebarrieren entstanden, der Orkan setzte ein, und allmählich drang die Selva zu den Basen vor.

Was hast du dazu noch zu sagen, Sven?“

„Mir ist eines unverständlich. Aber das betrifft uns persönlich. Wir sind sechs Stunden geflogen. Ich habe berichtet, was wir auf der zweiten Basis gemacht haben. Das war nicht in einer halben Stunde zu schaffen.“

„Mitunter erledigt der Mensch in einer Stunde so viel, wie er zu einem anderen Zeitpunkt kaum innerhalb von vierundzwanzig Stunden tun könnte“, warf Erli ein, doch Sven unterbrach ihn.

„Gut, wir werden das mit zu den unerklärbaren Erscheinungen rechnen. Und noch was: Solange wir dort waren, hat sich die Sonne zwei Stunden lang nicht vom Platz gerührt, nicht einmal für eine Winkelsekunde.“

„Eine Sekunde hättest du überhaupt nicht feststellen können.“

„Das hab’ ich ja auch nur so gesagt. Mit einem Wort, sie hat sich nicht von der Stelle gerührt.“

„Die Sonne geht dort ein halbes Jahr lang nicht unter“, sagte Osa leise. Ohne den Kopf zu drehen, sah sie weiter aus dem Fenster. „Das hatte ich euch doch bereits gesagt!“

Alle schwiegen.

„Sven“, sagte Henry, „sag lieber, was du dir dabei gedacht hast. Das wird am besten sein.“

„Wir werden das mit in Betracht ziehen“, meinte Erli. „Doch vorläufig hilft uns das nicht weiter und erklärt überhaupt nichts. Und von allein wird es sich nicht erklären. Was noch, Sven?“

„Vorläufig nichts.“

„Erli, gib ruhig zu, daß du dachtest, ich sei wohl nicht mehr ganz klar im Kopf, als ich von Esra und Jumm gesprochen habe.“

„Ja, ich habe tatsächlich nicht geglaubt, daß so etwas möglich ist.“

„Kann sein, daß Sven und auch Seona die Wahrheit sagen.

Vielleicht haben sie gar nicht gesponnen.“

„Ich bitte euch“, brachte Henry leise heraus.

„Eva, jetzt kommst du ‘ran.“

„Nachdem ich die sterblichen Überreste von Esra und Jumm gesehen hatte und völlig allein war, habe ich sie etliche Male selbst getroffen. Sie laufen in der Zentrale umher. Besonders häufig erscheinen sie im Verbindungsabschnitt, also unmittelbar hier. Heute habe ich sogar nach ihnen geschossen. Die Nerven sind mir durchgegangen. Die Kugeln sind durch Esra hindurchgegangen, haben die Tür und eine Wand im Korridor durchbohrt, aber er ist ruhig weitergelaufen. Erli hat sie ebenfalls gesehen.“

„Ja, ich habe sie gesehen. Doch ich kann nicht erklären, was das für ein Vorgang ist. Ist das alles, Eva? Dann soll Nik berichten.“

„Ich habe die Energiespeicher geprüft, und dabei sah ich sie beim fünften Speicher. Sie sind auch jetzt noch dort. Ich sehe sie ganz genau. Sie scheinen irgend etwas zu montieren. Ich bin überzeugt, daß sie keine Beziehung zu den Menschen haben, die früher hier gelebt und gearbeitet haben. Sie sind alle dunkelhäutig und braungebrannt, jeder von ihnen hat irgendeine Waffe auf dem Rücken. Außerdem haben sie ein Mehrzweckmobil, das unserem überhaupt nicht gleicht. Es hat zwei Türme, aus denen einige Rohre herausragen.“

„Was denkst du über die ganze Sache?“

„Ich nehme an, daß es irgendwelche Fremdlinge sind. Auf dem Eremiten gibt es ja kein vernunftbegabtes Leben. Nicht einmal Säugetiere sind vorhanden. Sie müssen also von irgendwoher gekommen, das heißt geflohen sein. Vielleicht sind es sogar diejenigen, die vor uns hier waren? Sie haben abgewartet, bis alle auf die Basen geflogen waren, dann haben sie zwischen den einzelnen Basen die Energiebarrieren errichtet, damit die Funkverbindung unterbrochen war. Wenn sie in der Lage wären, so starke Kraftfelder zu schaffen, dann könnten sie auch einen noch nie dagewesenen Orkan gemacht haben, der alle Basen vernichtet hat. Alles Weitere hat dann die Selva selbst erledigt. Der Planet war sauber, doch plötzlich sind wir aufgetaucht, als sie sich bereits als die Herren wähnten. Nun führen sie wieder etwas im Schilde. Möglicherweise wollen sie die Energiespeicher beschädigen. In diesem Falle würde Hunderte von Kilometern im Umkreis nichts mehr übrigbleiben.

Eine lächerliche Hypothese, nicht wahr?“

„Eine recht interessante Hypothese. Weshalb sollten sie uns aber eigentlich nicht viel einfacher um die Ecke bringen?

Einfach mit ihren Waffen erschießen?“

„Das weiß ich nicht. Kann sein, daß sie zu wenige sind und daß sie Angst haben. Aber es ist auch denkbar, daß sie den Anblick von Blut nicht ertragen können. Es ist alles nur meine Vermutung.“

„Ja, Nik, du hast fast das gesamte Tatsachenmaterial in deine Hypothese aufgenommen, aber doch nicht alles. Übrig sind Esra und Jumm, die unbewegliche Sonne und die Verschiedenheit im Ablauf der Stunden.“

„Erli, wir können es ja auch mit zwei völlig verschiedenen Vorgängen zu tun haben, die in keinerlei Verbindung oder Zusammenhang miteinander stehen“, meinte Eva. „Der unterschiedliche Stundenablauf kann durch etwas völlig anderes bedingt sein.“

„Und was machst du damit, daß im Hauptsteuerungspult alles in Staub verwandelt ist? Ungefähr zehn bis zwanzig Meter nach beiden Seiten von der festgesetzten Linie des Äquators.

Dort sieht doch alles genauso aus, als seien nicht wenige Tage vergangen, sondern einige Jahrhunderte! Ich habe alles bis zur Grenze der Sperrzone kontrolliert. Es ist in Niks Hypothese ebenfalls nicht berücksichtigt.“

„Ich erhebe ja auch keinerlei Anspruch auf absolute Richtigkeit…“

„Ist klar, Nik.“

„Vielleicht haben wir es aber doch mit zwei verschiedenen Vorgängen zu tun“, sagte Eva.

„Ja, das müssen wir vorläufig auch annehmen. Mich beunruhigt dabei nur der Umstand, daß sie zeitlich zusammenfallen.