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Charity schüttelte den Kopf, als Hartmann auf den Aufzug deutete. »Gibt es keine Treppe?«

»Doch«, antwortete Hartmann. »Aber das geht sehr viel...«

»Dann zeigen Sie sie mir«, unterbrach ihn Charity. Hartmann blickte sie an, als zweifele er an ihrem Verstand, wandte sich aber gehorsam nach rechts und lief auf eine Reihe eiserner Sprossen zu, die an der Felswand nach oben führten.

Sie hatten noch nicht ein Drittel der Strecke zurückgelegt, als eine weitere Explosion die Höhle erzittern ließ. Die Motoren des Lastenaufzugs heulten auf, sprühten eine Sekunde lang Funken - und dann stürzte die ganze Kabine in die Tiefe und verwandelte sich in einen wirren Trümmerhaufen. Hartmann starrte abwechselnd sie und die zerstörte Liftkabine an.

Der Helikopterlandeplatz im Krater schien ein paar schwere Treffer abbekommen zu haben, denn alles, was Charity sah, als sie hinter Hartmann aus dem Tunnel gerannt kam, waren schwarze Rauchwolken und ein Himmel, der nicht mehr aus dem körperlosen Flimmern der Holografie bestand, sondern voller Blitze und silbrig schimmernder Flugscheiben war, deren Laserkanonen immer und immer wieder aufflammten.

Charity sah einen schwarzen Schatten aus den Augenwinkeln, fuhr herum und war im gleichen Sekundenbruchteil beinahe froh, unbewaffnet zu sein. Die Gestalt in der zerfetzten Kleidung, die ihr entgegentaumelte, war kein Moroni, sondern einer von Krämers Soldaten.

»Dort!« schrie Hartmann über das Heulen der Gleiter und das unentwegte Donnern der Explosionen hinweg. Er deutete in die Wand aus schwarzem Qualm. »Vielleicht ist eine der Maschinen noch flugfähig!«

Charity blinzelte einen Moment lang angestrengt in die gleiche Richtung, aber sie konnte außer brodelndem Rauch und grellen Flammenzungen nichts erkennen. Trotzdem zögerte sie keine Sekunde, Hartmann zu folgen. Die beiden ersten Maschinen, die aus dem Qualm vor ihnen auftauchten, waren nichts weiter als brennende Trümmerhaufen, aber die dritte schien unbeschädigt zu sein. Hartmann sprang mit einem Satz in den Helikopter, zerrte Charity hinter sich herein und rannte geduckt zum Pilotensitz. Eine Sekunde später stieß er einen wütenden Fluch aus.

»Was ist los?« fragte Charity.

Hartmann deutete mit der geballten Faust auf den Pilotensitz. »Was ich befürchtet habe!« antwortete er. »Wir haben nur drei Maschinen mit Alpha-Steuerung. Und ausgerechnet eine davon müssen wir erwischen!« Er fuhr herum, starrte einen Moment lang verbissen in den brodelnden Qualm hinaus und seufzte. »Versuchen wir, eine andere...«

Charity schob ihn einfach zur Seite, ließ sich in den Pilotensitz fallen und griff nach dem wuchtigen Helm, der auf dem Armaturenbrett lag.

»He!« protestierte Hartmann. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da tun!«

»Ich glaube schon«, antwortete Charity. »Und wenn nicht, dann gehören Sie zu den ersten, die es herausfinden. Setzen Sie sich!« Sie rückte den Helm gerade, schaltete mit der linken Hand die Computerkontrolle des Stealth-Copters ein und deutete mit der anderen auf den Sitz des Copiloten. »Können Sie die Waffenkontrolle übernehmen?«

»Sicher«, antwortete Hartmann verdutzt, »aber...«

Er kam nicht weiter. Charity registrierte aus den Augenwinkeln, wie Skudder und Net hinter ihnen in die Maschine sprangen und die Tür schlössen, und im gleichen Sekundenbruchteil startete sie die Triebwerke. Die Turbinen des Copters heulten schrill auf, die drei sichelförmigen Rotorblätter verwandelten sich in einen wirbelnden Kreis aus aufblitzendem Silber, und die Maschine sprang mit einem Satz in die Höhe.

»Passen Sie bloß auf!« brüllte Hartmann, der sich verzweifelt an seinen Sitz klammerte.

Der Stealth-Copter hob ab, als die Sensoren des Helmes ihre Gehirnwellen auffingen und in elektrische Steuerimpule umwandelten. Es war die alte Idee des Biofeedbacks, die in diesem technischen Wunderwerk zur Perfektion entwickelt worden war - aber wenn das, was dieser Helm tat, tatsächlich das sichtbare Ergebnis ihrer Gehirnwellen war, dachte sie, dann mußte hinter ihrer Stirn ein ganz schönes Chaos herrschen. Der Copter legte sich auf die Seite, schoß in wirren Sprüngen und Kehren nach rechts und links und geriet für einen schrecklichen Moment ins Trudeln, ehe Charity die Kontrolle zurückerlangte.

Ein Gleiter schoß auf sie zu. Charity wich instinktiv aus, verriß die Maschine prompt wieder und hätte sie um Haaresbreite in die Flanke eines zweiten Moron-Schiffes gejagt, das urplötzlich vor ihnen auftauchte.

»Um Gottes willen - bewahren Sie Ruhe!« brüllte Hartmann. »Wenn Sie in Panik geraten, ist es aus!«

»Ich weiß«, murmelte Charity mit zusammengebissenen Zähnen. Die Maschine bockte und hüpfte immer noch wie ein durchgehendes Wildpferd, aber allmählich bekam sie ein wenig Gefühl für die Steuerung. Aber sie wußte auch, daß sie einen gutgezielten Angriff kaum überleben würden. Diese Maschine wurde im Prinzip von Gefühlen gesteuert - und genau das war der Grund, aus dem sich sein Pilot keinerlei Gefühle erlauben durfte.

»In welcher Richtung liegt die Stadt?« fragte sie.

»Norden«, antwortete Hartmann. »Gehen Sie höher. Wir müßten den Dom von hier aus sehen können!«

19

»Ein Fahrzeug nähert sich«, sagte Luzifer. »Sehr schnell.«

»Und?« fragte Stone, ohne den Blick vom Gesicht des reglosen Megamannes zu nehmen. Er wußte nicht, wie lange er hier schon stand - fünf oder zehn Minuten. Vor einer Weile waren die beiden Inspektoren gegangen, und einen Augenblick später hatte er das Geräusch des startenden Gleiters gehört; mit Ausnahme seines eigenen Fahrzeuges der letzten Maschine, die sich noch in der Nähe des Nestes aufgehalten hatte.

Stone löste seinen Blick von Kyles Gesicht und wiederholte seine Frage, in schärferem und hörbar ungeduldigem Tonfall. »Und?«

»Ich habe die Situation analysiert, Herr«, antwortete Luzifer. »Es könnte Gefahr bestehen.«

»Von einem einzigen Fahrzeug?« fragte Stone spöttisch.

»Es handelt sich um eine hochentwickelte Kampfeinheit, Herr«, antwortete Luzifer. »Solche Maschinen haben uns bereits schwere Verluste zugefügt. Unser Gleiter ist ihr an Kampfkraft um einen Faktor zwei unterlegen.«

»Dann solltest du beten, daß sie in friedlicher Absicht kommen, mein Freund«, sagte Stone spöttisch. »Falls du überhaupt weißt, was dieses Wort bedeutet.« Er schnitt Luzifer mit einer energischen Handbewegung das Wort ab, als die Ameise widersprechen wollte. »Ich glaube, ich weiß, wer in diesem Hubschrauber sitzt.«

»Es ist unklug, ein vermeidbares Risiko einzugehen, Herr«, sagte Luzifer.

»Ich weiß«, antwortete Stone gelassen. »Aber so sind wir Menschen manchmal. Mach das Schiff startklar. Aber du bleibst an Bord, ganz egal, was passiert - es sei denn, ich rufe dich ausdrücklich.«

»Soll ich nicht wenigstens eine Kampfeinheit zu Hilfe...«

»Du sollst«, unterbrach Stone Luzifer gereizt, »jetzt endlich tun, was ich dir sage. Oder brauchst du den Befehl schriftlich?«

»Nein, Herr«, antwortete Luzifer devot.

»Dann geh«, sagte Stone. »Und paß auf diesen Zwerg auf. Er ist gefährlicher, als er aussieht.«

»Ich weiß, Herr«, sagte Luzifer, während er sich herumdrehte und die Kathedrale verließ, um zu dem Gleiter zu gehen.

Stone sah ihm nachdenklich hinterher. Du weißt? dachte er. O nein, mein Freund. Du hast ja keine Ahnung. Ihr habt ja alle keine Ahnung.

Plötzlich hatte er alle Mühe, ein hysterisches Lachen zu unterdrücken.