Выбрать главу

Skudder fand mit rudernden Armen sein Gleichgewicht wieder, hob sein Gewehr - und senkte es wieder. Sein Blick strich nervös über das knappe Hundert drohend auf sie gerichtete Gewehrläufe. Er wagte nicht noch einmal, seinen Laser einzusetzen. Vielleicht war er doch nicht ganz so entschlossen, lieber mit fliegenden Fahnen Unterzugehen als sich zu ergeben, wie er selbst bisher geglaubt hatte.

Jemand zupfte an ihrem Arm, und als Charity den Blick wandte, sah sie Gurk, der mit der freien Hand auf einen Punkt hinter der näherrückenden Moroniarmee deutete. In einer der zahllosen Erhebungen, die die Invasoren auf der Oberfläche der Station angebracht hatten, hatte sich eine asymmetrisch geformte Tür geöffnet, und weitere, in die gleichen Schutzanzüge gehüllte Ameisen schwärmten ins Freie. Einige von ihnen schleppten eine unverständliche Konstruktion aus silberfarbenen Dreibeinen und Stützen, gewaltigen Metallspulen und gläsernen Röhren mit sich, die sie in fliegender Hast wenige Schritte neben dem Ausgang aufzubauen begannen.

»Was um alles in der Welt tun die da?« murmelte Charity verwirrt.

Sie bekam die Antwort auf diese Frage fast im gleichen Augenblick, in dem die Moroni ihre Arbeiten beendet hatten.

Ein grellweißer, fast armdicker Lichtstrahl brach aus der bizarren Konstruktion, strich flüchtig über eine der gelandeten Flugscheiben und hinterließ eine rauchende Spur auf dem spiegelnden Metall, ehe er auf einer Stelle unterhalb der flachen Kuppel binnen Sekundenbruchteilen ein gewaltiges Loch hineinbrannte. Eine lautlose Explosion zerriß das obere Drittel des Gleiters. Flammen und weißglühende Trümmerstücke schossen wie aus einem ausbrechenden Vulkan in die Höhe, ehe eine zweite, noch gewaltigere und ebenfalls vollkommen lautlose Detonation den Gleiter vollends in Stücke riß. Weißglühendes Metall prasselte auf die Moroni herab und verwandelte ihre bis dahin so geordnete Formation in ein heilloses Durcheinander hastender, auseinanderstürzender Gestalten.

Noch ehe Charity überhaupt richtig begriff, was geschehen war, wanderte der Laserstrahl weiter, mähte wie eine Sense aus Licht durch die Reihen der Ameisenkrieger und hinterließ eine Spur aus schmelzendem Metall in der zweiten Flugscheibe. Die Besatzung des Gleiters reagierte mit fantastischer Schnelligkeit - aber nicht schnell genug. Die Triebwerke des scheibenförmigen Flugschiffes flammten auf und katapultierten die Scheibe regelrecht in die Höhe. Der Laserstrahl stieß für einen Moment ins Leere, suchte dann wie der tastende Leuchtfinger eines Scheinwerfers nach seinem entkommenden Opfer und bohrte sich mit fantastischer Zielsicherheit in eine der grell lodernden Triebwerksöffnungen. Der dreißig Meter durchmessende Diskus verwandelte sich in eine atomare Miniatursonne, deren Schein für einen Moment die Schwärze des Weltalls verblassen ließ. Charity schloß geblendet die Augen und drehte den Kopf weg, und auch die anderen hoben schützend die Arme vor die Gesichter.

Als sie wieder etwas erkennen konnten, hatte sich das Bild total verändert. Der doppelte Kreis aus Ameisen, der Charity und die anderen umgeben hatte, hatte sich in ein heilloses Durcheinander verwandelt. Nur einige wenige Moroni hatten ihre Waffen herumgeschwenkt und das Feuer auf die so plötzlich aufgetauchten Angreifer eröffnet; die meisten rannten einfach kopf- und ziellos hin und her, offensichtlich vollkommen überrascht und unfähig, auf die veränderte Situation zu reagieren. Das dritte Flugschiff hatte das Weite gesucht, aber Charity sah auch, daß es nicht wirklich floh, sondern sich nur mit einem gewagten Manöver aus der Reichweite der Laserkanone zu bringen versuchte.

Ein dünner Lichtblitz stach in ihre Richtung. Er verfehlte sie, brachte ihr aber drastisch zu Bewußtsein, daß sie keineswegs außer Gefahr waren. Mit einem gemurmelten Fluch ließ sich Charity auf die Knie herabsinken, hob ihr Gewehr und gab eine Salve kurzer Schüsse ab. Sie sah nicht einmal, ob sie traf, aber ihre Schüsse waren ein Signal für die anderen. Auch Skudder eröffnete das Feuer, und nach einer weiteren Sekunde riß auch Stone die erbeutete Moroni-Waffe von der Schulter und begann auf die Ameisen zu schießen.

Aus der Schleuse waren mittlerweile weitere Moroni herausgekommen, welche die Gleiterbesatzungen gleichfalls unter Feuer nahmen. Noch immer waren sie den Soldaten, denen sie gegenüberstanden, zahlenmäßig unterlegen, aber diese Unterlegenheit machten sie durch Entschlossenheit mehr als wett. Charity hatte viel zu viel damit zu tun, dem wütenden Laserfeuer der Moroni zu entgehen und selbst zurückzuschießen, als daß sie Zeit gefunden hätte, wirklich darüber nachzudenken - aber mit einem Teil ihres Bewußtseins nahm sie sehr wohl wahr, daß die neu aufgetauchten Moroni sehr viel zielsicherer und entschlossener vorgingen als ihre Feinde. Und ihre Zahl wuchs unaufhörlich. Immer mehr und mehr Krieger strömten durch die Luftschleuse ins Freie. Die Oberseite der Station hatte sich längst in ein Chaos aus grellen, durcheinanderzuckenden Lichtblitzen, hastenden Körpern und glühendem Metall verwandelt. Es kam einem Wunder gleich, daß bisher weder Charity noch einer der anderen getroffen worden war.

Plötzlich fuhr Gurk erschrocken zusammen und deutete aufgeregt auf einen Punkt hinter Charity. Sie drehte sich herum und entdeckte den Gleiter, der die Station offensichtlich einmal umkurvt hatte und in rasendem Tempo wieder heranschoß. Charity begriff voller Entsetzen, daß er ganz genau auf sie und die anderen zuhielt, warf sich instinktiv flach auf den Boden und hoffe, daß die anderen es ihr gleichtaten. Für eine schreckliche Sekunde spürte sie, wie sie den Halt verlor und schwerelos in die Höhe zu gleiten begann, dann fanden ihre wild umhertastenden Hände irgendwo Widerstand und klammerten sich fest.

Fast im gleichen Moment war der Gleiter heran und eröffnete das Feuer auf die angreifenden Moroni. Armdicke Laserstrahlen brannten rauchende Spuren aus Feuer in die Reihen der vorrückenden Ameisen. Das Geschütz schwärmte herum und eröffnete das Feuer auf den Gleiter, aber das Schiff war zu schnell. Der Laserstrahl prallte an der spiegelnden Unterseite ab und verpuffte wirkungslos im All, und fast im gleichen Moment sauste eine ganze Salve greller Energieschüsse auf das Geschütz herab. Die Laserkanone samt ihrer Besatzung verwandelte sich in eine brodelnde Feuerwolke. Der Gleiter raste im Tiefflug darüber hinweg, kippte wie ein flach geworfener Stein über die Schmalseite ab und vollführte einen rasend engen Salto, um zurückzukehren und auch die übrigen Moroni unter Feuer zu nehmen.

Charity richtete sich behutsam auf, überzeugte sich mit einem raschen Blick davon, daß keiner der anderen verletzt oder gar abgetrieben worden war, und deutete zum Zentrum der Basis. Aus irgendeinem Grund schienen die Moroni diesen Teil der Station zu meiden.

Mit Ausnahme Frenchs schienen die anderen verstanden zu haben, denn sowohl Stone als auch Skudder und Gurk setzten sich unverzüglich in Bewegung, während French wie erstarrt dahockte und fassungslos den miteinander kämpfenden Moroni zusah. Offensichtlich verstand er noch viel weniger als Charity, was hier vorging.

Der Gleiter kam zurück und hielt in zwanzig oder dreißig Metern Höhe über der Station an. Die neu aufgetauchten Ameisen eröffneten das Feuer aus ihren Gewehren auf die riesige Flugscheibe, konnten dem Fahrzeug damit aber keinen Schaden zufügen. Dafür überschüttete der Gleiter sie mit ganzen Salven greller, tödlicher Laserblitze, die ihre Reihen schneller lichteten, als sie sich wieder füllen konnten, obwohl aus der Schleuse immer noch Krieger herausströmten. Auch die überlebenden Moroni hatten sich wieder formiert und drangen - wenn auch unentschlossen und ziellos - auf die Angreifer ein. So erfolgreich der Überfall im ersten Moment gewesen war, das Eingreifen des Gleiters wendete das Kampfgeschehen. Charity begriff, daß ihre neuen Verbündeten nicht mehr lange durchhalten würden.