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»Was zum Teufel ...?« begann Skudder erneut.

Charity unterbrach ihn sofort. »Jetzt nicht.« Sie warf Skudder einen fast beschwörenden Blick zu und drehte sich dann wieder vollends zu Stark um. Einen Moment lang suchte sie nach passenden Worten, dann begriff sie, daß es für eine solche Situation wohl keine passenden Worte gab. »Wir können nicht hierbleiben, Mister Stark. Und Sie und Ihre Leute ebensowenig. Das alles hier wird in wenigen Stunden vernichtet werden.«

Stark erschrak nicht sichtlich. Vielleicht begriff er gar nicht, was Charity wirklich gesagt hatte. »Zerstört?« fragte er nur.

»Ich fürchte ja«, antwortete Charity. »Ich kann es Ihnen im Moment nicht erklären, Stark. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, warum es passiert. Ich kann Sie nur bitten, mir zu glauben und mir zu vertrauen. Wir müssen Ihre Leute hier wegbringen. Schnell.«

»Wegbringen?« wiederholte Stark verstört. »Aber - aber wohin denn?«

»Fort«, antwortete Charity hilflos. »Vielleicht auf einen anderen Planeten. Vielleicht in ein anderes Schiff. Ich weiß es selbst noch nicht genau. Sie müssen alles für eine Evakuierung vorbereiten, Stark. Und das muß sehr schnell gehen.«

Sie sah und spürte, daß ihre Worte Stark nur in noch größere Verwirrung stürzten. »Gehen Sie«, sagte sie in eindeutig befehlendem Ton. »Gehen Sie zurück zu Ihren Leuten und sorgen Sie dafür, daß alles zum Aufbruch bereit ist, wenn wir hier fertig sind. Es dauert nicht lange.«

Einige Sekunden lang sah es so aus, als wollte Stark sich ihren Worten widersetzen, aber ihr beinahe schon überheblicher Ton tat seine Wirkung. Verwirrt stand er auf, ging zur Tür, blieb noch einmal stehen, um Charity anzusehen, und verließ schließlich das Cockpit, als sie nicht auf seinen Blick reagierte. French wollte ihm folgen, aber Charity hielt ihn mit einer Geste zurück.

»Also?« fragte Skudder. »Dürfte ich vielleicht jetzt erfahren, was hier gespielt wird?«

»Sicher«, murmelte Charity. Plötzlich hatte sie Mühe, überhaupt noch zu sprechen. Sie fühlte sich müde, so unendlich müde, daß ihr selbst das Reden zu anstrengend erschien. Es war alles so sinnlos. Sie versuchten, eine Springflut mit bloßen Händen aufzuhalten. Für die Dauer eines einzelnen, schweren Atemzuges stand sie mit geschlossenen Augen da, dann zwang sie sich, Skudder ins Gesicht zu sehen und zu antworten. »Es ist Stones Bombe, Skudder. Wir haben sie gefunden.«

Skudder erschrak. »Wo?«

»Du hast sie gesehen«, antwortete Charity. »Dieses riesige Ding, das in der Mitte der Station kreist.«

Skudder runzelte zweifelnd die Stirn. »Das soll eine ... eine Bombe sein?«

Charity zuckte mit den Achseln und deutete auf Gurk. »Jedenfalls behauptet er das. Übrigens glaubt er auch, sie wäre bereits gezündet.«

»Das ist sie auch«, verteidigte sich Gurk mit schriller, keifender Stimme. »Sie müßte so schnell rotieren, daß man nur einen Schemen sieht. Und selbst dann wäre es gefährlich.«

Charity lächelte humorlos. »Du hörst den Mann, der nur in groben Zügen weiß, wie die Waffe funktioniert.«

»Das stimmt auch!« rief Gurk. Er begegnete Skudders finsterem Blick und begann unruhig auf der Stelle zu treten. »Also gut, ich werde es versuchen«, sagte er schließlich. »Erinnert ihr euch an das komische Gefühl, als wir unter den Kugeln hindurchgekrochen sind?«

»Komisches Gefühl?« keuchte Skudder. »Ich hatte eher das Gefühl, in Stücke gerissen zu werden.«

»Und wenn du nicht aufgepaßt hättest«, antwortete Gurk giftig, »dann wärst du das auch. Die beiden Kugeln bestehen aus Neutronium. Sie sind schwer genug, daß dir ihre Gravitation den Kopf von den Schultern gerissen hätte, wenn du dumm genug gewesen wärst, ihn zu heben.«

»Gurk, bitte!« sagte Charity. »Jetzt ist wirklich nicht der Moment für deine dummen Sprüche.«

»Ach, was soll das?!« schnappte Gurk übellaunig. »Jetzt ist der Moment für gar nichts mehr. Das Ding wird hochgehen, und nichts und niemand kann das jetzt noch verhindern. Nicht einmal die Moroni selbst. Es nutzt weder uns noch irgendeinem anderen, wenn ich dir jetzt einen Vortrag halte, den du sowieso nicht verstehst.«

»Vielleicht doch«, sagte Charity. »Wir müssen sie entschärfen. Jede Kleinigkeit kann dabei helfen.«

»O sicher«, antwortete Gurk spöttisch. »Sie haben ganze Sternenreiche mit diesen Bomben aus dem All gepustet, aber Captain Charity Laird, die Retterin des Universums, wird zehn Minuten lang ihr Köpfchen anstrengen und eine Lösung finden, nicht wahr?«

Charity schluckte die zornige Antwort, die ihr auf den Lippen lag, herunter. Sie spürte, daß Gurks Aggressivität nichts anderes als Ausdruck seiner Angst war. Sie sagte nichts, und nach einigen Sekunden beruhigte sich der Zwerg wieder.

»Also gut. Das Prinzip ist im Grunde so primitiv, wie es nur sein kann. In den beiden Kugeln befinden sich zwei winzige, schwarze Löcher. Da sie nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt sind, würden sie sich normalerweise gegenseitig anziehen, aber die Hantel rotiert schnell genug, um das zu verhindern.«

»Schwarze Löcher?« wiederholte Skudder irritiert. »Was soll das sein?«

»Ein Ausdruck aus der Astrophysik«, sagte Charity rasch. »Wir wußten damals auch noch nicht sehr viel darüber. Im Grunde nicht viel mehr, als daß es sie gab. Aber daß man sie als Waffe einsetzen kann, ist mir neu.«

»Paß mal auf, Rothaut«, sagte Gurk. »Ich will versuchen, es dir zu erklären. Im Grunde ist das ganz einfach. Du weißt, was eine Sonne ist?«

Skudder würdigte ihn nicht einmal einer Antwort.

»Ein Black Hole«, fuhr Gurk fort, »ist nichts anderes als eine Sonne, die schon vor ein paar Millionen Jahren den Löffel abgegeben hat. Sie bricht unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Sie beginnt zu schrumpfen, verstehst du?«

Skudder warf Charity einen hilflosen Blick zu. Sie mußte gegen ihren Willen lächeln, nickte aber. »Ich hätte es vielleicht etwas anders ausgedrückt, aber im Prinzip hat er recht. Es passiert nicht mit allen Sonnen. Manche explodieren, andere schrumpfen zu weißen Zwergen und schließlich Neutronensternen, aber einige brechen immer weiter zusammen.« Sie hob die Hand und schloß die Finger ganz langsam zur Faust. »Irgendwann wird die Anziehungskraft so stark, daß nicht einmal mehr das Licht ihr entkommen kann. Und der Prozeß geht immer weiter.«

»Ich ... glaube nicht, daß ich das verstehe«, murmelte Skudder.

»Niemand versteht es wirklich«, sagte Charity. »Worauf es ankommt, ist das Ergebnis. Versuch dir eine Kugel vorzustellen, die bequem in eine Hand paßt - und so schwer ist wie ein Planet.«

Skudder wurde noch eine Spur blasser. Abrupt schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er, »das versuche ich lieber nicht.«

»Aber genau das ist es, was sie dort draußen haben«, sagte Gurk düster. »Zwei winzige schwarze Löcher. Vielleicht nicht so schwer wie eine Sonne, aber mit der Masse eines kleinen Mondes. Das einzige, was sie davon abhält, sich immer schneller aufeinander zuzubewegen, ist die Fliehkraft in den Enden der Hantel. Und die wird jetzt immer schwächer.«

»Und ... was passiert, wenn sie ... nicht mehr ausreicht?« fragte Skudder.

Gurk grinste. »Dann werden die beiden hübschen kleinen Dinger dort draußen zwei ebenso hübsche kleine Löcher in ihre Hüllen bohren und aufeinander zuzufallen beginnen. Und wenn sie sich berühren ...« Wie Charity zuvor schloß auch er die Hand zur Faust und öffnete sie dann mit einem Ruck. »Bumm! Es wird einen hübschen Knall geben. Ich glaube nicht, daß von eurem Planeten noch sehr viel übrigbleiben wird.«

»Ist das ... wahr?« flüsterte Skudder entsetzt.

»Es ist wahr.«

Charity sah überrascht auf. Seit sie das Raumschiff betreten hatten, waren diese drei Worte beinahe das erste, was Stone sagte. Er starrte noch immer an ihr vorbei ins Leere, aber das Entsetzen in seinem Blick machte ihr klar, daß er jedes Wort gehört und verstanden hatte. »Und es gibt keine Möglichkeit, es noch aufzuhalten.«