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Mit einem raschen Blick auf den Bildschirm überzeugte er sich davon, daß sich das dreieckige Tor des Laderaumes noch nicht geöffnet hatte, und drückte schnell zwei nebeneinanderliegende Tasten auf dem Pult vor sich. »Kuckucksei eins an zwei und drei«, sagte er. »Alles in Ordnung?«

Die Kommandanten der beiden anderen Panzer, die in den Ladeluken der zwei hinter ihnen hereingeschwebten Gleiter warteten, gaben ihr Okay durch, und Hartmann schaltete mit einem flüchtigen Lächeln wieder ab. Sie benutzten eine UKW-Frequenz, die die Moroni offensichtlich nicht abhörten. Trotzdem amüsierte sich Hartmann eine Sekunde lang an der Vorstellung, welches Kopfzerbrechen es den Moroni wohl bereiten mochte, die Bedeutung des Wortes zu erraten, sollten sie den Spruch wider Erwarten doch auffangen.

Der Sessel neben ihm knarrte, als sich Net auf den Copilotensitz fallen ließ. Hartmann löste seinen Blick nicht von den Monitoren, aber er konnte fühlen, wie Net ihn ansah. Und dann tat er etwas, was ihn selbst überraschte: Für einen kurzen Moment löste er die rechte Hand von den Kontrollen des Panzers, griff nach Nets Finger und drückte sie. Er spürte ihre Überraschung, aber dann erwiderte sie seinen Händedruck.

Ein neuerlicher sanfter Ruck lief durch den Laderaum und den Panzer, und die Illusion von Geborgenheit zerriß so rasch, wie sie gekommen war.

Hartmann warf einen schnellen Blick auf die Seitenmonitore und überzeugte sich davon, daß seine Männer in Stellung gegangen waren. Gleichzeitig aktivierte er mit einer einzigen, schnellen Bewegung sämtliche Waffensysteme des Leopard bis auf den gewaltigen Rubin-Laser, dessen Lauf aus dem gepanzerten Turm über ihren Köpfen ragte. Es tat Hartmann beinahe weh, ausgerechnet auf ihn verzichten zu müssen, denn er war nicht nur die schwerste Waffe des Leopard, sondern wahrscheinlich auch die einzige, mit der sie wenigstens die Spur einer Chance gehabt hätten, sich gegen die Übermacht zu behaupten, die im Inneren des Schiffes auf sie wartete.

Drei dünne Linien aus gelbem Licht, die ein nach unten offenes Rechteck bildeten, erschienen in der dem Panzer gegenüberliegenden Wand des Laderaumes und sagten Hartmann, daß sich die Ladeluke des Gleiters zu öffnen begonnen hatte. Seine Nervosität wuchs, allerdings ohne sein bewußtes Denken und Handeln zu beeinträchtigen.

Die Linien verbreiterten sich und wurden zu einem breiten Spalt, als die Laderampe mit enervierender Langsamkeit nach außen schwang. Hartmann konnte ein Stück eines gewaltigen, stählernen Himmels erkennen: die Hallendecke, die sich scheinbar in unendlicher Ferne über ihren Köpfen befand, dann einen Teil der gegenüberliegenden Wand und dann ein schwarzes, glitzerndes Gewimmel, das er erst auf den zweiten Blick als eine ungeheuerliche Menge von Moroni-Ameisen identifizierte. Zum allerersten Mal begriff er, wie treffend die Bezeichnung war, die die Menschen ganz instinktiv für die Außerirdischen gefunden hatten. Sternenschiff oder nicht - er befand sich im Inneren eines gigantischen Ameisenhügels. Überall in der riesenhaften Halle bewegte es sich, hasteten Moroni hin und her, schoben sich in langen Dreierreihen vorwärts, trugen gewaltige Lasten hin und her oder waren gleich zu Hunderten damit beschäftigt, die scheibenförmigen Gleiter zu entladen, von denen eine große Anzahl in der Halle gelandet war. Es mußten Millionen sein, dachte er entsetzt. Großer Gott - und er hatte siebzig Mann und drei Panzer, um diese gewaltige Armee aufzuhalten!

»Das ist ... Wahnsinn«, keuchte Net entsetzt, als ihr Blick auf den Bildschirm fiel.

Hartmann schwieg, aber er verstand sie nur zu gut. Kyle hatte ihnen gesagt, was sie erwarten würde, und trotzdem lähmte sie der Anblick für einige Sekunden. Das trügerische Gefühl der Sicherheit, das von ihm Besitz ergriffen hatte, seit sie im Panzer waren, zerplatzte wie eine Seifenblase. Dort draußen waren genug Insektenkrieger zusammengezogen, um seine drei Panzerfahrzeuge mit bloßen Händen zu zerreißen.

»Wahnsinn«, flüsterte Net noch einmal. »Die Ameisen werden uns einfach überrennen.«

Hartmanns Blick irrte weiter durch die Halle, und nach einigen Sekunden fand er, wonach er suchte. Vielleicht hundert oder hundertfünfzig Meter von ihrem Landeplatz entfernt erhob sich ein gewaltiger Block aus einem nachtschwarzen Material. Über ihm, völlig schwerelos in der Luft schwebend, hing ein schimmernder Ring aus Metall, in dessen Innerem die Wirklichkeit aufgehört hatte zu existieren: der Transmitter. Ein ununterbrochener Strom von Moroni bewegte sich auf schräg gegen den Block geneigten Rampen hinauf und verschwand in dem wogenden Nichts des Dematerialisierungsfeldes. Über den Köpfen der gigantischen Insektenmasse schwebte eine ebenso ununterbrochene Kette von Gleitern heran, die ebenfalls in der wogenden Schwärze verschwand. Sie bewegten sich sehr langsam, denn ihr Durchmesser entsprach fast genau dem Feld des Transmitterrahmens.

Das Tor glitt weiter auf, stand für einen Moment waagerecht: wie eine aus dem Schiff herausragende stählerne Zunge, und berührte dann mit einem lang nachhallenden, dumpfen Dröhnen den Boden. Fast im gleichen Augenblick kamen die ersten Arbeiterinnen die Rampe hinauf, um mit dem Entladen des Gleiters zu beginnen.

Die Moroni blieben überrascht stehen, als sie den Panzer gewahrten, der den Laderaum des Gleiters fast völlig ausfüllte. Ihre Haltung drückte keinen Schrecken aus, sondern allerhöchstens Verblüffung, aber ihnen blieb keine Zeit mehr, wirklich zu begreifen, was für eine Waffe sie vor sich hatten, denn Hartmanns Leute eröffneten in der gleichen Sekunde das Feuer.

Die Laderampe schien in grellgrüner Glut aufzuflammen, und die Moroni brachen unter den Blitzen der Schockwaffen zusammen.

Hartmann stieß den Beschleunigungshebel des Panzers mit einem Ruck nach vorne. Der Leopard machte mit aufbrüllenden Turbinen einen Satz aus der Ladebucht heraus und brach durch die Front der völlig überraschten Ameisen.

Net feuerte. Eine Woge giftgrüner Helligkeit brach aus Bug und Flanken des Panzers, fuhr unter die Ameisen und schnitt eine gewaltige Bresche in ihre Front. Gleichzeitig deckten die Männer aus der Schleuse heraus die Bereiche vor dem Gleiter mit Feuer ein, die der Panzer nicht unmittelbar beschießen konnte. Auf einem seiner zahlreichen kleinen Monitore konnte Hartmann beobachten, wie auch aus den beiden anderen Schiffen zwei brüllende stählerne Monster herausschossen, um grünes Feuer über die Moroni zu speien.

Es ist zu leicht, dachte Hartmann. Viel zu leicht. Es kann nicht gutgehen.

Mit einem harten Ruck riß er den Panzer auf der Stelle herum, und die grellen Garben der Schockwaffe vollführten die Bewegung wie die leuchtende Klinge einer riesigen Sense mit und schleuderten weitere Moroni zu Boden. Net hielt den Daumen der linken Hand auf dem Auslöser der Waffe; mit der anderen gab sie kurze, gezielte Schüsse auf einzelne Moroni ab, die zu entkommen versuchten.

Hartmann warf einen hastigen Blick auf seine Kontrollen. Gleichzeitig schleuderte er den Leopard mit einem halsbrecherischen Manöver zur Seite, um einer größeren Ansammlung regloser Moroni auszuweichen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, daß einige der Rieseninsekten unter die mahlenden Ketten des Fahrzeuges gerieten und zermalmt wurden. Kyle hatte ihnen eingeschärft, möglichst wenige Ameisen zu töten. Aber wenn das Spiel hier so weiterging, dann würden sie in wenigen Sekunden schlicht und einfach in der Menge der bewußtlosen Moroni steckenbleiben.

Aber natürlich ging es nicht so weiter.

Sowohl Hartmann selbst als auch die Kommandanten der beiden anderen Panzer taten, was Kyle ihnen eingeschärft hatte - aber die Moroni nahmen sehr viel weniger Rücksicht auf ihre eigenen Brüder. Hartmann hatte den Panzer auf siebzig Meter an den Transmitterring herangebracht, als sich etwas in der kochenden Bewegung vor ihm änderte.

Im allerersten Moment vermochte er es nicht genau auszumachen, aber dann schnitt ein grellweißer Lichtbalken eine qualmende Spur durch die Masse der flüchtenden Moroni und explodierte in der Flanke des Leopard. Hartmann und Net schrien gleichzeitig auf, als eine Flut unerträglich intensiven Lichtes über die Bildschirme in den Panzer hereindrang, ehe der Computer reagieren und die Filter einschalten konnte. Irgendwo unter ihnen heulte ein Generator auf, als der elektromagnetische Schild des Panzers versuchte, die aufgefangene Energie zu absorbieren. Es gelang ihm. Trotzdem wurde es für Sekunden so heiß, daß Hartmann sich vor Schmerzen krümmte.