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Ein zweiter Energiestrahl zischte heran, verbrannte Dutzende von Moroni und strich knisternd über die Metallhaut des Panzers. Vor Hartmann begann eine ganze Batterie hellroter Warnlampen zu flackern; eine Sirene heulte.

»Sie bringen ihre eigenen Leute um!« schrie Net. »Großer Gott, Hartmann! Sehen Sie doch!«

Hartmann sah im Moment gar nichts. Vor seinen Augen tanzten bunte Farbflecke. Er erkannte nur Schemen - und den gigantischen Laserstrahl, der in diesem Moment zum dritten Mal aufzuckte und mit tödlicher Präzision den Leopard traf, nachdem er sich eine qualmende Spur durch die flüchtende Ameisen-Armee gebrannt hatte.

Hartmann schlug die durchsichtige Kunststoffabdeckung über den Kontrollen des Turmlasers zurück und aktivierte den Zielcomputer. Das Elektronengehirn des Panzers erfaßte die Gefahr, identifizierte den Gegner und feuerte. Ein dunkelroter Lichtstrahl zuckte durch die gigantische Halle, traf die Laserkanone und verwandelte sie in einen Feuerball. Hartmann atmete hörbar auf. Über den Bildschirm tobten Flammen, und die Außenmikrofone hatten längst abgeschaltet, um die Insassen des Panzers vor dem Höllenlärm zu bewahren.

»Das war knapp«, sagte Net. Sie deutete auf einen Monitor, auf dem der Zustand des Panzers abzulesen war. Hartmann warf einen raschen Blick hin und verzichtete dann darauf, sich die Daten genauer anzusehen. Sehr viel mehr durften sie nicht abbekommen.

Hartmann ließ die Hand noch einige Sekunden auf den Kontrollen des Rubin-Lasers liegen, fest entschlossen, die Waffe wieder einzusetzen, sollte es nötig sein; ganz egal, was Kyle ihm befohlen hatte.

Aber die Herren der Schwarzen Festung schienen die Warnung verstanden zu haben. Hartmann zweifelte nicht daran, daß das Geschütz, das er ausgeschaltet hatte, nicht die einzige schwere Waffe an Bord des Sternenschiffes war; offensichtlich waren die Beherrscher dieses Schiffes paranoid (oder erfahren?) genug, selbst ihren eigenen Sklaven nicht zu trauen. Aber die Moroni schienen verstanden zu haben, daß er nicht gewillt war, wehrlos unterzugehen.

Andererseits waren sie auch offensichtlich nicht gewillt, ihm widerstandslos ihr Schiff zu überlassen ...

Die Ameisen, die sich in unmittelbarer Nähe der drei gelandeten Gleiter befunden hatten, hatten sich mittlerweile zurückgezogen, aber Hartmann beobachtete auch voller Sorge, daß sie ihre Überraschung wohl mittlerweile endgültig überwunden hatten, denn längst nicht mehr alle Moroni flohen. Inmitten des zurückflutenden Insektenheeres begann sich Widerstand zu formieren.

Hartmann aktivierte das Funkgerät. »Phase zwei«, sagte er. »Los!«

Die drei Panzer änderten ihren Kurs und strebten direkt auf den gewaltigen Quader des Transmitters zu. Gleichzeitig stürmten die Männer aus den Gleitern heraus und schleuderten Rauch- und Blendgranaten. Hinter ihnen, in dem Durcheinander aus grauem Qualm und gleißender Helligkeit drang eine Handvoll dunkler, pelziger Körper aus den Schleusentüren der Schiffe und stürzte sich auf die Moroni.

Hartmann blieb keine Zeit, dem Kampf wirklich zuzusehen, aber er bemerkte trotzdem, daß die Ameisen die mutierten Ratten offenbar ebensowenig als Gegner ansahen wie diese umgekehrt die Rieseninsekten. Die gewaltigen Nager rannten die Moroni zwar einfach über den Haufen, wo sie ihnen im Weg standen, machten aber keine Anstalten, sie direkt anzugreifen. Die Moroni ihrerseits feuerten auch nicht auf die Ratten, sondern konzentrierten sich ganz auf die drei Panzer und die Männer, die aus den Schiffen herausgekommen waren. Nach einigen Sekunden waren die Ratten irgendwo in der Ameisenarmee verschwunden. Ihr wirkliches Ziel lag woanders.

Hartmann fluchte erneut, stoppte den Panzer und setzte ein Stück zurück, als die Moroni sich auf das Fahrzeug einzuschießen begannen. Ihre winzigen Laserpistolen vermochten dem stählernen Koloß zwar im Grunde kaum etwas anzuhaben, aber der Leopard wurde von Hunderten von Schüssen gleichzeitig getroffen, und Hartmann wußte nur zu gut, daß selbst der Panzer auf Dauer dieser Belastung nicht gewachsen sein würde.

Aber Kyle hatte von drei, höchstens fünf Minuten gesprochen. Wo zum Teufel blieb die geheimnisvolle Verstärkung, die er ihnen angekündigt hatte?

Hartmann sah flüchtig auf die Uhr und begriff, daß seit ihrem Angriff noch keine zwei Minuten vergangen waren. Er zweifelte plötzlich, ob sie wirklich fünf Minuten durchhalten würden. Sein Blick suchte den Transmitterring, während seine Hände fast von selbst über die Waffenkontrollen des Panzers huschten und die Moroni abwechselnd mit Schocksalven und Blendgranaten eindeckten. Die Außenlautsprecher des Leopard stießen ein schrilles Heulen aus, das die empfindlichen Ohren der Ameisen peinigte und sie zusätzlich verwirrte.

Der Strom von Ameisen, der sich in das Transmitterfeld ergoß, war zum Erliegen gekommen, denn immer mehr und mehr der Insektenkrieger ließen ihre Last fallen und wandten sich um, um sich den so überraschend aufgetauchten Angreifern entgegenzuwerfen, aber die Kette der Gleiter verschwand noch immer in gleichmäßigem Tempo in dem wogenden schwarzen Nichts; schimmernden Perlen aus Stahl gleich, die durch eine Öse gezogen wurden.

Und dann, als hätten die Moroni nur auf diesen Moment gewartet, um ihm seine ganze Machtlosigkeit zu demonstrieren, schwenkte der erste Gleiter plötzlich zur Seite, verharrte einen Moment reglos - und nahm Kurs auf die drei Panzer!

Weitere Gleiter gesellten sich binnen Sekunden hinzu, und dann blitzte es plötzlich grellweiß und blendend auf. Im nächsten Moment verwandelte sich einer der drei Panzer in einen explodierenden Vulkan aus Feuer und schmelzendem Stahl.

Hartmann dachte nicht mehr - er handelte.

In einer einzigen, blitzschnellen Bewegung löste er seine Sicherheitsgurte, sprang auf, schlug mit der Faust auf die Kontrollen des Autopiloten und zerrte mit der anderen Hand Net in die Höhe. »Raus hier!« brüllte er.

Über ihren Köpfen heulte der Rubin-Laser auf. Der dunkelrote Lichtstrahl zerfetzte einen der Gleiter und brannte ein faustgroßes Loch in die Hallendecke hundert Meter darüber. Auch die Kanone des zweiten Leopard stieß einen tödlichen Blitz aus. Feuer und weißglühende Trümmerstücke prasselten zu Boden, aber im gleichen Moment wurde auch der zweite Panzer getroffen und explodierte. Keine Sekunde, nachdem sich Hartmann und Net mit einem gewaltigen Satz aus der Tür des Leopard herausgeworfen hatten, traf etwas den Turm und verwandelte den Kampfpanzer in ein weißglühendes Gebilde aus zerlaufendem Stahl und Flammen. Die Druck- und Hitzewelle schleuderte Hartmann und Net meterweit über den Boden und preßte ihnen die Luft aus den Lungen.

Für einen kurzen, schrecklichen Moment drohte Hartmann das Bewußtsein zu verlieren. Die Hitze war unerträglich. Sein Gesicht und seine Hände schienen zu brennen. Er konnte nicht mehr atmen. Stöhnend tastete er um sich, fühlte im ersten Moment nichts anderes als den glühenden Boden und berührte dann Nets Arm.

Die Wasteländerin reagierte mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf seine Berührung, doch es war dieser Laut, der Hartmann vollends wieder ins Bewußtsein zurückriß. Mit einer Kraft, von der er selbst nicht mehr wußte, woher er sie nahm, stemmte er sich auf Hände und Knie, ergriff Nets Arme und zerrte sie zurück zum brennenden Wrack des Leopard, das ihnen zumindest für einen Moment Schutz vor den wütenden Lasersalven der Moroni geben mochte. Seine Augen tränten, und wie durch einen blutgetränkten Neben hindurch sah er, wie die Moroni heranstürmten und ununterbrochen schossen. Ihr Feuer war nicht sehr präzise, und die Körperschilde der Männer absorbierten die meisten Treffer. Trotzdem brach einer nach dem anderen getroffen zusammen. Die Übermacht war einfach zu groß.