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»Das ist ... Irrsinn«, stöhnte Hartmann. »Kanonenfutter. Sie sind nichts als ... Kanonenfutter für ... diese Bestien.«

Ein Laserstrahl schlug dicht neben ihm in das Panzerwrack und überschüttete sie mit weißglühenden Tropfen zerschmolzenen Metalls. Hartmann schrie vor Schmerz auf, aber er hatte nicht einmal mehr die Kraft, schützend die Arme zu heben. Alles verschwamm rings um ihn herum, wurde unwirklich, leicht ... Er begriff, daß er starb, auch er wurde ein Opfer dieser völlig sinnlosen Schlacht, in die er seine Männer wider besseren Wissens geführt hatte.

Mit dem letzten Rest Kraft, den er noch in sich fand, streckte er die Hand aus und versuchte, Net zu berühren. Er wollte sie fühlen, in seinem allerletzten Moment.

Ein riesiger, mißgestalteter Schatten wuchs plötzlich über ihm empor. Stahlharte Klauen packten seine Hand, schlugen sie beiseite und näherten sich seiner Kehle. Hartmann bäumte sich verzweifelt auf, hämmerte beide Fäuste in das ausdruckslose Insektengesicht über sich und sank mit einem Schmerzensschrei wieder zurück, als die Klauen des Moroni seinen Unterarm aufrissen. Zwei seiner furchtbaren Krallen hielten Hartmanns Arme wie Stahlklammern gepackt; die beiden anderen näherten sich abermals seiner Kehle, und diesmal hatte er nicht mehr die Kraft, sich zu wehren.

Plötzlich erschien ein Schatten unter der Tür des brennenden Panzers. Der Moroni fuhr überrascht herum, wobei er Hartmann wie eine Puppe einfach mit sich zerrte - und ging unter dem Anprall eines schweren Körpers zu Boden, der sich in einem gewaltigen Satz auf ihn warf.

Hartmann stürzte. Wieder drohten seine Sinne zu schwinden, und wahrscheinlich war es einzig das unglaubliche Bild, das sich ihm bot, das ihm noch einmal die Energie gab, die Bewußtlosigkeit zurückzudrängen.

Es war Kyle.

Sein Anzug war bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, und sein Gesicht, seine Arme und sein Rücken eine einzige, fürchterliche Brandwunde. Auch ein Mann mit seinen Fähigkeiten hätte einfach nicht mehr leben dürfen! Aber er bewegte sich nicht nur - er hatte auch noch die Kraft, den riesigen Moroni niederzuringen!

Die Ameise bäumte sich auf, versuchte, den viel kleineren Gegner abzuschütteln und schlug mit ihren schrecklichen Klauen nach dem ungeschützten Gesicht des Gegners.

Dann erstarrte die Ameise.

Es bot sich ihnen das gleiche, unheimliche Bild, das Hartmann schon auf den Monitoren in der Eifelstation beobachtet hatte - aber jetzt sah er es aus unmittelbarer Nähe.

Die Bewegungen des Moroni erlahmten. Hartmann konnte regelrecht sehen, wie alle Kraft aus dem schlanken Insektenkörper wich und irgend etwas in seinen Facettenaugen erlosch.

Für eine Sekunde. Dann trat ein anderer Ausdruck in die Augen des Insektenkriegers.

Kyle ließ die Ameise los, stemmte sich auf Hände und Knie hoch und verharrte einen Moment reglos.

Sein Atem ging schnell. Er zitterte am ganzen Körper, und sein Gesicht zuckte vor Schmerz.

Aber gleichzeitig regenerierte es sich. Aus ungläubig aufgerissenen Augen beobachtete Hartmann, wie die fürchterlichen Wunden des Megamannes heilten, sich zu schließen begannen, und neue, unverletzte Haut über den verbrannten Stellen heranwuchs...

Der Anblick war fast mehr, als er verkraften konnte. Charity hatte ihm von den unheimlichen Fähigkeiten des Megamannes erzählt, aber es war eine Sache, davon zu hören, und eine ganz andere, es zu sehen.

Für einen Moment hatte er Angst, einfach nur Angst, sonst nichts. Kyle richtete sich weiter auf, warf einen raschen Blick auf die heranrasenden Moroni und kroch dann auf ihn und Net zu, aber im allerersten Moment prallte Hartmann vor ihm zurück; denn für eine Sekunde fürchtete er den Megamann mehr als alle Moroni zusammen.

»Sind Sie in Ordnung?« fragte Kyle.

Hartmann zitterte. Er hätte nicht antworten können, auch wenn er es gewollt hätte. Fassungslos starrte er Kyle an. Er wußte, was er sah, aber etwas in ihm weigerte sich einfach, es zu begreifen.

»Es tut mir leid«, murmelte Kyle. »Ich ...«

Er wankte, kämpfte einen Moment mit einem neuen Schwächeanfall und begann dann von neuem: »Es war schwerer, als ich geglaubt hatte. Können Sie gehen?«

Hartmann antwortete immer noch nicht.

Selbst Kyles Kleidung begann sich zu regenerieren, als wäre auch sie etwas Lebendiges, das von den unheimlichen Kräften des Megamannes erfüllt war.

Das Gesicht Kyles wies kaum noch ein Spur der furchtbaren Verletzungen auf, die es noch vor Augenblicken gezeigt hatte.

Der Moroni, den Kyle niedergerungen hatte, bewegte sich plötzlich. Hartmann stieß einen warnenden Ruf aus, aber Kyle wandte nicht einmal den Blick, sondern streckte nur die Hand aus und half ihm und danach Net auf die Füße.

Auch der Insektenkrieger hatte sich aufgeplagt. Unsicher und mit ausgestreckten Armen, als müsse er so seine Balance halten, stand er da, blickte sich einen Moment lang vollkommen verwirrt um - und schritt dann davon, als ginge ihn das alles hier nichts mehr an.

Hartmann beobachtete fassungslos, wie er sich einem anderen Insektenkrieger näherte, fast gemächlich die Glieder ausstreckte und ihn an der Schulter berührte, worauf auch diese Ameise plötzlich in der Bewegung erstarrte und sekundenlang reglos dastand.

»Kommen Sie allein zurecht?« fragte Kyle. Seine Stimme klang gehetzt, nervös. »Halten Sie noch einen Augenblick durch, und wir haben es geschafft.«

Hartmann hörte seine Worte nicht mehr. Er bemerkte nicht einmal, daß es rings um sie herum jetzt von Ameisen wimmelte, die wütend und scheinbar ziellos auf alles feuerten, was sich bewegte.

Er starrte einfach den Moroni an, der weitergegangen war, und eine weitere Ameise berührt hatte, die unter seiner Berührung ebenso erstarrte wie die erste.

Und plötzlich drehte sich auch der zweite Ameisenkrieger herum, senkte seine Waffe und streckte alle vier Hände nach einem anderen Moroni aus. Dann waren es vier, acht, sechzehn ...

Fassungslos starrte Hartmann das unglaubliche Bild an, dann wieder Kyle.

Der Megamann lächelte, doch die Furcht in seinen Augen blieb.

»Sie haben recht, Hartmann«, sagte er. »Es ist genau, wie Sie denken. Sie können uns nicht aufhalten. Aber wir haben noch nicht gewonnen. Kommen Sie.«

11

Zwanzig ihrer kostbaren dreißig Minuten vergingen, bis sie Starks Familie an Bord des Gleiters geschafft hatten, der sie vor der Schleuse erwartete. Und sie hätten es wahrscheinlich trotz allem nicht geschafft, hätte Skudder nicht am Schluß einfach das Kommando übernommen und Frenchs Leuten befohlen, die riesige Flugscheibe zu betreten. Charity war in diesen Momenten beinahe froh, daß die einfachen Schutzanzüge, die sie gefunden hatten, über keinerlei Funk- oder sonstige Kommunikationseinrichtungen verfügten. Doch zumindest French wußte, wem dieses gewaltige, silberne Raumschiff gehörte - und wer sie darin erwartete. Sie hatte das Entsetzen auf seinem Gesicht deutlich gesehen, als sie die Schleuse verließen und sich dem Gleiter gegenübersahen.

Nicht, daß sie selbst etwa keine Angst gehabt hätte. Sie hatte all ihre Selbstbeherrschung aufbieten müssen, um den Bewohnern des Space-Shuttles glaubhaft vorzutäuschen, daß das Raumschiff nur gekommen war, um ihr Versprechen einzulösen und sie fortzubringen - eine Lüge, für die sie bitter würde bezahlen müssen. Starks Leute waren nicht dumm. Sie hatten möglicherweise noch nie einen Gleiter der Moroni gesehen, aber sie kannten die Konstruktionen der Außerirdischen vermutlich besser als Charity und Skudder.

Ihre Uhr behauptete, daß ihnen noch neun Minuten blieben, als sich die Schleusentore des Gleiters hinter dem letzten Mitglied von Starks Familie schlossen. Es war drückend eng in dem winzigen Raum; alles in allem waren sie mehr als zwanzig, darunter einige Kinder, die sich schutzsuchend an die Körper ihrer Mütter oder Väter drängten. Charitys Gedanken rasten. Neun Minuten - das war einfach nicht genug, um diese Menschen auf den Schock vorzubereiten, der ihnen bevorstand, wenn sie erkannten, daß der Moroni Kias vor allen anderen an Bord gegangen war. Aber in ein paar Augenblicken, sobald sich die Tür hinter ihrem Rücken öffnete, würden sie ihn sehen, und Charity wagte sich nicht einmal vorzustellen, was dann geschah. Diese Menschen waren in einer Welt aufgewachsen, deren ganze Existenz von der Furcht vor einem einzigen, übermächtigen Feind bestimmt wurde - und sie sollte ihnen jetzt mit ein paar Sätzen erklären, daß der Moroni dort oben in der Zentrale des Schiffes nicht nur nicht ihr Feind, sondern ihr Verbündeter war?