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»Wirklich?« Zedd drückte seine Schultern durch. »Nun, vielen Dank, Franca. Ich versuche, auf mich Acht zu geben. Mich regelmäßig zu waschen und dergleichen – mit Kräutern und speziellen Ölen, die ich gelegentlich ins Wasser gebe. Vermutlich erklärt das, wieso meine Haut noch so geschmeidig ist.«

»Ach, Zedd, Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, Euch zu sehen. Dem Schöpfer sei Dank.« Sie hielt sein Gesicht noch immer in den Händen. Tränen traten ihr in die Augen. »Ich brauche Hilfe. Ach, Oberster Zauberer, ich benötige dringend Eure Hilfe.«

Er ergriff ihre Hände. »Seltsam, dass Ihr darauf zu sprechen kommt.«

»Ihr habt meiner Mutter geholfen, Zedd. Damals. Jetzt müsst Ihr mir helfen. Bitte. Meine Kraft ist versiegt, ich habe alles versucht, was mir in den Sinn kam, habe in Büchern über Zauberformeln, über Banne und Hexerei nachgeschlagen. Nichts davon hat etwas genützt. Ich musste diesen Strick oben an der Tür befestigen, um die Leute zu täuschen, damit sie sich weiter vor mir in Acht nehmen. Ich war ganz krank vor Sorge. Ich konnte kaum schlafen. Ich habe versucht…«

»Die Chimären sind auf freiem Fuß.«

Sie starrte ihn sprachlos und mit flatternden Wimpern an. Ihr stilles Heim schien mit ihr zu wachsen, schien mit ihr gemeinsam gespannt auf seine Worte zu lauschen, mit ihr den Atem anzuhalten.

»Was habt Ihr da gesagt?«

»Die Chimären sind auf freiem Fuß.«

»Nein«, meinte sie, scheinbar in einem Zustand verwirrten Schocks, »ich glaube, das ist nicht der Grund. Vielleicht liegt es an einer Überhitzung meines Blutes, möglicherweise hervorgerufen durch den Zauber von Frauen mit geringerem Talent und größerem Ehrgeiz. Ich denke, es geht um Eifersucht, gepaart mit einem nachtragenden Wesen. Ich habe versucht, den Menschen, bildlich gesprochen, nicht auf die Füße zu treten, aber es gab Zeiten…«

Zedd fasste sie bei den Schultern. »Franca, ich bin gekommen, weil ich hoffte, Ihr könntet mir helfen. Die Mutter Konf … meine Schwiegerenkeltochter … hat die Chimären aus Versehen freigelassen, als sie aus Verzweiflung und als letztes Mittel die Hilfe einer mächtigen Magie anrief, um meinen Enkelsohn zu retten.

Ich bin auf Eure Hilfe angewiesen, deswegen bin ich hergekommen, denn meine Magie ist ebenfalls versiegt. Alle Magie schwindet, die Welt des Lebendigen schwebt in entsetzlicher Gefahr. Einer Frau von Euren Fähigkeiten muss ich die Folgen eines solchen Geschehens nicht erklären. Wir müssen unbedingt herausfinden, ob es eine Möglichkeit gibt, die Chimären zu vertreiben. Ich komme als Oberster Zauberer zu Euch und bitte Euch um Eure Hilfe.«

»Euer Enkelsohn? Ist er … hat er die schwere Prüfung überstanden? Hat er sich wieder erholt?«

»Ja. Glücklicherweise hat er dank der Hilfe seiner damals noch Zukünftigen überlebt und erfreut sich jetzt bester Gesundheit.«

Einen Fingernagel zwischen die Zähne geklemmt, während der Blick aus ihren dunklen Augen unruhig umherwanderte, dachte sie einen Augenblick über seine Worte nach. »Dann hat es wenigstens etwas Gutes, er hat überlebt. Andererseits bedeutet es, dass die Chimären als Gegenleistung für ihre Hilfe den Schleier durchbrechen können…«

Sie runzelte die Stirn. »Euer Enkelsohn, sagt Ihr. Hat er die Gabe?«

Tausend Dinge schossen Zedd gleichzeitig durch den Kopf. Er antwortete mit einem schlichten Ja.

Franca bedachte ihn mit einem kurzen, aber höflichen Lächeln, um zu zeigen, dass sie sich für Zedd freute, dann wurde sie aktiv. Sie zog die Vorhänge auf, nahm seinen Arm und führte ihn zu einem Tisch im Hintergrund. Sie öffnete einen schweren Vorhang vor einem kleinen Fenster an der Rückwand, damit Licht auf den Tisch fiel. In die dunkle Mahagonitischplatte war eine silberne Huldigung eingelegt.

Franca forderte ihn mit einer freundlichen Geste auf, Platz zu nehmen. Während er dies tat, ging sie zwei Tassen holen. Nachdem sie aus einer über den glühenden Scheiten im Kamin hängenden Kanne Tee eingeschenkt hatte, ließ sie sich ihm gegenüber auf einen Stuhl sinken.

Sie druckste nervös herum, bevor sie sprach. »Ich nehme an, die Angelegenheit ist noch verworrener.«

Zedd seufzte. »Sie ist sehr viel verworrener, nur wird die Zeit leider knapp.«

»Würde es Euch etwas ausmachen, mir wenigstens ein paar der wichtigsten Punkte zu erklären?«

»Also gut, von mir aus.« Zedd trank zuerst einen Schluck Tee. »Erinnert Ihr Euch noch an D’Hara?«

Ihre Hand mit der Teetasse hielt auf dem Weg zum Mund inne. »Wie könnte sich jemand nicht an D’Hara erinnern?«

»Nun ja, die Sache ist die, meine Tochter war Richards – Richard, das ist mein Enkelsohn –, meine Tochter war also Richards Mutter. Er wurde bei einer grausamen Vergewaltigung gezeugt.«

»Das tut mir aufrichtig Leid.« Ihr Mitgefühl war ehrlich. »Aber was hat das mit D’Hara zu tun?«

»Der Mann, der ihn zeugte, war Darken Rahl aus D’Hara.«

Ihre Hände wurden von einem auffälligen Zittern ergriffen. Franca setzte ihre Tasse behutsam wieder ab, um den Tee nicht zu verschütten, bevor sie ihn probieren konnte. »Wollt Ihr damit sagen, dieser Enkelsohn von Euch ist der Nachkomme zweier Familien von Zauberern – und gleichzeitig ebenjener Lord Rahl, der die Kapitulation sämtlicher Länder der Midlands fordert?«

»Nun, äh, sieht ganz so aus.«

»Und dass dieser Enkelsohn von Euch, dieser Lord Rahl, derselbe ist, der der Mutter Konfessor persönlich angetraut werden soll?«

»Es war eine wundervolle Zeremonie«, meinte Zedd. »Wirklich wundervoll. Eher im kleinen Kreis, das schon, aber trotzdem recht elegant.«

Franca stützte ihre Stirn in die Hand. »Bei den Gütigen Seelen, das ist ein starkes Stück.«

»O ja. Außerdem ist er ein Kriegszauberer. Ich vergaß – entschuldigt. Er wurde mit beiden Seiten der Gabe geboren.«

Sie hob den Kopf. »Was?«

»Ihr wisst schon, mit beiden Seiten. Mit Subtraktiver sowohl als auch Additiver Magie. Mit beiden Seiten eben.«

»Ich weiß, was ›beide Seiten‹ bedeutet.«

»Oh.«

Franca musste schlucken. »Augenblick mal. Die Chimären … soll das heißen, es war die Mutter Konfessor, die sie gerufen hat?«

»Nun ja, jedenfalls hat sie…«

Die Frau sprang auf, sodass ihr Stuhl über den Fußboden scharrte. »Es ist Lord Rahl, der – bei den Gütigen Seelen, die Mutter Konfessor höchstpersönlich hat die Seele eines Lord Rahl, eines Kriegszauberers mit beiden Seiten der Gabe, den Chimären als Pfand versprochen?«

»Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Sie wusste nichts von diesem Bann; sie hat es nicht mit Absicht getan. Sie ist eine Seele von Mensch und würde so etwas niemals absichtlich tun.«

»Absichtlich oder nicht, wenn er den Chimären in die Hände fällt…«

»Ich habe die beiden an einen sicheren Ort geschickt – wo die Chimären ihm nichts anhaben können. In dieser Hinsicht haben wir nichts zu befürchten.«

Sie seufzte erleichtert. »Dem Schöpfer sei Dank, wenigstens das.«

Zedd nahm noch einen Schluck. »Nichtsdestoweniger bleibt die Tatsache bestehen, dass unsere Kraft versiegt ist, die Welt ohne Magie dasteht und sich möglicherweise am Rand des Unterganges befindet. Wie gesagt, ich brauche dringend Hilfe.«

Schließlich, als Zedd mit einem Nicken auf ihn deutete, sank Franca wieder auf ihren Stuhl zurück. Lächelnd meinte er, der Tee sei hervorragend, und sie solle doch auch einen Schluck probieren.

»Ich glaube, Zedd, nur der Schöpfer selbst kann Euch noch helfen. Was kann ich Eurer Meinung nach denn tun? Ich bin nichts weiter als eine unbedeutende, mittelmäßige, gewöhnliche Hexenmeisterin in einem riesigen Land. Wieso kommt Ihr ausgerechnet zu mir?«

Zedd musterte sie argwöhnisch. »Was verbergt Ihr eigentlich unter diesem Halsband?«

Sie strich sich mit den Fingern über den Hals. »Eine Narbe. Erinnert Ihr Euch noch an den Lebensborn?« Zedd bejahte mit einem Nicken. »Nun, diese Sorte Männer gibt es fast überall. Männer, die glauben, wer Magie besitzt, sei schuld an allem Elend, das ihnen in ihrem Leben widerfährt.«