Выбрать главу

»Mir auch«, meinte Zedd.

Das schien ihr zu gefallen. »Es ist so schade, dass niemand hier es jemals übersetzen konnte. Wir wissen nicht einmal, um welche Sprache es sich handeln könnte. Einige der Gelehrten hier vermuten, dass es sich womöglich um einen alten, von Zauberern verwendeten Schlüssel handelt.

Joseph Ander war nämlich ein Zauberer«, vertraute sie ihm mit gedämpfter Stimme an. »Nicht jeder weiß das, aber das war er: ein bedeutender Mann.«

Zedd fragte sich, woher sie wissen wollten, dass er ein bedeutender Mann war, wenn sie nicht die geringste Ahnung hatten, was er geschrieben hatte. Dann wurde ihm klar, dass sie ihn gerade deswegen für so bedeutend hielten.

»Ein Zauberer«, wiederholte Zedd. »Man sollte meinen, ein Zauberer möchte, dass seine Schriften bekannt werden.«

Vedetta kicherte. »Ach, von Zauberern versteht Ihr wirklich nichts, Ruben. So sind sie eben, geheimnisvoll und so.«

»Vermutlich«, erwiderte er gedankenverloren, während er versuchte, eines der Worte zu entziffern, die vor seinen Augen vorüberflogen.

Unmöglich.

»Bis auf«, vertraute ihm Vedetta ganz leise flüsternd an, während ihre Augen rasch zu einem kurzen Blick nach rechts und links zuckten, »diese Stelle hier.« Sie tippte auf eine Seite nahe dem Ende. »Durch einen Zufall ist es mir gelungen, diese Worte hier zu entziffern. Nur diese zwei.«

»Ach, wirklich?« Zedd schielte mit zusammengekniffenen Augen auf die Worte ›Fuer Owbens‹. Er hob den Kopf und sah in ihre aufgeregten Augen. »Wisst Ihr wirklich, was dieses ›Fuer Owbens‹ bedeutet, Vedetta, oder glaubt Ihr nur, eine gewisse Ahnung zu haben?«

Sie runzelte erfüllt von Ernsthaftigkeit die Stirn. »Ich weiß es wirklich. Ganz zufällig stieß ich auf eine Stelle in einem anderen Buch mit dem Titel Reich des Pulverfasses, wo die gleichen Worte erwähnt und beide Versionen benutzt werden. Darin ging es um ein paar…«

»Ihr konntet die Worte also entziffern. Und was bedeuten sie nun?«

Sie brachte den Mund ganz nah an sein Ohr. »Die Öfen.«

Zedd wandte den Kopf herum und sah in ihre dunklen Augen. »Die Öfen?«

Sie nickte. »Die Öfen.«

Er runzelte die Stirn. »Irgendeine Ahnung, was das bedeutet?«

Vedetta klappte das kleine schwarze Reisebuch zu.

»Tut mir Leid, nein.« Sie richtete sich auf. »Es ist schon spät, Ruben. Die Aufseher meinten, sobald ich Euch dies gezeigt hätte, wollten sie die Bibliothek schließen.«

Zedd versuchte nicht, seine Enttäuschung zu verbergen. »Selbstverständlich. Gewiss möchten alle nach Hause gehen, etwas essen und anschließend ins Bett.«

»Aber Ihr könnt morgen wiederkommen, Ruben. Ich würde Euch morgen gerne wieder helfen.«

Zedd strich sich über die Lippe, während seine Gedanken rasten, er sämtliche Informationsfetzen durchging, die er hatte in Erfahrung bringen können, und zu klären versuchte, ob überhaupt irgend etwas davon brauchbar wäre. Es sah nicht so aus.

»Was?« Er sah zu ihr auf. »Wie war das?«

»Ich sagte, hoffentlich könnt Ihr morgen wiederkommen. Ich würde Euch gerne wieder helfen.« Sie lächelte schüchtern. »Ihr seid eine größere Herausforderung als die meisten, die hierher kommen. Nur wenige machen sich die Mühe, in so alten Büchern zu forschen wie ihr. Das ist eine Schande, finde ich. Die Menschen heute halten das Wissen von früher einfach nicht mehr in Ehren.«

»Das ist wohl wahr«, erwiderte er in vollem Ernst. »Ich würde gerne morgen wiederkommen, Vedetta.«

Sie errötete erneut. »Vielleicht … wenn Ihr wollt, könntet Ihr mit in meine Wohnung kommen, und ich könnte Euch etwas zu essen machen?«

Zedd lächelte. »Das würde ich wirklich gerne, Vedetta, und Ihr seid in der Tat überaus freundlich, doch das wird nicht möglich sein. Ich bin mit Franca hier. Sie ist meine Gastgeberin, und wir müssen zurück nach Fairfield und über unsere Nachforschungen sprechen. Über mein Projekt, Ihr wisst schon. Das Gesetz.«

Ihre Lachfältchen erschlafften. »Verstehe. Nun, ich hoffe, ich sehe Euch morgen.«

Zedd bekam ihren Ärmel zu fassen, als sie sich zum Gehen wandte. »Vielleicht könnte ich morgen auf Euer Angebot zurückkommen? Das heißt, wenn es dann noch gilt.«

Ihr strahlendes Lächeln kehrte zurück. »Aber ja, morgen wäre eigentlich sogar noch günstiger. Ich hätte Gelegenheit – nun, morgen wäre ausgezeichnet. Morgen Abend wird meine Tochter fort sein, da bin ich ganz sicher, und wir könnten wunderbar zusammen zu Abend essen, nur wir beide.

Mein Gatte ist vor sechs Jahren verstorben«, fügte sie an ihrem Kragen nestelnd hinzu. »Ein prachtvoller Mann.«

»Davon bin ich überzeugt.« Zedd erhob sich und machte eine tiefe Verbeugung. »Also dann bis morgen.« Er hob einen Finger. »Und vielen Dank, dass Ihr mir dies besondere Buch aus dem Gewölbekeller gezeigt habt. Ich fühle mich überaus geehrt.«

Sie wandte sich zum Gehen, noch immer ein strahlendes Lächeln im Gesicht. »Gute Nacht, Ruben.«

Er winkte ihr zum Abschied nach und schenkte ihr ein breites Lächeln. Kaum sah er sie im Gewölbekeller verschwinden, wandte Zedd sich um und gab Franca ein Zeichen.

»Gehen wir.«

Franca schloss ihre Bücher und kam um den Tisch. Zedd bot ihr seinen Arm, als sie zusammen die Haupttreppe hinaufstiegen. Auf dem fast einen Fuß breiten und zu einem exquisiten Profil geschnitzten Eichengeländer spiegelten sich die Lichtpunkte der das Treppenhaus flankierenden Lampen.

»Irgendetwas gefunden?«, tuschelte sie, als sie außer Hörweite der anderen waren.

Mit einem Blick über seine Schulter vergewisserte sich Zedd, dass keiner der anderen, die Interesse für sie bekundet hatten, ihnen von hinten zu nahe kam. Wenigstens drei Personen hatten Zedds Verdacht erregt, sie waren jedoch zu weit hinten mit dem Wegräumen ihrer Aufzeichnungen und Bücher beschäftigt, um mithören zu können – vorausgesetzt, sie waren nicht mit der Gabe gesegnet.

Die Sorge war jedoch grundlos, da die Magie außer Kraft gesetzt war. Ein kleiner Vorteil des Schwindens der Magie.

»Nein«, meinte Zedd schicksalsergeben. »Ich konnte überhaupt nichts Brauchbares finden.«

»Was war das für ein kleines Buch, das sie aus dem Gewölbekeller heraufgeholt hat? Das sie nicht aus der Hand geben wollte?«

Zedd winkte ab. »Völlig unbrauchbar. Es war auf Hoch-D’Haran.« Er sah sie aus den Augenwinkeln an. »Es sei denn, Ihr beherrscht HochD’Haran.«

»Nein. Ich habe es nur ein paar Mal in meinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen.«

Zedd seufzte. »Die Frau kannte nur die Bedeutung zweier Worte aus dem gesamten Buch: ›Die Öfen‹.«

Franca blieb auf der Treppe stehen; sie hatten den Absatz fast erreicht.

»Die Öfen?«

Zedd runzelte die Stirn. »Wisst Ihr, was es damit auf sich hat?«

Franca nickte. »Es handelt sich um einen Ort. Außer den mit der Gabe Gesegneten dürfte ihn kaum jemand kennen. Meine Mutter hat mich einmal dorthin mitgenommen.«

»Was ist das für ein Ort?«

Franca kniff die Augen zusammen und versuchte, in ihre Vergangenheit zu blicken. »Nun … es ist ein unnatürlich heißer Ort. Eine Höhle. Man kann die Kraft – die Magie – dort in der Höhle spüren, aber davon abgesehen gibt es dort nichts.«

»Ich verstehe nicht ganz.«

Franca zuckte mit den Achseln. »Ich auch nicht. Dort ist nichts, trotzdem ist es ein eigenartiger Ort, den wohl nur die mit der Gabe Gesegneten richtig zu würdigen wissen. Man spürt dort eine Art von … ich weiß auch nicht. Das Gefühl der Kraft, die einen durchzieht, sobald man einfach nur dort in den Öfen steht, lässt einen erschauern. Wer die Gabe nicht hat, spürt allerdings überhaupt nichts.«

Sie sah nach den anderen, um sich zu vergewissern, dass niemand lauschte. »Es ist ein Ort, über den wir eigentlich nicht sprechen. Ein geheimer Ort – nur für die mit der Gabe bestimmt. Da wir nicht wissen, was sich in seinem Innern befindet, halten wir es geheim.«