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Nicht weit entfernt fingen die Kleider eines Mannes Feuer. Die Menge bekam einen gewaltigen Schrecken und schrie vor Angst, Lord Rahl könnte Magie gegen sie einsetzen.

Es war beängstigend und widerwärtig zugleich, mit ansehen zu müssen, wie das Mädchen und der Mann wild um sich schlugen, während knisternde Flammen an ihrer Kleidung hinaufschossen und das zischende Feuer um sich griff, als hätte man die beiden in Pech getaucht, als wären die Flammen ein lebendiges Wesen.

Die Menge stob panikartig auseinander, Jung und Alt zu Boden stoßend. Eltern versuchten das brennende Mädchen mit einem Hemd zu bedecken, um das Feuer zu ersticken, doch das ging ebenfalls in Flammen auf und gab der Feuersbrunst zusätzlich Nahrung. Der brennende Mann brach auf dem Boden zusammen. Er war kaum mehr als eine dunkle Strichfigur inmitten gleißend heller, gelborange lodernder Flammen.

Als könnten die Guten Seelen selbst es nicht länger mit ansehen, öffneten sich die Tore des Himmels zu einem Platzregen. Das Prasseln des auf den trockenen Erdboden trommelnden Regens übertönte das Brüllen des Feuers und die Rufe und Schreie der Menschen. Dunkelheit senkte sich herab, als die Kerzen im Regen erloschen. Zwei Feuer brannten noch immer auf dem Platz: das Mädchen und der Mann. Die Chimären tanzten wie flüssiges Licht über ihr Fleisch. Den beiden verlorenen Seelen war nicht mehr zu helfen.

Wenn Richard nichts unternahm, waren alle rettungslos verloren: Die Chimären würden die Welt des Lebendigen verschlingen. Doch Kahlan zog Richard fort; und es erforderte keine große Mühe. Durch Dunkelheit und Regen liefen sie zurück und sammelten ihre Pferde und die übrigen Männer ein. Richard brachte sie, sein Pferd bei den Zügeln führend, zu einer Nebenstraße quer durch Fairfield.

»Die Berichte waren korrekt«, meinte er, sich zu Kahlan hinüberbeugend. »Diese Menschen wurden offensichtlich gegen uns aufgehetzt.«

»Zum Glück sind es nur noch wenige Tage bis zur Abstimmung«, gab Kahlan durch den Lärm des Regens zurück. »Vielleicht verlieren wir hier ein paar Stimmen, dafür haben wir aber wenigstens im restlichen Anderith noch eine Chance.«

Während sie ihre Pferde durch den Regen führten, wechselte Richard die Zügel in die andere Hand und legte Kahlan einen Arm um die Schultern. »Am Ende wird die Wahrheit siegen.«

Kahlan antwortete nicht.

»Die Chimären sind das Wichtigste«, meinte Du Chaillu. Sie wirkte sowohl betrübt als auch verängstigt. »Was immer sonst geschieht, man muss den Chimären Einhalt gebieten. Ich will kein zweites Mal durch sie sterben. Ich will nicht, dass unser Kind durch sie stirbt.

Was immer hier geschieht, dies ist nur ein Ort. Die Chimären aber sind überall. Ich will mein Kind nicht in eine Welt hineingebären, in der Chimären ihr Unwesen treiben. Wenn man sie nicht aufhält, wird es keinen sicheren Ort mehr geben. Darin liegt deine wahre Aufgabe, Caharin

»Der Minister und der Herrscher haben sich für die Gegenseite entschieden«, sagte Kahlan. »Vielleicht sind sie nicht mehr daran interessiert, uns die Benutzung ihrer Bibliothek weiter zu gestatten.«

»Wir werden sie benutzen«, erwiderte Richard, »so oder so.«

Er führte sie eine parallel zur Hauptstraße verlaufende Straße hinunter, eine Straße, die unmittelbar nach Verlassen der Stadt herumschwenkte und in die zum Anwesen führende Hauptstraße mündete. Auf dieser Straße, näher beim Anwesen, standen auch ihre Truppen.

Richard sah, dass Kahlan ein Stück entfernt etwas entdeckt hatte. Er folgte ihrem Blick durch Regen und Dunkelheit bis zu einem kleinen Schild, das im Schein einer Lampe aus dem darunter liegenden Fenster zu erkennen war.

Auf dem Schild wurden Kräuter und die Dienste einer Kräuterfrau angeboten.

Du Chaillus Leibesumfang war gewaltig. Richard vermutete, dass die Geburt ihres Kindes nicht mehr lange auf sich warten lassen würde – ob sie es nun in eine solche Welt hineingebären wollte oder nicht.

61

Es war ein langer Tag gewesen, dessen letzte Stunde sie damit verbrachten, sich mühsam durch den alles durchnässenden Platzregen zu jener Stelle zu schleppen, wo ihre verbliebenen Truppen stationiert waren. Gut die Hälfte von ihnen war nach ganz Anderith ausgesandt worden, um die bevorstehende Abstimmung zu überwachen. Du Chaillu fühlte sich krank und war nicht in der Verfassung zu reiten; es war ein elender Fußmarsch, und schließlich übermannte sie die Erschöpfung – was sie niemals leichthin zugegeben hätte. Richard und Jiaan wechselten sich ab und trugen sie den Rest des Weges.

Aus einem Grund jedoch war Richard dankbar für den Regen. Er hatte die Gemüter der Menschenmenge in Fairfield abgekühlt und sie dazu gebracht, nach Hause zu gehen.

Normalerweise hätte Richard darauf bestanden, dass Du Chaillu sich sofort in ihr eigenes Zelt begab, nach den Ereignissen in Fairfield hatte er jedoch Verständnis für ihre niedergeschlagene Stimmung und sah ein, dass sie Gesellschaft nötiger hatte als Ruhe. Kahlan hatte dies offenbar ebenfalls eingesehen, denn statt die Seelenfrau – wie zuvor schon öfter geschehen – aus ihrem Zelt zu jagen, reichte sie ihr mit der Bemerkung, das werde ihren Magen beruhigen, einen getrockneten Tavakeks, an dem sie lutschen sollte. Kahlan ließ Du Chaillu auf die wattierte Decke herunter, die ihr Bett bildete, und trocknete ihr mit einem Handtuch Gesicht und Haar ab, während Jiaan ein paar trockene Kleider holen ging.

Richard setzte sich an den kleinen Klapptisch, an dem er Nachrichten, Befehle und Briefe schrieb, meist an General Reibisch. Nach seinem Aufenthalt in der Stadt wollte er den General unbedingt benachrichtigen und ihm den Befehl zum Einmarsch nach Anderith geben.

Draußen vor dem Zelt bat eine gedämpfte Stimme um Einlass. Als Richard ihn gewährte, hob Captain Meiffert die schwere Zeltöffnung an und stützte sie mit einer Stange ab, um den Regen mit diesem kleinen Vordach vom Eingang selbst fern zu halten. Vor dem Eintreten schüttelte er sich, so gut dies unter dem winzigen Vordach möglich war.

»Captain«, begrüßte Richard den Mann, »ich möchte Euch und Eure Männer zu den Berichten gratulieren. Sie haben die Vorgänge in Fairfield vollkommen zutreffend wiedergegeben. Die Seelen wissen, wie gerne ich Euch anbrüllen und die Boten für einen Irrtum oder das Ausschmücken von Fakten entlassen würde, doch bedauerlicherweise bin ich dazu außerstande. Sie hatten leider Recht.«

Captain Meiffert schien nicht erfreut darüber, Recht zu behalten. Die Situation war nicht dazu angetan, sich über sie zu freuen. Er wischte sich mit einem Finger die nassen blonden Haare aus der Stirn.

»Lord Rahl, meiner Ansicht nach sollten wir General Reibisch jetzt nach Süden, nach Anderith, marschieren lassen. Die Lage spitzt sich mit jedem Tag weiter zu. Ich bin im Besitz eines ganzen Stapels von Berichten über Sondereinheiten der anderischen Garde. Diesen Berichten zufolge sind sie mit den regulären Truppen der anderischen Armee, wie wir sie gesehen haben, in keiner Weise zu vergleichen.«

»Der Captain hat Recht«, meinte Kahlan von ihrem Platz auf dem Boden neben Du Chaillu. »Wir müssen unbedingt in die Bibliothek und versuchen etwas zu finden, das uns gegen die Chimären hilft. Wir haben nicht die Zeit, den Verleumdungen entgegenzuwirken, mit denen man die Menschen dazu bringen will, uns abzulehnen.«

»Das gilt doch nur für hier«, meinte Richard.

»Bist du da so sicher? Und wenn nicht? Außerdem, wie ich bereits sagte, haben wir nicht genügend Zeit, uns damit abzugeben. Es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns Gedanken machen müssen.«

»Ich kann der Mutter Konfessor nur zustimmen«, beharrte Captain Meiffert.

»Und ich werde mich darauf verlassen müssen, dass die Wahrheit siegt. Was können wir denn sonst noch tun? Sollen wir die Menschen anlügen, damit sie sich auf unsere Seite schlagen?«

»Alles scheint für unsere Gegner zu arbeiten«, gab Kahlan zu bedenken.

Richard strich sich das nasse Haar aus der Stirn. »Schau, ich würde nichts lieber tun, als General Reibisch hierher beordern, aber das ist ausgeschlossen.«