Выбрать главу

»Das haben dir die Zauberer geschenkt?« Beata zeigte ungläubig darauf. »Die Zauberer haben dich zum Sucher der Wahrheit ernannt?«

»Na ja…« Snip warf einen Blick über die Schulter, hinaus in die Wildnis. »Das ist eine lange Geschichte, Beata.«

»Sergeant Beata«, sagte sie, nicht gewillt, sich von einem Typen wie Snip ausstechen zu lassen.

Er zuckte mit den Schultern. »Sergeant. Ist doch toll, Beata.« Er sah wieder über seine Schulter. »Nun, kann ich dich mal sprechen?« Er warf ein vorsichtigen Blick hinüber zu den Leuten, die jedes ihrer Worte genau verfolgten. »Allein?«

»Snip, ich habe nicht die…«

»Bitte!«

Er wirkte besorgt, so besorgt, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Mit seinem kecken Auftreten wollte er nur seine Bedrängnis überspielen.

Beata packte ihn am Kragen seiner Botentracht und zog ihn hinter sich her, von den anderen fort; sämtliche Blicke folgten ihnen. Beata konnte es ihnen nicht verdenken, schließlich war seit jenem Tag, als die Mutter Konfessor und Lord Rahl gekommen waren, nichts so Interessantes mehr passiert.

»Was tust du mit diesem Schwert? Es gehört dir nicht.«

Snips Gesicht nahm den vertrauten, flehentlichen Ausdruck an, den sie so gut kannte. »Ich musste es mitnehmen, Beata. Ich musste…«

»Du hast es gestohlen? Du hast das Schwert der Wahrheit gestohlen?«

»Es ging nicht anders. Du verstehst nicht…«

»Du bist ein Dieb, Snip. Ich sollte dich verhaften und…«

»Na schön, von mir aus. Dann kann ich wenigstens beweisen, dass die Beschuldigungen unberechtigt sind.«

Sie runzelte die Stirn. »Welche Beschuldigungen?«

»Dass ich dich vergewaltigt habe.«

Beata war wie vom Donner gerührt. Sie brachte kein einziges Wort hervor.

»Man hat mir vorgeworfen, was der Minister und Stein dir angetan haben. Ich brauche dieses Schwert, um die Wahrheit zu beweisen, nämlich, dass ich das gar nicht war, sondern der Minister.«

»Er ist jetzt der Herrscher.«

Snip sackte in sich zusammen. »Dann wird mir selbst das Schwert nichts nützen. Der Herrscher. Jetzt sitze ich wohl wirklich in der Patsche.«

»Da hast du ausnahmsweise einmal Recht.«

Er packte sie bei den Schultern. »Du musst mir helfen, Beata. Eine Verrückte ist mir auf den Fersen. Setz die Dominie Dirtch ein. Halte sie auf. Du darfst sie auf keinen Fall über die Grenze lassen.«

»Warum nicht? Ist sie diejenige, der du das Schwert gestohlen hast?«

»Du verstehst nicht, Beata…«

»Du hast dieses Schwert gestohlen, aber ich bin es, die nichts versteht? Ich verstehe durchaus, du bist ein Lügner.«

Snip sackte in sich zusammen. »Sie hat Morley umgebracht, Beata.«

Beatas Augen weiteten sich. Sie wusste, wie kräftig Morley war. »Soll das heißen, sie besitzt Magie oder so was?«

Snip sah auf. »Magie. Ja, das muss es sein. Sie besitzt Magie. Sie ist wahnsinnig, Beata. Sie hat Morley getötet…«

»Man stelle sich vor, jemand tötet einen Dieb und gilt sofort als wahnsinniger Mörder. Du bist ein nichtswürdiger Hakenier, Snip. Weiter nichts – ein nichtswürdiger Hakenier, der ein Schwert gestohlen hat, das er sich niemals verdienen könnte.«

»Beata, bitte, sie wird mich umbringen. Bitte lass sie nicht durch.«

»Reiter im Anmarsch«, rief Estelle.

Snip wäre vor Schreck fast in die Höhe gefahren. Beata schaute hoch zu Estelle, sah aber, dass sie nach hinten zeigte, nicht hinaus in die Wildnis. Beatas Anspannung ließ wieder etwas nach.

»Wer ist es?«, rief sie hoch zu Estelle.

»Kann ich noch nicht erkennen, Sergeant.«

»Du musst dieses Ding zurückgeben, Snip. Wenn diese Frau hier auftaucht, musst du…«

»Da kommt eine Reiterin«, rief Estelle und deutete hinaus in die Wildnis.

»Wie sieht sie aus?«, rief Snip nach oben, außer sich wie eine Katze, deren Schwanz in Flammen steht.

Emmeline spähte eine Zeit lang konzentriert hinaus in die Ebene. »Kann ich nicht sagen, sie ist noch zu weit entfernt.«

»Rot«, rief Snip. »Sieht sie aus, als wäre sie rot gekleidet?«

Emmeline spähte eine weitere Minute hinaus. »Blonde Haare, rote Kleidung.«

»Lasst sie durch!«, befahl Beata.

»In Ordnung, Sergeant.«

Snip, der plötzlich vollkommen aufgelöst vor Angst schien, warf die Arme in die Höhe. »Was tust du da, Beata? Willst du, dass ich umgebracht werde? Sie ist wahnsinnig! Die Frau ist ein Ungeheuer, sie ist…«

»Wir werden mit ihr reden. Kein Sorge, wir werden nicht zulassen, dass unserem kleinen Jungen etwas zustößt. Wir werden herausfinden, was sie will, und dann weitersehen.«

Snip schien beleidigt. Worüber Beata keinesfalls unglücklich war, nicht nach all den Scherereien, die er verursacht hatte, nicht nachdem er etwas so Wertvolles wie das Schwert der Wahrheit gestohlen hatte. Einen wertvollen Gegenstand der Magie. Und jetzt hatte dieser dumme Kerl sogar seinen Freund Morley in seine Diebereien hineingezogen, was diesen das Leben gekostet hatte.

Wenn man sich vorstellte, dass sie einmal geglaubt hatte, sie könnte sich in Snip verlieben…

Er ließ den Kopf hängen. »Tut mir Leid, Beata. Ich wollte einfach nur, dass du stolz auf mich…«

»Diebstahl ist nichts, worauf man stolz sein kann, Snip.«

»Du verstehst einfach nicht«, murmelte er, den Tränen nahe. »Du verstehst es einfach nicht.«

Beata vernahm einen eigenartigen Lärm von der nächsten Dominie Dirtch. Rufe und Ähnliches, aber keinen Alarm. Als sie sich umdrehte, um nachzusehen, erblickte sie drei Gardisten der anderischen Sondereinheit, die zu Pferd herantrabten, dieselben, die auch Estelle gesehen hatte. Sie fragte sich, was sie wohl wollten.

Als sie das Geräusch des herangaloppierenden Pferdes hörte, drehte sie sich um. Beata stieß Snip einen Finger gegen die Brust.

»So, und jetzt hältst einfach du den Mund und überlässt das Reden mir.«

Statt einer Antwort starrte er auf den Boden. Beata drehte sich um und sah das Pferd an dem steinernen Sockel vorübergaloppieren. Die Frau trug tatsächlich Rot. Beata hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen, einen roten Lederanzug vom Scheitel bis zur Sohle. Hinter ihr flatterte ein langer blonder Zopf.

Plötzlich war Beata auf der Hut. Einen Ausdruck der Entschlossenheit wie auf dem Gesicht dieser Frau hatte sie noch nie gesehen.

Sie machte sich nicht mal die Mühe, das Pferd anzuhalten, sie sprang einfach ab, um sich auf Snip zu werfen. Beata stieß ihn jedoch kurz entschlossen zur Seite. Die Frau rollte zweimal ab und kam auf die Beine.

»Immer mit der Ruhe!« rief Beata. »Ich habe ihm gesagt, wir würden diese Angelegenheit mit Euch klären, anschließend wird er Euch zurückgeben, was Euch gehört!«

Zu Beatas Verwunderung hielt die Frau den Hals eines schwarzen Fläschchens in der Hand. Mit einer Flasche in der Hand von einem Pferd abzuspringen … Vielleicht hatte Snip Recht, vielleicht war sie wirklich verrückt.

Dabei sah sie gar nicht danach aus. Sie sah lediglich aus, als sei sie entschlossen, diese Angelegenheit, wenn nötig, bis ins Jenseits zu verfolgen.

Die Frau, ihre himmelblauen Augen auf Snip geheftet, achtete gar nicht auf Beata. »Gib es augenblicklich her, dann werde ich dich nicht töten, sondern höchstens dafür sorgen, dass es dir Leid tut, geboren zu sein.«

Anstatt aufzugeben, zog Snip das Schwert.

Es gab ein Klirren von sich, wie es Beata, die das Geräusch von Klingen gewöhnt war, noch nie zu Ohren gekommen war.

Snips Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an. Seine Augen weiteten sich, als könnte er in Ohnmacht fallen. Seine Augen bekamen einen entschieden seltsamen Blick, sie enthielten ein Schimmern, das Beata eine Gänsehaut machte. Es war der Blick einer beängstigenden inneren Vision.

Die Frau hielt das Fläschchen wie eine Waffe vor ihren Körper. Mit der anderen Hand forderte sie Snip auf, näher zu kommen und sie anzugreifen.

Beata ging dazwischen und wollte die Frau zurückhalten, bis sie die Angelegenheit besprechen konnten.