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»Tatsächlich?« Sie setzte ihr verruchtes Grinsen auf. »Die Vorstellung gefällt mir. Dass es dich erregt, meine ich.«

Sie sah zu, wie er ihr Abendkleid öffnete und ihre Brüste küsste. Er kam hoch, um Luft zu schöpfen.

»Zu wissen, dass der Herrscher persönlich meine Gemahlin auserkoren hat, meine wunderschöne Tess, noch dazu auf direkte Weisung des Schöpfers, das ist das größte Kompliment, das man einem treuen Anderier machen kann.«

»Dalton«, sagte sie, ganz atemlos von seinen Küssen und Liebkosungen, »so kenne ich dich gar nicht.« Sie zog ihn näher zu sich. »Es gefällt mir. Es gefällt mir sogar sehr. Komm her und lass mich dir zeigen, wie sehr.«

Bevor sie begann, löste sie sich kurz von ihm.

»Bertrand war ebenfalls erfreut, Dalton. Er meinte, deine Einstellung gefalle ihm. Er meinte, er finde sie ebenfalls anregend.«

»Wir alle brauchen den Herrscher, damit er uns in die Zukunft führt und uns das Wort des Schöpfers überbringt. Ich bin so froh, dass du dazu beitragen kannst, den Herrscher von den Spannungen dieses Lebens zu erlösen.«

Sie hatte zu keuchen angefangen. »Ja, Dalton, das tue ich. Es ist so – ich weiß nicht – so wundervoll, zu etwas so Hohem berufen zu sein.«

»Warum erzählst du mir nicht alles ganz genau, während wir uns lieben. Ich würde wirklich gerne alles hören.«

»Ach, Dalton, ich bin ja so froh.«

Nach seinem Zusammensein mit Tess gestattete Dalton sich einige Tage der Erholung. Früher hätte er dieses Erlebnis als den Höhepunkt des Daseins empfunden, früher wäre es eine Quelle der Glückseligkeit gewesen.

Nach diesem Erlebnis jedoch musste er sich einige Tage von Tess fern halten, um sich für die Aufgabe, die es jetzt zu meistern galt, in einen Zustand gesteigerten Verlangens zu versetzen.

Draußen vor den Gemächern und Büros waren die Flure menschenleer. Bertrand befand sich zusammen mit Teresa im gegenüberliegenden Flügel und ließ sich Erleichterung von den Anspannungen seines hohen Amtes verschaffen. Dalton hatte sich vergewissert, dass Teresa in Bertrands Gesellschaft war. Die Vorstellung half ihm, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren.

Bertrand und seine Gemahlin setzten alles daran, sich nur selten über den Weg zu laufen. Dabei kam ihnen zugute, dass sie Gemächer in gegenüberliegenden Gebäudeflügeln bewohnten.

Gelegentlich jedoch suchte sie ihn auf; ihre lautstarken Auseinandersetzungen waren beim Personal Legende. Eines Tages ließ Bertrand sich mit einer Platzwunde über seinem Auge sehen. Normalerweise gelang es ihm, den Gegenständen, mit denen sie nach ihm warf, auszuweichen, in diesem Fall jedoch hatte sie ihn in einem unbedachten Augenblick erwischt.

Teils wegen Hildemaras Beliebtheit, größtenteils jedoch wegen ihrer gefährlichen Verbindungen, wagte Bertrand nicht, seiner Frau die Stirn zu bieten, sie zu verärgern oder aus dem Weg zu räumen. Sie hatte ihm gedroht, er solle nur hoffen, dass sie nicht irgendwann unvermittelt eines natürlichen oder wie auch immer gearteten Todes starb, da sonst auch seine Gesundheit plötzlich in Gefahr geraten könne.

Eine Drohung, die Bertrand nicht auf die leichte Schulter nahm. Meistens ging er ihr einfach aus dem Weg, manchmal jedoch trieb ihn sein Hang zum Risiko dazu, sie mit törichten Bemerkungen oder auf andere Art aus der Fassung zu bringen, und dann machte sie sich auf die Suche nach ihm. Wo er sich gerade befand – ob im Bett, auf dem Abort oder in einer Besprechung mit wohlhabenden Hintermännern –, spielte dabei keine Rolle. Im Allgemeinen ging Bertrand Schwierigkeiten mit ihr aus dem Weg, indem er versuchte, auf der Hut zu sein, manchmal jedoch beschwor er ihren Zorn geradezu herauf.

Jahrelang hatte die Beziehung auf dieser Ebene gegenseitiger Entfremdung funktioniert und ihnen beiden eine Tochter beschert, aus der sich keiner der beiden etwas machte. Dalton hatte sie erst kürzlich gesehen, als man sie aus dem Internat herbrachte, damit sie bei ihren öffentlichen Ansprachen neben ihnen stand, während sie die Schrecken eines gleichgültigen Lord Rahl und einer gleichgültigen Mutter Konfessor lauthals verdammten.

Inzwischen hatte das Volk Lord Rahl abgelehnt und die Mutter Konfessor – nun, was aus ihr geworden war, wusste er nicht genau, er war jedoch einigermaßen sicher, dass sie nicht mehr lebte. Das hatte Dalton einige gute Leute gekostet, aber im Krieg gab es stets Verluste. Wenn nötig, würde er sie ersetzen.

Auch Serin Rajak war ums Leben gekommen – durch eine entsetzliche Entzündung, die sein geblendetes Gesicht in eine faulige Masse verwandelt hatte –, Dalton konnte jedoch nicht behaupten, dass er deswegen übertrieben unglücklich war. Seine trauernden Gefolgsleute berichteten, es sei ein langsamer, qualvoller Tod gewesen. Nein, Dalton war darüber alles andere als unglücklich.

Hildemara öffnete selbst die Tür. Ein gutes Zeichen, wie er fand. Sie trug ein noch tiefer ausgeschnittenes Kleid als gewöhnlich. Noch ein gutes Zeichen, hoffte er, denn sie hatte gewusst, dass er kam.

»Wie freundlich von dir, Dalton, zu fragen, ob du mir einen Besuch abstatten darfst. Ich habe mich bereits gefragt, wie du zurechtkommst, und fand, es sei längst an der Zeit, dass wir uns unterhalten. Wie ist es dir denn nun ergangen, seit deine Gemahlin die Bedürfnisse unseres Herrschers befriedigt?«

Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe einen Weg gefunden, mich damit zu arrangieren.«

Hildemara lächelte – eine Katze, die eine Maus erblickt. »Aha … Daher wohl auch die wundervollen Geschenke?«

»Um mich bei dir zu bedanken. Für – darf ich hereinkommen?«

Sie öffnete die Tür weiter. Er trat ein, den hemmungslosen Prunk bewundernd. Er hatte die privaten Gemächer des Herrschers und seiner Gemahlin noch nie zuvor betreten.

Seiner Gemahlin waren sie natürlich recht vertraut, und sie hatte sie – Bertrand zumindest – überaus genau beschrieben.

»Was wolltest du gerade sagen? Du wolltest dich bedanken?«

Dalton verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. »Dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast.« Er deutete lächelnd hinter sich. »Und, wie ich hinzufügen möchte, deine Tür.«

Sie schmunzelte höflich amüsiert. »Gut aussehenden Männern öffne ich gelegentlich meine Tür. Es ist ein – lohnendes Erlebnis, wie ich finde.«

Er ging auf sie zu, ergriff ihre Hand und küsste den Handrücken, während er ihr in die Augen sah. Eine jämmerliche Heuchelei, wie er fand, doch sie reagierte, als nähme sie es ernst und freue sich durchaus über dieses Zeichen seines Respekts.

Dalton hatte sich Einblick in ihre geheimen Unternehmungen verschafft. Es hatte ihn jeden Gefallen gekostet, den man ihm schuldete, ein paar unverblümte Drohungen und sogar eine hochrangige Beförderung. Er wusste jetzt, was ihr gefiel und was nicht. Er wusste, dass sie keine aggressiven Liebhaber mochte. Sie mochte sie eher jung und aufmerksam. Und sie hatte es gern, wenn man ihr mit höchster Ehrerbietung begegnete.

Es gefiel ihr, wenn man um sie herumscharwenzelte.

Er ging an diesen Besuch heran wie an ein wohl durchdachtes Festessen, bei dem jeder Gang passte und das sich bis zur Hauptattraktion fortwährend steigerte. Er fand es einfacher, auf diese Weise vorzugehen, mit einem Plan.

»Meine Liebe, ich fürchte, ich bin gegenüber einer Frau von deinem Rang ein wenig vorschnell, doch ich will ehrlich sein.«

Sie ging zu einem Tisch mit silbernen und goldenen Einlegearbeiten. Von einem silbernen Tablett nahm sie eine gläserne Flasche und goss sich ein Glas Rum ein. Für ihn schenkte sie, ohne zu fragen, ebenfalls ein Glas ein, das sie ihm lächelnd reichte.

»Hier, bitte, Dalton. Uns verbindet eine lange gemeinsame Vergangenheit. Nichts wäre mir lieber als deine Aufrichtigkeit. Schließlich war ich dir gegenüber, was deine Frau betrifft, auch aufrichtig.«

»Ja«, sagte er, »das warst du wohl.«

Sie nahm einen Schluck, dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.

»Und, leidest du noch immer? Oder bist du inzwischen so weit, dass du den Tatsachen des Lebens ins Gesicht sehen kannst?«