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„Als ich fortflog, sandte er gerade Eilboten aus, die die allgemeine Mobilmachung verkünden sollten."

„Sollen wir ihm nachstehen?" rief der Scheuch, und seine Strohbrust blähte sich vor Kampfeslust. „Können wir denn nicht auch ein Heer aufstellen" Was meinst du, Holzfäller?"

„Für Elli gehe ich durchs Feuer", versicherte der eiserne Mann. „Wir Zwinkerer auch", sagte Lestar. Faramant mischte sich ins Gespräch: „Wir fassen da eine sehr wichtige Entscheidung", sagte er, „die müssen wir Elli wohl mitteilen." „Gewiß, aber wie?" fragte Din Gior. „Schreibt einen Brief, ich will ihn zu ihr bringen", schlug Toto vor.

„Lieber Toto, wir danken dir im voraus für diesen Dienst, aber wie willst du das anstellen?" fragte Faramant.

„Wer hat es fertiggebracht, aus der unterirdischen Welt herauszukommen? Außer mir niemand!" prahlte das Hündchen. „Und wieder hinzukommen ist für mich eine Kleinigkeit!"

Faramant und Din Gior setzten sich hin, den Brief zu schreiben.

TOTO ÜBERBRINGT DEN BRIEF

Nach dem Verschwinden Totos waren etwa zwei Wochen vergangen. Elli wurde von den Königen nicht verdächtigt, denn sie handelte klug. Sie wartete nämlich nicht ab, bis man sie ausfragen werde, sondern ging selbst zu Mentacho und beschuldigte die Spione, auf das Hündchen schlecht aufgepaßt zu haben.

„Mein armer, lieber, dummer Toto!" rief sie unter Tränen aus. „Oh, ich weiß, dich hat ein schrecklicher Sechsfüßer gefressen, weil die Leute des Königs nicht aufgepaßt haben!"

Es blieb Mentacho nichts übrig, als sich bei Elli für die Unachtsamkeit seiner Spione zu entschuldigen. Elli und Fred lebten in fiebriger Erwartung. Arrigo hatte ihnen mitgeteilt, daß Toto glücklich bei den Käuern angekommen sei. Jetzt blieb abzuwarten, was der Scheuch und der Eiserne Holzfäller unternehmen würden. Aber das Warten war eine furchtbare Qual. Am fünfzehnten Tag nach Totos Flucht gingen Elli und Fred am Ufer des Sees spazieren. Voller Wehmut blickten sie auf das bleigraue, im goldgelben Widerschein der Wolken schimmernde Wasser. In einiger Entfernung konnten sie die zwei Spione sehen, die kein Auge von den Gefangenen ließen. Elli und Fred konnten in letzter Zeit unbelauscht miteinander sprechen. Das Mädchen hatte durch eine List erwirkt, daß die lästigen Spione sie bei ihren Gesprächen mit dem Cousin nicht stören durften. Das kam so: Eine Woche nach Ellis Beschwörungen an der versiegten Quelle begannen die Könige ihr Vorwürfe wegen der Unwirksamkeit ihrer Zauberei zu machen. Darauf erwiderte ihnen das Mädchen:

„Ich hab Euch ja gesagt, daß der unterirdische Wassergeist sehr mächtig ist! Jetzt muß ich mir neue Beschwörungen ausdenken, unter den gegenwärtigen Umständen ist das aber unmöglich." „Und warum?" fragten die Könige.

„Ich muß mich mit meinem Cousin beraten. Er ist mein Gehilfe und versteht sich auf viele geheime Dinge. Wenn aber ein fremdes Ohr unsere Gespräche hört, bleibt der Zauber unwirksam."

Von diesem Tag an durften die Spitzel sie nicht mehr belauschen. Auf den See blickend, sagte Elli traurig:

„Wo ist jetzt mein liebes Totochen, was mag es wohl tun?" Da drang plötzlich eine dünne Stimme an ihr Ohr: „Da bin ich", und ein kleines zottiges Knäuel schmiegte sich an Ellis Füße.

„Toto", rief das Mädchen freudig und nahm das Hündchen in die Arme. „Mein Teurer, bist du es?"

Elli streichelte das Hündchen, und dabei stießen ihre Finger auf einen zusammengerollten Zettel unter seinem Halsband. Elli erriet, daß es ein Brief aus der oberen Welt war, doch sie zog ihn nicht hervor, denn die Spione, die sie zwar nicht hörten, konnten doch alles sehen. Als Elli wieder in ihrem Zimmer war, wo sie niemand beobachtete (auch das hatte sie sich ausgedungen!), entfaltete sie mit zitternden Händen den Zettel und las:

„Sei gegrüßt, hochverehrte Elli, Fee des Tötenden Häuschens, Fee des Rettenden Wassers!

Wir — der Weise Scheuch, der Eiserne Holzfäller, KaggiKarr, Din Gior, Faramant und Lestar — haben von Deiner verzweifelten Lage erfahren. Unser Kummer ist grenzenlos. Aber wir werden alles mögliche und selbst alles unmögliche tun, um Dir zu helfen. Sage den sieben unterirdischen Königen, falls sie Dich und Deinen Cousin nicht entlassen, werden wir ihnen den Krieg erklären. Der Löwe sammelt bereits ein Raubtierheer in seinem Reich, und wir werden eine Armee aus Zwinkerern und Bewohnern des Smaragdenlandes aufstellen. Mit großer Ungeduld erwarten wir Dich bei uns oben und umarmen Dich.

Im Auftrag aller anderen

Faramant."

Nachdem Elli den Brief vorgelesen hatte, sagte sie unter Tränen lächelnd: „Wie gut sie doch alle sind! Wie sie mich lieben!… Aber Krieg? O nein, ich will nicht, daß unsertwegen ein schrecklicher Krieg ausbricht!" Fred entgegnete: „Sollen wir vielleicht bis zu unserem Tode hier bleiben? Du hast zwar viel mit Zauberern und Feen zu tun gehabt, aber von Zauberei verstehst du nichts — du wirst die Heilige Quelle niemals hervorzaubern!" „Ich hoffe aber, daß die Könige uns freilassen, wenn sie einsehen, daß ich keine Fee bin und ihnen nicht helfen kann."

„So siehst du aus!" spottete Fred. „Die Könige sind ja stockdumm!" „Wie dem auch sei, ich will keinen Krieg!" rief Elli entschieden. „Aber ich werde den Königen trotzdem sagen, daß die Oberen meine Freilassung fordern und zu einem Krieg rüsten. Vielleicht werden sie Angst bekommen."

Fred nickte: „Versuch's doch!"

Die plötzliche Rückkehr Totos machte auf die unterirdischen Menschen einen starken Eindruck. Dabei war alles sehr einfach gewesen: Die Käuer hatten das Hündchen zum Handelstor gebracht und in ein Loch unterm Tor schlüpfen lassen, das die unterirdischen Wächter nicht beachteten. Dann war es Toto ein leichtes, sich unauffällig in die Stadt zu schleichen. Elli wurde zu Mentacho gerufen. Der König durchbohrte sie schier mit seinen Augen. „Ihr habt Euch beklagt", sagte er, „unsere Leute hätten nicht auf das Tier aufgepaßt. Wie erklärt Ihr's jetzt, daß es wieder da ist?" „Durch meine Zauberkunst, wenn's Euch beliebt!" erwiderte Elli unerschrocken. Mentacho murmelte verwirrt: