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Niemand unter den Anwesenden wußte, was Methode bedeutet. Auch Elli hatte keine Ahnung davon. Sie gebrauchte das Wort nur, weil Lestar es sie gelehrt hatte, und machte damit einen großen Eindruck auf die Zuhörer. Elli fuhr fort:

„Jetzt sind wir unseres Erfolgs sicher." Bei diesen Worten schwang sie den Stab und begann eine Beschwörung zu murmeln: „Barrambä, marrambä, täriki, wäriki, vitriöl, zitriöl, büreki, kügelki! Schrecklicher Geist des Großen Mechanikers, geh in den Schoß der Erde zurück und gib uns das Schlafwasser wieder!"

Das Mädchen stampfte dreimal mit dem Fuß, worauf es in der Tiefe dumpf dröhnte (diese Wirkung hatte Meister Lestar geschickt vorbereitet). Die Zuschauer fielen vor Entsetzen fast in Ohnmacht, und im gleichen Augenblick schoß aus einem großen Rohr ein mächtiger Wasserstrahl in das Becken. Ein vielstimmiger Schrei erschütterte die Höhle. „Das Zauberwasser!" jubelten die Zuschauer. „Ich erkenne es am blauen Glanz!" — „Und ich am Zischen der Bläschen!" — „Oh, ich erkenne es am Geruch", hallte es durcheinander. Als sich die Erregung legte, trat Rushero auf die Tribüne. In einer fast halbstündigen Rede erzählte er, wie das Zauberwasser entdeckt worden und der Hüter der Zeit, Bellino, auf den Gedanken gekommen war, die Könige für die Zeit, da sie nicht regierten, einzuschläfern, und wie dann dieser Brauch jahrhundertelang befolgt wurde. Es war eine langweilige Rede, bei der manche Zuhörer einschliefen und sogar zu schnarchen begannen. Am Ende wurden sie jedoch hellwach, denn Rushero sagte:

„Früher trat das Schlafwasser nur einmal im Monat aus der Erde hervor und verschwand gleich wieder, denn das war der Wille des Großen Mechanikers. Aber die Zauberkunst der Fee Elli und ihrer Freunde hat den Großen Geist gebannt. Jetzt steht uns das Zauberwasser ständig zur Verfügung, und wir können

jedermann, der es wünscht, jederzeit in einen beliebig langen Schlaf versetzen!"

Jeder König dachte, das sei eine Anspielung, die ihm allein gelte, und blinzelte schlau. Rushero stieg von der Tribüne, die nun König Mentacho betrat. Die Zuschauer, die seine Redseligkeit kannten, machten saure Mienen. Es kam wie erwartet. Mentacho begrüßte ehrerbietig die hohen Gäste und begann dann ausführlich die Geschichte des Scheuchs zu erzählen, die er von diesem persönlich gehört hatte, und ging dann zur Geschichte des Eisernen Holzfällers über. Als er gerade dabei war, die Geschichte des Löwen vorzutragen, begann er zu gähnen. Er konnte gerade noch zu seinem Platz zurückkehren, da überkam ihn der Zauberschlaf. Fast zu gleicher Zeit schliefen auch alle anderen ein, mit Ausnahme Ellis, Freds, Lestars, Rusheros und Arrigos, die Brillanten in den Fäusten hielten, welche sie vor der Wirkung der Schlafwasserausdünstungen bewahrten. Natürlich blieben auch die Holzköpfe wach. Glotzend standen sie da und begriffen nichts. So gingen alle sieben Könige in die Falle, die sie sich gegenseitig gestellt hatten. Die Zuschauer in den Rängen des Amphitheaters hatten es bequem, denn sie konnten sich aneinander lehnen und den Kopf auf die Schulter oder die Brust des Nachbarn legen. Die Diener, Soldaten und Spione jedoch, die ganz hinten standen, fielen einfach um. Elli und ihre vier Freunde verließen eiligst die Heilige Höhle. Obwohl sie Brillanten in den Fäusten hielten, fühlten sie eine Müdigkeit wie vor dem Einschlafen. Im Freien verflog sie aber bald. In der Höhle blieben nur die Holzköpfe, denen das Schlafwasser nichts anhaben konnte. Ihre Anführer, Arum und Befar, sorgten dafür, daß die Eingeschlafenen in den Regenbogenpalast geschafft wurden. Der Scheuch und Lestar hatten Order gegeben, daß die Schlafenden nicht alle auf einmal weggetragen werden, sondern schubweise in einem Zeitabstand von 24 Stunden. Sie würden dann auch schubweise innerhalb von 14 Tagen aufwachen, so daß die Erzieher sich nicht mit allen gleichzeitig abzugeben brauchten, denn das wäre ja eine zu große Belastung! So vollzog sich im Land der unterirdischen Erzgräber die größte Umwälzung, die es dort jemals gegeben hatte.

DIE UMERZIEHUNG

Im Land der Käuer standen unweit vom Höhleneingang auf einer schönen Wiese mehrere Zelte vor einem silberklaren Bach. In ihnen wohnten nun, nach ihrer Rückkehr aus dem unterirdischen Land, Elli mit ihren Freunden. In den Zelten verbrachten sie aber nur die Nacht, am Tag lagen sie auf der Wiese im Schatten der Obstbäume.

„In der Gießerei ist es warm und trocken, man fühlt sich wohl dort", schwatzte der Scheuch, die Sonnenwärme genießend, „aber zu Hause ist es doch besser. Die Farm, von der ich komme, ist ja nicht weit von hier. Es ist gar nicht so lange her, daß ich sie verließ, aber mir scheint, als wären schon Jahrhunderte vergangen."

„Hier ist es beinahe so angenehm wie in meinem heimatlichen Wald", sagte der Löwe, dessen Husten in der oberen Welt sofort vergangen war, „und doch fehlt mir etwas."

„Ich weiß, was dir fehlt", lachte Elli, die mit seinen rauhen Schnurrbartborsten spielte und ihm ins Gesicht pustete, so daß er blinzeln und niesen mußte. „Dir fehlen die königlichen Ehrungen, du ehrsüchtiger Gesell!"