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„Ich bin keineswegs überrascht, denn ich hatte nichts anderes erwartet.“ Der Alte warf Jason einen bösen Blick zu. „Ich wußte, daß du eines Tages aufsässig werden würdest, deshalb habe ich zugelassen, daß der andere Sklave dir hilft, damit er von dir lernt. Jetzt hat er dich erwartungsgemäß verraten, um deine Position zu erlangen, mit der ich ihn hiermit belohne.“

„Verraten? Ich wollte keinen persönlichen Nutzen daraus ziehen“, protestierte Mikah erschrocken.

„Nur die edelsten Beweggründe“, meinte Jason mit einem spöttischen Lächeln. „Diesem frommen Heuchler darfst du kein Wort glauben, Edipon. Ich habe keine Revolution vorbereitet — er hat das alles nur erfunden, um meinen Job zu bekommen.“

„Du beleidigst mich, Jason! Ich lüge nie — du hast von Revolution gesprochen. Du hast mir gesagt, du wolltest…“

„Schweigt jetzt beide! Meine Geduld ist zu Ende. Noch ein Wort, dann lasse ich euch zu Tode prügeln. Hört meine Entscheidung. Der Sklave Mikah hat den Sklaven Jason verraten. Ob der Sklave Jason wirklich eine Revolution vorbereitet hat, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Sein Assistent hätte ihn nicht verraten, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, die gleiche Arbeit ebenso gut verrichten zu können. Nur das interessiert mich. Deine neuartigen Ideen haben mir schon von Anfang nicht recht gefallen, Jason, deshalb bin ich froh, daß ich sie mir nicht länger anhören muß. Du bist ab sofort wieder ein normaler Sklave wie alle anderen. Mikah, ich belohne dich mit Jasons Raum und Jasons Mädchen. Wenn du gute Arbeit leistest, werde ich dich nicht umbringen. Arbeite gut, dann lebst du lange.“

„Nur aus den edelsten Beweggründen — hast du das nicht vorher behauptet, Mikah?“ rief Jason zurück, als er abgeführt wurde.

Schon eine halbe Stunde später war Jason wieder bei den übrigen Sklaven angekettet. Man hatte ihm die Fußeisen belassen, um ihn nachdrücklich an seine neue Stellung zu erinnern. Sowie sich die Tür wieder geschlossen hatte, rüttelte Jason an seinen Ketten und untersuchte sie in dem schwachen Lichtschein des an der Decke hängenden Öllämpchens.

„Wie steht es mit der Revolution?“ Der Sklave neben ihm lehnte sich zu Jason herüber.

„Wirklich komisch, haha“, antwortete Jason und beugte sich dann vor, weil ihm der andere irgendwie bekannt vorkam. Schließlich war es unwahrscheinlich, daß es hier zwei Sklaven geben sollte, die so stark schielten. „Du kommst mir bekannt vor — bist du der neue Sklave, mit dem ich heute gesprochen habe?“

„Stimmt. Ich heiße Snarbi, bin Soldat und Spezialist für Nahkampf. Ich habe schon sieben Gegner sicher und zwei weitere wahrscheinlich getötet. Du brauchst nur in die Gildenhalle zu gehen und dir das Register anzusehen.“

„Ich erinnere mich an alles, Snarbi. Einschließlich der Tatsache, daß du den Weg nach Appsala kennst.“

„Richtig.“

„Dann findet die Revolution also doch statt. Sie beginnt sogar sofort, aber ich möchte die Zahl der Beteiligten möglichst gering halten. Was hältst du davon, wenn wir beide allein fliehen, anstatt die anderen Sklaven zu befreien?“

„Ausgezeichnete Idee. Diese Trottel sind ohnehin zu nichts zu gebrauchen, sondern stehen nur im Weg herum. Schnell zuschlagen und wieder verschwinden, das ist mein Grundsatz.“

„Meiner auch“, stimmte Jason zu und griff in den rechten Stiefel. Als Mikah ihn verriet, hatte er in aller Eile einen Dietrich und seine beste Feile in den Stiefelschaft geschoben. Der Angriff auf Narsisi war nur eine Tarnung gewesen. Jetzt arbeitete er so rasch wie möglich und bog die Kettenglieder seiner Fußfessel auseinander, die er bereits früher aufgefeilt hatte. Die Fesseln fielen zu Boden.

„Bist du ein Zauberer?“ flüsterte Snarbi erstaunt.

„Nur ein Mechaniker. Aber auf diesem Planeten hat das fast die gleichen Auswirkungen.“ Jason sah sich vorsichtig um, aber die erschöpften Sklaven schliefen fest und rührten sich nicht. Er wickelte ein Stück Leder um die Feile, um das Arbeitsgeräusch zu dämpfen, und begann das Kettenglied aufzufeilen, das seine Handfesseln zusammenhielt. „Snarbi“, flüsterte er dabei, „hängen wir an der gleichen Kette?“

„Ja. Die Kette läuft durch die Handfesseln und geht von einem Sklaven zum anderen. Das andere Ende führt durch ein Loch in der Mauer ins Freie.“

„Ausgezeichnet. Ich feile eines dieser Glieder durch. Wenn ich das geschafft habe, sind wir beide frei. Du brauchst dann nur noch die Kette durch deine Fesseln zu ziehen und sie leise niederlegen, damit dein Nachbar nicht wach wird. Die Fesseln müssen wir wahrscheinlich noch eine Weile tragen, aber sie behindern uns nicht allzu sehr. Kommen die Wachtposten eigentlich auch nachts durch, um die Sklaven zu kontrollieren?“

„Ich habe noch nichts davon gemerkt. Sie wecken uns nur morgens auf, indem sie kräftig an der Kette ziehen.“

„Hoffentlich bleibt es heute nacht ebenfalls ruhig, denn wir sind auf jede Minute angewiesen. Fertig!“ Das Kettenglied war offen. „Du hältst jetzt das eine Ende fest, während ich an dem anderen ziehe. Wir müssen es auseinanderbiegen.“

Die beiden Männer zerrten schweigend an der Kette, bis sie das Kettenglied aufgebogen hatten. Dann zogen sie die Kette durch ihre Fesseln, legten sie zu Boden und schlichen zur Tür.

„Steht dort draußen ein Posten?“ erkundigte sich Jason.

„Nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich sind hier gar nicht genügend Männer, um die Sklaven auch nachts zu bewachen.“

Die Tür gab nicht nach, als Jason die Klinke nach unten drückte. Er bückte sich, stocherte mit der Feile in dem Schlüsselloch herum und verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen.

„Das sieht den Idioten wieder ähnlich. Sie haben den Schlüssel nicht abgezogen.“ Er wickelte sich aus einem der Felle, strich es glatt und schob es unter der schlecht schließenden Tür durch. Dann stieß er den Schlüssel leicht an und hörte ihn draußen vor der Tür zu Boden plumpsen. Als er das Fell wieder hereinholte, lag der Schlüssel darauf. Das Schloß öffnete sich geräuschlos. Einen Augenblick später standen die beiden Männer im Freien und sahen sich vorsichtig nach allen Seiten um.

„Komm! Wir wollten doch fliehen!“ drängte Snarbi, aber Jason hielt ihn am Ärmel fest und zog ihn neben sich zurück.

„Ist denn der ganze Planet total verblödet? Wie willst du denn jemals Appsala erreichen? Ohne Nahrungsmittel und ohne Wasser — und wer soll das Zeug tragen, wenn du beides findest? Wenn du am Leben bleiben willst, mußt du Befehle ausführen. Zunächst wird die Tür wieder verschlossen, damit unsere Flucht nicht vorzeitig bemerkt wird. Dann verschaffen wir uns ein Fahrzeug und fahren in Glanz und Gloria ab. Einverstanden?“

Snarbi nickte verständnislos und griff sich an den Arm, den Jason immer fester gedrückt hatte, um seine Worte zu betonen. Dann trottete er hinter Jason her, der vorsichtig weiterschlich.

Sie stießen auf keine Hindernisse, als sie die Umgebung der Raffinerie verließen, denn die wenigen Wachtposten richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen etwaigen Angriff von außen. Ebenso leicht erreichten sie die Abschirmung von Jasons Arbeitsplatz, nachdem sie einen weiten Bogen gemacht hatten, um sich ihr von der Seite zu nähern, die der Stadt abgewandt lag.

„Bleib ruhig sitzen und gib keinen Laut von dir, sonst schlage ich dir den Schädel ein“, befahl Jason dem zitternden Snarbi. Dann schlich er selbst leise auf den Eingang zu, nachdem er einen Vorschlaghammer aufgenommen hatte. Er lächelte grimmig, als er sah, daß der Posten einer von Edipons jüngeren Söhnen war, der an einem Pfosten lehnte und vor sich hindöste. Jason schob ihm von hinten den Lederhelm ins Gesicht und klopfte ihm leicht mit dem Hammer auf den Kopf. Der Posten sackte zusammen und schlief noch fester als zuvor.

„Jetzt kann die Arbeit beginnen“, sagte Jason, als er wieder neben Snarbi stand. Er zündete eine Laterne an.