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»Natürlich.«

Sie lächelte.

»Und wie wird unser weiteres Schicksal aussehen?« fragte ich.

»Vielleicht werde ich euch verkaufen«, sagte sie, »vielleicht sogar auf dem Jahrmarkt von En’Kara.«

»Ich verstehe«, erwiderte ich. Das bestätigte meine Vermutung, daß man keineswegs vorhatte, uns als Arbeitssklaven zu behalten. Mit ziemlicher Sicherheit würde meine Entführerin auf dem Jahrmarkt jemanden treffen. Wenn ihre Zusammenkunft vorüber und ihre Tarnung noch intakt war, aber nicht länger gebraucht wurde, konnte sie uns auf den Sklavenmärkten von En’Kara verkaufen.

»Du und deine Kameraden bleiben natürlich freie Männer, legal gesehen«, erklärte sie, »obwohl ihr als Gefangene völlig in meiner Macht seid, bis man ein Sklavenmal in eure hübsche Haut brennt oder ihr den Kragen bekommt und damit legal versklavt werdet.«

Ich nickte.

»Erinnerst du dich an die Hauptkriterien, nach denen ich die Männer auf dem Platz ausgesucht habe?« fragte sie.

»Du wolltest kräftige große Burschen«, sagte ich, »dazu geeignet, als Arbeitssklaven zu dienen.«

»Richtig«, sagte sie. »Erinnerst du dich an das zweite Kriterium?«

Ich schwieg.

»Es ging darum, daß ich sie körperlich anziehend fand«, sagte sie.

»Ja.«

»Spreiz die Beine«, befahl sie.

Ich gehorchte.

»Ausgezeichnet, Brinlar, wirklich ausgezeichnet.«

Ich sagte kein Wort.

»Wie ist es, ein freier Mann zu sein, der sich in der Gewalt einer Frau befindet?«

Ich zuckte mit den Schultern. Ich fühlte mich nicht

so, als befände ich mich völlig in ihrer Hand.

»Bin ich schön?« fragte sie.

»Ich weiß nicht.«

»Aber sicher unterhaltet ihr Männer euch über solche Dinge«, sagte sie.

»Ich nehme an, man könnte dich als schön bezeichnen«, sagte ich. »Unter deinem Gewand scheinen sich die Rundungen einer schönen Frau abzuzeichnen, vor allem da du sie dementsprechend geschnürt hast.«

»Ich mag hübsche Kleider«, sagte sie. »Außerdem trage ich sie vorteilhaft.«

»Zweifellos sähst du in einem Sklavenkittel oder nackt mit einem Kragen noch schöner aus.«

»Frecher Bursche«, sagte sie. Aber ich sah, daß sie erfreut war. Alle Frauen möchten wissen, wie schön sie als Sklavin aussähen.

Sie betrachtete mich eine Zeitlang schweigend. Ich kniete mit gespreizten Beinen. Sie schien es nicht eilig zu haben, ihre Befehle zu geben; sie ließ die Blicke über meinen Körper wandern, und ihre Augen leuchteten dabei.

»Bist du nicht neugierig, warum du in mein Zelt gebracht wurdest?« fragte sie schließlich.

»Die Herrin hat es mir noch nicht erklärt«, sagte ich. Mein Herz fing an zu hämmern. Jetzt würde sie mir verkünden, daß sie meine wahre Identität kannte, daß sie mich ihrem Vergnügen unterwerfen und mich gegen meinen Willen benutzen würde, bis sie mich den Sardar übergab – gefangengenommen von einer Frau. Es schien nicht angemessen zu sein, sie als vermutliche Agentin der Priesterkönige anzugreifen und zu töten. Und vielleicht waren ihre Männer ebenfalls Agenten. Mir fiel wieder der Kerl in dem Pavillon ein, in dem ich sein eigenes Messer hatte stecken lassen.

»Aber du kannst es dir sicherlich denken«, sagte sie.

»Vielleicht.«

»Spreiz die Beine noch weiter«, sagte sie kalt.

Ich gehorchte.

»Jetzt kannst du es dir doch bestimmt denken.«

»Allerdings.«

»Du scheinst erleichtert zu sein«, bemerkte sie verblüfft.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich war in der Tat erleichtert. Sie hatte wieder nur mit mir gespielt. Ich war jetzt davon überzeugt, daß sie wirklich nicht wußte, wer ich war. Der Mann im Pavillon hatte versucht, mich zu töten. Hätte sie also meine wahre Identität gekannt, hätte sie schon längst meinen Tod befohlen. Während meiner Bewußtlosigkeit wäre das ein Kinderspiel gewesen. Davon abgesehen war die Art meiner Gefangennahme nichts Besonderes gewesen. Ich war nur einer von fünfzehn Männern gewesen, den sie an die Kette gelegt hatte.

»Da ist noch etwas«, sagte sie.

»Ja?« fragte ich.

»Ich möchte gern geschätzt werden.«

»Geschätzt werden?«

»Ja, und zwar ganz sachlich«, sagte sie. »Das möchte ich schon lange wissen. Dein kostbares Gewand, das du auf dem Platz getragen hast, und die Dicke deines Geldbeutels haben mich auf den Gedanken gebracht, daß du Erfahrung in solchen Dingen hast, daß du die Mittel besitzt, um mit den Geschehnissen auf einem Markt eng vertraut zu sein.«

Ich schwieg.

»Laß mich dich daran erinnern, daß du es bist, der vor mir kniet, mit gespreizten Beinen wie ein gekettetes Mädchen!«

»Ich verstehe.«

Ihre Hand griff nach den Befestigungsnadeln der linken Seite ihres Schleiers.

»Ich glaube, du wirst mich außerordentlich schön finden«, sagte sie. »Vielleicht sogar so schön wie eine Sklavin.«

»Vielleicht.«

Sie löste den Schleier auf der linken Seite und ließ ihn fallen, dann strich sie die Seidenkapuze ihres Zeltgewands zurück, schüttelte den Kopf und befreite eine Kaskade langen dunklen Haars. Sie sah mich belustigt an. »Wie ich sehe, findest du mich schön.«

»Ja.«

Sie erhob sich von dem Stuhl. »Bist du mit den Pflichten eines Seidensklaven vertraut?« Während sie sprach, entkleidete sie sich zwanglos.

»Ich bin ein freier Mann«, erwiderte ich.

»Aber du hast doch eine Vorstellung ihrer Pflichten, oder?«

»Ja.«

»Diese Pflichten – und andere – werden ab jetzt die deinen sein.«

»Ich verstehe«, sagte ich, und dann stockte mir der Atem. Ihr Gewand, das lautlos zu Boden gefallen war, lag wie ein Teich aus Seide zu ihren Füßen, aus dem sie nun hinausstieg. Sie war von einer atemberaubenden Schönheit und hätte einen hohen Preis gebracht.

Meine Entführerin ließ sich auf die Kissen und Seidenlaken sinken, die im rückwärtigen Teil des kleinen Privatgemachs in unmittelbarer Nähe der weißen Stoffbahnen lagen, die seine hintere Wand bildeten. Sie sah mich an, in ihren Augen funkelte es belustigt. Dann stützte sie sich auf einen Ellbogen.

»Und?« fragte sie.

»Du bist sehr schön«, sagte ich.

»Glaubst du, man könnte mich leicht verkaufen?«

»Nein.«

»Nein?« fragte sie,

»Dein Preis wäre zu hoch«, sagte ich. »Die meisten Männer könnten es sich nicht leisten, dich zu kaufen.«

»Und wenn ich erschwinglich wäre?«

»Dann würdest du zweifellos sofort verkauft.«

»Also hältst du mich, sachlich gesehen, für eine Schönheit?«

»Ja.«

»Komm näher, auf allen vieren«, befahl sie.

Ich gehorchte.

»Jetzt siehst du mich besser«, sagte sie. »Hast du schon einmal eine freie Frau geschätzt?«

»Ja.«

»Dann schätz mich.«

»Als eine freie Frau?« fragte ich.

»Natürlich, denn das bin ich.«

»Du bist eine unglaublich schöne freie Frau.«

»Offensichtlich teilt dein Körper diese Meinung.«

»In der Tat«, mußte ich zugeben.

»Und freie Frauen«, sagte sie, »stehen tausendmal und mehr über einer bloßen Sklavin.«

»Ja«, sagte ich. »Das kann man nicht vergleichen. Eine freie Frau ist etwas übermäßig Kostbares.«

»Dein Status hier ist der eines Dieners, eines rechtlosen Dieners, bis ich dich dann versklave.«

»Ich verstehe.«

»Ich glaube, es wird Spaß machen, einen freien Mann mit den Pflichten eines Seidensklaven vertraut zu machen.«

»Zweifellos.«

»Vielleicht werde ich mir – falls ich dazu Lust habe – Zeit lassen, dich zum Sklaven zu machen.«

Ich schwieg.

»Und vielleicht, wenn ich mit dir zufrieden bin, nachdem du und deine Gefährten zu Sklaven gemacht worden sind, verkaufe ich dich doch nicht auf dem Jahrmarkt von En’Kara. Ich könnte dich behalten – als meinen Seidensklaven.«

Ich hielt mich noch immer zurück.

»Du wirst mich nur dann berühren, wenn ich es dir befehle, und zwar so – und nur so –, wie ich es dir befehle! Ich bin die Herrin. Du wirst mich zu meiner vollen Sättigung befriedigen, und du wirst die Erfüllung nur dann erreichen, wenn es mir gefällt.«