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»Ich verstehe«, sagte ich.

»Auf die Seide, mein starker, hilfloser Diener!« rief sie, griff mit den zierlichen Händen nach meinem Haar und zog mich an sich. »Erfreue mich!« befahl sie.

Ich fing an, ihr Freude zu bereiten, und vergrub mich in dem großartigen, überwältigenden Duft ihrer Erregung.

»Oh, Brinlar«, keuchte sie plötzlich auf, »du bist ein erstklassiger Diener!«

Ich packte ihre Handgelenke, zog ihre Hände aus meinem Haar und hielt sie an den Seiten fest, während ich zugleich hart und zärtlich meinen Pflichten nachkam.

Sie drückte sich an mich, fing an sich zu winden und zu stöhnen. »Oh, Brinlar«, flüsterte sie. »Ja, Brinlar! Das ist großartig, Brinlar! Hör nicht auf! Ja, ja!«

Ich hielt es für unnötig, sie daran zu erinnern, daß sie sich jetzt in meiner Macht befand.

»Brinlar!« schrie sie auf.

»Wie heißt du?« fragte ich.

»Yanina!« schrie sie »Ich bin Lady Yanina!«

»Aus welcher Stadt?«

»Brundisium!« schrie sie. »Brundisium!«

4

»Etwas zu trinken, Herrin?« fragte ich.

»Ja, Brinlar«, sagte Lady Yanina, hob anmutig den Schleier und trank beinahe kokett einen Schluck. Dann sah sie den Mann an, der ihr gegenübersaß.

»Etwas zu trinken, Herr?«

»Nein«, sagte er. Ich zog mich ein Stück zurück, kniete mich ins Gras und hielt den Krug mit schwachem Ka-la-na fest. Ich trug eine Tunika aus weißer Seide.

Yanina tupfte sich unter dem Schleier die Lippen ab. »Das ist ein schöner Platz«, hatte sie gesagt. »Breite die Decke aus und pack den Korb aus, Brinlar!«

In der Ferne erhob sich das Sardargebirge. Ich war seit drei Tagen ihr Diener. Nach der ersten Nacht hatte sie die persönlichen Dienstleistungen nicht mehr in Anspruch genommen.

Dann war ein Reiter auf einem hohen Tharlarion gekommen, der von zwei Männern zu Fuß flankiert wurde.

Der mit einem dunklen Gewand bekleidete Mann saß jetzt mit untergeschlagenen Beinen am Rand der Decke; Yanina kniete vor ihm. Sie warf mir einen Blick zu, ich sah weg und senkte den Kopf.

»Ich spreche nicht in seiner Gegenwart«, sagte der Fremde. Seine beiden Männer standen im Hintergrund, wo das Tharlarion angezurrt stand. Zwei von Lady Yaninas Männern waren ebenfalls in der Nähe, nur daß sie sich hinter uns befanden. Sie saßen mit untergeschlagenen Beinen im Gras und spielten das Steine-Spiel.

»Kümmere dich nicht um ihn«, sagte Yanina. »Er ist nur ein Diener.«

»Welche Art von Diener?« wollte er wissen.

»Ein ganz normaler Diener. Er bedient mich, kämmt mir das Haar, räumt das Zelt auf.«

»Ich verstehe«, sagte er.

»Stört es dich, daß ich solch einen Diener habe?«

»Nein«, sagte er, »Natürlich nicht.«

»Du hast zwei Mädchen, die dich hinten und vorn bedienen.«

»Ich spräche trotzdem lieber nicht in seiner Gegenwart«, sagte er.

»Wir haben des öfteren offen vor deinen Sklavinnen gesprochen«, erinnerte sie ihn.

»Das ist etwas anderes. Es sind nur Sklavinnen.«

»Würdest du dich wohler fühlen, wenn ich ihm einen Kragen anlege?« wollte sie wissen. »Das habe ich sowieso vor.«

»Ich verabscheue solche Diener!«

»Ich werde mich zurückziehen, Herrin«, sagte ich und tat so, als wollte ich aufstehen.

»Brinlar, du bleibst«, sagte sie herrschsüchtig und kalt.

»Ja, Herrin.« Im Inneren lächelte ich. Mein Trick hatte Erfolg gehabt. Ich war ziemlich sicher gewesen, daß sie ihre Autorität auf diese Weise zum Ausdruck bringen würde. Offensichtlich stand sie mit dem Fremden in Konkurrenz. Zwischen den beiden herrschten eine gewisse Anspannung und Verkrampftheit. Sie schien auf ihn und seine Macht eifersüchtig zu sein und war sehr zurückhaltend, was ihre Stellung ihm gegenüber anging. Ich nahm an, daß sie sich beide auf der gleichen – oder zumindest fast gleichen – Ebene befanden, vielleicht demselben Vorgesetzten berichteten, möglicherweise sogar den Priesterkönigen.

»Du hast das Material mitgebracht?« fragte er. Ich war erleichtert, daß er darauf verzichtete, seine Meinungsverschiedenheiten mit ihr auszutragen. Das war unter seiner Würde, schließlich war sie nur eine Frau.

»Sie befinden sich in meinem Zelt«, sagte Yanina geziert. »Ich habe sie jetzt natürlich nicht bei mir. Ich wollte erst sichergehen, daß der Richtige kommt.«

»Natürlich«, sagte er. Ich fragte mich, was sich hinter dem Begriff ›Material‹ verbarg. Der Fremde schien sich sehr vorsichtig ausgedrückt zu haben, vermutlich wegen meiner Anwesenheit.

»Sie sind zur Ablieferung bereit«, sagte Yanina. »Wann immer und wo immer du willst.«

Als ich in ihrem Zelt aufgeräumt hatte, hatte ich die Gelegenheit benutzt, mich umzusehen, soweit das möglich war. Einige der Truhen waren verschlossen gewesen. Vermutlich lag in ihnen das bewußte ›Material‹. Ich wußte nicht, wo sich die Schlüssel für die Truhen befanden. Vermutlich waren sie in einer der anderen Truhen eingeschlossen, und den Schlüssel dafür trug Yanina vermutlich am Körper, irgendwo im Gewand verborgen. Mir blieb es verwehrt, dies in der Nacht näher zu untersuchen, da man mir eine Haube aufsetzte und mich direkt hinter dem Zelteingang an einen Pflock ankettete. Auf diese Weise hielt mich Yanina in ihrer Nähe. Zudem mußte ich nicht bei den anderen Gefangenen schlafen. Man befürchtete, daß die Männer in ihrer Wut über meine vergleichsweise leichten und angenehmen Pflichten über mich herfallen könnten.

»Ich glaube, es war ein Fehler, sie über Port Kar zu transportieren«, sagte der Fremde.

Diese Bemerkung hatte ihren Ursprung bestimmt in der kürzlich zu Tage getretenen Unzufriedenheit der Priesterkönige, was Samos’ Loyalität anging.

»Das stimmt nicht«, sagte Yanina. »Dour Babinius ist zusammen mit mir gereist. Ich mußte ihn nach Port Kar bringen, damit er dort seine versiegelten Befehle ausführen konnte.«

Sie hatte mir erzählt, daß sie geschäftlich in Port Kar zu tun gehabt habe. Also war das vermutlich das betreffende Geschäft gewesen. Einmal in der Stadt, hatte sie prompt den Karneval genutzt um an ihre Gefangenen zu kommen, zu denen man auch mich Narr zählen mußte.

»Kennst du die Befehle?« fragte der Fremde.

»Nein.«

»Ich aber.«

»Ach ja?« erwiderte sie gereizt. Also stand er in der Hierarchie doch höher als sie.

»Er war in Port Kar, um ein Attentat auszuführen.«

»Wer war das Opfer?«

»Ein Admiral namens Bosk«, sagte er.

»Ich habe von ihm gehört.«

»Babinius hat versagt. Er wurde in einem der Roten Pavillons gefunden, das eigene Messer im Herzen.«

»Hat das dieser Bosk getan?« fragte Yanina.

»Vermutlich.«

»Und wo steckt dieser Bosk jetzt?«

»Das ist unbekannt. Man vermutet sogar, daß er aus Port Kar geflohen ist.«

»Also war alles umsonst?« fragte sie verächtlich.

»Ja.«

»Es wäre besser gewesen, Belnar hätte die ganze Angelegenheit mir anvertraut«, sagte sie. Ich vermutete, daß dieser Belnar ihr Vorgesetzter war.

»Dir?« fragte der Fremde skeptisch.

»Ja.«

»Wie hättest du Erfolg haben sollen, wenn schon Babinius gescheitert ist? Mit einem Knüppel? Oder einem schnellen Dolch?«

»Doch nicht auf so grobe Weise.«

»Wie denn?«

»Ich bin eine Frau«, sagte Yanina, drückte den Rücken durch und ließ klar erkennen, daß die Seide eine beträchtliche Schönheit verhüllte. »Ich könnte mich ihm vorstellen und ihn ködern. Ich könnte seine Aufmerksamkeit und sein Vertrauen erringen. Ich könnte ihn dazu bringen, daß er sich nach einer Berührung oder einem Kuß verzehrt. Dann, wenn ich ihn im Grunde genommen um den kleinen Finger wickeln kann, könnte ich ihn vergiften oder betäuben.«

»Zweifellos ist es ein Fehler von Belnar«, sagte der Fremde trocken, »dir keine größeren Aufgaben anzuvertrauen.«

»In Port Kar habe ich auf eigene Initiative und nach meinem eigenen Plan fünfzehn Männer gefangengenommen!«