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Ich zog mich aus dem Alkoven zurück und schloß die Vorhänge.

Es mußte etwa die achtzehnte Ahn sein. Flaminius, der vermutlich sein Gefolge mitbrachte, würde um die neunzehnte Ahn hier eintreffen. Das ließ mir nur wenig Zeit, um meine Pläne auszuführen. Ich sah mich um.

Das Tassapulver, das ich in den Wein geschüttet hatte, zeigte bereits seine erste Wirkung. Einer von Lady Yaninas Wächtern hob den Kopf von der Tischplatte, sah mich benommen an und wollte aufstehen. Die Beine versagten ihm den Dienst, er kippte zurück und rutschte auf die Fliesen des Saalbodens. Es war nicht schwer gewesen, das Tassapulver zu finden. Es hatte sich unter Yaninas Besitztümern befunden, und ich hatte es bereits am ersten Tag als ihr Diener beim Aufräumen entdeckt. Es war in einer kleinen Truhe voller Jagdutensilien gewesen, unter Dingen wie beschwerten Sklavennetzen, Seilen, Hauben, Knebeln und Handfesseln. Man hatte mir den Zugang zu den Vorräten des Lagers gewährt, damit ich Yanina und ihre Männer ohne Schwierigkeiten bedienen konnte. Mit Hilfe der Lampe, die ich von dem Tisch nahm, unter dem nun die Wächter lagen, entdeckte ich in einem weiter entfernten Alkoven die Dinge, die ich gesucht hatte.

Dann kehrte ich zum Tisch zurück und stellte die kleine Lampe wieder ab; die bewußten Objekte legte ich daneben. Ich begab mich zu dem Alkoven, in dem Lady Yanina wartete, und riß den Vorhang beiseite.

»Brinlar!« stieß sie hervor und wich überrascht auf

den Fellen zurück, bis sie die Wand erreicht hatte.

Ich musterte sie.

»Du hast mich erschreckt.«

Ich sagte kein Wort.

»Ist er da?« fragte sie flüsternd.

»Ja, er steht neben mir. Du solltest dich für ihn vorbereiten. Ich schlage vor, du heißt ihn in deinen Armen willkommen.«

»Ja«, flüsterte sie. »Ja.«

Ich trat ein Stück zur Seite, als wollte ich einer anderen Person den Zugang freigeben.

Lady Yanina lag nun verführerisch auf der Seite. Sie sah wunderschön aus in der Sklavenseide. Sie konzentrierte sich, dann streckte sie eine Hand aus. »Ich liebe dich, Bosk aus Port Kar«, rief sie leise. »Ich habe dich von dem Augenblick an geliebt, da ich dich das erste Mal gesehen habe. Allein der Gedanke an dich macht mich schwach und willenlos. Sei nicht überrascht, daß jemand, den du nicht kennst und den du vermutlich noch nie in deinem Leben gesehen hast, dich wie verrückt liebt! Ich habe meine Leidenschaft für dich bekämpft! Aber sie hat mich besiegt! Ich bin dein!«

Sie sah mich an. »Sehr gut«, sagte ich mit einem Nicken.

»Erlaube mir, dir meine Liebe zu gestehen!« rief sie. »Erlaube mir als freie Frau die Ehre, deinen Namen zu benutzen, bevor du mich, wenn du willst, in den Disziplinen einer Sklavin unterweist.«

Ich nickte.

»Ich liebe dich, Bosk aus Port Kar!« rief sie. »Ich liebe dich!«

Es herrschte Schweigen.

»Was ist los?« flüsterte sie mir zu.

Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht will er dich warten lassen?«

Yanina rutschte ungeduldig ein Stück nach vorn.

Ich runzelte die Stirn.

Sie nahm wieder die verführerische Pose ein.

»Komm schnell zu mir, Bosk aus Port Kar!« rief sie. »Ich sehne mich nach deiner Berührung! Ich will dir dienen! Hab Mitleid mit mir! Foltere mich nicht so! Laß mich nicht länger warten! Komm zu mir, Bosk, mein Geliebter, mein Herr!«

»Gut!« sagte ich und trat in den Alkoven. Mir blieb nicht mehr viel Zeit.

»Brinlar!« rief Yanina und zog die Beine unter den Körper. »Was soll das?«

»Wie meinst du das?«

»Wo ist Bosk?«

»Er ist hier.«

»Wo?«

»Hier«, sagte ich und wies mit dem Daumen auf meine Brust. »Ich bin es.«

»Mach dich nicht lächerlich!«

»Knie dich hin«, befahl ich.

»Was soll das sein, Brinlar, eine Art verrückter Scherz?« fragte Yanina. »Hast du den Verstand verloren?«

»Ich glaube, ich habe dir einen Befehl gegeben.«

»Wachen!« schrie sie und sprang auf die Füße. »Wachen! Wachen!«

Ich ließ sie bis zur Schwelle des Alkoven laufen, wo die Kette um ihr Fußgelenk sie aufhielt. Sie sah sich mit wildem Blick um und entdeckte die zusammengesunkenen, zu Boden gefallenen Männer ihrer Wache.

»Tassapulver«, erklärte ich. »Es war deines. Ich glaube, du bist vertraut mit seiner Wirkung.«

Dann packte ich Yanina bei den Oberarmen und warf sie zurück in den Alkoven, wo sie mit klirrender Kette auf den Fellen landete.

Sie drehte sich um und starrte mich entsetzt an. »Du bist nicht Bosk aus Port Kar!« schrie sie. »Du kannst nicht Bosk sein!«

»Ich bin Bosk aus Port Kar!« versicherte ich ihr.

»Du bist verrückt geworden, Brinlar!« brüllte sie. »Das ist eine Ungeheuerlichkeit! Befreie mich auf der Stelle!«

Ich lächelte.

»Sleen!« schluchzte sie.

»Du bist eine Frau«, sagte ich. »Du trägst Sklavenseide und bist angekettet. Ich schlage vor, daß du dich eines höflichen Tonfalls befleißigst, wenn du deine Zunge behalten willst.«

Sie starrte mich furchtsam an.

»Erinnerst du dich? Ich habe dir eben einen Befehl gegeben.«

Yanina kniete sich hin.

»Wie ist das, vor einem Mann zu knien?«

Sie ballte die Fäuste.

»Du trägst Sklavenseide?«

»Ja«, sagte sie.

»Zieh sie aus.«

»Nein.«

Ich streckte den Arm aus und nahm eine Peitsche vom Haken an der Wand. In den meisten goreanischen Gasthäusern hängen solche Dinge in den Alkoven.

»Sofort.«

Sie riß sich wütend die Seide vom Leib.

»Du bist sehr schön«, sagte ich. »Für eine freie Frau.«

Sie warf wütend den Kopf in den Nacken. »Danke.«

»Und jetzt drehst du dich um, beugst dich nach vorn und stützt dich auf die Unterarme.«

»Niemals!« schrie sie.

Ich hob die Peitsche.

Yanina gehorchte.

Dann befreite ich sie von der Fußkette, zerrte sie am rechten Arm aus dem Alkoven und brachte sie zu dem Tisch, an dem ihre Männer lagen. Ihr wunderschönes dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht. Ich zwang sie wieder auf die Knie und schob sie über den Eisenring, der mitsamt den dazugehörigen Ketten unter dem Tisch in den Boden eingelassen worden war. Zuerst legte ich ihr die Fußfesseln an. Dann zog ich die kurze, an der einen Fußfessel befestigte Kette mit den dazugehörigen Handgelenksfesseln zwischen Yaninas Beinen durch, fädelte sie durch den Ring und ließ die Eisenmanschetten um ihre Handgelenke zuschnappen.

Ich hob die Dinge in die Höhe, die ich aus dem Alkoven geholt hatte, und zeigte sie ihr. Ihre Augen weiteten sich plötzlich, und sie starrte mich entsetzt an.

»Diesen Schlüssel hier«, sagte ich, »habe ich in deinem Gewand verborgen gefunden. Wie ich vermute, ist es der Schlüssel für eine der Truhen, in der sich zweifellos weitere Schlüssel befinden, wie zum Beispiel die für die Ketten der Arbeitssklaven. Sollte ich mich da irren, werde ich wohl die Werkzeuge benutzen müssen.«

Yanina fing am ganzen Körper an zu zittern.

»Unter deinen Besitztümern befinden sich zweifellos noch andere lohnenswerte Dinge wie Schmuck und Geld, die deinen Gefangenen gestohlen wurden. Ich zum Beispiel vermisse einen prallgefüllten Geldbeutel. Außerdem kann ich vermutlich darauf zählen, daß bei deinem offen zur Schau gestellten Reichtum und deiner Eleganz außer Geld eine beträchtliche Anzahl teurer Gewänder, Edelsteine und Juwelen zu finden ist. Die werde ich unter den Männern Port Kars verteilen, um sie wenigstens etwas für ihre Unannehmlichkeiten und die verschwendete Zeit zu entschädigen. Die Waffen, die ich nicht für den eigenen Gebrauch benötige, werde ich den Männern überlassen, die damit umgehen können. Dann werden wir als freie Männer den Jahrmarkt besuchen. Dort sind, wie du weißt, Kämpfe, Versklavung und ähnliche Hinterhältigkeiten verboten. Nach ein paar Tagen der Erholung werden wir, falls wir möchten, Tarns mieten, um nach Port Kar zu fliegen, zweifellos ein teures Unternehmen, aber ein Unternehmen, wofür deine Reichtümer zweifellos reichen werden. Wenn du später ein Licht am Horizont siehst, wird es vermutlich dein brennendes Lager sein.«