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»Willst du aufgeben?« fragte ich.

»Ich glaube nicht.«

»Das Spiel ist vorbei.«

»Vielleicht.«

»Es wäre peinlich, es bis zum Ende zu spielen«, sagte ich.

»Vielleicht«, gab er zu.

»Gib dich geschlagen«, schlug ich vor.

»Nein.«

Ich lächelte. »Mach es mir nicht so schwer.«

»Das ist ein Privileg von uns Ungeheuern«, erwiderte er.

»Wie du willst.« In Wahrheit wollte ich gar nicht, daß er sich geschlagen gab. Ich hatte sehr lange Zeit auf diesen Sieg gewartet, und ich würde jeden Zug bis zur Gefangennahme des Heimsteins genießen.

»Was tut ihr da?« fragte Bina und kam näher, während sie auf einem Stück Larma kaute.

»Wir spielen Kaissa«, sagte das Ungeheuer.

Mir war nicht entgangen, daß sie sich nicht hingekniet hatte. Sie hatte auch nicht um Erlaubnis zum Sprechen gebeten. Ihr ganzes Benehmen zeigte eine unmißverständliche Geringschätzung unserer Stellung als freie Männer. Natürlich war sie nicht meine Sklavin. Sie gehörte Boots.

»Das sehe ich selbst«, sagte sie und biß wieder in die Larma. Der Saft rann ihr den Mundwinkel hinab.

Ihr Fuß stand auf dem Saum des Gewandes des Spielers, da er mit untergeschlagenen Beinen vor dem Brett saß.

»Wer gewinnt?«

»Das spielt keine Rolle«, sagte ich. Ihre Feindseligkeit gegenüber dem Spieler machte mich wütend. Ich hatte nicht vor, ihr Gelegenheit zu geben, sich über seine bevorstehende Niederlage zu freuen. Sie trug leichte Lederpantöffelchen. Boots hatte Rowena und Bina das Schuhetragen erlaubt. Er war ein nachsichtiger Herr. Allerdings hatte Lady Telitsia diese Erlaubnis noch nicht erhalten, aber sie hatte auch noch keine Kleidung anziehen dürfen, mit Ausnahme der für die Vorstellung erforderlichen Kostüme.

»Spielst du?« fragte ich.

»Ich bin eine Sklavin«, erwiderte sie. »Ich darf Spielsteine oder Waffen ohne Erlaubnis nicht einmal anrühren, ohne das Risiko einzugehen, die Hände abgeschlagen zu bekommen oder gar getötet zu werden.«

»Also kennst du die Regeln nicht?«

»Nein.«

»Du verstehst also nichts von dem Spiel?«

»Nein.«

»Gut.« Das freute mich. Es war gut, daß Bina nicht begriff, in welch bedrohlicher Klemme mein Gegner steckte. Das hätte die kleine Schlampe nur belustigt. Sicherlich hatte sie bemerkt, daß ihr Fuß auf seinem Gewand stand, so wie er es bemerkt haben mußte.

»Ich habe dir angeboten, eine solche Erlaubnis zu erwirken und dir das Spiel beizubringen«, sagte der Spieler.

»Ich verachte dich!«

»Du stehst auf dem Gewand meines Gegners«, sagte ich.

»Tut mir leid«, erwiderte sie, trat einen Schritt zurück und wirbelte mit voller Absicht mit der Fußspitze Staub auf, der auf das Gewand des Spielers hinabregnete.

»Paß auf!« warnte ich.

»Du bist nicht mein Herr!« sagte sie. »Und der da auch nicht!«

»Jeder freie Mann darf eine ungehorsame oder unverschämte Sklavin bestrafen«, sagte ich. Solche Bräuche sorgen dafür, daß die goreanischen Sklaven vollkommenen Gehorsam üben, selbst dann, wenn ihre Besitzer gerade einmal nicht in der Nähe sind. Bina erbleichte.

»Wir spielen«, sagte der Spieler. »Laß es gut sein.«

Bina entspannte sich sichtlich, ihr Gesicht gewann rasch an Farbe. Dann sah sie den Spieler an. »Du dürftest kein Mitglieder dieser Truppe sein«, sagte sie dann. »Du bringst uns nicht einmal genug Münzen ein, um für deine Suls zu zahlen. Du bist schrecklich. Du bist wertlos! Du bist ein Narr und ein verachtenswerter Schwächling! Alles, was du kannst, ist Kaissa spielen. Es ist ein dummes Spiel! Kleine Holzstücke auf einem flachen bunten Brett umherzuschieben! Wie dumm! Wie lächerlich!«

»Hast du nicht irgendwo etwas zu tun?« fragte ich.

»Verlaß das Lager, Ungeheuer«, fuhr Bina fort. »Keiner will dich hier! Geh!«

Ich sah sie an.

»Ja«, sagte sie wütend an mich gewandt. »Ich habe Arbeit zu erledigen.«

»Dann sieh zu, daß du sie auch erledigst, Sklavin!«

»Ja, Herr«, erwiderte sie, warf den Kopf in den Nacken und ging.

»Ein unverschämtes Weib«, sagte ich. »Sie braucht dringend eine Bestrafung!«

»Vielleicht hat sie recht«, meinte der Spieler.

»Inwiefern?« fragte ich.

Er sah auf das Brett. »Vielleicht ist es ja dumm und lächerlich, daß sich Männer mit solchen Dingen beschäftigen.«

»Und die Liebe ist nur eine Störung der Körpersäfte und Musik besteht nur ein paar Tönen.«

»Und doch ist es alles, was ich kann«, sagte er.

»Wie die Liebe oder die Musik rechtfertigt sich Kaissa von selbst. Es bedarf keiner anderen Rechtfertigung.«

»Ich habe dafür gelebt«, sagte der Spieler. »Ich kann nichts anderes. In dunklen Augenblicken war es manchmal das einzige, was zwischen mir und einem Messer stand.«

»Willst du, daß ich die Sklavin bestrafe?« fragte ich.

»Nein.«

»Magst du sie?«

»Ich lebe für das Kaissa-Spiel.«

»Sie ist ein hübsches kleines Miststück.«

»Ich verstehe nichts von Frauen.«

»Du bist am Zug«, sagte ich.

»Willst du das Spiel fortführen?«

»Wenn es dir recht ist, hätte ich nichts dagegen.«

»Ich dachte, du würdest es vielleicht nicht wollen.«

»Doch, und ob ich will.«

»Ich biete dir ein Unentschieden an«, sagte er.

»Du bist sehr großzügig.«

Er neigte anmutig den Kopf.

»Du machst natürlich einen Scherz«, sagte ich.

»Nein«, erwiderte er verblüfft.

»Ich habe die Gewinnposition.«

»Ah!« sagte er plötzlich. »Darum wolltest du in Gegenwart der Sklavin nichts über den Spielverlauf sagen. Du wolltest mich vor ihrem Spott bewahren.«

»So etwas in der Art«, gab ich mit einem Schulterzucken zu.

»Das war wirklich sehr aufmerksam von dir«, meinte der Spieler. »Ich muß darauf bestehen, daß du ein Unentschieden annimmst.«

»Mit deiner Erlaubnis würde ich die Partie lieber bis zu Ende spielen.«

»Es ist das erste Mal in meinem Leben«, sagte der Spieler mit Nachdruck, »daß ich jemanden einen Gleichstand als Geschenk angeboten habe.«

»Ich weiß diese Geste durchaus zu schätzen«, sagte ich.

»Aber du willst es nicht?«

»Nein.«

»Also gut.«

»Ich habe die Gewinnposition«, sagte ich.

»Bist du davon wirklich überzeugt?«

»Ja.«

»Bemerkenswert«, meinte der Spieler.

»Ich habe einen gedeckten Tharlarionreiter auf Ubars-Wissender acht. Wenn ich mit ihm nach Ubars-Wissender neun ziehe, kannst du der Gefangennahme deines Heimsteins nur dadurch entgehen, indem du die Ubara opferst. Danach ist der Ausgang des Spiels eine klare Sache.«

Er sah mich an, ohne ein Wort zu sagen.

»Du bist am Zug«, erinnerte ich ihn.

»Genau das hast du anscheinend vergessen«, sagte er.

»Ich verstehe nicht.«

Er schob seine Ubara über das Brett und nahm den Speerträger, den ich auf Ubaras-Wissender drei plaziert hatte.

»Dieser Speerträger ist gedeckt«, sagte ich. »Und zwar durch den Speerträger auf Ubars-Hausbauer zwei.«

»Bedrohung des Heimsteins«, sagte er. Das stimmte, seine Ubara bedrohte nun meinen Heimstein.

»Ich gestatte dir, diesen Zug zurückzunehmen«, sagte ich.