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»Bedrohung des Heimsteins«, erwiderte er.

»Dieser Zug kostet dich deine Ubara. Außerdem verlierst du sie für einen wertlosen Speerträger, nicht einmal für einen Tharlarionreiter. Wenn ich sie vom Brett nehme, ist mein Tharlarionreiter nur noch einen Zug von der Gefangennahme deines Heimsteins entfernt.«

»Bedrohung des Heimsteins«, sagte er.

»Also gut.« Ich nahm seine Ubara vom Brett und ersetzte sie durch den Speerträger, der auf Ubars-Hausbauer zwei plaziert gewesen war. Natürlich war ich zu dem Zug gezwungen gewesen. Ich konnte den Heimstein nicht nach Ubars-Hausbauer eins versetzen, weil dieses Feld von seinem Schriftgelehrten auf Ubaras-Schriftgelehrter vier bedroht wurde. »Mein Tharlarionreiter ist nur einen Zug von der Gefangennahme des Heimsteins entfernt«, erinnerte ich den Spieler noch einmal.

»Aber ich bin am Zug«, erwiderte er.

Dann versetzte er seinen Speerträger von Ubars-Hausbauer acht nach Ubars-Hausbauer neun – von meiner Seite des Brettes aus gesehen war das das Feld Ubars-Hausbauer zwei. Dieser Zug war jetzt möglich, weil ich diese Linie geöffnet hatte, als ich mit meinem Speerträger gezwungenermaßen seine Ubara entfernt hatte. Man muß so lange wie möglich den Heimstein beschützen.

»Bedrohung des Heimsteins«, bemerkte er.

Sein vorrückender Speerträger, ein dummer Speerträger, bedrohte nun gleichzeitig Heimstein und Hausbauer. Der Speerträger darf nicht zurückweichen; nach seinem ersten Zug darf er sich immer nur ein Feld vorwärts bewegen, dabei spielt es keine Rolle, ob die Bewegung nach vorn, zur Seite oder diagonal vorwärts erfolgt.

Ich konnte nicht einmal mit meinen Heimstein nach Ubars-Hausbauer eins ausweichen, da dieses Feld wie bereits beschrieben vom Schriftgelehrten des Spielers aus der Ferne bedroht wurde. Davon abgesehen war es mir unmöglich, meinen Hausbauer zur Verteidigung auf dieses Feld zu bringen, da ihn das ebenfalls dem Angriff des Schriftgelehrten ausgesetzt hätte. Langsam kam mir der Verdacht, daß die Aufstellung seiner Ubara und des Schriftgelehrten auf dieser entscheidenden Diagonale, die ich für eine ziemlich schwache, leicht zu verhindernde Bedrohung des Heimsteins gehalten harte, in Wirklichkeit einem anderen, hinterhältigeren Zweck diente.

Selbst wenn sein Schriftgelehrter nicht an dieser Stelle plaziert worden wäre, wäre es in dieser ganz speziellen Spielsituation nicht angebracht gewesen, meinen Heimstein von Ubars-Wissender eins nach Ubars-Hausbauer eins zu versetzen. Denn das hätte seinem Speerträger den diagonalen Zug auf mein Feld Ubars-Wissender eins ermöglicht. Dort hätte ihn der Spieler zweifellos in einen Tharlarionreiter umgewandelt und sofort den Heimstein gefangengenommen.

Die Verteidigung durch meinen Hausbauer, auf die ich mich verließ, wäre in diesem Fall durch die Plazierung meines eigenen Heimsteins unbrauchbar gemacht worden, da der Heimstein zwischen ihm und dem Angreifer gestanden hätte. Da der Schriftgelehrte Ubars-Hausbauer eins bedrohte, wurde mir der nächste Zug aufgezwungen. Ich konnte nur nach Ubars-Wissender zwei ziehen. Anscheinend mußte ich meinen Hausbauer opfern. Ich faßte meinen Tharlarionreiter auf Ubars-Wissender acht ins Auge. Ich brauchte nur einen Zug Luft, um den gegnerischen Heimstein gefangennehmen zu können.

»Dein Heimstein wird angegriffen«, erinnerte mich der Spieler.

»Dessen bin ich mir bewußt«, erwiderte ich.

»Dir bleibt nur ein Zug übrig.«

»Ich weiß, ich weiß.«

»Vielleicht solltest du ihn machen.«

»Also gut.« Ich schob meinen Heimstein auf Ubars-Wissender zwei. Ein Speerträger, der die hinterste Reihe des Feindes erreicht, kann entweder zum Tarnkämpfer oder Tharlarionreiter umgewandelt werden, falls der Spieler das wünscht. Im allgemeinen wird der Tarnkämpfer als wertvoller angesehen. In vielen Schiedsrichterentscheidungen zählt der Tarnkämpfer acht Punkte und der Tharlarionreiter nur zwei. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß der Spieler seinen Speerträger direkt auf Ubars-Hausbauer eins vorrücken lassen würde, selbst wenn dieses Feld nun von dem Hausbauer gedeckt wurde, der sich auf der anderen Bretthälfte auf Ubars-Hausbauer eins befand.

Mich beschlich der Verdacht, daß die Plazierung des Hausbauers in dieser Linie kein Zufall war, genausowenig wie die eher verwirrende Plazierung seines Schriftgelehrten auf Ubaras-Schriftgelehrter vier. Falls mein Gegner den Schriftgelehrten vorrücken ließ und ihn zu einem Tharlarionreiter machte, um den Heimstein sofort anzugreifen und mich daran zu hindern, meinen Tharlarionreiter auf Ubars-Wissender neun zu setzen und das Spiel damit siegreich zu beenden, würde ich ihn mit meinem Hausbauer schlagen. Der Spieler würde im Gegenzug den Hausbauer mit seinem Hausbauer schlagen. Allerdings würde der so weit vorgerückte Speerträger dem Schlagabtausch ebenfalls zum Opfer fallen. Ich rechnete daher damit, daß er zuerst den Hausbauer schlug und dann seinen Speerträger ungestraft auf Ubars-Schriftgelehrter eins zum Tarnkämpfer machte. Falls er tatsächlich so handelte, würde es mir den Zug ermöglichen, den ich brauchte, um seinen Heimstein gefangenzunehmen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Der Spieler hatte sich verrechnet. Der Sieg gehörte noch immer mir!

»Speerträger auf Ubars-Wissender eins«, sagte er und schob den Speerträger unerwarteterweise nicht auf Ubars-Schriftgelehrter eins. Das brachte ihn hinter meinen Heimstein.

»Tharlarionreiter«, sagte er an und ersetzte den Speerträger durch den entsprechenden Spielstein. »Bedrohung des Heimsteins.«

»Ich kann ihn mit meinem Hausbauer schlagen«, sagte ich.

»Allerdings, das mußt du sogar«, erwiderte er. »Du hast keine andere Wahl.«

Ich zog meinen Hausbauer nach links und schlug den neuen Tharlarionreiter auf Ubars-Wissender eins. Er hatte eine kurze Karriere gehabt. Der Spieler hatte keine Möglichkeit, ihn zurückzuerobern. Anscheinend hatte er nichts anderes getan, als seinen neuen Tharlarionreiter unverzüglich und völlig sinnlos in meine Gefangenengrube zu schicken.

Es blieb mir verwehrt, meinen Heimstein nach Ubars-Hausbauer eins, zwei oder drei ausweichen zu lassen, da diese Felder von seinem auf der anderen Bretthälfte stehenden Hausbauer bedroht wurden; Ubars-Hausbauer eins wurde zusätzlich von dem Schriftgelehrten auf Ubaras-Schriftgelehrter vier gedeckt.

»Hausbauer auf Ubars-Hausbauer zwei«, sagte der Spieler.

Ich betrachtete das Spielbrett.

»Gefangennahme des Heimsteins.«

Mein Heimstein war nach Ubars-Wissender zwei gedrängt worden. Dort hatte ihn der Spieler mit Hilfe meiner eigenen Spielsteine in eine Position manövriert, in der er hilflos feststeckte. Dann war der Spieler mit seinem Hausbauer die geöffnete Linie entlanggezogen, hatte auf dem Feld Ubars-Hausbauer zwei haltgemacht und meinen Heimstein gefangen.

»Du bist zu jedem deiner Züge gezwungen worden«, sagte er. »Es gab nie eine Alternative.«

»Das stimmt.«

»Ein klar erkennbares Ubara-Opfer.«

»Klar erkennbar?«

»Natürlich.«

»Ich habe es nicht erkannt«, sagte ich. »Zumindest nicht, bis es zu spät war.«

»Das habe ich bemerkt«, meinte er. »Sonst hättest du schon vor einigen Zügen aufgegeben und dir unter Umständen ein paar peinliche Augenblicke erspart.«

»Ich war der festen Überzeugung, der Gewinner zu sein.«

»Ich glaube, du bist einem völligen Irrtum unterlegen, wer der eigentliche Angreifer war.«

»Offensichtlich.«

»Zweifellos«, stimmte er zu, was er sich meiner Meinung nach hätte sparen können.

»Bist du sicher, daß das Ubara-Opfer klar erkennbar war?«

»Aber sicher.«

»Ich halte es für großartig.«

»Leute wie du, besonders wenn sie sich als Verlierer wiederfinden, preisen die offensichtlichsten Vorgänge hinterher meistens als großartige Strategien.«

»Ich verstehe.«

»Verlier den Mut nicht«, meinte der Spieler. »Als einer derjenigen, die Kaissa nicht spielen können, spielst du sehr gut.«

»Vielen Dank.«

»Keine Ursache. Möchtest du noch eine Partie spielen?«

»Nein. Jetzt nicht.«

»Gut«, sagte er und verstaute die Spielsteine in einem großen Lederbeutel.