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Caramons braune Augen blitzten zornig auf. »Ich sagte es dir bereits – erwähne sie nicht wieder, Tolpan!«

»Aber, Caramon...«

»Es ist mein Ernst, Tolpan!«

Und dieses Mal lag in der Stimme des großen Mannes ein Ton, dem Tolpan entnahm, daß er zu weit gegangen war.

»Schau mal, Tolpan«, sagte Caramon ruhig. »Ich bin nicht gut zu Tika gewesen. Sie hatte recht, mich rauszuschmeißen, das sehe ich jetzt ein, obgleich es eine Zeit gab, in der ich dachte, daß ich ihr das niemals verzeihen würde.« Er schwieg kurz, ordnete seine Gedanken. Dann fuhr er mit einem Seufzer fort. »Ich sagte ihr bereits, daß Raistlin bei mir immer an erster Stelle stehen würde, solange er lebt. Ich sagte ihr, sie solle sich einen anderen suchen, der ihr seine ganze Liebe geben könne. Ich dachte zuerst, ich könnte es, als Raistlin fortging, um allein zu leben. Aber« – er schüttelte den Kopf – »ich konnte es nicht. Es hat nicht funktioniert. Jetzt muß ich die Sache hier erledigen, verstehst du das nicht? Und ich kann nicht an Tika denken! Sie... sie steht mir nur im Weg...«

»Aber Tika liebt dich!« war das einzige, was Tolpan herausbringen konnte.

»In Ordnung, Tolpan«, sagte Caramon, seine Stimme klang so tief. »Ich denke, dies bedeutet unseren Abschied. Frag den Zwerg nach einem anderen Zimmer. Ich werde die Sache erledigen, und wenn sie schief geht, möchte ich nicht, daß du in Schwierigkeiten gerätst...«

»In Ordnung«, antwortete Tolpan unglücklich.

Der nächste Tag war Caramons erster Kampftag bei den Spielen. Tolpan erledigte am frühen Morgen seinen Besuch im Tempel und war rechtzeitig zurück, um Caramons Kampf zu sehen, der am Nachmittag stattfinden sollte. Er saß auf dem Bett, schlenkerte mit seinen kurzen Beinen hin und her und erstattete Bericht, während Caramon nervös durch den Raum ging und auf den Zwerg und Pheragas wartete, die ihm sein Kostüm bringen sollten.

»Du hast recht«, gab Tolpan widerstrebend zu. »Fistandantilus braucht offensichtlich eine Menge Schlaf. Er geht jeden Abend früh zu Bett und schläft wie ein Toter – ich meine, er schläft fest bis zum Morgen.«

Caramon sah ihn grimmig an. »Wachmänner?«

»Nein«, antwortete Tolpan schulterzuckend. »Er verschließt nicht einmal seine Tür. Niemand verschließt Türen im Tempel. Immerhin ist es ein heiliger Ort, und vermutlich vertraut jeder jedem, oder sie haben nichts zum Verschließen.«

Caramon öffnete den Mund und wollte gerade eine Antwort geben, als die Tür ihres Zimmers aufgestoßen wurde und Arak hereinmarschierte.

»Wie geht es uns denn, Caramon?« fragte der Zwerg und grinste Caramon anzüglich an. Er tätschelte bewundernd die harten Muskeln des großen Mannes, dann ballte er die Hand und schlug sie plötzlich in Caramons Bauch. »Hart wie Stahl«, stellte er fest, grinste und schüttelte vor Schmerz die Hand.

Caramon warf dem Zwerg einen finsteren Blick zu und seufzte. »Wo ist mein Kostüm?« brummte er. »Es ist fast Mittwacht.«

Der Zwerg hielt einen Sack hoch. »Es ist hier drin. Mach dir keine Sorgen, du wirst nicht lange zum Anziehen brauchen.«

Caramon ergriff nervös den Sack und öffnete ihn. »Wo ist der Rest?« herrschte er Pheragas an, der gerade den Raum betreten hatte.

»Das ist alles!« kicherte Arak. »Ich sagte dir doch, du wirst nicht lange zum Anziehen brauchen!«

Caramons Gesicht lief tiefrot an. »Ich... ich kann das doch... nicht tragen...«, stammelte er und schloß hastig den Sack. »Du hast gesagt, da wären auch Damen...«

»Und sie lieben jeden braungebrannten Zentimeter!« höhnte Arak. Dann verschwand das Lachen aus dem zerklüfteten Gesicht des Zwergs, und ein drohender Blick trat an seine Stelle. »Zieh das an, du großer Dummkopf! Was glaubst du wohl, wofür sie zahlen? Um eine Tanzschule zu sehen? Nein – sie zahlen, weil sie mit Schweiß und Blut bedeckte Körper sehen wollen. Je mehr Körper, je mehr Schweiß, je mehr Blut – richtiges Blut —, um so besser!«

»Richtiges Blut?« Caramon sah auf, seine braunen Augen flackerten. »Was meinst du damit? Du hast doch gesagt...«

»Pah! Kümmere dich um ihn, Pheragas. Und dabei kannst du diesem verwöhnten Kerl die Tatsachen des Lebens erklären. Es ist an der Zeit, erwachsen zu werden, Caramon!« Mit einem krächzenden Lachen stolzierte der Zwerg hinaus.

Pheragas trat zur Seite, um den Zwerg vorbeizulassen. Sein Gesicht, normalerweise gutgelaunt und fröhlich, war wie eine Maske. Seine Augen waren ausdruckslos, und er vermied es, Caramon anzusehen.

»Was hat er gemeint? Erwachsenwerden?« fragte Caramon. »Richtiges Blut?«

»Hier«, sagte Pheragas schroff. »Ich helfe dir bei den Riemen. Am Anfang dauert es ein bißchen, sich daran zu gewöhnen. Sie dienen nur als Verzierung und gehen schnell kaputt. Die Zuschauer lieben es, wenn sich ein Stück lockert oder abfällt.«

Er nahm einen verzierten Schulterbügel aus dem Beutel und begann, ihn an Caramon festzuschnallen.

»Sie sind ja aus Gold«, bemerkte Caramon. »Butter würde eher ein Messer aufhalten als dieses Material«, fuhr er fort, während er es befühlte.

»Ja.« Pheragas lachte, aber es war ein gezwungenes Lachen. »Du siehst also, es ist fast besser, nackt zu sein als dieses Zeug zu tragen.«

»Dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen«, bemerkte Caramon grimmig und zog den ledernen Lendenschurz hervor, der das einzige Kleidungsstück im Sack war. Auch er war mit Gold verziert und bedeckte kaum sein Geschlecht. Als er fertig angezogen war, errötete sogar der Kender über den hinteren Anblick Caramons.

Pheragas wollte gehen, aber Caramon hielt ihn auf, seine Hand lag auf seinem Arm. »Du sagst es mir besser, mein Freund, was du mir noch zu sagen hast. Das heißt, falls du noch mein Freund bist.«

Pheragas sah Caramon aufmerksam an, dann zuckte er die Schultern. »Ich dachte, du hättest es inzwischen selbst kapiert. Wir verwenden scharfe Waffen. Oh, die Schwerter sind zusammenklappbar«, fügte er hinzu, als er sah, daß sich Caramons Augen verengten. »Aber wenn du getroffen wirst, blutest du wirklich.«

»Du meinst, Leute werden wirklich verletzt?« Caramons Stimme erhob sich im Zorn. »Was geht hier vor? Was hast du mir noch verschwiegen, Freund?«

Pheragas musterte Caramon kalt. »Was glaubst du wohl, wo ich meine Narben erhalten habe? Eines Tages wirst du es verstehen. Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Vertraue uns einfach, Kiiri und mir. Folge unserem Beispiel. Und behalte die Minotaurier im Auge. Sie kämpfen für sich, nicht für einen Herrn oder einen Besitzer. Sie brauchen sich vor niemand zu verantworten. Oh, sie haben sich einverstanden erklärt, sich an die Regeln zu halten – das müssen sie, oder der Königspriester würde sie zurück nach Mitras bringen lassen. Aber sie sind die Lieblinge der Zuschauer. Sie können genauso gut Hiebe austeilen wie einstecken.«

»Verschwinde!« knurrte Caramon.

Pheragas starrte ihn kurz an, dann drehte er sich um und ging aus der Tür. Doch da hielt er noch einmal an. »Hör mir zu, Freund«, sagte er ernst. »Diese Narben, die ich im Ring erhalten habe, sind Ehrenauszeichnungen. Es ist die einzige Art der Ehre, die wir haben, und sie hält uns am Leben.« Er verstummte. Es schien, als ob er noch etwas sagen wollte, aber Caramon hielt seinen Blick starr auf den Boden gerichtet.

Schließlich sagte Pheragas: »Es bleiben dir noch fünf Minuten«, und dann ging er, die Tür hinter sich zuwerfend.

Tolpan sehnte sich danach, auch etwas zu sagen, aber als er Caramons Gesicht sah, wußte selbst er, daß es an der Zeit war, den Mund zu halten.

»Wenn du mit bösem Blut in eine Schlacht gehst, wird es bis zum Einbruch der Nacht vergossen sein.« Caramon konnte sich nicht mehr erinnern, wer ihm das gesagt hatte, aber er hatte diesen Grundsatz immer beherzigt. Dein Leben hängt oft von der Loyalität derer ab, mit denen du kämpfst. Folglich ist es am besten, vorher alle Streitigkeiten zu schlichten. Ihm gefiel es sowieso nicht, Groll zu hegen.

Es fiel ihm darum beim Eintritt in die Arena leicht, sich bei Pheragas zu entschuldigen. Pheragas nahm seine Entschuldigung herzlich entgegen, während Kiiri, die offensichtlich von Pheragas über ihre Auseinandersetzung informiert worden war, ihre Anerkennung mit einem Lächeln bekundete. Ebenfalls bekundete sie ihre Anerkennung über Caramons Kostüm; sie sah ihn mit offener Bewunderung in ihren aufblitzenden Augen an, daß Caramon vor Verlegenheit errötete.