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Als sie losschwammen, war Mike fest davon überzeugt, daß Trautman einen der anderen mit dem Boot schicken würde, um sie aufzunehmen, aber alles, was geschah, war, daß der grelle Lichtkegel des Scheinwerfers unverwandt auf Singh und ihn gerichtet blieb und ihnen so zwar die Richtung wies, in die sie schwimmen mußten, sie zugleich aber auch blendete. Als sie die

NAUTILUS erreichten, war Mike so erschöpft, daß er es nicht mehr schaffte, sich aus eigener Kraft auf das Deck hinaufzuziehen, das nur eine knappe Handbreit aus dem Wasser ragte. Singh mußte ihm dabei helfen, danach sanken sie beide auf den nassen Eisenplatten nieder und rangen keuchend nach Atem. »Worauf zum Teufel wartet ihr? Daß die Deutschen kommen und uns hier entdecken?« Mike hob müde den Kopf hob und erkannte Ben, der sich aus der offenstehenden Turmluke gebeugt hatte. »Braucht ihr eine schriftliche Einladung, oder sollen wir den roten Teppich ausrollen?«

Mike war es nicht möglich zu antworten. Mühsam und mit kleinen, unsicheren Bewegungen stemmte er sich hoch, schleppte sich die wenigen Schritte bis zum Turm und raffte sein letztes bißchen Kraft zusammen, um die kurze Eisenleiter zur Luke hinaufzusteigen. Noch während er das tat, nahm die NAUTILUS wieder Fahrt auf und drehte den Bug mit dem gezackten Rammsporn auf die offene See, und zugleich schlugen die Wellen wieder über den Deckplanken zusammen - das Schiff begann zu tauchen. Und das, obwohl Singh und er nicht einmal ganz an Bord waren. Hastig kletterte Mike weiter, schwang sich mit einer Kraft, die er selbst kaum noch erwartet hätte, in die offenstehende Luke und kletterte rasch auf der anderen Seite hinunter. Singh tat es ihm gleich, und Mike konnte durch die großen Bullaugen sehen, daß das Wasser jetzt immer schneller stieg und die NAUTILUS somit schneller sank. Gerade als es wirklich gefährlich zu werden drohte, schloß Singh den Lukendeckel über sich und drehte das große Handrad, das ihn wasserdicht versiegelte. Mike sah sich zornig um. Von Ben war nichts mehr zu sehen, aber schließlich gab es nur eine Richtung, in der er verschwunden sein konnte.

Ohne auf Singh zu warten, eilte er die Wendeltreppe hinunter und stürmte in den Salon der NAUTILUS. Wie erwartet fand er Ben dort, aber auch alle anderen. Kaum hatte Mike den Raum betreten, fuhr er Ben wütend an: »Bist du wahnsinnig geworden? Was sollte das gerade? Wolltest du uns ersäufen, oder fandest du das besonders lustig?«

Den verständnislosen Blicken nach zu urteilen, die Trautman ihm und Ben zuwarf, schien außer ihnen beiden niemand hier drinnen zu wissen, wovon er überhaupt sprach. Ben grinste breit. »Wieso? Ihr habt es doch geschafft, oder?« »Was geschafft?« fragte Trautman. Mike deutete auf Ben. »Hat er Ihnen gesagt, Sie können tauchen?« Trautman nickte.

»Wir waren noch nicht einmal ganz die Leiter hoch«, fuhr Mike aufgebracht fort. »Eine Minute früher, und Singh und ich wären ertrunken. « »Seid ihr aber nicht«, sagte Ben feixend. »Und ich dachte mir, ein bißchen Bewegung tut euch ganz gut. « »Du verdammter -« begann Mike, wurde aber von Trautman mit einer herrischen Handbewegung unterbrochen. »Jetzt nicht. Wir haben keine Zeit für so etwas. Wo wart ihr den ganzen Tag? Wir sind acht- oder neunmal hierher gekommen. «

»Wahrscheinlich ist seine Uhr nicht wasserdicht«, erklärte Ben höhnisch. »Oder er hat ganz vergessen, auf die Zeit zu achten. « »Das reicht!« sagte Trautman, nahe daran zu schreien. »Wir beide unterhalten uns später -auch über deinen kleinen Scherz von soeben, über den ich gar nicht lachen kann!« Er wandte sich mit etwas ruhigerer Stimme erneut an Mike und dann an Singh, der in diesem Moment schwer atmend den Salon betrat: »Wo seid ihr so lange gewesen? Wir haben uns Sorgen gemacht. «

»Nicht ganz zu Unrecht«, sagte Singh, und Mike fügte hinzu:

»Wir wurden gefangengenommen, befreit, wieder gefangengenommen, noch einmal befreit und dann weggeschickt, bevor wir wieder in Gefangenschaft geraten konnten. «

Ben riß verblüfft die Augen auf, während Juan und Chris, die auf der anderen Seite des Tisches saßen und bisher kein Wort gesagt hatten, zu grinsen begannen. Nur Serena blieb ernst, und Trautman runzelte ärgerlich die Stirn. »Was soll dieser Unsinn?«

Nein, dachte Mike schaudernd, das ist nicht mehr der Trautman, den ich kenne. Aber im Grunde galt das für alle hier, vielleicht sogar für ihn selbst. Ben zum Beispieclass="underline" Es war bekannt, daß er manchmal zu derben Scherzen neigte, aber er hätte trotzdem niemals einen von ihnen dabei in Lebensgefahr gebracht, nur weil er es gerade lustig fand.

Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, erklärte Singh mit wenigen, aber sehr präzisen Worten, was ihnen am Tag widerfahren war.

Trautman hörte schweigend zu und schien mit jedem Satz, den er hörte, besorgter zu werden, und auch Bens Grinsen erlosch und machte einem Ausdruck tiefen Erschreckens Platz. »Ein schwarzer Frachter ohne Hoheitskennzeichen?« vergewisserte er sich, nachdem Singh mit seinem Bericht zu Ende gekommen war. »In welcher Sprache war sein Name geschrieben?« Singh zuckte mit den Schultern. »Ich konnte es nicht entziffern«, gestand er.

»Ich bin nicht einmal sicher, ob er überhaupt einen Namen hatte«, fügte Mike hinzu. Er erinnerte sich jedenfalls nicht, eine Beschriftung auf dem Rumpf dieses sonderbaren Schiffes gesehen zu haben. »Das klingt alles sehr seltsam«, sagte Trautman kopfschüttelnd. »Wir haben die Insel drei- oder viermal umkreist, und wir sind den deutschen Kriegsschiffen sehr nahe gekommen, aber wir haben keinen solchen Frachter gesehen. «

Und wir keine deutschen Kriegsschiffe, dachte Mike schaudernd. Trotzdem antwortete er laut: »Vielleicht war er hinter den Kreuzern verborgen, so daß Sie ihn nicht sehen konnten. «

»Vielleicht«, antwortete Trautman. Es klang nicht sehr überzeugt. »Aber ganz gleich, was es nun mitdiesem Schiff auf sich hat, es bestärkt mich in meiner Überzeugung, daß wir die Flugscheibe unbedingt vernichten müssen. «

»Und wie?« fragte Mike.

Trautman seufzte. »Ich fürchte, nun bleibt uns keine andere Wahl mehr. Jetzt, wo sie gewarnt sind, wird es uns kaum gelingen, noch einmal in ihre Nähe zu kommen. Wir werden sie von See her zerstören müssen. «

Mike erschrak bis ins Mark. Die NAUTILUS verfügte durchaus über Torpedos von großer Sprengkraft, die sicherlich auch das Sternenschiff zerstören konnten und das aus großer Entfernung. Sie hatten über diese Möglichkeit ja schon gesprochen, aber da hatten sie nicht gewußt, wie viele Menschen sich in seiner unmittelbaren Nähe aufhielten, die bei einem solchen Angriff in Gefahr gerieten, verletzt, ja gar getötet zu werden. Wenn es überhaupt noch eines weiteren Beweises dafür bedurft hätte, daß auch mit Trautman eine unheimliche Veränderung vorgegangen war, dann wäre es dieser Vorschlag gewesen.