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Felle hatten mein Körper zuletzt an einem kühlen Abend vor fünf Nächten im Zelt des Aufsehers gespürt. Ich hatte das Stück roter Seide getragen, mit dem er gewöhnlich die Sklavinnen, die er gerade benutzte, kennzeichnete. Es wird an einen Lederriemen über dem Bauch des Mädchens geknotet, so dass es leicht beiseite geschoben oder entfernt werden kann. Ich hoffte, dass ich ihn erfreut hatte. Gegen Morgen hatte er mich mit Händen und Füßen an einen Pfahl zu seinen Füßen gefesselt, wo ich ihn nicht erreichen konnte. Ich stöhnte eine Zeitlang, doch ein Tritt seines Fußes hatte mir befohlen, still zu sein.

»Sie ist eine ausgezeichnete Tänzerin.« bemerkte ein Mann, einer von denen, die in Argentum von mir in die Falle gelockt worden waren.

»Ja.« stimmte ein anderer zu, auch einer, der mir seine Ketten verdankte.

Ich bemerkte wieder einmal, wie schon manchmal vorher, welche unglaubliche Macht eine Sklavin haben konnte, wie hilflos Männer vor ihr werden und was sie mit ihnen machen konnte.

»Ah.« seufzte einer der Männer leise, mit beobachtend.

Ich wiederholte die Bewegung.

»Ja.« sagte ein anderer.

»Ja.«

›Wie paradox es doch ist‹, dachte ich, ›dass die, die gebrandmarkt und im Kragen ist, die Eigentum ist und nichts gilt, solch eine Macht hat!‹

»Tanz, Schlampe, tanz!« sagte ein Mann.

Und ich tanzte, hilflos, mitleiderregend, ihre Gunst erheischend, verzweifelt bestrebt, den Männern zu gefallen. Am Ende gehört die Macht doch dem Herrn, vollständig und vorbehaltlos, und nicht der Sklavin. Die Sklavin gehört ihm.

»Ausgezeichnet«, sagte ein Mann, »ausgezeichnet.«

Ich tanzte. Ich tanzte auf eine Weise, als ob ich den Traum einer freien Frau träumen würde, aufgerüttelt, schwitzend, schutzlos, erschrocken, mit ängstlichen Fingerspitzen prüfend, ob nicht schon ein Kragen ihren zitternden Hals ziert. Wie konnte sie, eine freie Frau, solche Träume haben? Was bedeutete das? Und was würden die Männer mit ihr machen, wenn sie kommen, um sie in die Arme zu nehmen? Sie erwacht, von Schrecken erfüllt. Vielleicht zündet sie schnell ein Licht in ihrem Zimmer an. Die vertraute Umgebung beruhigt sie. Sie hatte schon früher solche Träume gehabt. Was bedeuteten sie? Nichts, natürlich. Nichts! Solche Träume mussten bedeutungslos sein! Sie mussten es sein! Aber was, wenn nicht? Sie schaudert. Vielleicht krümmt sie sich dann erschrocken zusammen, am Fußende ihres Bettes, in ihrem langen seidenen Nachthemd. Was konnte das wieder bedeuten? Sie weiß es nicht. Bestimmt bedeutet es auch das nichts. Aber was, wenn doch? Sie liegt dort, aufgewühlt, aber irgendwie auch getröstet, sich irgendwie in dieser Pose sicher fühlend. Irgendwie scheint es ihr, als ob sie so dort hingehört.

»Großartig.« sagte ein Mann.

Ich sah, dass die meisten von ihnen sich an mir erfreuten. Ich spürte, dass ich verschont werden könnte, wenn ich sie im Sand genügend erfreute. Ich hatte viele von ihnen geködert, aber jetzt tanzte ich vor ihnen, um ihnen zu gefallen, um um mein Leben zu flehen, tanzte hilflos vor ihnen, ihrer Gnade ausgeliefert, mein Leben hing von ihrer Gunst ab, als ob ich ihre eigene Sklavin wäre. Und zu meiner Freude sah ich, dass die meisten der Männer anstatt meines Blutes meine Schönheit, meine Erniedrigung, mein unterwürfiges und vorbehaltloses Dienen akzeptierten. Diese Rache würde ihnen genügen. Wie stark sie waren und wie freundlich! Ich würde ihnen eine perfekte Sklavin sein müssen und ihnen völlige Ehrerbietung bezeugen. Wie dankbar war ich dem, den ich am meisten gefürchtet hatte, dem letzten an der Kette, der mir diese Chance gegeben hatte, mein Sklavenleben zu retten!

Aber er als einziger weigerte sich, mich tanzen zu sehen. Er drehte mir den Rücken zu, hatte die Hände verschränkt und sah weg. Ich hatte schon viele Male vor ihm getanzt, mich hinter ihm im Sand bewegt, er aber hatte sich nicht umgedreht. Er ließ sich nicht dazu herab, auf mich zu schauen.

Dann, fast am Ende meines Tanzes, an seinem Höhepunkt, war ich auf meinen Knien im Sand, krümmte mich, beugte mich vor, bis mein Haar im Sand lag, bog mich wieder zurück, bot meinen Körper den Männern dar, meine Schenkel, mein Bauch, meine Brüste und meinen Hals, meine Hände flehten um ihre Aufmerksamkeit, und dann streckte ich mich, lag auf meinem Rücken und dann auf meinem Bauch, drehte mich, hob ihnen meine Arme entgegen und flehte um ihre Gunst, flehte kläglich um Gnade. Dies war mir vor langer Zeit im Haus meiner Ausbildung beigebracht worden, aber ich glaube, selbst wenn ich es nie gelernt hätte, unter diesen Umständen konnte ich nur so tanzen und nicht anders. Vielleicht hat jede Frau diesen Instinkt.

Ich hatte, als ich einem Goreaner gehörte, dem Musiker, einmal in einer Gasse in Samnium eine frühere freie Frau gesehen, die neu in ihrem Kragen war und solch eine Vorstellung für ihren Herrn gegeben hatte, der sie mit der Peitsche in der Hand dazu ermutigte. Sie war gut gewesen. Sie hatte schaudernd und noch halb im Schock begriffen, dass sie für einige Zeit geschont werden würde. Er begann sie dann zu lehren, wie sie einen Mann zu erfreuen hatte. Sie folgte ängstlich und aufmerksam ihren Lektionen.

Am Ende meines Tanzes war ich wieder auf meinen Knien hinter ihm. Ich hob meine Hände auf zu ihm.

»Herr, bitte!« flehte ich. »Sieh mich an!«

Er aber drehte sich nicht um. Mit Freudenschreien kamen die Männer zu mir. Ich wurde hochgezogen und in den Sand zurückgeworfen. Meine Beine wurden angehoben und die Knie zurückgebogen. Die Kette meiner Handfessel wurde nach vorn und über meine Füße gezogen. Dann wurde sie hinter mich gezogen, so dass ich meine Hände nicht mehr bewegen konnte. Ich war hilflos. Meine Knöchel wurden jeder von einem Mann ergriffen und auseinander gezogen, bis die Fußkette straff gespannt war. Meine geöffnete Tunika wurde an beiden Seiten zurückgeschlagen. Ich war halb im Sand begraben, reckte meinen Kopf nach hinten und sah zum Hügel. Ich konnte Gestalten sehen und die Sänfte, scheinbar weit über mir, scheinbar weit entfernt. Ich vermutete, dass mein Herr Ionicus durch sein Lorgnon zusah.

»Oh!« schrie ich auf, als der erste Mann mich nahm.

»Bist du in Ordnung?« fragte Tupita.

»Ja.« entgegnete ich, im Sand liegend.

»Die Gruppe ist weg.« sagte sie. »Die Männer sind weggebracht worden.«

Ich nickte, steif vor Schmerzen. Ich hatte bemerkt, wie sie gegangen waren. Etwas später war Tupita den Abhang heruntergekommen.

»Leg dich auf die Seite.« sagte sie. »Zieh die Beine an. Nimm die Knie so nah an den Bauch, wie du kannst.«

Sie zog die Kette hinter meinem Rücken hervor, drückte meine Knöchel hinunter, was mich zusammenzucken ließ und zog meine Hände an der Kette wieder nach vorn.

»Setz dich hin.« befahl sie.

»Ja, Herrin.« sagte ich.

Sie war nicht das »Erste Mädchen« der Arbeitssklavinnen, nicht einmal das Erste Mädchen in unserem Gehege. Aber von uns zweien, die wir dieser Kette zugeteilt waren, war sie natürlich das »Erste Mädchen«.

»Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?« fragte sie erneut.

»Ja, Herrin.« antwortete ich.

Ich drehte mich um und sah nach oben zum Hügel.

»Sie sind gegangen.« sagte sie.

»Ja.« flüsterte ich.

»Kannst du gehen?«

»Ich glaube schon.«

»Ich denke, wir sollten der Gruppe jetzt folgen.«

»Mirus hat mein Leben gerettet.« sagte ich.

Sie schwieg.

»Was ist los?« fragte ich.

»Ich denke, wir sollten der Gruppe folgen.« wiederholte sie.

»Was ist los?« fragte ich noch einmal.

»Es ist so einsam hier.« sagte sie.

»Ich verstehe nicht.«

»Ich hörte sie auf dem Hügel reden.« antwortete sie. »Es ist etwas passiert.«

»Was?«

Die Sonne schien immer noch hell. Es war später Nachmittag. Der Himmel war sehr blau. Ein lauer Wind blies zwischen den dünenartigen Hügeln und bewegte das dürre Gras.

»Es ist nur einen Pasang oder so vor den Mauern Vennas passiert«, sagte sie, »näher an Venna als unser Lager ist.«