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Ich lächelte.

»Willst du denn gestohlen werden?« fragte ich.

»Nein«, antwortete sie, »ich würde, jedenfalls zur Zeit, lieber bei der Kette bleiben.«

»Ich verstehe.« lächelte ich.

Sie rückte den Wassersack auf ihrer Schulter zurecht. Es würde ein steiler Anstieg aus dem Tal werden.

»Wenn wir außerhalb der Verteidigungslinie oder in ihrer Nähe sein werden«, fragte ich, »besteht da nicht die Gefahr, dass die Kette angegriffen wird?«

»Warum?« antwortete sie. »Wegen des Vertiefens von Gräben?«

»Es klingt sicher verrückt.« räumte ich ein.

»Männer greifen Arbeitskolonnen selten an.«

»Es freut mich, das zu hören.«

»Etwas anderes wäre es, wenn wir Belagerungsgräben ausheben oder die Mauern einer belagerten Stadt reparieren würden.«

»Das ist verständlich.« sagte ich.

»Ich bin fertig«, verkündete sie, »lass uns gehen.«

Unter Schwierigkeiten wegen der Wassersäcke und unserer Ketten stapften wird durch den Sand den Hügel hinauf. Ich kam als erste oben an und reichte Tupita meine Hand, die sie ergriff und sich daran hochzog, bis sie neben mir stand.

»Du bist verletzt.« stellte sie fest.

»Es ist nichts.«

»Morgen wirst du steifer und wunder sein als heute.«

Ich zuckte mit den Schultern. Von unserem Standpunkt aus konnten wir Männer sehen, den Tank und das Zelt des Aufsehers auf seinem Hügel, unsere Gehege am Fuß des Hügels und den Drahtzaun um das Lager. Ich glaube, wir waren beide froh über diesen vertrauten Anblick.

»Wie geht es deinem Rücken?« fragte Tupita.

»Er ist in Ordnung.«

»Der Sand schließt die Wunden.« sagte sie.

Als die Kette zwischen meinen Armen hinter meinem Rücken gewesen war, hatte sie dort eingeschnitten, weil ich mich gewehrt und versucht hatte, um mich zu schlagen. Als ich die Nässe des Blutes bemerkt hatte, hatte ich dann versucht, die Hände an meiner Seite zu halten und mit ihnen zu kratzen und zuzugreifen, aber dann, als wäre ich außerstande, mich unter Kontrolle zu halten, hatte ich doch wieder versucht, die Körper der Männer zu erreichen. Das hatte die Kette wieder in meinen Rücken einschneiden lassen. In der Agonie meiner Unterwerfung, als ich, eine Sklavin mich aus den tiefsten Tiefen meines Bauches den Herren hingab, hatte ich die Schmerzen nicht gespürt. Und wenn ich sie ganz schwach und weit weg doch verspürte, hatte ich sie, glaube ich, bereitwillig akzeptiert, in meiner Frustration und meiner Lust bei den Versuchen, die Männer zu erreichen und doch hilflos in ihrer Hand zu sein. Ich konnte mich aber nicht mehr sehr deutlich erinnern, was alles geschehen war.

»Da ist ein wenig Blut hinten an deiner Tunika.« sagte sie.

Ich sah sie an.

»Keine Angst«, sagte sie, »ich glaube, das lässt sich am Tank auswaschen. Außerdem ist es ja nicht deine Schuld.«

»Es werden keine Narben zurückbleiben, oder?«

»Ja, eitle Sklavin.« lächelte sie.

Solche Narben können natürlich, wenn sie dauerhaft sind, den Wert eines Mädchens auf dem Sklavenblock mindern. Ich schaute zurück in das sandige Tal.

»Denkst du, ich werde oft für das Vergnügen der Kette benutzt werde?« fragte ich.

»Nein.« antwortete sie. »Unser Herr, Ionicus, hat sein Vergnügen gehabt. Du wirst jetzt vermutlich mehr dazu benutzt werden, die Männer der Kette zu frustrieren, als sie zu vergnügen. Die Wache hat gesehen, wie du getanzt und versucht hast, ihnen zu gefallen. Das wird sich im Lager herumsprechen. Sei also nicht überrascht, wenn sie jetzt öfter Gebrauch von dir machen. Ich wäre auch nicht überrascht, wenn du dich in ein oder zwei Nächten mit Lederriemen und Seide im Zelt des Aufsehers wieder findest.«

Ich sah hinüber zum Aufseherzelt. Es war etwa einen halben Pasang entfernt. Er hatte Gewalt über alle Frauen des Lagers. Und natürlich konnte er uns jedem beliebigen anderen Mann zuteilen, so lange er wollte.

»Es ist natürlich klar«, fuhr Tupita fort, »dass wir von Zeit zu Zeit als Belohnung den Ketten zur Verfügung gestellt werden können.«

Ich nickte. So wie Männer uns manchmal Gebäck oder Bonbons zuwarfen, konnten wir natürlich auch anderen zur Verfügung gestellt werden.

»Weißt du noch irgend etwas über die Bestie, die den Aedilen getötet hat?« fragte ich.

»Nein.«

»Oder über die zwei gestohlenen Sklavinnen?«

»Nein.«

»Vielleicht sind sie ja auch weggelaufen.« spekulierte ich.

Ich schauderte. Allein der Gedanke an die Strafen für solch eine Tat erfüllte mein Herz mit Schrecken. Außerdem gab es in dieser Kultur, in dieser eng beieinander stehenden Gesellschaft und mit ihrem Brandzeichen praktisch keine Fluchtmöglichkeit für ein goreanisches Sklavenmädchen.

»In Arbeitstuniken und in Ketten, über den Zaun?« fragte Tupita.

Ich schwieg.

»Wer, glaubst du, hat sie dann gestohlen?« fragte ich.

»Ich weiß nicht.« antwortete Tupita.

»Das Tier?«

»Das glaube ich nicht«, sagte sie, »aber wer weiß?«

»Es wird dunkel.« bemerkte ich.

»Heute Nacht«, sagte Tupita, »werde ich froh sein, hinter den Toren unseres Geheges eingeschlossen zu werden.«

»Ich auch.« stimmte ich schaudernd zu.

»Komm mit.« sagte sie.

»Tupita?«

»Ja?«

»Nenn mich bei meinem Namen.«

»Was ist dein Name?«

»Tuka.«

Das war der Name, den die Herren mir gegeben hatten. Es war mein Name, so wie ein Hund einen Namen hat, oder eine Sklavin.

»Tuka.« sagte sie.

»Du liebst Mirus.« sagte ich.

»Ich würde darum betteln, seine Peitsche küssen zu dürfen.« sagte sie.

»Liebt er dich?«

»Ich denke nicht, dass er weiß, dass es mich gibt – jedenfalls auf diese Weise.«

»Er ist freundlich und ein wunderbarer Mann.« sagte ich.

»Du hast ihm gefallen.« bemerkte sie.

»Aber ich glaube nicht, dass ich mehr für ihn war, wirklich«, sagte ich, »als ein weiteres Mädchen zu seinen Füßen.«

»Ich bin sicher, er betrachtete mich nie als mögliche Liebessklavin.« fuhr ich fort.

Sie sagte nichts.

»Ich bin nicht einmal Goreanerin.« sprach ich weiter. »Ich bin nur eine Schlampe, die von der Erde hierher gebracht wurde, um einen Kragen zu tragen und meinen Herren bestens zu dienen.«

»Denkst du wirklich, dass er freundlich ist?« fragte sie.

»Ja.«

»Und denkst du, dass er so wunderbar ist?«

»Natürlich.«

»Und denkst du, dass er dich immer noch mag?«

»Ich weiß, dass er es tut.« antwortete ich.

Ich sah zurück, hinunter in das sandige Tal.

»Ich habe ihn in Argentum in eine Falle gelockt.« sagte ich und meine Stimme brach, als mir die Ungeheuerlichkeit dieser Tat bewusst wurde. »Ich köderte ihn, von dem ich wusste, wie freundlich er zu mir gewesen war, wie er mir vertraut hatte und brachte ihm Ketten und Knechtschaft und an diesem Nachmittag rettete er mir das Leben.«

Sie schwieg.

»Ich werde ihm immer dankbar dafür sein.« sprach ich weiter. »Wäre er nicht gewesen, wäre ich getötet worden.«

»Hüte dich vor ihm.« sagte sie.

»Warum?«

»Warum, glaubst du, hat er dein Leben gerettet?«

»Weil er besorgt um mich war.«

»Nein.« sagte sie.

»Dann aus Mitleid?«

»Nein.«

»Aus Begierde?«

»Nein.«

»Ich verstehe nicht.« sagte ich.

»Er wollte nicht, dass die anderen dich töten.«

»Natürlich nicht.«

»Er ist Goreaner.« erklärte sie. »Ich weiß nicht, ob du solche Männer wirklich verstehst. Er hat ein langes Gedächtnis. Außerdem, wo du betroffen bist, ist er es nicht. Ich glaube, wenn es um dich geht, reagiert er halb verrückt.«

»Das verstehe ich nicht.« flüsterte ich.

»Halt dich von ihm fern.« sagte sie.

»Ich würde nie versuchen, ihn dir wegzunehmen.« sagte ich.