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»Er ist ein entschlossener, intelligenter Mann.« sagte sie. »Er wird abwarten, bis die Gelegenheit günstig erscheint.«

»Du brauchst wirklich nichts zu befürchten.« sagte ich.

»Ich sage das dir zuliebe«, entgegnete sie, » nicht mir zuliebe.«

»Er hat nicht zugelassen, dass die Männer mich töten.«

»Warum nicht?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ich schon.« sagte sie.

»Warum?«

»Er will dich selbst töten.«

»Da irrst du dich ganz bestimmt.« flüsterte ich.

»Hat er Wasser von dir angenommen?«

»Nein.« gab ich zu. »Er schüttete es auf den Boden.«

»Hast du nicht bemerkt, dass er dich beim Tanzen nicht einmal ansehen wollte?« fragte sie. »Hast du nicht bemerkt, dass er dich als einziger nicht genommen hat?«

»Warum nicht?«

»Er wollte nicht weich werden.«

Ich sah sie erschrocken an.

»Deshalb wollte er nicht, dass andere dich töten«, sagte sie, »weil er es selbst tun will.«

Ich brach beinahe im Sand zusammen.

»Aber er ist in Ketten.« beruhigte sie. »Ich glaube nicht, dass du wirklich etwas zu fürchten hast. Versuche nur, ihm nicht in die Hände zu fallen.«

Ich nickte schaudernd.

»Ich habe nicht völlig verstanden, was du ihm angetan hast«, fuhr sie fort, »und wie du ihn dazu gebracht hast, so zu werden. Er ist ganz anders als in Brundisium.«

»Ja«, stimmte ich ihr bei, »wenn das zutrifft, was du sagst.«

»Ich habe ihn geliebt in Brundisium«, redete sie weiter, »aber ich wusste nicht, wie weit wir uns seitdem voneinander entfernt haben.«

»Wir sind Sklavinnen.« sagte ich. »Wir können gekauft und verkauft und genommen werden, wenn der Herr das so will. Unsere Bestimmung muss nicht mit unserem eigenen Willen übereinstimmen. Unsere Begierden und unsere Gefühle zählen nicht.«

»Dann merkte ich, dass er in der Schwarzen Kette war.« fuhr sie fort. »Was für ein Schmerz mir sein Schicksal bereitete! Ja, und wie klopfte mein Herz, ihn so nah zu wissen! Er war so nah und doch so weit entfernt! Ich liebe ihn so. Aber ich kann nicht mehr tun, als ihm Wasser zu bringen. Ich kann nicht mehr tun, als seine Füße ohne Erlaubnis der Wachen zu küssen. Wenn ich mich in seine Arme werfen würde, könnte er ausgepeitscht oder erschlagen werden. Außerdem hat er sich sehr verändert. Er ist jetzt ein verbitterter Mann, der so sehr vom Wunsch nach Rache erfüllt ist, der so sehr nach dem Blut des Mädchens dürstet, dass ihn betrogen hat, dass er keine Zeit hat, sich um andere zu kümmern, schon gar nicht um jemand, die liebend gern für ihn sterben würde.«

Ich sah sie an.

»Ja«, bekräftigte sie, »er ist mein Liebesherr.«

»Weiß er es?«

»Nein.«

»Wenn die Wache nicht hinsieht«, sagte ich, »musst du es ihm sagen. Wirf dich vor ihm auf den Bauch, wo wir vor solchen Männern hingehören. Lecke und küsse seine Füße, mit Tränen in den Augen. Gestehe ihm, dass er in deinem Herzen dein Liebesherr ist. Er kann dich dafür höchstens mit den Füßen treten.«

Tränen traten ihr in die Augen.

»Tu es.« drängte ich.

»Nein.« flüsterte sie. »Er ist jetzt in Ketten. Er kann mich jetzt nicht besitzen. Er ist jetzt nicht frei. Es ist nicht so, dass er, wenn er es denn wollte, mich in die Arme nehmen und mich nehmen könnte, um Anspruch auf mich zu erheben. Er ist Gefangener der Schwarzen Kette. Er könnte es sogar für einen Trick der Wachen halten und mir mit seinem Fuß vor Wut den Hals brechen. Vielleicht würde er das Ganze als eine Beleidigung oder einen üblen Scherz betrachten.«

»Wenn ich du wäre, würde ich es trotzdem tun.« sagte ich.

»Du bist eben keine Goreanerin.«

»Ich würde alles für einen Liebesherrn riskieren.«

»Du weinst ja.« sagte sie.

»Nein.« bestritt ich, »Nein.«

»Du hast doch einen Liebesherrn.« sagte sie.

»Nein.« schluchzte ich. »Nein! Nein!«

Ich dachte an Teibar, der mich vor langer Zeit zur Sklavin gemacht hatte. Ich hatte ihn nie vergessen.

»Wie erbärmlich wir doch sind, wie hilflos, nichts als Sklavinnen!« weinte Tupita.

»Möchtest du etwas anderes sein?«

Sie sah mich erschrocken an.

»Nein«, sagte sie, »du etwa?«

»Nein, ich auch nicht.«

»Es wird dunkel«, stellte Tupita unter Tränen lächelnd fest, »wir sollten unseren Haferbrei nicht verpassen.«

Aber ich blieb still auf dem Hügel stehen und sah ins Tal hinunter. Ich war barfuss. An meinen Knöcheln waren Eisenringe. Sie waren durch eine Kette miteinander verbunden, die halb mit Sand bedeckt war. An meinen Handgelenken waren zusammengeschmiedete Reifen. Auch sie verband eine Kette. Ich trug die Reste einer Arbeitstunika, hatte eine Metalltasse an einer Schnur um den Hals hängen und trug den Wassersack an seinem Riemen über der Schulter. Er war halbvoll. Ich konnte spüren, wie sich das Wasser darin bewegte und gegen meinen Rücken schwappte. Ich sah zum Himmel mit seinen drei Monden.

»Du bist eine sehr schöne und begehrenswerte Sklavin, Tuka.« sagte Tupita.

Ich antwortete nicht.

»Wenn du weniger schön und begehrenswert sein würdest«, fuhr sie fort, »wärst du vielleicht nicht auf diese Welt gebracht worden.«

»Vielleicht.« entgegnete ich.

»Wünschst du dir manchmal, weniger schön und begehrenswert zu sein?«

»Nein.«

»Es wird spät.« forderte sie mich auf. »Lass uns zum Tank und dann zu unserem Gehege zurückgehen.«

»Ja.« stimmte ich zu.

»Vielleicht solltest du deine Tunika schließen.« sagte sie.

»Nein«, lehnte ich ab, »die Männer sollen mich ruhig sehen.«

»Du bist eine Sklavin.«

»Ja.«

»Sind alle Frauen deiner Welt Sklavinnen?«

»Ich weiß nicht.« sagte ich.

Sie öffnete ihre eigene Tunika.

»Ich sehe, dass du auch eine Sklavin bist.« sagte ich.

»Ja.«

»Aber du bist Goreanerin.«

»Ich bin eine Frau.«

»Wir sind beide Frauen.«

»Und Sklavinnen.«

»Ja«, stimme ich zu, »wir sind beide Frauen und Sklavinnen.«

25

Im Zelt des Aufsehers

Es war jetzt fast Sonnenuntergang, etwa fünf Tage, nachdem ich im Tal zwischen den Sandhügeln gedient hatte. In dieser Nacht waren mir meine Ketten abgenommen und ich war saubergeschrubbt worden. Mein Haar war zweimal gewaschen und sorgfältig gekämmt worden. Ich war parfümiert. Dann hatte man mich in ein rotes Tuch eingewickelt und zum Zelt des Aufsehers gebracht.

Ich hörte, wie die Wachen die Zeit ausriefen. Im Lager der Schwarzen Kette des Ionicus schien alles in Ordnung zu sein. Ionicus selbst hatte das Lager noch am selben Nachmittag, an dem ich im Tal dienen musste, verlassen, in Richtung Cos, wie es hieß.

Es war ein sehr schöner Abend. Ich stand allein im Eingang des Aufseherzeltes und sah nach Südwesten. Ich trug nur meinen Kragen, Ionicus’ Kragen und um meine Taille einen Lederriemen, an den ein kleines rechteckiges Tuch aus roter Seide geknotet war. Aulus, der Aufseher der Schwarzen Kette des Ionicus, schien an mir Gefallen gefunden haben, genau wie an Tela, die einmal eine reiche, verdorbene freie Frau war, Liera Didiramache aus Lydius im Norden, am Laurius. Sie war das Erste Mädchen und ich das fünfte unserer Sklavenkette gewesen.

Das Licht der Sonne breitete sich wie ein weicher, durchscheinender, goldener Mantel über die Hügel und die Landschaft. Von hier aus konnte ich die Gehege nicht sehen, weder die der Männer noch die der Frauen. Wenn ich um das Zelt herumgehen würde, könnte ich die Mauern Vennas sehen. Ich sah nach Südwesten über das Lagergelände. Von der Höhe, auf der das Zelt des Aufsehers stand, konnte ich die niedrigen Hügel sehen, zwischen denen ich den in Ketten gelegten Herren gedient hatte.

Ich trug immer noch die Male ihrer Benutzung. Ich glaubte nicht, dass sie mich absichtlich verletzt hatten, sie hatten einfach lange Zeit keine Frau gehabt. In ihrer Hast, bei ihrer Stärke und weil sie wussten, dass ich ein Ködermädchen gewesen war, waren sie nicht sehr zart mit mir umgegangen. Es missfiel mir durchaus nicht, wenn ich unmissverständlich und mit meinem ganzen Körper gezwungen wurde zu begreifen, dass ich eine Sklavin war und in den Armen eines Mannes, eines wahren Mannes lag. Manchmal, muss ich gestehen, wollte ich sogar die Peitsche spüren, nicht wegen des Schmerzes, den ich fürchtete, sondern weil ich mich dann beherrscht fühlte, in Besitz genommen und unterworfen. Aber manchmal verlangte es mich auch nach Sanftheit und ich flehte in meiner Hilflosigkeit als Sklavin danach.