Ängstlich blickte ich zurück. Er folgte uns immer noch! Ich wusste, dass er, wenn er das wollte, mit einem Streich seines Schwertes meinen Kopf abschlagen konnte.
»Ich freue mich schon darauf, sie tanzen zu sehen.« bemerkte Vacchi. »Hast du sie schon benutzt?«
»Schon mehrmals.«
»Wie ist sie?«
»Sie ist eine Sklavin.« lachte Aulus.
»Kannst du sie empfehlen?«
»Ja.«
»Sie ist eine Sklavin?«
»Sie ist eine ausgezeichnete Sklavin.«
»Sehr schön.« sagte Vacchi zufrieden.
Ich hoffte, dass die Herren, dass Pietro Vacchi mich, wenn die Männer mit mir fertig waren, in ein Sklavengehege sperren würden, am liebsten zu anderen Mädchen. In einem Söldnerlager gab es bestimmt noch andere Mädchen. Sie hatten sie vermutlich hier und da aufgelesen, einige vielleicht verkauft und andere hinzugefügt. Einige der schöneren oder beliebteren wurden vielleicht mehr oder weniger ständig bei der Truppe behalten. Vielleicht besaßen einige der Offiziere sogar ihre eigenen Mädchen. Sie hatten von einer »Hofdame« gesprochen, die, wenn sie frei gewesen war, sicher nicht mit Sklavinnen zusammen gehalten wurde, aber eventuell angekettet zu Füßen ihres Entführers schlafen musste, jedenfalls bis ihr Schenkel Bekanntschaft mit dem Brandzeichen und ihr Hals mit dem Kragen gemacht hatte.
Hoffentlich waren die Gitter stabil und engstehend. Ich würde versuchen, in der Mitte des Geheges zu schlafen. Das würde sicherer sein. Vielleicht würde die Anwesenheit der anderen Sklavinnen und die eisernen Gitter mich schützen.
Ich blickte wieder zurück. Still und unerbittlich folgte er uns. Ich zweifelte nicht daran, dass er auf seine Chance wartete.
»Gut, Tuka«, sagte Aulus und sah zu mir herunter, »du bummeln jetzt nicht mehr.«
»Nein, Herr.« antwortete ich.
»Man könnte fast meinen, dass du unbedingt ins Lager willst.«
»Ja, Herr.«
27
Das Gehege – Außerhalb des Geheges
Ich lag in der Mitte des Geheges. Ich zitterte, aber hier, dachte ich, war ich sicher. Ich hatte befürchtet, dass sie hier vielleicht kein Gehege haben könnten, sondern nur eine Kette, die zwischen zwei Bäume gespannt war und an der wir am Hals oder am Knöchel festgemacht würden. Dies wäre natürlich trotz der Wachen viel zugänglicher. Das Gehege war etwa vierzig Fuß lang und breit und sieben Fuß hoch. Er hatte ein offenes Dach aus Gitterstäben, die von Metallpfosten getragen wurden und einen Gitterboden, der jetzt mit Sand bedeckt war. Er wurde von Bolzen und Ketten zusammengehalten und konnte auseinander genommen und auf Wagen transportiert werden.
Söldner verlegen oft ihr Lager, das hängt mit ihrem Beruf und den Erfordernissen ihres Handels zusammen. Obwohl die Wagen, wenn es schnell gehen musste, von Tharlarion gezogen wurden, waren die Geschirre, die ich auf Gestellen neben ihnen gesehen hatte, nicht für diese Tiere gemacht. Sie waren für Frauen gemacht. Mädchen, unter ihnen vielleicht einige nackte freie Frauen, würden die Wagen ziehen. Und sicher würden sie von Treibern mit Peitschen begleitet, die ihren Eifer anspornen würden.
Es waren nur etwa zwanzig Frauen zusammen mit mir im Gehege. Viel mehr, vielleicht hundert oder mehr, verbrachten die Nacht in den Soldatenzelten. Es gab ein Tor im Gehege. Es war mit zwei Vorhängeschlössern und Ketten gesichert und wurde von zwei Männern bewacht.
Ich rollte mich in der dunklen Decke im weichen Sand zusammen. Wie gut, dass ich in solch einem Gehege sein durfte. Hier war ich sicher.
Ich zweifelte nicht daran, dass derjenige, der uns zurück zu Pietro Vacchis Lager gefolgt war, mein Leben bedrohte. Er war mit seinem Schwert auf dem Weg nach Venna, zum Lager der Schwarzen Kette, gewesen. Er wollte auf die eine oder andere Weise seine Bekanntschaft mit einer bestimmten Sklavin erneuern, die ihn einmal betrogen hatte. Dann hatte er sie auf der Straße erkannt. Sofort hatte er sein Ziel geändert. Dachten meine Herren wirklich, er, der aus Brundisium stammte und dazu solch ein Mann war, kannte den Weg in seine Heimatstadt nicht? Glaubten sie wirklich, dass er ins Lager zurückgekehrt war, um am nächsten Morgen neu zu starten? Nein, er war uns nur zu einem Zweck gefolgt, nämlich um eine Sklavin in die Hand und vor seine Klinge zu bekommen.
Wenn ich den geringsten Zweifel daran gehabt hätte, dass er mich auf der Straße erkannt hatte und aus diesem Grund umgekehrt war, so wäre dieser Zweifel im Lager zerstreut worden. Als ich vor einem Pfosten gekniet hatte, meine Hände waren hinter meinem Rücken an den Pfosten gekettet, ein Helm lag neben mir im Sand, in den Ostraka gefüllt werden würden, waren viele Männer gekommen, um mich anzusehen. Sie waren gekommen, um zu sehen, ob ich es wert war, ihren Abend damit zuzubringen, mir beim Tanzen zuzusehen und dann vielleicht, wenn ich sie erfreut hatte, einen Ostrakon in den Helm zu legen. Unter ihnen war auch er, den ich am meisten fürchtete, gewesen. Ich rutschte auf meinen Knien vor, versuchte, seine Füße zu küssen, aber die Kette an meinen Armen hielt mich zurück.
Ich merkte, dass er den Platz, auf den er sich gestellt hatte, sorgfältig gewählt hatte. Er hatte die Entfernung mit grausamer Genauigkeit bestimmt und zwar so, dass mein verzweifelter Versuch, ihn zu erreichen, zu küssen und gnädig zu stimmen, fehlschlagen musste. Ich hatte hochgesehen, ihm in die Augen geschaut und dann schreckerfüllt, meinen Kopf auf den Boden gelegt. Er ging dann weg und der nächste Mann nahm mich in Augenschein.
Ich hatte diese Nacht zwischen den Lagerfeuern für die Söldner getanzt. Er hatte nicht zugesehen. Es schien, als wollte er verhindern, milde gestimmt zu werden und vielleicht sein schreckliches Vorhaben aufzugeben.
Ich drehte mich auf den Rücken. Es war eine sehr dunkle Nacht. Ich konnte die Gitterstäbe kaum sehen, so dunkel war es.
Ich glaube, ich hatte den Söldnern gefallen. Sie waren begeistert gewesen und der Helm hatte sich schnell mit Ostraka gefüllt. Der Tanz hatte nicht gut begonnen, ich war zu sehr von Schrecken erfüllt gewesen, aber bald, als ich an die Schläge dachte, die ich von Aulus auf der Straße bekommen hatte und daran, dass ich wieder ausgepeitscht werden würde, wenn ich meine Sache nicht gut machte und als mir einfiel, dass ich im Lager sicher war und ich die Männer betrachtete, die unterhalten werden wollten und merkte, dass ich ihnen ihr Vergnügen geben konnte, dann begann ich meine Angst zu verlieren und tanzte gut.
»Großartig!« hörte ich sie schreien.
Ich hatte mich von dem schüchternen Mädchen in der Bibliothek weit entfernt, die sich kaum getraut hatte, zuzugeben, nicht einmal für sich selbst, nicht einmal in der Verschwiegenheit ihrer heimlichsten Wünsche, dass in ihrem Bauch die Veranlagung und die Natur einer Vergnügungssklavin schlummerte! Aber jetzt war sie solch eine Sklavin, ob sie es wollte oder nicht.
»Großartig!« rief ein Mann.
Ich tanzte barfuss im Sand, nackt, im Kragen, mein Körper wurde von den Lagerfeuern rot angestrahlt. Ich war voller Freude, eine Frau zu sein! Wie mächtig und erhaben die Männer doch waren! Wie ich mich danach sehnte, ihnen zu gefallen und gleichzeitig wusste, dass ich es musste. Sie fürchteten männliche Macht nicht. Sie erfreuten sich daran und genossen sie. Sie erhob und begeisterte sie. Sie machte sie groß und erhaben! Und wenn sie nicht solche Männer wären, wie könnte ich dann solch eine Frau sein?
Außerhalb des Scheins der Lagerfeuer war es sehr dunkel. Dann, als die fünf Ostraka ausgelost waren, kehrten meine Ängste zurück. Ich flehte sogar zwei der Männer an, mich nicht zu weit entfernt von den Feuern zu nehmen, aber, an den Haaren gepackt, vornübergebeugt, musste ich ihnen folgen. Dann diente ich ihnen im Dunklen zwischen den Zelten. Einmal, als ich die Hände über meinen Kopf ausstreckte, hatte ich die Zeltschnüre gefühlt. Einmal, als ich mich über einen der Männer gebeugt hatte, hatte ich den Kopf erschrocken gehoben, weil ich glaubte, etwas gehört zu haben. Es war nichts, so dass ich mich wieder meiner Arbeit widmete.