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Nachdem ich fünf Männern gedient hatte, wurde ich zum Zelt Pietro Vacchis geführt. Er hatte mir inmitten der Menge beim Tanzen zugesehen. Teilweise hatte ich für ihn getanzt, er war der Kapitän dieser Männer und seine Rauheit und Stärke, sein ganzes Auftreten als Herr entflammte meinen Bauch.

Ich konnte ihm nicht entgehen. Aber nach einem Augenblick wollte ich das auch gar nicht mehr. Er war ein wahrer Herr und nach kurzer Zeit des Leckens und Küssens, Stöhnens und dankbaren Schreiens war ich hilflos in seinem Griff. Als er mich verließ, lag ich auf dem Teppich und blickte ihm ungläubig nach. Wie solche Männer uns zu Sklavinnen machten! Ich lag auf dem Rücken, mit der Kette an meinem Hals und meine Fingernägel krallten sich in den Teppich. Als ich sah, dass er wieder neben mir stand, rollte ich mich auf den Bauch und presste meine Lippen inbrünstig auf seine Füße.

»Herr!« weinte ich.

Er hob mich unter Kettengerassel an den Oberarmen hoch zu ihm und warf mich dann auf den Teppich zurück.

»Oh ja, Herr!« hatte ich dankbar aufgeschrien.

Eines der Mädchen neben mir rührte sich im Schlaf.

»Ich möchte dir dienen, ich möchte dir dienen.« stöhnte sie im Traum.

Ich jedoch freute mich, jetzt hinter den Gittern des Geheges zu sein. Etwas von meinem Schrecken war zurückgekehrt, als Pietro Vacchi mich aus dem Zelt geführt und mir den Weg zum Gehege gezeigt hatte. Ich hatte mich auf den Bauch geworfen und um eine Wache gefleht.

»Willst du wieder gepeitscht werden?« hatte er nur gefragt.

»Nein, Herr!« antwortete ich.

Es schien, als hätte er vorher auf der Vitkel Aria doch bemerkt, dass Aulus mich ausgepeitscht hatte. Außerdem waren die Male noch zu sehen. Ich stand auf um verängstigt in die Richtung, die er gewiesen hatte, zu schleichen.

»Warte«, sagte er da, als wäre ihm noch etwas eingefallen, »warte.«

Ich war nur zu bereit zu gehorchen.

»Du hast von dem anderen Mädchen gehört?«

»Herr?«

»Wache«, rief er, »begleite diese junge Dame in ihr Quartier.«

»Ja, Kapitän.« sagte der Wächter.

Pietro Vacchi kehrte in sein Zelt zurück. Der Wächter trat hinter mich.

»Lesha!« befahl er.

Sofort gehorchte ich seinem Kommando, nahm meine Hände etwa zwei Zoll auseinander hinter meinen Rücken, hob mein Kinn und drehte meinen Kopf nach links. Ich fühlte, wie Sklavenarmbänder um meine Handgelenke gelegt wurden und zuschnappten. Einen Moment später lag ich an einer Leine.

»Geh voran.« befahl der Wächter.

Ich lief vor ihm her. Dann waren wir auf einem Pfad zwischen Bäumen.

»Oh!« sagte ich leise.

Der Wächter hatte begonnen, mich zu streicheln. Dann stoppte er mich mit der Leine an einer dunklen Stelle.

»Darf ich sprechen, Herr?« fragte ich.

»Nein.«

Er war schnell mit mir fertig. Dann wurde ich auf die Füße gezogen und wieder in Richtung des Geheges geführt. Ich glaubte, im Dunklen eine Bewegung zu sehen, war mir aber nicht sicher.

»Was ist?« fragte der Wächter unruhig.

»Nichts, Herr.«

Wenn ich wirklich etwas wahrgenommen hätte, so wie zwischen den Zelten, ein leises Geräusch oder jetzt eine Bewegung im Dunklen, fast nicht zu bemerken, so hätte ich keinen Zweifel daran, wer der Verursacher wäre. Aber es musste nicht zwangsläufig er sein, der durch die Dunkelheit strich. Er konnte kein Interesse daran haben, einen Soldaten oder einen Wächter umzubringen. Sie waren nicht sein Ziel. Er würde weiter abwarten, ich aber würde glücklicherweise in wenigen Augenblicken im Gehege sein.

»Decken liegen an der Seite«, sagte der Wächter, »du darfst dir eine nehmen.«

»Ja, Herr.« entgegnete ich. »Darf ich sprechen?«

»Nein.«

Ich setzte mich auf die Decke. Ich glaubte, etwas auf der anderen Seite der Gitterstäbe stehen zu sehen, an der Rückseite des Geheges, weit weg von den Wachen. Ich starrte in die Dunkelheit. Ich konnte nichts sehen. Wenn da etwas gewesen war, war es jetzt gegangen. Ich hatte Angst und sah mich um. Ich zog die Decke bis zum Kinn. Ich wurde beobachtet, da war ich sicher! Dann zweifelte ich wieder. Wenn da etwas im Dunklen gewesen war, war es vielleicht seine Absicht gewesen, von mir bemerkt zu werden. Er wollte mich vielleicht immer wieder, besonders wenn ich etwas Hoffnung geschöpft hatte, daran erinnern, dass ich nicht vergessen war. Aber vielleicht bildete ich mir das alles nur ein! Vielleicht hatte er seine Meinung geändert. Vielleicht war er inzwischen auf dem Weg nach Brundisium!

Dann bekam ich wieder Angst. Konnte nicht ein Pfeil eines Bogens oder einer Armbrust, zwischen den Gitterstäben abgeschossen, mein Herz auch hier im Gehege treffen? Ich lag erschrocken auf dem Rücken und verkroch mich unter der Decke. Solch ein Geschoß konnte mich natürlich auch auf der Straße treffen, wenn ich neben einem Tharlarion herlief, mit dem Hals an den Steigbügel meines Herrn gekettet. Aber ich zweifelte, dass so etwas seinen Rachedurst stillen könnte. Vielleicht war das zu weit entfernt, zu abstrakt für ihn. Ich wühlte mich noch tiefer in den Sand, bis ich die Gitterstäbe des Käfigbodens fühlen konnte.

Ich dachte an Pietro Vacchi. Wie gut er mit Frauen umgehen konnte! Wie er mich beherrscht hatte! Ich dachte daran, dass auf der Straße von einer »Hofdame« aus Ar die Rede gewesen war. Sie war, soweit ich es verstanden hatte, diese Nacht Aulus zur Verfügung gestellt worden, damit er ihr beibrachte, was es bedeutete, eine Frau zu sein. Aulus war, wie ich noch sehr gut wusste, seit ich das rechteckige Stück Seide in seinem Zelt getragen hatte, ein strenger Herr.

Ich hatte wenig Zweifel daran, dass sich die Hofdame, wenn sie am Morgen mit großen Augen nach einer schlaflosen Nacht zu seinen Füßen lag, mit Verdruss und Schrecken daran erinnern würde, wie sie die vergangene Nacht genossen hatte. Würde sie glauben können, was sie gesagt und getan hatte? Wie sie gefleht und sich gewunden und sich nicht wie eine freie Frau, sondern wie eine Sklavin benommen hatte? Wie war sie in seinen Armen gewesen? Wie hatte sie, eine freie Frau, so etwas tun können? Aber vielleicht war sie in Wahrheit gar keine freie Frau, sondern wie so viele Frauen, die sie bisher angeblich nie verstanden und verachtet hatte, nur eine Sklavin? Konnte das sein? Und konnten sie ihr, wenn sie lange genug darum bettelte, Sachen beibringen, die sie für solche Männer interessanter und begehrenswerter machte? Und ganz abgesehen von solchen Gedanken, wie konnte sie jetzt, nachdem so etwas mit ihr gemacht worden war, nachdem sie so etwas gemacht hatte, einfach weiterhin eine freie Frau sein? Konnte sie so tun, als wäre nichts geschehen? Wie konnte sie ab jetzt mit erhobenem Kopf anderen freien Frauen begegnen? Müsste sie vor ihnen jetzt nicht im Schmutz kriechen und ihre Augen meiden wie eine entlaufene Sklavin, die sie eingefangen und zum Praetor gebracht hatten? Nun, da sie die Berührung eines Mannes, solch eines Mannes kennengelernt hatte, wie konnte sie da, als wäre nichts passiert, zu ihrem früheren Leben zurückkehren mit seiner hochmütigen und öden Vorspiegelung von Freiheit? Was für ein Recht hatte sie nach dem, was sie in der letzten Nacht gelernt hatte, sich selbst noch als »frei« zu bezeichnen? Wie konnte sie sich, trotz dessen, was sie jetzt über sich erfahren hatte, jemals wieder als frei ansehen? Sie hatte ab jetzt kein Recht mehr dazu. In ihrem Herzen wusste sie jetzt, dass sie nicht wirklich frei, sondern eine Sklavin war. Sie konnte nicht mehr länger die Rolle einer freien Frau vorspielen, das wäre jetzt nur noch eine Verhöhnung der Freiheit, eine Farce.

Und konnte sie es überhaupt wagen, weiter die freie Frau zu spielen? Vielleicht vermuteten oder kannten sogar schon andere ihr Geheimnis! Was, wenn man es irgendwie in ihren Augen oder ihrem Körper ablesen konnte? Wenn eine Sklavin vorgibt, eine freie Frau zu sein, so ist das ein schweres Verbrechen. Würden sie ihr nicht einfach die Kleider vom Leib reißen, sie bestrafen und dann an einen Praetor übergeben? Außerdem, was konnte eine solche Täuschung ihr bringen außer dass sie die Tür zu ihrem wahren Ich verschloss?