Выбрать главу

Ich lag da. Die Bestie verletzte mich nicht. Sie biss nicht in mein Fleisch. Sie begann nicht, mich aufzufressen. Sie wartete, wartete geduldig ab. Sie wartete darauf, dass ich zu schreien versuchte. Zu dieser Zeit wusste ich das natürlich noch nicht. Ich bewegte mich etwas. Die Bestie gab ein fast unhörbares Knurren von sich. Sofort lag ich wieder vollkommen still.

Ich begriff nicht, warum ich nicht getötet worden war. Irgendwie war die Bestie in das Gehege gelangt. War sie eingelassen worden? Vielleicht fühlte sie sich unwohl in dieser Situation? Vielleicht wollte sie mich in ihre Höhle schleppen, um mich dort aufzufressen? Aber warum hatte sie mich dann nicht zuerst getötet und dann, wie ein Leopard, weggeschleppt? Ich glaubte nicht, dass dieses Ding mich als Sklavin wollte. Ich war nicht von seiner Art. Seine Begierden, und ich zweifelte nicht, dass eine solche vitale und mächtige Kreatur Begierden hatte, waren zweifellos von anderer Art als ich sie auslösen konnte. Ich schauderte, wenn ich daran dachte, was für Paarungsrituale solch ein Ding haben könnte. Außerdem behandelte es mich nicht, wie es ein Herr getan hätte, es streichelte mich nicht besitzergreifend, drängte meine Beine nicht auseinander, um zu sehen, wie ich aussah, wenn ich sie spreizte oder um mir zu zeigen, dass ich ihm ausgeliefert war.

Wozu brauchte es mich dann? Zweifellos als Nahrung. Aber warum hatte es mich dann noch nicht getötet? Vielleicht wollte es mich erst in seine Höhle schleppen und dann töten, damit das Fleisch frisch war? Oder vielleicht wollte es mich aufsparen, bis es hungrig war?

Die Bestie legte dann langsam, eine nach der anderen, die Finger seiner linken Hand, oder seiner Pfote, auf mein Gesicht. Ich schauderte. Es waren fünf, und dann kam noch eine! Die Bestie hatte sechs Finger! Also war es ein fremdes Lebewesen, nicht nur auf der Erde, sondern, soweit ich wusste, auch auf Gor. Es musste von irgendwo anders herkommen!

Ich war plötzlich völlig von Schrecken erfüllt, nicht mehr von einem lähmenden, betäubenden Schrecken, von dem ich jetzt weiß, dass das Ding abwartete, bis er vorüber war, sondern einer anderen, wilden, hilflosen Art von Schrecken. Ich streckte meinen Kopf zurück und öffnete weit meinen Mund. Ich atmete tief ein, um loszuschreien. Aber gerade als ich meinen Mund weit, weit öffnete und einatmete, da nahm die Kreatur mit ihrer linken Hand oder Pfote etwas, was ein kleines, mit Stoff gefülltes Säckchen gewesen sein musste und stopfte es geschickt tief in meinen Mund. Sie band es dann, wie ich im Dunklen ungläubig und bestürzt bemerkte, mit einer Schnur in meinem Mund fest, die zwischen meinen Zähnen verlief, zweimal um meinen Kopf gewickelt und unter meinem linken Ohr verknotet wurde. Die Bestie war anscheinen rechtshändig, oder rechtspfotig. Dann zog sie die Decke von mir weg und drehte mich auf den Bauch. Sie zog meine Hände auf den Rücken und band sie dort zusammen. Einen Augenblick später waren auch meine Knöchel gefesselt. Die Bestie hatte mich an Händen und Füßen gebunden.

Ich lag verwirrt und erschrocken da. Die Bestie war mit mir mit der Geschicklichkeit eines menschlichen Sklavenhändlers umgegangen, der eine Frau in ihrem Bett überrascht. Sie kannte nicht nur den weiblichen Reflex, vor Angst aufzuschreien, sondern hatte ihn außerdem geschickt ausgenutzt, um mich effektiv zu knebeln. Ich konnte nur noch kleine, hilflose Geräusche von mir geben, die sich sicher nicht sehr von den kleinen Schreien, die eine Frau manchmal beim Schlafen macht, unterschieden. Wie gekonnt die Bestie meine weiblichen Reflexe ausgenutzt hatte! Ich war hereingelegt worden. Sie hatte mein Schreien provoziert, indem sie mich leise und unerwartet mit der fremdartigen Natur ihrer Pfote konfrontiert hatte.

Jetzt lag ich geknebelt und gefesselt auf der Decke im Sand auf meinem Bauch. Ich war schnell und effizient wehrlos gemacht worden. Ich vermutete, dass die Bestie dabei nicht nur nach Gefühl vorgegangen war. Sie schien auch in dieser Dunkelheit noch sehen zu können. Sogar für mich war es ja nicht undurchdringlich dunkel. Ich konnte die Umrisse der Bestie sehen. Deren Augen mussten aber noch viel besser an die Nacht angepasst sein. Die Menschen erleuchten die Straßen ihrer Städte wenigstens teilweise. Wenn sie sich in die Nacht wagen, dann ist es für sie nicht ungewöhnlich, sich ihren Weg mit einer tragbaren Laterne zu beleuchten. Ich glaubte, dass dieses Ding über mir so etwas nicht brauchte.

Ich hörte und fühlte es, wie es mit seiner Schnauze an meinem Rücken schnüffelte. Dann, als ich mich vor Schreck versteifte, spürte ich die Berührung seiner Hand, oder Pfote, an meinem Rücken. Es befühlte die Peitschenstriemen, die sich dort befanden. Sie stammten noch von Aulus’ Peitsche, die ich auf der Vitkel Aria gespürt hatte. Ich hatte diese Prügel verdient. Ich hatte meinen Herrn nicht erfreut.

Dann legte die Bestie ihren Kopf neben mir nieder. Ich spürte, wie ihre Zunge, eine raue Zunge wie die einer Katze, erkundend langsam über die Peitschenstriemen fuhr. Ich hörte ein leises Geräusch aus ihrer Kehle. Ich fürchtete, sie könnte erregt werden. Dann richtete sich die Bestie auf. Ich war erleichtert und freute mich, dass kein Blut mehr auf meinem Rücken war. Sie drehte sich um und ihr riesiger Umriss kauerte neben mir. Für einen Moment war es still, sehr still, vielleicht sah sie sich um und erkundete die Umgebung. Dann ergriff sie mit ihrer Pfote eine meiner gefesselten Knöchel und zog mich daran von der Decke und durch den Sand zwischen den anderen Mädchen hindurch zum Gitter.

An so einer kleinen Sache erkannte ich wieder die Fremdheit der Bestie. Ich glaube, kein Mensch hätte mich so weggezogen. Es war so, als würde ein Raubtier ein vierbeiniges Tier an einem Fuß hinter sich herziehen. Nach kurzer Zeit waren wir am zum Tor am weitesten entfernten Gitter. Dann zog mich die Bestie zu meinem Erstaunen zwischen den Gitterstäben hindurch, die auseinander gebogen schienen. Anscheinend war die Bestie nicht in das Gehege eingelassen worden, sondern hatte sich selbst Zugang verschafft, indem es die Gitterstäbe, die starken Männern, geschweige denn Frauen widerstanden hätten, mit ihren Pfoten auseinander gebogen hatte.

Außerhalb des Geheges nahm mich die Bestie in ihre Arme und trug mich, halb kriechend, zwischen die Bäume. Dort begann ich, allein mit ihm in der Dunkelheit, zu wimmern und mich zu wehren. Ich wollte nicht aus dem Lager gebracht werden, nicht jetzt, nicht so! Sie ließ mich zu Boden gleiten. Ich wand mich gefesselt zu ihren Füßen. Ich hatte Angst, dass sie mich hier, an diesem abgelegenen Ort, fressen würde. Doch sie hob mich am Genick hoch in eine kniende Position. Wusste ich, was die Bestie tat? Ich kniete jetzt vor ihr, in einer für Sklaven typischen Art. Dann hob sie mich wieder etwa einen Fuß hoch, so dass ich weder kniete noch stand. Sie hielt mich wieder am Genick fest, mit einer Hand oder Pfote hielt sie mit Leichtigkeit mein Gewicht. Ich spürte den Boden unter meinen gestreckten Zehen. Meine Knie wurden zurückgebogen. Die Bestie strich mit der rechten Pfote über meinen Körper. Mein Kopf wurde zu Seite geworfen. Ich verlor das Bewusstsein.

28

Der Brunnen

»Bist du in Ordnung?« fragte Tupita.

»Tupita!« sagte ich erstaunt.

»Ja.« flüsterte sie und strich mir beruhigend über die Stirn. »Ruh dich aus. Versuche nicht, aufzustehen. Du würdest ausgepeitscht werden.«

»Wo bin ich?« fragte ich.

»Sieh hoch.« sagte sie.

Ich sah blinzelnd hoch zum Licht. Hoch über mir, wie am Ende eines senkrechten Tunnels konnte ich eine runde, vielleicht sieben oder acht Fuß breite Öffnung sehen. Quer darüber lag ein Rundholz, um das ein Seil gewickelt war. Einige Fuß unter dem Rundholz schwankte ein Eimer an diesem Seil. Oberhalb der Öffnung waren die Überreste von etwas zu sehen, das vielleicht einmal ein kleines Dach gewesen war. Durch diese Trümmerreste konnte ich den blauen Himmel sehen und interessanterweise, wie kleine Punkte, auch Sterne. Sie waren trotz des Sonnenlichts, das sie aus dieser Perspektive nicht überstrahlte, sogar jetzt, am Tage, zu sehen. Ich erhob mich auf die Knie inmitten trockenen Laubes und Kies.