»Es grub sich unter dem Zaun hindurch.« erklärte Tela. »Es hat mich nicht im Zelt bewusstlos geschlagen, vielleicht weil es befürchtete, dass der Herr oder du das hören könnten. Ich wurde unter dem Zelt in die Nacht gezerrt. Nach einiger Zeit räumte das Ding einen Busch beiseite, der den Tunnel verbarg und zerrte mich dort hindurch. Auf der anderen Seite des Zaunes vergewisserte es sich, dass niemand da war und schlug mich bewusstlos.«
»Was hast du mitbekommen?« fragte mich Tupita.
»Ich kam mit Aulus zu Pietro Vacchis Lager«, antwortete ich, »wo er die Verhandlungen über die gestohlenen Ketten beenden wollte. Ich war an seinen Steigbügel gekettet.«
»Das erklärt, warum du nackt bist.«
»Ja.«
»Du hast bestimmt wunderschön ausgesehen, so an den Steigbügel gekettet.« bemerkte Tupita.
»Genauso schön wie du.« antwortete ich.
»Was für Bestien mögen das sein, die Vergnügen daran haben, uns so zu zeigen?« fragte sie.
»Sie sind Herren.« entgegnete ich.
»Ich wette, du warst stolz darauf, am Steigbügel angekettet zu sein.«
»Natürlich.« lachte ich.
»Sklavin.« sagte Tupita.
»Natürlich bin ich eine Sklavin.« sagte ich. »Bist du keine Sklavin, keine vollkommene Sklavin?«
»Doch«, lächelte sie, »ich bin auch eine Sklavin und wie du, liebste Tuka, eine vollkommene.«
»Du hast gesagt, dass du in Pietro Vacchis Zelt gedient hast.« fragte ich sie.
»Ja.«
»Du musst wunderschön gewesen sein«, stellte ich fest, »um für dieses Zelt ausgewählt zu werden.«
»Wenn du an Aulus’ Steigbügel ins Lager gekommen bist«, antwortete sie, »dann wette ich, dass du auch mit der Halskette des Pietro Vacchi vertraut bist.«
Ich sah nach unten.
»Nein«, lächelte ich, »sie ist mir nicht unbekannt.«
»Er hat mich vor Lust zum Schreien gebracht.« sagte Tupita.
»Mich auch.« lächelte ich.
»Ich war selten in den Armen eines solchen Mannes.« sagte sie.
»Ich auch.«
»Er ist Soldat und Kapitän«, fuhr sie fort, »er weiß sehr gut einer Frau ihren Kragen nahe zu bringen.«
»Das ist wahr.«
»Ich war auf dem Rückweg zum Mädchengehege, als mich die Bestie gefangen nahm.«
»Es war also sicher wegen dir, dass er mir eine Wache mitgab, um mich zum Gehege zu begleiten.« schlussfolgerte ich. »Er deutete an, dass vor kurzem etwas mit einem Mädchen passiert war, dass sie verschwand oder unter seltsamen Umständen gestohlen worden war, vielleicht auf dem Weg vom Zelt zum Gehege.«
»Das war möglicherweise ich.« sagte Tupita.
»Zweifellos.«
»Es ist interessant, dass wir beide in Vacchis Zelt dienen mussten und jetzt beide hier sind.«
»Was meinst du damit?« fragte ich. »Denkst du, Vacchi ist in unsere Entführung verwickelt?«
»Sicher nicht.« sagte sie. »Wenn er gewollt hätte, hätte er jede von uns in seinen Kragen stecken können. Wer hätte ihm das inmitten seiner Söldner verwehren können?«
»Das ist wahr.«
»Aber«, fuhr sie fort, »das ist mehr als ein Zufall. Kann es nicht sein, dass die Bestie, die ja nicht von unserer Art ist, Vacchis Wahl benutzt hat, um sicherzustellen, dass die Entführten für menschliche Männer attraktiv genug sind?«
»Ja«, stimmte ich ihr zu, »das ist möglicherweise der Grund. Und Tela war die erste von der Kette, die im Aufseherzelt dienen musste! Das könnte die Bestie davon überzeugt haben, dass sie ein geeignetes Opfer war.«
»Was ist mit mir und Cara?« fragte Mina.
»Hast du in der Nähe des Zauns gedient?« fragte ich. »War deine Kette kurz vor deiner Entführung dort?«
»Ja.«
»Vielleicht wurde die Bestie durch Männern auf dich als geeignete Beute aufmerksam gemacht.«
»Der Aedile kam der Bestie vielleicht unerwartet dazwischen.« vermutete Tupita.
»Möglich.« sagte ich. »Aber vielleicht hatte sie einfach Hunger.«
»Könnte sie nicht für Gold getötet haben?« fragte Mina.
»Mit Sicherheit.« sagte ich. »Aber das eine schließt das andere ja nicht aus.«
»Das ist wahr.« sagte Mina schaudernd.
»Tuka.« wandte sich Tupita an mich.
»Ja.«
»Wie geht es dem Herrn?«
»Dem Herrn?«
»Aulus.«
»Soweit ich weiß, ist er in Ordnung.« sagte ich.
»Gut.« sagte sie, sich erleichtert auf den Knien zurücklehnend.
Ich sah sie scharf an und sie senkte ihren Kopf. Da vermutete ich, dass ihr Bauch seinen Liebesherrn gefunden hatte. Sicher, wir Sklavinnen müssen uns nach der Berührung jedes Mannes sehnen. Ich sah keinen Grund, ihr von der »Hofdame« zu erzählen, zu deren Ausbildung zur Frau Aulus beitragen sollte.
»Du weißt, dass die meisten Männer der Ketten befreit wurden?« fragte Tupita.
»Ja.« antwortete ich.
»Er ist Richtung Venna gegangen.« sprach sie weiter.
»Ich weiß.«
»Er tat nichts, um mich zu bekommen.«
»Das tut mir leid.«
»Vielleicht«, fuhr sie fort, »ist ihm dein Blut wichtiger als meine Liebe.«
»Glaubst du, er will mich immer noch umbringen?«
»Ich weiß es.« antwortete sie.
Ich schauderte. Ich war hilflos auf dem Boden eines Brunnens gefangen. Wenn er mich hier fand, wie sollte ich entkommen? Vielleicht würde er den Eimer für die anderen herunterlassen, für mich aber nicht? Vielleicht warf er große Steine auf mich? Vielleicht warf er giftige Insekten oder Schlangen in den Brunnen? Vielleicht ließ er mich hier verhungern?
Tupita begann, ihre Tunika am Saum zu zerreißen.
»Was tust du?« fragte ich.
»Du sollst auch etwas zum Anziehen haben, wenn du willst.«
»Deine Tunika reicht doch kaum für dich.«
Sie hatte schon einen schmalen Streifen abgerissen.
»Das ist ein Gürtel für dich.«
Dann riss sie ein größeres Stück Stoff ab.
»Tupita!« protestierte ich.
»Wir werden beide barbusige Sklavinnen sein.« sagte sie. »Schämt ihr früheren Erdenfrauen euch etwa der Schönheit eurer Brüste?«
»Nein.«
»Hier.« sagte sie und gab mir den schmalen, verknoteten Streifen, den sie vom Saum ihrer Tunika abgerissen hatte. »Roll ihn auf und drehe einen Strick daraus. Damit hält er mehr aus. Genau so. Das ist es. Jetzt kannst du ihn um deine Hüften legen.«
Ich legte den schmalen, improvisierten Gürtel um meine Hüften und knotete ihn auf der linken Seite mit einer Schleife zusammen, so dass ein Herr ihn mit einem Ruck öffnen konnte.
»Hier.« sagte sie noch einmal und gab mir das größere Stück Stoff.
Ich befestigte es sorgfältig und so, dass es ein reizvolles Bild ergab, über meinem Bauch am Gürtel.
»Wie ich sehe, weißt du, wie man einen Sklavenrock an einer Bauchkordel befestigt.« sagte Tupita zufrieden.
»Natürlich.« sagte ich.
»Lass dich jetzt mal ansehen«, fuhr sie fort, »in deinem Kragen und angezogen.«
Sie betrachtete mich.
»Ich nehme an, du bist eine niedrige Sklavin«, sagte sie dann, »wegen deiner nackten Brüste und der schlechten Qualität des Gürtels und des Tuchs, das du trägst.«
»Ja, Herrin.« lächelte ich.
»Und trotzdem bist du hübsch.« stellte sie fest.
»Ich danke dir, Herrin.« lächelte ich.
»Und deine Kleidung, abgesehen von ihrer Qualität, steht dir gut. Sie kann leicht ausgezogen werden.«
»Ja, Herrin.«
Das Tragen solcher Tücher und Tuniken, die leicht ausgezogen werden können, dient unterschiedlichen Zwecken. Zum Beispiel ist es ein Schutz für die Trägerin. Andererseits steigert es, weil diese Kleidung soviel enthüllt und weil sie nur mit Erlaubnis eines Mannes getragen werden kann, das Bewusstsein der Trägerin für die Bloßstellung ihrer Reize und ihre Verletzbarkeit. Sie wird ständig daran erinnert, dass sie eine Sklavin ist. Die Kleidung zwingt sie natürlich auf einer tiefen psychologischen und physiologischen Ebene auch dazu, egal, was ihre Wünsche in dieser Hinsicht sind, sich in ihr erotisch zu bewegen. Sie zwingt sie in eine tiefere Abhängigkeit von den Männern. Es ist sehr schwer, wie eine Sklavin gekleidet zu sein und sich nicht, selbst wenn man eine freie Frau ist, auch wie eine Sklavin zu fühlen. Und es ist nicht ungewöhnlich, eine freie Frau als ersten Schritt ihrer Versklavung wie eine Sklavin zu kleiden.