Ich glaube, wir waren alle über diese Sätze erschrocken. Schließlich waren wir, jede von uns, exquisites Sklavenfleisch! Ich bezweifelte, dass es auf Gor viele Sklavenbalken gab, an denen fünf Frauen wie wir angebunden waren. Sicher müssen fast alle weiblichen Sklaven auf Gor damit rechnen, zu häuslichen Arbeiten wie Kochen, Nähen, Putzen, Bügeln und so etwas herangezogen zu werden. Wir waren schließlich Frauen. Sogar freie Frauen erledigten in Haushalten ohne Sklaven solche Arbeiten. Wie konnten wir dann erwarten, davon befreit zu sein? Manchmal mussten sogar hohe Vergnügungssklavinnen in Urbar-Palästen auf Händen und Knien, nackt und in Ketten Böden schrubben, und wenn es nur war, um sie nicht vergessen zu lassen, dass sie Sklavinnen sind. Trotzdem waren wir immer noch für andere Dinge gut. Legte das die Schönheit unserer Gesichter und unserer Sklavinnenkurven nicht nahe? Schließlich ist es die erste und wichtigste Bestimmung der weiblichen Sklaven, und zwar jeder Art weiblicher Sklaven, dem Herrn zu dienen.
»Aber«, sagte der Kleine, »wie immer ihr sie bezeichnet oder was immer ihr von ihnen haltet, wir haben ein Geschäft abgeschlossen.«
»Du hast keinen Heimstein.« entgegnete der Bärtige.
Ich schauderte. Er hatte dem Kleinen gerade gesagt, dass man zu ihm kein Vertrauen haben konnte. Auf Gor wird gesagt, dass nur die Priesterkönige, Geächtete und Sklaven keinen Heimstein haben. Genau genommen ist das natürlich viel zu simpel. Zum Beispiel haben Tiere wie Tarsks oder Verrs genauso wie Sklaven keinen Heimstein. Außerdem kann keiner, dessen Bürgerschaft aus irgendeinem Grund in einem Gerichtsverfahren aufgehoben oder widerrufen wurde, sich auf den Schutz und die Rechte des Heimstein seines Gemeinwesens berufen. Er hat ebenfalls keinen Heimstein mehr.
Ich vermutete deshalb wieder, dass der kleine Mann aus Tharna verbannt sein könnte. Er schien mir kein Geächteter zu sein, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn des Wortes. Da schien mir der Mann, mit dem er feilschte, so rau, gefährlich und ungepflegt, wie er war, diese Bezeichnung eher zu verdienen.
»Hüte dich.« warnte der Kleine.
Der Anführer der fünf Männer sah wütend auf ihn hinunter.
»Was ist denn dann dein Heimstein?« fragte er.
Der Kleine sah ärgerlich zu Boden und rupfte eine Handvoll Gras aus.
»Du hast keinen Heimstein.« verkündete der Anführer mit einem Grinsen.
»Fünfundzwanzig Silber-Tarsks für die Frauen.« beharrte der kleine Mann. »Und Fleisch, viel Fleisch dazu!«
»Du hast keinen Heimstein.« grinste der Anführer.
»Fünf für jede«, sagte der Kleine, »nicht drei!«
»Also gut.« sagte der Anführer.
»Gut!« freute sich der Kleine.
»Nicht drei«, sprach der Anführer weiter, »sondern zwei.«
»Nein!« schrie der Kleine.
»Dann eins für jede.« sagte der Anführer.
»Nimm dich in Acht!« schrie der kleine Mann.
»Ich soll mich in Acht nehmen?« erkundigte sich der Anführer. »Bist du verrückt? An wen willst du diese fünf Topfmädchen verkaufen, wenn nicht an uns? Willst du diese zwei hier zurück zu Pietro Vacchi bringen, um zu sehen, ob er sie zurückkauft? Willst du die anderen drei nach Venna zurückbringen?«
»Sei fair mit uns.« forderte der Kleine.
»Wir sind zu fünft« sagte der Anführer und zeigte mit dem Daumen erst auf sich und dann auf die anderen hinter ihm. »Und ich habe noch drei, die in einem geschlossenen Sklavenwagen hinter den Bäumen warten. Das sind zusammen acht. Ihr seid nur zu dritt.«
»Dann bringt ihr mehr Fleisch.« erwiderte der Kleine.
Der Anführer lachte: »Anscheinend willst du uns diese Frauen trotz unserer Vereinbarung nicht verkaufen. Nun gut. Das ist deine Entscheidung. Wir werden sie also nicht kaufen. Wir werden sie uns einfach nehmen.«
Tupita, ich und die anderen schraken in unseren Fesseln zusammen und wichen dann schreckerfüllt zurück zum Geländer, an dem unsere Hälse befestigt waren. Wenn wir gekonnt hätten, hätten wir es von seinen Pfosten abgerissen. Der Anführer der fünf Männer blickte zu uns und lachte. Glaubte er, unser Schrecken kam von der Möglichkeit, in die Fänge solcher Herren zu gelangen? Der kleine Mann und seine zwei Genossen, die links hinter ihm hockten, rührten sich nicht. Sie waren sehr ruhig.
»Was ist los?« fragte der Anführer.
Dann schrie einer seiner Männer plötzlich auf und wurde mit wild zuckenden Beinen hochgehoben. Wir schrien. Das Ding musste acht Fuß hoch sein. Wir sahen, wie es seinen Kopf im hohen Gras hob, etwa sieben oder acht Yard hinter den fünf Männern. Es hatte sich vielleicht in einer Grube versteckt. Seine Ohren waren aufgestellt. Es biss den Nacken des Mannes durch und warf seinen Körper auf das getrocknete Tarskviertel, das die Männer mitgebracht hatten. Fast gleichzeitig versuchte ein anderer der Männer, sein Schwert zu ziehen, aber die Bestie erreichte ihn, bevor die Klinge halb aus der Scheide war, sich mit unheimlicher Schnelligkeit auf allen vieren, viel schneller als ein Zweibeiner fortbewegend und schlitzte seine Kehle mit einem einzigen Biss seiner schrecklichen Reißzähne auf. Wir schrien schreckerfüllt, gefesselt, ans Geländer gebunden und halb erdrosselt.
»Zieht eure Schwerter nicht!« schrie der kleine Mann. »Zieht eure Schwerter nicht! Es ist harmlos! Es ist harmlos!«
Die Bestie betrachtete die Männer, die vor ihm zurückwichen, die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, aber es nicht wagten, sie zu ziehen. Die Bestie warf den zweiten Körper dann zu dem ersten zu dem getrockneten Tarskviertel.
»Lauft nicht weg«, sagte der kleine Mann schnell, »es würde euch verfolgen. Bleibt hier. Bewegt euch nicht. Zieht nicht eure Waffen. Es ist friedlich. Es wird euch nichts tun.«
Die Bestie kauerte jetzt neben den zwei Körpern. Sein Maul war rot, genauso wie das Fell an seinen Kiefern und seiner Schnauze. Es sah die Männer unheilvoll an und ein tiefes Knurren warnte sie.
»Geht nicht zu nahe heran.« warnte der kleine Mann.
Ich glaube, dass war das Letzte, was die drei Männer wollten. Die Bestie senkte ihren Kopf, die Ohren blieben aber aufgestellt. Ich glaube, sie hätte die kleinsten Geräusche, sogar das Rascheln des Grases, geschweige denn das Ziehen eines Schwertes, hören können. Ich sah weg, krank vor Angst.
»Es gibt wenig Grund zur Furcht«, sagte der kleine Mann, »es bevorzugt Tarsks.«
»Es frisst den Tarsk aber gar nicht.« widersprach einer der Männer.
»Es hat keinen Hunger.« sagte der kleine Mann. »Seid nicht zu streng mit ihm. Der Tarsk ist getrocknet. Die anderen sind frisch. Ihr hättet mehr Fleisch mitbringen sollen.«
Die Bestie sah fressend zu ihnen hoch.
»Seht euch die Hand an.« sagte einer der Männer.
Die Hand, oder Pfote, hatte lange, starke, dicke, mit mehreren Gelenken versehene Finger. Solche Hände, die dieser Kreatur, hatten die Gitterstäbe des Mädchengeheges gepackt und auseinander gebogen.
»Es hat sechs Finger.« flüsterte ein anderer Mann.
»Was ist das?« fragte der Anführer der Männer.
»Eine Bestie.« antwortete der kleine, lahme Mann lakonisch. »Ich weiß nicht, wie sie genannt wird. Ich habe sie letztes Jahr draußen in Corcyros getroffen.«
»Sie?«
»Ja«, antwortete der Kleine, »es gibt noch zwei, hier irgendwo.«
Die Männer sahen sich erschrocken um. Sogar die zwei Begleiter des kleinen Mannes, die sich bisher nicht gerührt hatten, schienen unruhig. Dieses Ding war wie durch Zauberei aus dem Gras aufgetaucht. Trotz ihrer Größe schienen diese Bestien nicht ungeschickt beim Verstecken und Anschleichen zu sein.
»Was meinst du damit, du ›trafst sie draußen in Corcyrus‹?«
»Als Corcyrus im Silberkrieg an Argentum fiel«, erklärte der kleine Mann, »und die stolze Sheila, die erbarmungslose Tatrix, abgesetzt wurde, sind sie anscheinend aus der Stadt geflohen.«
Ich hatte vom Silberkrieg gehört, als ich in Argentum war. Sheila, die Tatrix, von der gesagt wurde, sie wäre so schön, wie sie stolz und unbarmherzig sei, war gerade geflohen. Sie wurde aber später in Ar gefangen genommen, amüsanterweise und sicher zu ihrer Schande und Demütigung, von einem professionellen Sklavenjäger. Sie wurde in einen goldenen Sack gesteckt und zurück nach Corcyrus gebracht, um vor Gericht gestellt zu werden. Zuletzt hieß es von ihr, dass sie das Eigentum des professionellen Sklavenjägers, der sie gefangen hatte, geworden war.