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Der kleine Mann, der mit dem Anführer verhandelt hatte, stand im Hintergrund. Seine zwei Begleiter standen ein Stück vor ihm. Beide waren raue, grimmig blickende Männer, mit Schwertern bewaffnet. Ich hielt sie für nicht so gefährlich wie den Anführer und seinen Begleiter. Er war mit zwei Männern gekommen, erinnerte ich mich plötzlich.

Zwei der Bestien gingen auf uns zu. Sie knurrten genauso wie Borko. Ich spürte, dass sie nichts fürchteten, nicht einmal ein solch schreckliches Tier wie ein Sleen. Obwohl sie als Waffen nur ihre Zähne und Krallen hatten, hielten sie sich für überlegen.

»Was sind das für Dinger?« fragte Hendow.

»Wo ist Lucinius?« fragte der Bärtige.

»Das sind ja wirklich große Männer«, bemerkte Hendow, »ich hätte auch nichts dagegen, einen Speer zu haben.«

»Dein Schwert ist blutig.« sagte der Bärtige.

»Dann habe ich Lucinius vielleicht getroffen.« sagte Hendow.

»Du solltest fliehen.« sagte Mirus.

»Nein.« entgegnete Hendow.

»Hütet euch vor ihm«, warnte der Bärtige, »er ist vielleicht gefährlich.«

»Komm näher«, sagte Hendow, »und prüfe das Blut auf meiner Klinge. Vielleicht erkennst du es.«

Borko kauerte sich zusammen, seine Schultern waren ein wenig höher als sein Kopf. Er knurrte.

»Ich gebe dich frei, Borko, alter Freund.« sagte Hendow. »Geh. Kehre in die Wildnis zurück. Du bist frei!«

Aber die Bestie blieb, wo sie war, neben ihrem Herrn.

»Wie du willst«, sagte Hendow, »du hast die Wahl, mein Freund.«

»Wir sind verloren«, bemerkte Mirus, »ich kann dich nicht unterstützen.«

»Bleib hinter mir.« sagte Hendow.

Aber Mirus sank dort, wo er war, auf die Knie.

Ich verstand nicht, wie er so lange durchgehalten hatte. Er musste ein Mann von unglaublicher Stärke sein.

»Ihr seid wirklich hässliche Kerle.« sagte Hendow zu den zwei Bestien.

Sie kamen sehr misstrauisch näher.

»He Jungs«, sagte Hendow, »versteckt euch nicht hinter euern Haustier-Urts. Kommt mutig selbst her. Zeigt, dass ihr Männer seid!«

»Lasst euch nicht provozieren!« warnte der Bärtige. »Das Blut von Lucinius sollte euch zur Vorsicht mahnen!«

»Clevere Jungs!« lachte Hendow.

»Achtet auf den Sleen!« rief der kleine Mann den Bestien zu. »Er ist gefährlich!«

Eine der Bestien, die jetzt schon sehr nahe, nur noch etwa fünfzehn Fuß weg waren, zog ihre Lippen zurück und zeigte ihre Reißzähne. Merkwürdigerweise schien das ein Ausdruck des Vergnügens zu sein. Doch dann dachte ich daran, dass man so etwas mit Vernunft beurteilen musste.

»Flieht, Herr!« sagte ich. »Flieht!«

Aber Hendow bewegte sich nicht. Sein ganzer Körper schien so angespannt, so lebendig, so bereit zu sein wie Borkos. Er würde natürlich Mirus nicht im Stich lassen. Außerdem konnte er den Bestien nicht entkommen. Ich hatte gesehen, wie sie sich bewegt hatten. Ich schluchzte auf.

»Hüte dich vor den Bestien, Herr.« sagte ich. »Sie sind vernunftbegabt. Sie können denken. Sie können sprechen!«

»So«, antwortete Hendow, »du hast also immer noch eine Lügenzunge in deinem Kopf. Vielleicht erinnerst du dich daran, wie du mich das letzte Mal belogen hast?«

Ich stöhnte auf. Ich war ausgepeitscht worden. dann war ich gezwungen worden, die Peitsche zu küssen. Dann musste ich niederknien, mein Kopf war auf dem Boden, meine Hände wurden hinter meinem Rücken festgehalten und wurde in dieser Sklavenpose vergewaltigt.

»Ich lüge nicht, Herr.« versicherte ich.

»Du dort, du großes, hässliches Tier«, rief Hendow zu dem Anführer der Bestien, der ein wenig zurückgetreten war, »sie lügt, oder?«

Die Bestie fletschte die Zähne.

»Natürlich.« antwortete sie.

»Da habe ich mir gedacht.« sprach Hendow.

Ich war verwirrt und erschrocken, aber auch etwas ermutigt, weil ich begriff, dass er mir geglaubt hatte, obwohl meine Behauptung sehr unwahrscheinlich geklungen hatte. Doch dann verstand ich, dass schon die Warnung des kleinen Mannes und die Reaktion der Bestien darauf Hendow gezeigt haben musste, dass die Bestien die menschliche Sprache verstanden. Hendow hatte mich, ein Sklavenmädchen, also nur im Rahmen seiner Strategie benutzt, um die Bestien abzulenken und mit ihnen zu spielen. Wie überlegen er mir doch war! Wie richtig es doch war, dass ich entsprechend der natürlichen Ordnung nur die Sklavin eines solchen Mannes war!

»Ihr Kerle seid eine Art Urt, nicht wahr?« fragte Hendow.

Der Anführer der Bestien richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sein Fell schien sich an seinem Kopf und den Schultern zu sträuben. Seine Augen blitzten. Tela schrie. Seine Ohren legten sich an seinen Kopf an, genauso wie Borkos. Dies, so nahm ich an, war ein Zeichen, dass er kampfbereit war, sie waren dadurch weniger verwundbar, es war weniger wahrscheinlich, dass sie in einem Kampf zerrissen oder zerbissen wurden.

»Ich habe noch nie so große Urts gesehen!« rief Hendow.

»Wir sind ein eigenes Volk!« entgegnete der Anführer der Bestien.

»Erstaunlich«, sagte Hendow zu dem kleinen Mann, von dem er zu Recht annahm, dass er mit den Bestien zusammenarbeitete, »wie hast du ihnen das Reden beigebracht?«

»Lasst euch von ihm nicht wütend machen!« rief der kleine Mann den Bestien zu. »Er will euch hereinlegen!«

Aber ich glaube, sie hörten ihm gar nicht zu. Ihre Aufmerksamkeit war auf Hendow gerichtet. Ich stöhnte auf, hilflos an das Geländer gefesselt. Ich bewegte meine Handgelenke. Ich konnte sie nicht lösen, sie waren perfekt hinter meinem Rücken zusammengebunden. Ich konnte mich nicht selbst befreien.

»Das ist ein großartiges Kunststück«, sprach Hendow weiter zu dem kleinen Mann, »mach es noch einmal! Bring sie noch einmal dazu, so zu tun, als ob sie sprechen könnten!«

Der Anführer der Bestien gab wütend in ein unmenschliches, barbarisches, wildes Knurren von sich, es klang wie das Brüllen eines Löwen, das Zischen eines Sleen, das Knurren eines Panthers, war aber eindeutig eine artikulierte Folge von Geräuschen, eine Form der Kommunikation mit seinen Begleitern. Er zeigte auf Hendow. In diesem Augenblick war der Sleen vergessen. Er aber ließ die vordere der beiden Bestien nicht aus den Augen. Die sprang auf Hendow los, erreichte ihn aber nicht. Borko sprang ihr an die Kehle, schlug seine Zähne in ihren Körper und hing an ihr, mit seinen hinteren vier Beinen ihren Bauch aufreißend. Die andere Bestie wollte ihr zu Hilfe kommen, aber Hendow schlug mit seinem Schwert nach ihrem Nacken. Die Klinge drang nicht weit ein, weil sie von dicken Wirbelknochen gestoppt wurde, trotzdem durchnässte Bluten den Rücken der Bestie. Sie wirbelte herum, um Hendow anzugreifen, doch der stieß mit seinem Schwert nach ihr. Die Klinge drang sechs Zoll tief in den Körper der Bestie, doch die Bestie hielt stand und drang dann langsamer auf ihn ein. Sie fiel nicht. Hendow trat zurück. Ich glaube, erst jetzt erfasste er völlig, wie stark und energisch die Bestien waren und wie schwierig es werden könnte, sie zu töten. Die zwei Begleiter des kleinen Mannes drängten nach vorn. Hendow wich zurück, um ihrem Angriff zu begegnen.

Mirus versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Ich spürte Tupitas Hand an meinen Fesseln. Sie versuchte, sie zu lösen.

Die Bestie, die Hendow verletzt hatte, war zum Kampf Borkos mit der anderen Bestie zurückgesprungen. Der Anführer der Bestien kauerte neben ihnen auf allen vieren, umkreiste sie wild blickend und wartete auf seine Chance. Borko und die zwei Bestien rollten durch das Gras, knurrten und verschwammen zu einem um sich beißenden Fleck. Es war schwierig, sie auseinander zuhalten oder zu sagen, wer wo war, so schnell änderten sich ihre Positionen.

»Ein Schwert! Ein Schwert!« rief der Anführer der Bestien.

Er schien zu wissen, wie gefährlich es ist, sich solch einem Ort der Gewalt, solch einem unberechenbaren Gewirr von Zähnen und Klauen zu nähern. Mit einem Schwert kann man aus einem gewissen Abstand kämpfen. Der Begleiter des bärtigen Mannes eilte auf dessen Befehl zu den kämpfenden Tieren, um zu versuchen, den Sleen zu erstechen. Auch das war nicht ungefährlich. Der Sleen konnte jederzeit auch ihn angreifen.