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Tupita löste meinen Hals vom Geländer.

Hendow fällte einen der Begleiter des kleinen Mannes. Dann wandte er sich dem Bärtigen zu, der, nachdem sich sein Begleiter in den Kampf der Bestien eingemischt hatte, ohne sich selbst auch daran zu beteiligen, vorsichtig näher gekommen war. Es schien, als wäre ihm ein menschlicher Gegner lieber. Außerdem hegte er, wie ich einen Augenblick später begriff, einen Plan.

Der andere Begleiter des kleinen Mannes wich schreckerfüllt zurück. Der Bärtige verteidigte sich verzweifelt. Er war sehr geschickt. Er schützte sich. Ich merkte, dass es sehr schwierig ist, einen Mann anzugreifen, der in erster Linie sich selbst verteidigt.

»Kämpfe!« schrie Hendow ihn an.

»Greif den anderen Mann an!« rief der Bärtige dem Begleiter des kleinen Mannes zu. »Töte ihn!«

Mirus konnte sich nicht verteidigen. Tupita schrie vor Schreck auf und unterbrach ihre Bemühungen, mich zu befreien. Der Begleiter des kleinen Mannes zog sein Schwert und rannte auf Mirus zu. Hendow drehte sich, um Mirus zu schützen, er stoppte den Angreifer, wehrte seinen Schwerthieb ab, doch dabei musste er, wie der Bärtige zweifellos gehofft hatte, seine eigene Abwehr öffnen. Ich schrie auf und sah wie Hendow steif wurde, als die Waffe des bärtigen Mannes ihn durchbohrte. Er sank neben Mirus auf die Knie und dann auf alle viere. Der Bärtige trat Hendows Waffe weg. Hendow hatte natürlich bemerkt, dass er seine linke Seite bei der Verteidigung von Mirus entblößt hatte. Aber er hatte keinen Augenblick gezögert.

Tupita war hinter dem Geländer hervorgekommen, wo sie versucht hatte, mich zu befreien und rannte jetzt zu Mirus, um ihn mit ihrem Körper zu beschützen. Der bärtige Mann interessierte sich jedoch gar nicht für Mirus. Vielleicht hielt er ihn schon für tot. Sein Schwert, das seine Hand immer noch umklammerte, hing nach unten. Er wischte es an seinem Bein ab. Dann lief er dorthin, wo die Tiere kämpften, ging jedoch nicht zu nahe heran. Dort war, aber auch auf Abstand bedacht, der kleine Mann. Der andere Mann, der letzte der Begleiter des Bärtigen, stand im Hintergrund. Sein Gesicht war bleich. Er hielt seinen verletzten Arm. Sein Schwert war blutig. Ich wusste nicht, ob er den Sleen angegriffen hatte, weil ich mich auf Hendow und Mirus konzentriert hatte.

Eine der Bestien im Gewirr des Kampfes erschien seltsam träge. Ihr Kopf saß lose auf den Schultern, wie ein Spielzeug an einer Schnur. Dann fiel der Körper der Bestie leblos seitwärts ins Gras. Es war die Bestie, die als erste Borko und Hendow erreicht hatte, diejenige, die sich über die Warnung des kleinen Mannes amüsiert zu haben schien. Sie und ihre Freunde schienen aber jetzt begriffen zu haben, wie gefährlich der Sleen war.

Die zweite Bestie rang mit Borko, stieß seinen Kopf hoch und zurück. Die Bestien hatten nicht nur Zähne und Klauen wie Raubtiere, sondern auch zum Greifen geeignete Krallen, wie sie baumbewohnende Klettertiere besitzen. Beide Bestien und Borko waren blutüberströmt. Ich glaubte, eine der Bestien versuchte, Borkos Genick zu brechen, doch dann verstand ich, dass sie nur versuchte, seine Kehle zu entblößen. Gleichzeitig rissen Borkos vier hintere Füße den Unterleib der Bestie auf. Die Bestie biss nach Borkos Kehle, doch dort schützte ihn das schwere Stachelhalsband. Die Stacheln spießten in die Schnauze und die Zunge der Bestie. Blut spritze ihr vom Maul. Sie heulte wütend auf. In diesem Augenblick sprang der Anführer der Bestien, der sich bisher aus dem Getümmel herausgehalten, es wie eine Katze umschlichen, beobachtetet und auf eine Gelegenheit gewartet hatte, Borko von hinten an und versuchte, sein Halsband zu zerbeißen. Aber, ich glaube zum Erstaunen der Bestie, war das, als versuchte sie, eine explodierende Bombe zu ergreifen, so wirbelte der Sleen mit der in das Halsband verbissenen Bestie herum und biss und hieb um sich. Die Bestie ließ verblüfft los und fiel zurück. Sie legte die Pfote auf ihre Brust, wischte dort Blut ab und besah es sich ungläubig. Es war ihr eigenes Blut. Borko versuchte, sie anzuspringen, aber eines seiner Hinterbeine steckte in den Eingeweiden der anderen Bestie fest.

Die schrie vor Schmerzen. Sie ergriff Borko bei seinem Hinterbein und schleifte ihn weg, so dass er den Anführer der Bestien nicht mehr angreifen konnte. Der kauerte knurrend im Gras, schien aber nicht begierig darauf, sich wieder in Reichweite der Kiefern des Sleen zu begeben.

»Töte ihn!« schrie der kleine Mann der kämpfenden Bestie zu.

»Töte ihn!« schrie er auch zu dem Bärtigen und dessen Begleiter mit dem verletzten Arm.

»Nimm dein Schwert!« befahl der Bärtige seinem Begleiter.

»Nimm du doch deines.« erwiderte der erbittert.

Tupita weinte über Mirus, der bewusstlos niedergefallen war. Mit Händen und Haaren versuchte sie, sein Blut zu stillen.

Hendow, der auf allen vieren war, hob seinen Kopf. Das Gras auf seiner Seite war blutdurchtränkt. Sein Schwert war verschwunden.

Die Bestie, die mit Borko kämpfte, war jetzt hinter ihm und versuchte, sich mit Klauen und Zähnen im Fell verbeißend, an dessen Körper hochzukriechen. Borkos Aufmerksamkeit war immer noch auf den Anführer der Bestien gerichtet, der vorsichtig und blutend außerhalb seiner Reichweite abwartete.

Hendow tastete nach dem Messer an seinem Gürtel. Ich sah, wie die große, geballte Faust der Bestie sich erhob und dann wie ein Hammer immer und immer wieder auf Borkos Rücken niederfuhr. Ich glaube, ein einziger solcher Schlag hätte ein Gitter zerschmettern können. Die Bestie ließ dann das Halsband von hinten los, warf es beiseite, hob den Sleen hoch in die Luft, biss ihm das Genick durch und ließ ihn zu ihren Füßen niederfallen. Der Anführer der Bestien sprang an seinem Platzt hoch und runter und reckte brüllend die Arme.

Die siegreiche Bestie, eine Masse von Blut und Wunden, stand über Borko. Ich aber beobachtete merkwürdiges an ihrem Unterleib. Mit einer Pfote schob sie die hervorquellenden Eingeweide zurück in den Bauch.

Hendow taumelte mit gezogenem Messer auf seine Füße. Die Bestie wandte ihren Blick zu uns und fletschte die Zähne. Dann stieß ihr Hendow sein Messer bis zum Heft in die Brust. Der Bärtige stürzte vorwärts und stach Hendow zweimal von hinten nieder. Hendow fiel tot ins Gras. Einen Augeblick später fiel auch die Bestie tot um.

Der bleichgesichtige Mann zitterte. Ich glaube, sogar die letzte der Bestien schauderte. Fünf Männer waren hierher gekommen, um Sklavinnen zu erwerben. Zwei von ihnen hatten überlebt, unter ihnen der Bärtige, ihr Anführer. Der andere war verletzt worden, wahrscheinlich bei dem Versuch, in den Kampf der Bestien einzugreifen. Vielleicht war es sogar ein unbeabsichtigter Hieb der anderen Bestie und nicht einer von Borko gewesen. Es schien, als wäre es ihm nicht klar gewesen, wie wenig weise es war, sich in diesen Kampf einzumischen. Drei Männer waren mit den Bestien im Bunde gewesen. Von diesen hatte nur einer überlebt, der kleine Mann. Drei Bestien waren es gewesen. Zwei von ihnen wurden getötet, eine von Borko und eine von Hendow. Der Anführer der Bestien war blutüberströmt, aber ich denke, seine Wunden waren nicht schwer.

»Das war ein blutiger Nachmittag.« bemerkte der Bärtige.

»Meine Freunde sind tot.« sagte der Kleine und betrachtete die Bestien.

Der Anführer der Bestien knurrte ihn an.

»Wer waren diese beiden?« fragte der Mann mit dem aufgerissenen Arm und zeigte auf Hendow und Mirus.

»Dieser«, sagte der Bärtige und wies auf Hendow, »war ein guter Schwertkämpfer.«

»Aber was wollte er hier?«

»Er hatte einen Sleen«, spekulierte der Bärtige, »Zweifellos war er ein Sklavenjäger.«

»Der andere lebt vielleicht noch.« sagte der Mann mit dem verletzten Arm.

Sein Blut floss jetzt langsamer, weil er die Wunde mit seiner Hand zusammendrückte. Trotzdem quoll es immer noch zwischen seinen Fingern hervor, rann über sein Handgelenk und über seinen Handrücken.

Tupita, die sich über Mirus zusammengekauert hatte, sah erschrocken hoch. Mirus’ Augen waren geöffnet. Ihr Haar und ihre Hände waren mit Blut bedeckt. Sie hatte die Blutung gestoppt. Ich glaubte aber nicht, dass er in der Lage war, sich zu erheben.