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»Dort«, sagte der Bärtige, »im Gras ist das Schwert des Sklavenjägers. Wir erlauben dir, dorthin zu gehen und es zu holen. Ja, du darfst es anfassen. Nur für ein oder zwei Augenblicke. Ja, obwohl du eine Sklavin bist. Du kannst es benutzen, um diesem Mann hier ein Ende zu bereiten. Du wirst dann mit ihm fertig sein. Du brauchst nicht mehr in Angst und Schrecken zu leben, nicht mehr bei jedem unbekannten Geräusch, bei jedem Schatten in der Dunkelheit zurückzuschrecken.«

»Tu es nicht, Tuka, ich flehe dich an!« schrie Tupita. »Er kann sich nicht bewegen. Er ist hilflos. Tue ihm nichts!«

»Es wird zweifellos keine saubere Arbeit werden, schließlich hat sie nur die Kraft eines Mädchens«, sagte der Bärtige zu Mirus, »aber ich bin sicher, irgendwann ist sie damit fertig.«

Tupita brach in Tränen aus. Ich wollte mich dem Schwert nicht einmal nähern. Es war, als würde es Warnungen und Schrecknisse ausstrahlen und unsichtbare Flammen, die mich verbrennen würden. Es war eine Waffe! Ich traute mich nicht, näher heranzugehen.

»Hab keine Angst.« sagte der bärtige Mann.

Außerdem war es Hendows Schwert. Er hatte damit das Leben seines besten Freundes Mirus geschützt und ihm war klar gewesen, dass er dabei seine Deckung für das Schwert seines Gegners geöffnet hatte. Er hatte sein Leben für das seines Freundes gegeben. Wie ironisch, wie undenkbar, wenn ich dieselbe Klinge jetzt benutzen würde, um Mirus zu töten.

Mirus wendete mir seinen Kopf zu. Obwohl er so schwach war, loderten seine Augen vor Hass.

»Nimm das Schwert«, befahl er, »benutze es, wenn du kannst!«

Ich sah ihn elend an.

»Erwarte keine Gnade von mir«, fuhr er fort, wenn ich jemals wieder dazu in der Lage bin, werde ich dich suchen. Ich werde dich jagen. Ich werde dich mit der Unerbittlichkeit eines Sleen verfolgen.«

»Los, geh!« drängte der Bärtige. »Hab keine Angst! Zeige, dass du Mut hast! Zeige, dass du stark bist! Zeige, woraus du gemacht bist! Tu es! Wir werden dich bewundern! Wir werden dich preisen!«

Ich fiel im Gras auf meine Knie.

»Ich darf keine Waffe anfassen!« sagte ich.

»Du hast unsere Erlaubnis!«

Ich schüttelte ängstlich den Kopf.

»Du hast Angst.«

»Ja, Herr.«

»Du bist ein Schwächling.«

»Ja, Herr.« entgegnete ich. »Aber auch wenn ich kein Feigling wäre, würde ich es nicht tun.«

»Tapfere Tuka!« rief Tupita.

»Ich bin eine Sklavin«, sprach ich weiter, »ich existiere für das Vergnügen und zum Lieben der Männer und zum Dienst an ihnen. Ich darf ihnen nichts tun. Ich möchte es auch nicht. Töte mich, wenn du musst.«

»Wir schenken dir die Freiheit, wenn du es machst.« bot der Bärtige an.

»Verzeih mir, Herr. Nein, Herr.« entgegnete ich.

»Leg deinen Kopf ins Gras.« befahl der Mann. »Wirf dein Haar nach vorn, so dass dein Genick frei liegt.«

Ich gehorchte.

»Bitte nicht, Herr!« schrie Tupita.

Ich spürte die Schwertklinge an meinem Nacken. Sie berührte mich oberhalb des Kragens und bewegte sich gegen die Haare auf meinem Nacken. Sie schien sehr scharf zu sein.

»Bitte, Herr, tue es nicht!« schrie Tupita.

»Du hast deine Meinung vielleicht geändert?« fragte der Bärtige.

»Nein, Herr. Verzeih mir, Herr.« entgegnete ich.

Ich spürte, wie die Klinge hochgehoben wurde. Ich schloss meine Augen. Dann hörte ich ihn lachen. Erschrocken öffnete ich meine Augen wieder. Ich hörte, wie das Schwert in seine Scheide gesteckt wurde.

»Bara!« schnauzte der Mann.

Ich warf mich im Gras in der befohlen Haltung auf den Bauch und legte meine Hände mit überkreuzten Handgelenken auf meinen Rücken. Verwirrt und gehorsam lag ich dort. Er ging, um die Seile zu holen, die Tupita und er selbst mir vor kurzem abgenommen hatten. Ich war verschont worden!

Er kam zurück und hockte sich über mich. Meine Handgelenke und Knöchel wurden fest zusammengebunden. Er wusste, wie man Frauen richtig fesselt.

»Oh!« sagte ich, als meine Knöchel dann hochgezogen und an meinen Handgelenken befestigt wurden.

Er zog mich hoch auf meine Knie und dann kniete ich hilflos und perfekt gefesselt vor ihm. Er schien amüsiert.

»Herr?« fragte ich.

»Du bist eine ausgezeichnete Sklavin.« bemerkte er.

»Herr?«

»Du schuldest mir jetzt dein Leben.«

»Ich verstehe nicht.«

»Und deine Sklaveninstinkte sind ausgezeichnet.«

»Meine Sklaveninstinkte?«

»Ja.«

»Ich verstehe nicht, Herr.«

»Glaubst du wirklich, wir hätten dich am Leben gelassen, wenn du einen freien Mann erschlagen hättest?«

»Du hast mir meine Freiheit versprochen.« flüsterte ich.

»Sobald du die Tat begangen hättest«, sagte der Bärtige, »hätten wir dir die Hände abgeschnitten. Dann hätten wir dir der Kopf abgeschlagen.«

»Du hattest mir meine Freiheit versprochen.« wiederholte ich.

»Keine Angst, nach der Tat hätten wir dir die Freiheit gegeben, nur für einen Augenblick, zu unserem Amüsement.« antwortete er. »Dann hätten wir dich wieder versklavt und bestraft.«

»Ja, Herr.« sagte ich zitternd.

»Auf diese Weise wärst du als Sklavin bestraft worden und wärst als Sklavin gestorben.«

»Ja, Herr.«

»Fahre fort, Männern gut zu dienen.«

»Ja, Herr.«

»Oh, Tuka, Tuka!« rief Tupita leise und freudig erregt.

Der bärtige Mann wandte ihr seinen Blick zu und sie schrak zurück.

»Fahre auch du fort, den Männern gut zu dienen.« sagte er zu ihr.

»Ja, Herr.« entgegnete sie.

Dann sah er zu Tela.

»Ja, Herr.« sagte auch sie.

Sein Blich fiel auf Mina und Cara.

»Ja, Herr.« sagte Mina.

»Ja, Herr.« sagte Cara.

»Was ist mit ihm?« fragte der Mann mit dem verbundenen Arm und wies auf Mirus.

»Ich werde ihn töten.« sagte der Bärtige.

Er zog sein Schwert.

»Nein!« schrie Tupita, rannte zu Mirus und warf sich über ihn.

»Ich werde sie auch töten.« sagte der Bärtige.

»Bitte nicht, Herr!« rief ich.

»Ich behalte die fünf Tarsks!« rief der kleine Mann.

»Ho, Fulvius! Fulvius!« hörten wir von einem Mann, der über die Wiese zu uns gelaufen kam. Es war Callisthenes, der schon vorher vom Wagen gekommen und dem befohlen worden war, dorthin zurückzukehren. Die überlebende Bestie erhob sich von dort, wo sie gesessen hatte, um Ausschau zu halten. Sie blutete nicht mehr, aber ihre ganze Brust war mit getrocknetem Blut bedeckt.

»Ich habe dir doch gesagt, du sollst zum Wagen zurückgehen.« sagte der Bärtige, der anscheinend Fulvius hieß. »Du solltest bei Alcinous und Portus warten.«

»Sie sind tot!« keuchte der Mann. »Ich fand sie tot vor!«

Fulvius und der Mann mit dem verbundenen Arm tauschten Blicke. Ich sah, wie sich Tupita von Mirus löste. Er erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einen Ellenbogen.

»Wie sind sie gestorben?« fragte Fulvius. »Haben sie Wunden?«

»Schwertwunden.« antwortete Callisthenes.

»Wurden sie von hinten angegriffen?«

»Scheinbar von vorn.« berichtete Callisthenes. »Und beide hatten ihr Schwert gezogen.«

»Wieviele Angreifer?«

»Ich denke, einer.«

»Es müssen mehr gewesen sein.« sagte Fulvius. »Alcinous und Portus waren gute Kämpfer.«

»Ich weiß nicht«, zweifelte Callisthenes, »vielleicht.«

»Hast du Spuren entdeckt?«

»Ich sah die von Alcinous und Portus und eine von jemand anderem.«

»Was sind das für Wunden?«

»Alcinous Wunde war an der Seite und zeigte auf sein Herz.« antwortete Callisthenes. »Portus ist durchbohrt worden.«

»Portus ist also als zweiter gestorben«, stellte Fulvius fest, »bei Alcinous wollte ihr Angreifer nicht riskieren, dass seine Schwertklinge bricht.«

Der Mann mit dem verbundenen Arm öffnete und schloss seine Hand, um die Festigkeit ihres Griffs zu testen.

»Sind der Wagen und das Tharlarion weg?« fragte Fulvius.

»Nein.«

»Was ist mit den Geldbeuteln von Alcinous und Portus?«

»Die sind verschwunden.«