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Die Gruppe war jetzt auf dem Weg in den Wald. Wir, Mira, Cara, Tela und ich, folgten an der Sklavenkette. Sie schienen nicht darauf zu achten, ob wir ihnen folgten oder nicht. Natürlich folgten wir ihnen, unterwürfig wie angebundene Tiere! Und das waren wir ja auch: angebundene Tiere. Wir waren Sklavinnen.

Ich sah im Mondlicht einmal zurück zum Grab von Borko und Hendow. Ich konnte den Griff von Hendows Schwert sehen, das Brett, dass Mirus in die Erde gesteckt hatte, diese einfache Markierung, die nur wenig mehr über Hendow berichtete, als dass er aus Brundisium kam und einen Freund gehabt hatte. Ich weinte auf dem Weg zum Wald.

30

Der Sklavenwagen

Ich setzte mich auf. Ich konnte nicht glauben, was er mir wahrscheinlich antun wollte. Doch ich nehme an, dass es für eine Sklavin nicht so ungewöhnlich war. Die drei Monde waren voll. Es war spät. Wir waren im Wald. Der Sklavenwagen war nicht weit weg. Das Tharlarion, abgekoppelt aber angebunden, graste zwischen den Bäumen, zupfte Kräuter aus dem Gras und reckte seinen Hals, um an großen Blättern zu nagen.

Meine Knöchel waren gefesselt. Ich konnte meine Beine nicht schließen. Meine Knöchel waren jeder an einen jungen Baum gebunden, die etwa ein Yard auseinander standen. Meine Hände waren nicht mehr hinter dem Rücken gefesselt, sie trugen jetzt eiserne Ringe, die durch eine Kette verbunden waren. Das war viel bequemer, aber wo ich mich vorher hilflos in Seilen wand, war ich jetzt mit Stahl gefesselt. Bestimmt wollte er mich nicht so halten! Erkannte er mich denn nicht? Wollte er mich wie jede beliebige Sklavin behandeln?

Wenn ich meine Hände anhob, hörte ich das Klirren der Kette und fühlte, wie die Eisenringe in meine Handgelenke schnitten. Wenn ich weitermachte, würde ich mich verletzen. Ich hatte die Wahl. Aber am Ende, ob ich weitermachte und mir selbst Schmerzen zufügte oder nicht, würde ich doch nichts ändern können. Ich schluchzte frustriert auf.

»Was ist los, Tuka?« fragte Tela.

Sie war, einige Fuß neben mir, genauso gefesselt wie ich. Sie hatte sich auf die Ellenbogen aufgestützt und ihren Kopf gedreht, um mich im Mondlicht zu betrachten.

»Oh, sei bloß ruhig!« antwortete ich.

»Also gut.«

»Entschuldige, Tela.«

»Ist schon gut.« sagte sie. »Was ist los?«

»Nichts.«

»Nichts!«

Tela legte sich zurück, sicher erstaunt über mein für sie seltsames Verhalten. Ich saß da und zerrte wieder an den Handfesseln. Wieder tat es weh. Wieder hatte ich mich verletzt. Ich schluchzte noch einmal frustriert auf. War das alles, was ich für ihn war, nur eine beliebige Sklavin?

Ich konnte das kleine Lagerfeuer am Wagen sehen. Weiter hinten kümmerte sich Tupita um Mirus. Am Feuer saßen der immer noch maskierte Fremde und die unbewaffneten Callisthenes und Sempronius. Deren Schwerter hingen an der Seite des geschlossenen Wagens. Sie redeten und ließen einen Krug herumgehen, der wahrscheinlich Paga enthielt. Mira und Cara, die immer noch ihre Eisenringe und Handfesseln von Ionicus’ Kette trugen, waren in den Sklavenwagen gebracht worden, der abgeschlossen worden war.

Der Wagen war eigentlich nur ein großer Eisenkasten, der auf ein Wagengestell montiert war. Seine Tür an der Rückseite konnte über eine kurze Treppe mit breiten Holzstufen erreicht werden. Im oberen Teil der Tür gab es eine kleine, etwa einen halben Zoll hohe und sechs Zoll breite Öffnung, die mit einer Klappe verschlossen wurde. Die Klappe war jetzt geschlossen und verriegelt. Unten gab es eine größere Öffnung, ungefähr drei Zoll hoch und einen Fuß breit, durch die Näpfe mit Wasser oder Essen in den Wagen geschoben werden konnten, ohne die große Tür öffnen zu müssen. Die Öffnung hatte auch eine Klappe, die jetzt verriegelt war. Auch sie konnte nicht von innen geöffnet werden.

Der Fremde hatte den Krug verschlossen. Er hatte den Männern Gastfreundschaft bewiesen. Sie hatte, wie man sagt, »seinen Kessel geteilt«. Sie standen auf. Früher am Abend hatte Sempronius mich an den Ruinen des langen, niedrigen Gebäudes neben dem Geländer, an das zu dieser Zeit noch Tela, Mina und Cara gefesselt waren, gefüttert. Callisthenes hatte gleichzeitig Essen in Telas Mund gesteckt, die mit dem Hals an das Geländer gefesselt gewesen war. Ich hatte mich gefragt, ob der Fremde, als er Callisthenes und Sempronius erlaubt hatte, uns halbnackte Sklavinnen zu füttern, ihnen aber gleichzeitig verboten hatte, uns anzufassen, das nicht eher getan hatte, um sie zu quälen. Aber jetzt schien es mir, dass ich mich geirrt hatte. Es sollte eher seinen Appetit auf mich anregen, ihm einen Vorgeschmack auf die Freuden geben, die ihn, wenn er wollte, erwarteten. Und mir sollte es vor Augen führen, wie hilflos ausgeliefert ich ihm war, wie sehr von seiner Gnade abhängig, wie sehr außerstande, mich zu verteidigen oder auch nur selbst zu essen, von ihm sogar abhängig bei meiner Ernährung, dies sollte mein Unbehagen wecken.

Sempronius kauerte sich vor mich hin.

»Leg dich hin.« befahl er.

Ich gehorchte. Wie fest meine Knöchel zusammengebunden waren! Wie eng die Eisenringe meine Handgelenke umschlossen! Er zog mir den Gürtel und den Stofffetzen aus, den ich trug. Dann begann er, neben mir kniend, mich zu streicheln. Ich betrachtete ihn bestürzt und drehte mich weg. Er wollte mich heiß und offen für sich machen! Ich musste widerstehen! Ich musste es wenigstens versuchen! Was, wenn der Fremde das sah? Aber die Männer hatten mich verändert. Ich brauchte ihre Berührungen jetzt, mehr als ich mir jemals hatte träumen lassen, selbst nicht in den Momenten enttäuschter Leidenschaften auf der Erde. Wollen wir doch ehrlich sein: Ich war zu einer Sklavin gemacht worden.

»Was ist los?« fragte Sempronius verwundert.

»Nichts, Herr.« sagte ich fest.

Ich hörte, wie Tela leise aufschrie, als Callisthenes sie anfasste.

Sempronius wusste, was er machte. Ich versuchte, mich dagegen zu wappnen und an etwas anderes zu denken. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Ich hörte Tela vor Lust keuchen. Ich hasste es plötzlich, Sklavin zu sein! War das möglich, dass wir mit der Großzügigkeit eines goreanischen Gastgebers seinen Gästen zur Verfügung gestellt wurde? Aber natürlich war das möglich! Ich war schließlich nur eine Sklavin! Aber warum tat er mir das an, gerade mir? War ich für ihn wirklich nur eine beliebige Sklavin, die ohne eine Sekunde des Zögerns seinen Gästen zur Verfügung gestellt wurde, lediglich ein Ding, eine Annehmlichkeit für sie, wie eine Serviette oder eine Fingerschüssel, eine Bequemlichkeit wie eine Decke oder ein zusätzliches Kissen?

›Ich darf mich durch Telas Schreie nicht erregen lassen. Ich muss versuchen, nicht darauf zu achten! Was für eine Lust sie empfinden musste! Vielleicht hatte der Fremde mich doch nicht erkannt?‹

»Oh!« stöhnte ich plötzlich leise.

Sempronius lachte in sich hinein. Ich wusste jetzt, und er wusste es auch, dass er mich besiegen würde.

»Ist sie zufrieden stellend?« fragte der Fremde, der hinter Sempronius stand.

Ich sah wild zu ihm hinauf.

»Es scheint, als würde sie es werden.« antwortete Sempronius.

Der Fremde hielt eine aufgewickelte Sklavenpeitsche in seiner rechten Hand.

»Wenn du nicht völlig zufrieden bist«, sagte er, »lass es mich wissen.«

»Klar.« sagte Sempronius.

Ich wusste, dass der Fremde mich peitschen würde, wenn ich Sempronius nicht zufrieden stellen würde. Aber ich begann mich unter dessen Hand zu winden, ich konnte nichts dagegen tun.

»Du bist eine heiße Sklavin.« sagte Sempronius zu mir.

»Oh, oh.« stöhnte ich leise.

»Gefällt es dir nicht?« fragte er.

»Doch, Herr.« schluchzte ich. »Ich danke dir, Herr.«

In diesem Augenblick hörte ich Tela darum betteln, von ihren Handfesseln befreit zu werden, damit sie Callisthenes umarmen könne. Er öffnete einen ihrer Eisenringe. Callisthenes hatten offenbar die Schlüssel zu unseren Handfesseln! Wie freundlich das von dem Fremden war! Ich bäumte mich ein wenig auf und sah erleichtert, dass der Fremde mit Mirus und Tupita zurück war. Ich schloss die Augen. Ich lag auf dem Rücken auf den Blättern, keuchte und warf meinen Kopf hin und her.