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Ich folgte Tautrog auf allen vieren mit dem Stück Seide in meinem Mund. Er zog mich hinter die Kopierer, wo Teibar mich nicht sehen konnte. Dort berührte er mit seinem Fuß meine Arme und Beine an der Außenseite und bedeutete mir so, mich hinzulegen. Ich ließ mich erst auf meine Ellenbogen und dann auf meinen nackten Bauch nieder.

Ich glaube, Taurog sprach nicht viel Englisch. Er hatte mir aber seinen Befehl deutlich gemacht. Ich verstand, während ich auf der kühlen, glatten Fläche vor den Kopierern lag, dass man nicht immer die Sprache eines Mannes verstehen musste, um ihm zu gehorchen, genauso wenig wie er sie benötigt, um dir zu befehlen.

Ich hörte Teibar mit Hercon sprechen, Hercon ging dann weg, später fand ich heraus, dass er meine Sachen aus der Damentoilette holte. Teibar, der für mich der wichtigste meiner Entführer war, blieb bei dem Tisch, auf dem der Attaché-Koffer lag. Ich glaubte zu hören, wie er einige Dinge dort hin- und herbewegte. Nach kurzer Zeit kehrte Hercon zum Tisch zurück. Einen Augenblick später sagte Taurog etwas, wahrscheinlich zu Taurog.

Der zog zweimal leicht an der Kette. Es gab ein leises Klirren der Kettenglieder und zweimal einen leichten Ruck an meinem Kragen. Es war ein Signal für mich. Taurog machte ein zustimmendes Geräusch, als ich sofort auf alle vier ging. Dann führte er mich zurück zum Tisch mit dem Attaché-Koffer, wo Teibar, der Chef meiner Entführer, den ich am meisten fürchtete, wartete. Ich sah einen Stapel mit meinen Sachen auf dem Boden neben dem Tisch, das Tanzkostüm, meine Börse, meine Kleidung, die ich in der Bibliothek getragen hatte. Das hielt ich für das Resultat von Hercons kurzer Abwesenheit. Jetzt war er wieder da. Taurog sagte etwas zu Teibar.

»Taurog«, sagte Teibar dann zu mir, »ist zufrieden mit dir. Er denkt, dass du ein instinktives Verständnis für Kettensignale haben könntest.«

Mit der nassen Seide im Mund konnte ich nicht sprechen. Ich konnte nur zu ihm aufsehen.

»Das kann durchaus sein«, fuhr er fort, »du bist schließlich eine Frau.«

Ich sah ungehalten zu ihm hoch. Er holte ein kleines Objekt aus seiner Tasche. Ich glaube, ich hatte ihn schon damit gesehen, beim Haupteingang der Bibliothek, als ich vor ihm geflohen war. Er zielte damit auf den Kleiderstapel am Boden. Ein blendendheller Lichtstrahl fuhr aus dem Objekt, ich schrie auf, halbblind. Als ich wieder sehen konnte, war der Teppich an der Stelle fort und nur noch Asche lag dort.

»Hier ist noch etwas.« sagte Hercon und hob das Tonbandgerät an. Zweifellos waren die Tonbänder auch dabei.

»Lass das und die Musik«, sagte Teibar, »die, die es entdecken, sollen etwas zum Nachdenken haben.«

Hercon legte das Gerät auf den Tisch. Ich zitterte. Ich hatte gesehen, was aus meinen Kleidung auf dem Boden geworden war. Ich kannte die Technik nicht, die diesen Männern zur Verfügung stand. Sie schien aber mächtig und hoch entwickelt. Merkwürdig, sie schien so gar nicht zu der Welt zu passen, von der Teibar gesprochen hatte. Konnte es sein, dass solche Geräte auf dieser Welt nicht erlaubt waren?

Ich sah das kleine Objekt auf mich zielen. Ich schüttelte heftig meinen Kopf, biss wimmernd auf die Seide, Tränen traten mir in die Augen. Ich wusste, sein blendender, intensiver Strahl konnte mich in einem Augenblick mit verzischender Flüssigkeit kochen und zerschneiden.

»Du weißt, was wir tun könnten, wenn wir wollten?« fragte er.

Ich nickte nachdrücklich, mit Tränen in den Augen.

Daraufhin steckte er das Gerät in seine Tasche. Ich brach auf dem Teppichboden zusammen, außerstande, mein Gewicht weiter zu tragen.

»Leg sie auf den Tisch.« sagte er.

Taurog bückte sich, hob mich mit Leichtigkeit auf und legte mich rücklings auf den Tisch neben den Attaché-Koffer. Die Männer schoben die Stühle zurück, so dass sie oberhalb des Tisches standen. Ich sah verschreckt hoch zu Teibar. Er zog die Seide aus meinem Mund.

»Bitte.« weinte ich.

»Hast du die Erlaubnis zu sprechen?« fragte er streng.

»Nein.« flüsterte ich.

»Vielleicht will ich dich nicht sprechen hören.« sagte er.

Er öffnete das Stück Seide, das ich in meinem Mund gehabt hatte, und faltete es ordentlich zusammen. Danach war es ein weiches, feuchtes Päckchen, etwas 6 oder 7 Zoll im Quadrat. Er legte es neben meine linke Hüfte.

»Darf ich sprechen?« fragte ich schüchtern.

Ich merkte plötzlich, dass gar kein Knebel nötig war, um mich zum Schweigen zu bringen. Es bedurfte dazu nur des Willens oder einer Laune von Männern wie diesen hier, um das einfach und effektiv zu bewirken. Solche Männer konnten mich mit einem Wort, einer Geste oder einem Blick zum Verstummen bringen.

»Entferne ihre Glöckchen.« sagte er zu Hercon. »Leg’ ihr Fußketten an. Die Jungfrauen-Ketten.«

»Bitte …« wagte ich zu sagen.

»Sehr gut.« sagte er.

»Was bedeutet das alles?« fragte ich bittend. »Was wollen Sie mit mir machen?«

Ich spürte, wie Hercons starke Finger den Lederriemen an meinem linken Fußgelenk lösten. Ich hörte das Klingen der Glöckchen.

»Wer sind Sie?« verlangte ich zu wissen.

»Teibar.« antwortete er.

Ich schüttelte frustriert den Kopf. Der Kragen lag so eng und schwer um meinen Hals und schränkte seine Bewegung ein. Ich hörte, wie die Kette sich hinter mir bewegte, wo sie über der Kante des Tisches baumelte.

»Aber was sind sie?« fragte ich dringlicher.

»Menschen«, sagte er, »genau wie du, auf deine kleinliche, gemeine Art.«

»Warum hassen Sie mich?« fragte ich.

»Wegen dem, was du bist und was du Männern antun würdest.« sagte er.

»Was?« fragte ich.

»Sie zu zerstören.« sagte er.

»Ich habe nicht vor, Männer zu zerstören.« wehrte ich ab.

»Ich weiß«, sagte er, »jetzt nicht mehr.«

»Ich verstehe nicht.« schluchzte ich.

Dann spürte ich, wie sich die Glöckchen von meinem Fußgelenk lösten. Hercon gab sie weiter an Teibar, der sie, die Riemen darunter, auf das weiche, feuchte Stück Seide neben mir legte.

»Warum tun sie das?« versuchte ich es noch einmal. »Was sind Sie wirklich?«

»Ich bin Geschäftsmann.« sagte er.

»Was ist Ihr Geschäft?« fragte ich klagend.

»Ich bin Exporteur.« sagte er.

Ich fühlte, wie sich eine stabile Fußkette um mein linkes Fußgelenk schloss, an dem die Glöckchen befestigt gewesen waren. Ein Schloss schnappte zu. Ich zweifelte nicht daran, dass es verschlossen war. Ich nahm an, dass es unterschiedliche Arten dieser Fußketten gab. Diese hier, begriff ich plötzlich, war eine »Jungfrauen-Kette«.

»Was exportieren Sie.« fragte ich weiter.

»Frauen.« antwortete er.

Ich bäumte mich auf, wurde aber sofort mit einem Rasseln der Kette an meinem Kragen zurück auf den Rücken gezerrt.

»Bleib liegen.« befahl er.

Ich sah, wie Hercon einen großen Ledersack hochhob und ausschüttelte. Er war schwer, dunkel, lang und eng. Er hatte Riemen und ein Schloss an einem Ende.

»Ich habe die Maske und das Mittel vorbereitet.« sagte Teibar zu Hercon.

Ich strengte mich an, um den Sack zu betrachten. Hercon faltete ihn dreimal und legte ihn auf den Tisch.

»Du kommst da hinein, mit dem Kopf zuerst, geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt«, wandte sich Teibar an mich, »aber selbst wenn du nicht gefesselt wärst, könntest du wegen der Enge darin nur wenig mehr machen, als ein bisschen zu wackeln.«

Ich versuchte aufzustehen, aber eine kegelförmige, steife Gummimaske wurde mir über Nase und Mund gestülpt und mit ihrer Hilfe wurde ich zurück auf den Tisch gedrückt. Taurog hielt mich an den Handgelenken fest auf der Tischplatte. Hercon hielt meine Knöchel. Ich kämpfte. Meine Augen starrten wild über der Maske. Teibar goss eine Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche in eine Öffnung mit Gaze an der Spitze der Maske und presste sie fest über meinen Mund und meine Nase.