Выбрать главу

»Sieh sie an, Herr«, rief Tupita, »sieh doch, wie schön sie ist!«

»Herr«, schluchzte ich, an Mirus gewandt, »ich flehe um Vergebung!«

Dann tat ich wieder und wieder so, als ärgerte er sich über meine Bitte und würde mich peitschen. Dann lag ich auf dem Rücken und auf dem Bauch, tat so, als würde ich geschlagen, drehte und wand mich wie unter Schlägen. Es war, als ob er mich bestrafen würde.

»Sie tanzt gut.« bemerkte Mirus.

»Vergib ihr, Herr.« bettelte Tupita. »Sie bedauert es! Sie fleht um Vergebung!«

Ich sah den Fremden an. Seine Augen hinter der Maske glänzten. Ich schrie fast auf vor Freude. Hatte er mich doch erkannt? Nun, vielleicht fragte er sich jetzt, ob er mich nicht doch kannte!

Ich sprang auf meine Füße und bewegte mich sinnlich, aber auch als würde ich gestoßen und gedrängt, auf den Sklavenwagen zu. Tupita keuchte. Ich ergriff die Sklavenpeitsche, stieß sie dann roh, wie ein Mann, zwischen meine Zähne und warf mich auf den Boden. Dann begab ich mich Stück für Stück, manchmal auf den Knien, manchmal so, als versuchte ich mich zu erheben, manchmal auf allen vier, manchmal als versuchte ich, auf meine Knie zu kommen und würde doch wieder auf alle vier gezwungen. Als ich ihn erreichte, tat ich so, als würde ich immer verängstigter und reuiger und dann legte ich als Abschluss meines Tanzes meinen Kopf neben die Peitsche vor ihm auf den Boden. Ich küsste die Peitsche, warf mich vor ihm auf den Bauch, eine Sklavin, die von seiner Gnade abhängt.

»Vergib mir, Herr.« flehte ich.

»Du hast mir eine Peitsche gebracht.« bemerkte er.

»Damit du die Sklavin strafen kannst.« sagte ich.

Wie selbstverständlich ich mich als Sklavin betrachtete! Ich war eine Sklavin!

»In deinem Tanz schien es«, entgegnete er, »als wärst du schon bestraft worden.«

Ich sagte nichts. Natürlich hatte ich in meinem Tanz keinen Schlag abbekommen.

»Aber nicht meine Peitsche ist für dich zuständig.« fuhr er fort.

Ich war erstaunt und mein Herz setzte aus, als ich das hörte. Meinte er, dass der Fremde Anspruch auf mich erhob und dass es dessen Peitsche war, die für mich jetzt zuständig war? Aber natürlich konnte er auch nur gemeint haben, dass ich Ionicus aus Cos gehörte. Das konnte man auf meinem Kragen lesen.

»Ich stehe in deiner Gnade«, sagte ich, »du kannst mich bestrafen, wie du willst.«

»Und wofür«, fragte er, »soll ich dich strafen?«

»Herr?« fragte ich und hob den Kopf.

»Dafür, dass du deinem Herrn und seinen Männern gehorcht hast?«

»Herr.« sagte ich mit Tränen in den Augen.

»Das war nun einmal deine Pflicht.« bemerkte Mirus.

»Sie wäre sonst schrecklich bestraft und vielleicht sogar getötet worden!« warf Tupita ein.

»Wolltest du Ködermädchen werden?« fragte er.

»Nein, Herr.«

»Ich bin mir jetzt sicher«, sagte er, »wenn ich in Ruhe darüber nachdenke, dass du wirklich gezögert hast, mich in die Falle zu locken und es lieber gesehen hättest, wenn du dich hättest zurückziehen können.«

»Ja, Herr.«

»Aber in meiner Freude, dich zu treffen«, fuhr er fort, »habe ich die offensichtlichen Anzeichen übersehen. Es fiel mir nicht ein, dass ein Ködermädchen sein könntest. Bei jedem anderen unbekannten Mädchen wären mir die Umstände, besonders die Einsamkeit der Straße und die Merkwürdigkeit mit dem Schlüssel in deinem Eisengürtel sofort verdächtig vorgekommen.«

Ich entgegnete nichts.

»Es war mein Fehler.« fuhr er fort.

»Aber du wurdest durch deine Zuneigung und dein Vertrauen für mich getäuscht.«

»Nein«, widersprach er, »ich war dumm.«

»Verzeih mir, Herr.« sagte ich.

»Du bist nicht dumm gewesen, Herr.« widersprach auch Tupita. »Sieh dir Tuka doch an. Sieh, wie wohlgerundet und begehrenswert sie ist! Sie hätte einen General getäuscht!«

»Sklavin.« sagte Mirus zu mir.

»Ja, Herr?«

»Wie, denkst du, sollte eine freie Frau bestraft werden, wenn sie das getan hätte, was du getan hast?«

»Was immer dem Herrn gefällt.« antwortete ich. »Sobald sie gebrandet ist, sollte sie in einen Kragen gesteckt werden.«

»Knie nieder.« befahl er.

»Ja, Herr.«

»Bist du nicht etwas zu fein angezogen?«

»Ja, Herr.«

Ich entfernte das Stück Stoff, das ich trug, und den Stoffgürtel.

»Komm her«, befahl er, »auf den Knien.«

»Ja, Herr.«

Er erhob sich in eine kauernde Position und legte seine Hände auf meine Oberarme. Er war sehr stark.

»Du bist eine wohlgerundete Sklavin.«

»Ich danke dir, Herr.«

»Wie, denkst du, sollte eine Sklavin bestraft werden, wenn sie das getan hätte, was du getan hast?«

»Was immer dem Herrn gefällt.« antwortete ich.

»Die Peitsche?«

»Wenn es dem Herrn gefällt.«

Ich wäre mehr als froh, wenn es nur die Peitsche wäre!

»Vielleicht«, sagte er, »die Peitsche in den Fellen?«

»Oh ja, Herr!« rief Tupita. »Ja! Ja!«

»Ich glaube«, fuhr Mirus fort, »mein Zorn auf dich war zum Teil Zorn auf mich selbst, dass ich deinen Reizen so leicht erlag.«

»Ja, Herr.«

Daran hatte ich nie gezweifelt.

»Gib nicht nur dir selbst die Schuld, Herr.« rief Tupita. »Ich bin sicher, dass sie ein schlaues Ködermädchen war, ein schönes und geschicktes Ködermädchen!«

Ich fand nicht, dass dieser Beitrag Tupitas unbedingt nötig gewesen war.

»Ja«, bestätigte Mirus trotzdem und sah mich an, »das stimmt.«

Er stand auf, hob mich hoch und trug mich vom Feuer weg in die Dunkelheit.

»Nimm sie!« rief Tupita. »Lass sie bezahlen! Zeige ihr, wer der Herr ist!«

Im Dunklen warf er mich zwischen die Blätter. Ich lag dort mit hochgereckten Beinen erschrocken da.

»Ich bin etwas ärgerlich.« teilte mir Mirus mit.

»Ja, Herr.« antwortete ich.

Das war nur zu offensichtlich.

»Ich bin das Erste Mädchen, Sklavin.« rief Tupita mir zu. »Sieh zu, dass du ihm gut dienst! Wenn du das nicht tust, presse ich einen Eimer Sklavenöl aus dir!«

»Ja, Herrin.« rief ich zurück.

Mirus kauerte sich neben mich. Er wälzte mich auf den Rücken. Ohne Umstände spreizte er meine Beine. Ich diente ihm gut! Er schien eindeutig die Absicht zu haben, jedenfalls zu Beginn, sich nur seinem Vergnügen zu widmen. Ich erwartete nicht, dass er auf mich mehr Rücksicht nahm als auf eine freie Frau, die auf den Straßen einer brennenden Stadt hastig als Beute genommen und dann mit einem Strick um den Hals hinter ihrem Entführer hergeschleift wird.

»Ja, du bist gut.« sagte Mirus fast knurrend.

»Verzeih mir, Herr.« antwortete ich.

Dann diente ich, hilflos in seinem Griff, seinem Vergnügen. Als er abrupt von mir abließ, sah ich nach oben und bemerkte erleichtert, dass in seinen Augen kein Zorn mehr stand. Er würde mir nichts mehr tun. Es war vorbei. Mirus war wieder er selbst, der Mirus, den ich von Brundisium kannte. Die Schuld, wenn da eine Schuld gewesen war, war auf einer niedrigeren Ebene bezahlt worden. Ich war wieder eine gewöhnliche Sklavin für ihn.

»Du darfst mich anfassen.« erlaubte er.

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

Später nahm er mich noch einmal.

»Hat sie gut gedient?« rief Tupita.

»Ja«, sagte Mirus, »sie hat gut gedient.«

Ich war erleichtert, das zu hören. Ich hatte nicht daran gezweifelt, dass Tupita, obwohl sie mich liebte, mich als Erstes Mädchen ausgepeitscht hätte, wenn Mirus nicht mit mir zufrieden gewesen wäre.

Mirus sah zu mir herunter.

»Und wer ist«, fragte er, »am Ende der Herr und wer die Sklavin?«

»Du bist der Herr«, entgegnete ich, »ich bin die Sklavin.«

»Und wer hat gewonnen?«

»Du, Herr«, antwortete ich, »hast vollständig gesiegt und ich bin ein Nichts.«